Full text: St. Ingberter Anzeiger

chester, stellte. Ein Eroͤffnungsmatsch leitete die 
Feunion ein. Es folgte diesem ein Willkommens— 
gzruß des Herrn Buürgermeister Neumayer, welcher 
dann Herrn Lokalschulinspektor Buttner das Wor 
zum ersten Toast ertheilte: Man feiere heute die 
28jahr. Feier der Gruündung des Pfalzischen Kreib 
lehterbereins, zu der aus der ganzen schönen Pfalz 
die Theilnehmer so zahlreich erschienen seien. Jeder 
wunsche, daß der Verein gruͤnen möge. Die Ge⸗ 
vmmenen wollen heute neue Lebens ⸗ und Schaffens⸗ 
kraft und im Austausch der Gedanken neue An— 
regung sammeln. Man sei hier in einer lehre 
freundlichen Stadt, es beweise dies vieles was für 
die Schule geschehe und heute wieder der Schmud 
der Haäuser und die erschienenn Gaͤste. Es sei sehr 
ndthig, daß Schule und Haus Hand in Hand ar⸗ 
beiten, dann erst koͤnne der Lehrer seinen schweren 
—X 
dringt demnächst ein Danktelegramm des Prinz— 
regenten, auf die heute Morgen ubgefandte Hul⸗ 
digungsdepesche zur Verlesung. Herr Hildebrand 
tnüpft hieran einen Toast auf den Prinzregenten 
den er ais den Sitolz und die Freude seines Landes 
feiert. Ein brausend Hoch wird dem Landesherrn 
gebracht, an das sich die stehend gesungene Königs⸗ 
hiymne anschließt. Spater berlas Herr Hildebrand 
noch eine Anzahl Telegramme, so vom Herrn Kul⸗ 
tusminister, von Herrn Staatsrath v. Braun, welche 
beide dem Lehrerstand ihre Fürsorge versicherten, 
dann auch ein Telegramm von den in Germersheim 
einberufenen Lehrerreservisten. Herr Pfarrer Heß 
feierte den Kaiser. Das Schulwesen werde geschützt 
von den Herrschern, an der Schule müssen Hader 
und Stren aufhören, Friede und Ruhe seien die 
Grundbedingungen ihrer Entwidelung. Jeder dem 
die Schule und ihr Gedeihen am Herzen liege, muß 
in das Hoch des Kaisers einstimmen. Herr Lehrer 
Foltz⸗Landau toostet auf Herrn Regierungspräsidenten 
von Braun, den Foͤderer der Pfälzer Schule, dem 
er ein begeisterst aufzenommenes Hoch bringt. Herr 
Lehrer Krebs aus Neustadt feiert die gastliche Fest⸗ 
stadt, welche die Herbeigekommenen so überraschend 
freundlich aufnahm. Der musikalische Theil des 
Konzerts ist, wie die „Pf. Vzt.“ schreibt, ols außerft 
gelungen zu bezeichnen. Als zum Schluß kräftige 
Weisen zum Vortrag kamen, theilte sich die Auf—⸗ 
merksamkeit zwischen der Musik und dem Gespräch 
mit Freunden und Bekannten. Daß die letzten 
fröhlichen Gäste ziemlich spüt das Festlokal verließen, 
laͤßt sich denken. 
— Kaiserslautern, 18. Sept. Die Haupt⸗ 
bersammlung des Pfälz. Lehrerwaisen- 
stiftes fand heute Vormittag im Rittersaale der 
Alten Pfalz stalt und nahm nahezu drei Stunden 
in Anspruch. Nach kurzer Begrüßung der anwesen- 
den Abgeordneten durch den 1. Vorstand, Herrn 
Seminarlehrer Hildebrand, wurde sofort in die 
Verhandlungen eingetreten. Ueber die Beanstandung 
der Abgeordnetenwahl durch die „Pfälz. Ztg.“ 
wurde auf Antrag des Herrn Krauß mit Hinweis 
auf die Satzungen des Vereins zur Tagesordnung 
übergegangen. Es folgte dann die Erstattung des 
Berichis üher die Entwickelung und Thätigkeit des 
Waisenstiftes in den letzten vier Jahren. Darnach 
ist die erfreuliche Thatsache zu konstatieren, daß so⸗ 
wohl die Mitgliederzahl als das Vereinsvermögen 
im steten Wa LAsturz begriffen find. Die Zahl der 
Mitglieder betrug im Jahre 1889:. 1406. Die 
Mehrung beziffert sich von 1885 bis 1889 auf 
249 Milglieder. Eingehend war die Darlegung 
der verschiedenen Einnahmequellen des Stiftes, das 
nach der Rechnungsablage des Herrn Krebs. Neu—⸗ 
stadt in den Jahren 1886 bis 18809 nachbezeichnete 
Vermogensstande aufweisen konnte: 1) 81178 Mt. 
70 Pfq., 2) 82205 Mi. 60 Pfa., 8) 110309 
Mk. 95 Pfg., 4) 112012 Mk. 97 Pfg. Die be⸗ 
antragte Erhoöhung der Beiträge mußte abgelehnt 
werden. Dagegen fand ein Antrag prinzipielle An⸗ 
nahme dahin gehend, daß alle zum Beitritt in das 
Lehrerwaifenstift berechtigten Schullehrer und Schul⸗ 
verweser, sofern sie erst nach ihrer ordentlichen, vor⸗ 
schrifismäßigen Anstellung durch die k. Regierung 
dem Verein beitreten, die Jahresbeiträge je 1Mlk. 
don der Z'iit ihrer Beitrittsberechtigung an nach- 
zuzahlen haben. Vom 80. bis 35. Jahre jedoch 
find je 2 Mark, vom 85. bis 40. Jahre je 8 
Mark pro Jahr, von der Zeit der Beitrittsberech- 
tigung an, nachzuzahlen und nach dem erreichten 
40. Lebensjahre ist die Moͤglichleit des Beitritis 
ausgeschlossen. Die zum Schlusse vorgenommene Aus⸗ 
schußwahl ergab folgendes Resultat: Seminarlehrer 
Zildebtrand und Hauptlehrer D. Böortzler von 
Zaiserslautern, Verwalter Pfeiffer von Speyer 
Lehrer Guth von Einöd und Lichti von Edenloden. 
Zu Ersatzleuten wurden die Herren Lehrer 
Kettig-Landau und K. A. Krauß -Spey ·r bestimmt 
Gpf. Pr.) 
— Kaiserslautern, 18. Sepi. Die der 
ungluckte, noch junge Frau des Kaufmannes Gräff 
—R 
gestorben. 
—Ktaisershautern. (Strafkammer. 
deinrich Wlasack, Maurer von Dürkheim, stahl 
n Ramsen einen Tabalsbeutel im Werth von 
Mk. 50 Pfg. Unter Annahme mildernder Um 
ande wurde auf eine Gefängnißstrafe von 8 Mo⸗ 
noten erkannt. 
— Pirmasens, 18. Sept. Heute Morgen 
wollte ein Bauers mann von Wals—⸗ 
hausen seine Milch hierher fahremn; unterwegs 
scheute das Pferd an einem Bierbrauerwagen und 
wurde dabei der Wagen mit den Milchkannen die 
Boͤsschung an der Straße hinuntergeschleudert, auch 
die Tochter des Mannes wie dieser selbst wurden 
natürlich vom Wagen geworfen, glücklicherweist 
ohne schwere Verletzungen zu erleiden. Durch den 
Sturz ist der Wagen gebrochen und das scheue 
Pferd ging mit dem Vorderwagen in rasendem 
halopp die Straße nach Pirmasens zu. In der 
Nähe von Hoͤheischweiler blieb der noch immer von 
dem Pferd gezogene Vorderwagen an einem dor' 
fahrendem Milchwagen hängen und brach auch 
noch in Stücke, so daß das Pferd nichts mehr als 
die sog. Waage an seinem Geschirr hängen hatte, 
welche aber, durch den Galopp bedingt, das Pferd 
an der Hinterstite der Beine bedeutend verletzte. 
Bei Stoffelhof gelang es einem Fuhrmann, das 
Thier anzuhalten; es zeigten sich mehrere Wun⸗ 
den, aus denen das Blut sozusagen herausspritzte, 
o daß das Pferd wahrscheinlich verloren sein 
wird, was mit dem total ruinirten Wagen einen 
hdedeutenden Schaden bringt. — Doch nicht des 
Anglücks genug. Der Bauersmann entlehnte sich, 
nach der „P Zig.“, auf einem benachbarten Orte 
ein Gefährt, um die Milch in die Stadt zu 
zringen, und hatte bereits mehrere Straßen durch 
ahren, als das Pferd ploͤtzlich am Wagen zog, 
zadurch ein Ruck entstand und der Mann vom 
Wagen fiel, wobei er sich am Hinterkopfe einige 
Wunden zuzog. 
— Pirmasens, 18. Sept. Herr Jean 
Mann auf der Apostelmühle hatte gestern das 
Unglück, beim Velozipedfahren zu fallen und sich 
dabei beide Arme zu drechen, einen sogar doppelt. 
Am Abend brach auf der Apostelmühle Feuer aus 
das allerbings bald bemerkt und gelöscht wurde. 
— Landau, 18. Sipt. Gegenwärtig iß 
eine Petition an die Direktion der pfälzischen Eisen⸗ 
hahnen hier in Umlauf, worin um die Ab⸗ 
assung eines Abendzuges von Karls- 
zuhte hierher ersucht wird, um auf diesem 
Wege den Besuch des Karlsruher Theaters zu 
rmoͤglichen. 
— Landau, 17. Sept. Der Gasthof „Zu m 
Schwanen“ wurde vom 1. Oktober ab an 
derrn Rudolf Wiener, Sohn des Besitzers des 
Darmsfädter Hofes“ in Darmstadt, verpachtet. 
— In Arzheim suürzte sich eine auf Besuch 
veilende Frau' in einem Anfall von Geistorung in 
einen Brunnen, wurde jedoch von gerade Wasser 
holenden Leuten wieder gerettet. 
— Von einem traurigen Geschid wurde 
die Familie des Tagners Jak. Bohlinger in Dör ren⸗ 
bdach heimgesucht. Beide noch juagen Eheleute, von 
derselben Krankheit ergriffen, erlagen dieser kurz 
nacheinander. Während die Frau beerdigt wurde. 
starb der Mann. 5 Kinder, wovon das älteste 7 
Jahre und das jüngste erst , Jahr zählt, find 
zurch diesen Trauerfall ploöͤtzlich zu armen Waisen 
Jeworden. 
— Speyer. Wie der „Sp. Zig.“ aus 
icherer Quelle mitgeieilt wird, beabsichtigt ein hie⸗ 
iger Bürger eine Pferdeschlaächterei zu 
rrichten. Bekanntlich sind die Fleischpreise in letz⸗ 
ter Zeit hier wie auch anderswärts etwas in die 
doͤhe gegangen, und es giebt manche aͤrmere Fa— 
milie, die infolgedessen leider nicht im Stande ist, 
die dem Koörper notwendige Fleischnahrung zu be—⸗ 
schaffen. In allen Städten mit Pferdeschlächtereien, 
wie z. B. in Ludwigshafen, Mannheim u. a., ist 
der Verbrauch des Pferdefleisches in steter Zunahme 
zegriffen. Die Preise für Pferdefleisch betragen durch 
nd 20 bis 25 Pf. per Pfd. Wurst 285 bis 
— Waldarbeiter von Rot 
auf dem sogenannten daatb 8 — 
—AD— eee 
Skelette, Kugeln, Hufeisen und dergleichen a 
wie man lannimmt, noch Uehberreste der im * 
1794 zwischen Preußen und Franzosen hiet ahn 
gehabten Schlacht find. —X 
— Neustadi. 17. Sept. Heut 
fuhren mehrere Kinder mit —5— n 
berg“ hinab. Dabei gerieth ein Wahngege 
weschemn das Gsädrig Sotnchen du Vn 
Helmer saß, aus der Bahn und ftürzte 
ind mit großer Gewalt auf das Pflaster d 
Merimillanfirode wobe es soiche Verhe 
litt, d eee der Tod eintrat. r 
— Wachenheim, 17. Sept. Heute 
fich eine Deputation des — 4 
Feuerwehr zu Herrn Burgermeister E. Wol 
um demjelben ein künstlerisch ausgeführtes Diplon 
als Ehrenkommandant des Korps zu überreichen 
wofür der also Geehrte in herzüchen Wotie 
dankte. 
— Kirchheimbolanden. Gesißz 
wechsel.) Das dem Herrn Peter Jeckel, — 
Wohnhaus in der Langgasse gelegen, ging X 
Zauf an Herrn Gerber Schlipp um den Preis von 
1500 Mk. über. 
— Kirchheimbolanden, 18. Sept. Heut 
früh 5 Uhr branagaten die mit Heu und Strol 
gefüllte Scheuer und der Stall des Metzgers Georg 
Dretzer in der oberen Langgasse dis auf di 
Umfassungsmauern nieder. 
— Kriegsfeld, 17. Sepft. Heute früh 
erhängte sich dahier der Ackerer Peter Wolf in 
einem Anfall von Geistesstörung im Walddistrik 
Reilsberg. Der Verlebte hinterläßt eine Wutwe mil 
sechs noch kleinen Kindern. 
Pfaãlzisches Schwurgericht. 
LDI. Quartal. 
Zweibrücken, 18. Sept. Verhandlung gegen 
1. Heinrich Foltz, geboren 1869, ledig. Schlosser 
und 2. Peter genannt Fritz Foltz; geboren 
1873, Tagner, beide von Kaiserslautern weger 
Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode, bezw 
wegen qualifizierter Körperverletzung. 
Der Anklage liegt folgender Sachverhalt zu 
Grunde: In der Nacht vom 19. auf 20. Ma 
1890 wurde um die ortsübliche Zeit in der Wirt 
schaft von Drumm an der Pirmasenser Straß 
in Kaiserslautern Feiecabend geboten, worauf ch 
die Angeklagten mit mehreren anderen Burschen 
aus der Wirtschaft begaben und auf der Straßt 
stehen blieben. Nach kurzer Zeit näherte sich ihnen 
eine andere aus der Kosselring'schen Wirischefl 
kommende Gesellschaft. Als einige zur letzteten 
Gesellschaft gehörigen Burschen an der aus der 
Drumm'schen Wirtschaft gekommenen Geselschaf— 
porübergingen, sprang denselben der Angebllagt 
Heinrich Foltz entgegen mit den Worten: Se 
ange ich die Zahne ratzen kann, bin ich der deutscht 
Michel!“ Der gelötete Burkhard erwiderte dem 
Angeklagten: „Wenn er der deutsche Michel sei 
solle er heimgehen und sich schlafen legen.“ Darauf 
hin gab dheinrich Foltz dem Burkhard eimen 
Sioß mit der Hand, daß er zurückfuhr 
den dieser mit Linem Schlag erwiderte. Nag 
mehrmaligem wechselseitigem Schlagen fuhr Heinris 
Foißz gegen Burkhard, als diefer fich 
um seinen gefallenen Strohhut aufzuheben, ge 
bückt hatte, mit einem blinkenden Messer zun 
Schlag aus und stach den Burkhard unterhalb del 
ũnen Schulterblaites in den Ruden. Das Messe 
drang in die Brufthöhle des Burthard ein, und 
noch“ acht Tagen stacb Burkhard in Folge diefet 
Verletzung. Noch durch einen anderen Stich war 
Vurkhard berleht worden, welcher jedoch mit den 
Tode in keinem ursüchlichem Zusammenhang fland 
Wahrend dieses Vorfalles waren die der Kessel 
ring'schen Gesellschaft angehoͤrenden Burschen Moß 
mann und Hauck von ihren Gegnern angefallen 
und mißhandelt worden. Peter Foiß versehte hiet 
ha de Moßmann mehrere Stiche auf den Kops 
sodaß derselde mehrere Wunden davontrng, ein ge⸗ 
wisser Weller erhielt einen Hieb, und Haud eine— 
Stnh auf seinen Hintertopf Von der vartei Folt 
erhieit memand eine Verlezung. Der Angeblaut 
Danrich Folß fiet die ihm zue Last gelegte Zdat 
handlung enischieden in Äbrede, er habe ein “, 
nicht gebraucht und ledigüch mit einem Rohrfo 
gehauen. Der Angeklagte Peter Foltz dagegen 
dumt nicht nur seine Beteiligung am Kaufhande