Full text: St. Ingberter Anzeiger

Eokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 16. Sept. Die Kunde von 
einem gräßlichen Unglück brachten gestern Abend 
preußische Bergleute hierher: Auf Grube Maybach 
find gestern Nachmittag schlagende Wetter aufge⸗ 
reten, während sich viele Leute in der Grube be— 
fanden. Bis heute früh wurden 23 Todte an 
Tag gefoördert. Einige Mann der Belegschaft wurden 
noch dermißt. Hoff nitlich bestätigt sich das Unglück 
aicht in dem Maße, wie die Gerüchte behaupten. 
* St. Ingbert, 16. Sept. Nach einer 
Bekanntmachung des Reichsverficherungssamtes sind 
die von den Versicherungsanstalten für die In⸗ 
baliditäts- und Altersversicher— 
ung auszugebenden Beitragsmarken in 
Form eines Rechtecks auf weißem Papier und 
war die Macken im Werthe von 14 Pfennigen 
Lohnklaffe 1) in rothem Druck, die im Werthe 
von 20 Pfenaigen (Lohnklasse U) in blauem 
Druck, die im Werthe von 24 Pfennigen (GCohn- 
tlasse III) in grünem Druck und die im Werthe 
pon 80 Pfennigen C(Lobnklasse IV) in roth⸗ 
braunem Druck herzustellen. Die Doppelmarke, 
welche die Marke der II. Lohnklaffe und die Zu⸗ 
jatzmarke für die freiwillige Versicherung vereinigt, 
zeigt zwei Farben, die blaue für die Marke 
der D. Lohnklasse und eine orangefarbene der 
Zufatzmarke. 
— Kaiserslautern, 13. Sept. Der 
Berein Pfälzer Thierärzte hielt heute seine 
18. Generalversammlung unter sehr zahlreicher Be⸗ 
teiligung im Hotel „Schwan“ hier ab. Der Vor⸗ 
stand des Vereins, Herr Bezirkstierarzt Thomas, 
begrüßte die Erschienenen und gab einen kuczen 
Bericht über die Thätigkeit des Vereins im abge⸗ 
laufenen Vereinsjahre. Auch unferes bisherigen, jetzt 
pensionierten Kreistierarztes F. Groß gedachte der 
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zroßen Verdienste um den Verein und aus all⸗ 
jeitiger Anhänglichkeit und Hochachtung zum Ehren⸗ 
mitgliede des Vereins ernannt. Herr Bezirkstierarzt 
Engel sprach über einige Paragraphen der ober⸗ 
polzeilichen Vorschrift, „die Fleischbeschau“ betreffend. 
Des allgemeinen Interesses wegen sei davon be⸗ 
sonders erwähnt, daß die bürgerlichen Fleischbe⸗ 
schauer — also Nichttierärzte — immer noch zu 
wenig Rücksicht nehmen auf obgenannte Vorschrift. 
Hiernach steht solchen nur die Begutachtung zu über 
Fleisch von gesunden Tieren. Fleisch von Tieren, 
die im Leben krank waren, oder solch⸗s, das nach 
seiner Beschaffenheit oder nach seinen Veränderungen 
— z. B. Perlsucht — mit Bestimmtheit auf eine 
vorausgegangene Krankheit schließen läßt, unterliegt 
ausschließlich der Begutachtung des Tierarztes. 
Selbst Krankheiten, die weniger wie 12 Stunden 
bestehen, z. B. Aufblähen, infolge deren Tiere nicht 
sesten rasch geschlachtet werden, sind gar nicht so 
unbedenklich und haben oft den Milzbrand zur 
Ursache. Der Vortrag war in so anregender Weise 
gehalten, daß Herr Engel allerseits gebeten wurde, 
auch über eie anderen Paragraphen genannter Vor⸗ 
jchrift bei nächster Versammlung zu referierea. Ein 
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„Schwan“ vereinigte noch auf längere Zeit die 
Teunehmer und man verabschiedete sich mit dem 
Wunsche auf frohes Wiedersehen im nächsten Jahre 
zu Neustadt. (Pf. Pr.) 
— Pirmasens, 15. Sept. Herr Bauunter⸗ 
nehmer Zürlein kaufte eine Wiesse, ca. a Morgen, 
nächst dem Koch'schen Hause an der Zweibrücker 
Straße um 10000 Mk. 
— Pirmasens, 15. Sepi. Das gestern 
vom hiefigen „Konsulat der Allgem. Radfahrer 
Union“ in Gemeinschaft mit dem Radfah ver- 
Verein“ veranstaltete Sportsfest verlief auf 
das schönsfte. Schon früh Morgens kamen von 
allen Himmelsrichtungen Radler an, die der Ein⸗ 
ladung der hiefigen Vereine gefolgt und erschienen 
waren, um das erste hiesige Radlerfest verhert⸗ 
lichen zu helfen und zwar waren vertreten die 
Städte Zweibrücken, Homburg, Kaiserslautern, 
Germersheim, Ludwigshafen, Bergzabern, Mann⸗ 
heim, Pforzheim, Saarbrücken und Saarlouis. 
Das Wenfahren nahm Morgens /, 11 Uhr seinen 
Anfang und zwar fanden statt: J. Unionsfahren 
(Strecke 23 Kimtr.): (offen für alle der „All⸗ 
gem. RadfahrerUnion“ angehörigen Fahrer); 9 
Meldungen, wovon 7 theilgenommen: 1. Preis 
Dito Venn, Saarbrücken (66 Min.) 2. Preis 
Detat Lang, Pfotzheim. 8. Preis N. Weber, 
Pforzheim. Der 1. Preis besteht aus silberder⸗ 
zoldetem Ehrenzeichen und Werthpreißs für 30 
Mark, 2. Preis silbernem Ehrenzeichen und Wert⸗ 
preis jür 12 Mark, 3. Preis bronzenem Ehren⸗ 
jeichen. II. Konsulatsfahren (Strecke 119, 
eimir.) (offen für Pirmafenser Fahrer); 1. 
Preis (silberdergold. Ehrenzeichen) H. Braun, 27 
Min. 28 Sek. 2. Preis (silbernes Ehienzeichen) 
Adolf Schindler. 3. Preis (bronzenes Ehren⸗ 
zeichen) Simon Seim. P. Ztg.) 
— Landau, 15. Sept. Das „Tabl.“ brachte 
die Nachricht, daß am Genie⸗Uebungsplatz Vermes⸗ 
ungen für den Bau einer Kavallerie-Kaserne vor⸗ 
jenommen würden. Wie dem „Eilb.“ von best- 
interrichteter Seite mitgetheilt wird, ist an der 
zanzen Nachricht nichts weiter wahr, als daß dort 
ine Vermessung stattgefunden hat, welche jedoch mit 
dem angeblichen Bau einer Kaserne nicht im ge- 
ingften Zusammenhang steht. — Rach einer Korre⸗ 
pondenz der „Pf. Z.“ wird das „Tagblait 
ereits mit dem 1. Oktober zu erjcheinen auf⸗ 
ören. 
— Landau. Ein äußerst unangenehmes 
keiseabente uer begegnete vor Kurzem einem 
diefigen Herrn, der auf der Fahrt nach dem ba⸗ 
zischen Oberland zum Antritt einer Stelle daselbst 
jegriffen war. Als er, wie der „Land. Anz.“ 
neldet, an Oos vorbeifuhr. sand auf dem Bahn⸗ 
deig ein Juwelter aus Baden⸗Baden, bei dem kurz 
uvor ein Diebstahl verübt worden war und der in 
jem Landauer Herrn mit Befstimmtheit den Dieb 
rkennen wollte. Was halfen alle Unschuldsbetheue⸗ 
ungen, unser Landsmann wurde verhaftet und mußte 
inen Tag in Haft bleiben, bis von hier aus der 
achweis geliefert worden war, daß man sich an 
inem gänzlich Unschuldigen vergriffen hatte. 
— Weyher. Der hiesige Waldhüter Jakob 
Fifscher versteht schon 51 Jahre zur Zufrieden⸗ 
sjeit der Gemeinden des Rebviers Weyher, sowie 
einer Vorgesetzten seinen Dienst. Täglich noch 
nacht er seinen Forstbegang bis zum Hinterwald 
ind zurück. Fischer hat unter 6 Forstmeistern und 
1Oderfoͤrstern seinen Dienst versehen; alle seine 
dollegen, die in unserem Revier bedienstet waren, 
jat er überdauert. 
— Zeiskam. Der auf der , Zeiskamermühle“ 
hedienste Mühlbursche Johann Marz, 20 Jahre 
ilt, gebürtig aus Offenbach, wurde durch die Gen⸗ 
armerie verhaftet und in das kgl. Amisgerichts⸗ 
zsefüngniß Germersheim verbracht. Genannier ist 
eschudigt in der Nacht vom 5. — 6. ds. Mis einen 
Wagen mit Stroh, gehöcig dem Peter Götz, Han⸗ 
delsmann in Kuhardt, vorsätzlich in Brand gesetzt 
u haben, so daß dieser total niederbrannte und 
uuch Gefahr für den Ort Zeiskam selbst bestand. 
— Bergzabern, 15. Sept. Bei der 
seute Morgen 10 Uhr in Oberotterbach 
zurch das Presbyterium und dessen Ersatzleute 
zorgenommenen Pfarrwahl wurde unter den 8 
zur Wahl zugelassenen Bewerbern Herr Pfarrer 
Feigel, zur Zeit in Walsheim, Dekanats 
Zweibrücken, einstimmig gewählt. 
— Der Stadtrath von Germers heim hat 
zeschlossen, mit Beginn des neuen Schuljahres eine 
öhere Töchterschule in's Leben zu rufen. 
Die Ausfichten für das Bestehen einer Töchterschule 
ind sehr gut. 
— Eine aufregende Szene spielte fich 
im Sonntag Nachmittag 5 Uhr auf der Mann⸗ 
heimer Straße in der Nähe der Walz'schen Ziegelei 
in Speyer ab. Das Pferd einer Chaise scheute 
und ging durch. Der Kutscher, welcher das Tier 
jalten wollte, sprang vom Wagen herunter und 
)erwickelte sich mit den Füßen im Zaume; eine 
zanze Strecke wurde er noch geschleift. Die beiden 
Insassen der Chaise, ein von der Hochzeitsreise zu⸗ 
ruckkehrendes junges Ehepaar, wollien beide zuhilfe 
eilen, jedoch gerieth der junge Ehemann unter ein 
stad der Chaise und blieb auf der Straßte liegen. 
Die Frau, das Entsetzliche sehend, versuchte aus 
der Ehaise zu springen. Da das Tier indiessen so 
ichnell rannte, gelang ihr dies nicht, sie wurde eine 
zanze Strecke mitgeschleift, bis fie ohnmächtig wurde 
ind zur Erde fiel. Man brachte sie in ein nahe— 
zelegenes Haus, jedoch sollen laut „Pf. Zig.“ die 
Berletzungen zu großer Besorgnis Anlaß geben. 
— Nach der Festordnung zur Weihe des 
Bauplotzes und zum ersten Spatenstich der Ge⸗ 
dächtnißkirche der Protestatispn von 
1529 zu Sp yer am Freitag den 19. September 
vird die Feier am Vorabend und Festmorgen durch 
Festgeläute eingeläutet. Nachdem die Festgäste am 
zahnhof und am Rhein empfangen und zur Drei⸗ 
altigkeitslirche geleitet worden sind, erfolgt dort 
Aufstellung des Festzuges, nach der Zugordnun 
bestehend aus Schülern, Saängern, dem d 
terium, den Gustab⸗Adolf⸗Vereinsgästen, Ausschuß 
und Ehrengäßfien, den sonstigen Gästen und Spehee 
Bürgerschaft. Die Festhandlung auf dem Baudiaß 
wird eingeleitet durch einen Gesang der dereinigten 
Speyerer Sänger, Gesänge der Festgemeinde und 
Festlektion (Herr Kirchencath Lyncker) woran fig 
die Festrede und Weihe des Bauplatzes durch Herin 
Professor Gumpel reihen. Sodann erfolgt der erste 
S„patenstich durch Herrn Konsistorialrath Risch 
erher Vorsiand. Dabei betheiligen sich die 
glieder des Hauptvorftandes des Gustad-Adolf Ver. 
eins und des Manndheim⸗r F stausschusses, die Ehren. 
zaste und der weitere Ausschuß des Reifchervetcin 
Nach der Feier bleibt es jedem Festtheilnehmer in⸗ 
denommen, fich am Beginn der Arbeilen duq 
einige ESpatenftiche zu betheiligen Waährem 
des feierlichen Spatenstiches ertönt Glockengelaut, 
An diese Handlung schließt fich: ein von Herrh 
Siadtpfarrer Hofftann gesprochenes Weihegedel 
der Gesang der vereinigien Sanger Spehen 
Pfalm 24, lomponirt von Prosfe ssot Lutzel in 
IZweibruckn), eine Ansprache im Namen des Haupi— 
porstandes der Gustab-Adolf-⸗Stiftung und Gesang 
der Festgemeinde. Mit dem von Herrn Siadi 
pfarrer Ferkel gesprochenen Segen schließt die Frier 
ab. Mittags 1 Uhr vereinigen sich die Fesnheil. 
nehmer zu einem gemeinfamen Mittagessen im 
Wittelshacher Hof“, wo während des Festmahls 
derr Recitator Neander die Adschiedsscene zwischen 
Staupitz und Luther frei aus dem Gedächtniß vor— 
ragen wvird. Nach erfolgter Befichtigung der Merk⸗ 
vürdigkeiten Spey⸗rs findet Nachmittags 4 Uhr 
eine gesellige Vereinigung in der Schwarzz'schen 
Bierhalle statt. 
— Neustadt, 15. Sept. Es wurde schon 
ruüher darauf hingewiesen, daß im Anschluß an 
die Bezirks Gewerbe Ausstellung eine allgemeine 
Pfalzer Obst- und Trauben⸗Ausstellung 
in Verbindung mit sonstigen landwirthschaftlichen 
Produkten abgehalten werden wird. Diese Aus⸗ 
tellung wird am Sonntag, den 28. d. M., er⸗ 
zjffnet. Es ist zu erwarten, daß eine nicht unbe⸗ 
deutende Anzahl von Odstsendungen, von Trauben 
ind dergl. ihren Weg zu einer Zusammenhkunf 
dahier nehmen werden. 
— Neustadt. Aus der letzien Stadtrats⸗ 
ditzung dürfte von allgemeinem Interesse sein, 
zaß der Stadtrat dem Antrage der Hospitalkommifsion 
intsprechend beschlossen hat, im Krankenhaut 
„Hetzelstift“ 2 Z mmer moͤdlieren zu laffen, um 
darin Kranke aufnehmen zu koͤnnen, welche Heilung 
und Verpflegung auf eigene Rechnung finden 
voslen. Es wurde ein Kredit von 700 Mar 
zewilligt. 
— Düärkheim, 15. Sept. GBaherische 
Notenbank.) Die dahier zu errichtende Agen⸗ 
iur eröffnet ihre Thätigkeit am 1. November d 
J. Die Vertretung der Bank wurde Herrn 
Peter jun. übertragen. 
— Frankenthal, 14. Sept. Heute Vor⸗ 
nittag gelang es dem sich noch in Untersuchungs⸗ 
jaft befindenden, am 2. Soptember d. J. bon der 
Strafkammer hiesigen kgl. Landgerichts zu 2 Jahren 
Hefaͤngnis verurteilten Jakob Ku hen aus Hagen⸗ 
zach aus der Haft zu ent weichen. Leute sahen 
)en Verbrecher fich über die Gefängnis hofmauet 
chwingen und herabspringen. Sofort derstandiglt 
nan die Behorde und man war dem Flüchtigen 
rasch auf der Spur. Der Arbeiter Heeb bei der 
ereinigten Holzindustrie leistete Erstaunliches in der 
Berfolgung, denn es gelang ihm, Kuhn noch in 
der Flomersheimer Gemarkung einzufangen und 
hn der hetzueilenden Gendarmerie zu übergeben, 
zie ihn sofort fesselte. Bezuͤglich des Transhorttet 
hatte man aber die Rechnung ohne den Heren 
Spitzbuben gemacht, er weigerte sich auch nur inen 
Schritt zu gehen, weshalb ein Flomersheimer Fuhr⸗ 
verk herbeigeholt und der Widerspenstige mitelst 
desselben nach Frankenthal verdracht werden mußte— 
Sobiel das hiefige , Tagol.“ hort, hatte Kuht 
heute nach Zweibruͤden zur Ableistung seiner Strafe 
derbracht werden sollen. — 
— Großßzniedesheim. Wie bekannt, si 
det am 25. 8. M. dahier die Houpwersammln— 
pfälzer Bienenzüchter statt. Das in 
definitiv festgestellte Programm der Haupiwersamm 
ung ist folgendes: 1) Von 7 Uhr an Beßchn 
ung der Ausstellung. 2) 10 Uhr: Beginn 
Berhandlungen. 8) ————— 
Welches sind die haupisächlichsten Acbeuen a