Full text: St. Ingberter Anzeiger

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W 223. Donnerstag, 25. September 1890. 23. Jahra. 
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Denthes RNeich. 
München, 23. Sept. Se.tkgl. Hoheit der 
zrinz-Regent hat den kal. Sekondelieutenant 
D. und Fideikommißgutsbesitzer Heinrich Graf 
d. Muhle-⸗Eckart auf Leonberg zum erb— 
hen Reisch Srat der Krone Bayern ernannt. 
Stuttgart, 23. Sept. Die vierte General— 
ersammlung des evangelischen Bundes, 
vozu weit über 1000 Mitglieder angemeldet 
paren, ist heute Nachmittag durch Festgottes dienst 
mder Stiftskirche eingeleitet worden, wobei Konsi⸗ 
oialrat Professor Haupt aus Halle die Predigt 
jelt. Viele auswärtige Mitglieder sind anwesend. 
die heusige Bundessitzung wurde geheim gefühet. 
Berlin, 23. Sept. Die „Bresl. Ztg.“ bringt 
on dem Gewährsmann, welcher in Kissingen eine 
interredung mit dem Fürsten Bismarck 
gaalte, die folgende Mitteilung: „Fürst Bismarck 
tllarte, er habe aufgehört, Beamter zu sein, 
ber er habe nicht aufgehört, Staatsbürger zu sein, 
ind werde fich die daraus fließenden Rechte nicht 
ehmen lassen. Er werde seine Meinungen äußern. 
r koͤnne sich nicht hinlegen und einen Winterschlaf 
alten, wie der Bäͤr, der einen Winterschlaf hält 
ind an seinen eigenen Tatzen saugt. Ein Mandat 
3 Reichstagsabgeordneter anzunehmen, würde für 
zu in vieler Beziehung einen großen Reiz haben. 
Alerdings hätten einige Zeitungen geschrieben, Bis⸗ 
nard auf der Rednerkribune des Reichstags werde 
ine seltsame Figur spielen, indessen scheue er fich 
ot dieser Rolie gar nicht. Nur ein Punkt errege 
im Bedenken; wenn er ein Mandat übernehme, 
d übernehme er auch die Pflicht zu regelmäßiger 
nwesenheit, wenigstens bei den wichtigeren Ab- 
immungen, und das errege ihm Bedenken. Ein 
ndauernder Aufenthalt in Berlin, das Wohnen 
geinem Hotel sei ihm zuwider, und so könne er 
inen festen Entschluß zurzeit noch nicht fassen. 
vanz anders verhalte sich die Sache mit feinem 
Size im Herrenhause; hier habe er keine neuen 
derpflichtungen zu üdernehmen, sondern er habe 
ereits Pflichten, von denen er nicht absehe, wie er 
h ihnen entziehen konne. Uebrigens seien ja die 
sammenkuünfte des Herrenhauses stets so selten 
ind auf so wenige Tage beschränkt, daß die Be⸗ 
ꝛenken, welche er gegen die Uebernahme eines 
deichstagsmandats geäußert, in Wegfall kamen. 
uf eine Frage, ob er noch Mitglied des Staats⸗ 
uis sei, erwiderte er, er sei aus allen seinen 
lemtern entlafsen, nur aus dem eines Mitgliedes 
ad Vizepräfidenten des Staatsrats nicht. Aus 
iesem ionne er auch nicht entlassen werden, denn 
ne Mitglieder seien unabsetzbar. Sie konmen nur 
us aäͤhnlichen Gründen wie die Richter aus ihren 
lemiern entlafsen werden. Die —AX 
taatsrats und seiner einzelnen Mitglieder hänge 
n dem Ermessen des Kaisers ab. Bei allen 
rsen Aeußerungen war der Fursi üdrigens in 
mer sehr ruhigen, man kann sagen behaglichen 
»mmung, die nichts von der Bitterkeit verriet, 
e aus den Berichten über andere von ihm ge— 
brte Gespräche hervorllingi.“ 
Berlin, 24. Sept. Wie verlautet, wird dem 
rutshen Reichstage wohl schon gleich nach 
mem Wiederzusammentritt eine Vorlage unter⸗ 
teilet werden, die sich auf Anschluß der Insel 
elgoland an das Reich bezieht und wobl den 
schlag machen dürfle, die Insel dem preußischen 
kebiete anzugiiedern, d. h. mit Schleswig⸗Holstein 
derbinden, wohin, wenn auch in anderer Form, 
Insel früͤher gehörte. Ueber weitere Rechtsber⸗ 
a —— 
zältnisse der Einwohner wird man sich hierbei zu 
erstandigen haben, und zwar an der Hand der 
Berbindlichkeiten, welche Deutschland dei der 
Abtretung der Insel Enaland gegenüher einge— 
gjangen ist. 
Bremen, 24. Sept. Prinz Heinrich 
von Preußzen ist aus Wilhelmshaben hier eingetroffen 
und hat sich zur Besichtigung der Nordwessdeutschen 
Bewerbe⸗ und Inoustrie-Ausstellung nach dem 
Bürgerpark begeben. 
Ausland. 
Paris, 23. Sept. Der Antisklaverei— 
Ldongreß nahm 11 Resolutionen an. Die haupt⸗ 
ächlichste derselben besagt: Die Antistlavereisache 
vird nationalen Komités zugeteilt, die inbezug auf 
Irganisation und Thätigkeit unabhängig von ein— 
inder sind. Der Kongreß zählt auf friedliche Mittel 
‚auptsächlich auf die moralische Thätigkeit der 
Nisfionäre. Die nationalen Komité- werden sich 
emühen, die private Hingebung und freiwillige 
hilfeleistung unter den von der Konferenz in Brüssel 
»ekannt gegebenen Bedingungen wachzurufen. Der 
dongreß drückt den pvom Papst gebilligten Wunsch 
uus, eine jährliche Kollekte für das Werk der Skla⸗ 
yenbefreiung einzuführen. Der Kongreß macht die 
nuselmännischen Mächte auf die Gefahren aufmerk 
'am, welche durch die Ausdreitung gewisser musel⸗ 
mannischer Sekten für die Zivilisation und Freiheit 
der Schwarzen entstehen, und spricht den Wunsch 
aus, daß von den nach Afrika entsandten Missio— 
nären keine Zölle erhoben werden möchten. Kardinal 
dabigerie dankte schließlich den englischen Mitgliedern 
ür ihr Erscheinen, ebenso der englischen Regierung 
jür ihre Antheilnahme. Hierauf wurde der Kongreß 
geschlossen. 
Paris, 24. Sept. Wie die Morgenblätter 
nelden, werden in der nüchsten ammertagung 
inter anderem Gesetzentwürfe über den Bau einer 
Stadtbahn für Paris und über die Festsetzung 
der Dauer des Arbeirstages vorgelegt werden. 
Paris, 24. Sepi. Ein Reserbvist des 5. 
Marine-Regiments wurde gestern zu Cherbourg in 
einem Hotel woegen Diebstahls von Lebel⸗ 
Patronen verhaftet. Er beabfichtigte, ins Ausland 
zu gehen. 
Bern, 24. Sept. Der Nationalrat 
nahm mit 70 gegen 7 Stimmen im Prinzip den 
Antrag auf Einführung des Banknotenmono⸗ 
pols zugunsten des Bundes und Ecrichtung einer 
Zandesbank an. 
Lokale uund pfalzische Nachrichten. 
* St. Ingbert, 28. Sept. Eine Sitzung 
des Stadtrates ist auf morgen Nachmittag 5 
Ahr anberaumt. — Die Stadischreiberei ist gegen⸗ 
wärtig mit dem Auszahlen der Quartiergel 
der fur die neuliche Einquartierung beschäftigt, 
velche gegen Vorzeigung der Quartierzettel auf dem 
Burgermeisteramt an die Quartiergeber erfolgt. 
. — Lautkirchen, 24. Sept. (Auszeich⸗ 
nug.) Herrn Joh. Lampel von hier, Bildhauer 
z. Zi. in der Akademie in Munchen wurde wegen 
jeinen hervorragenden Leistungen in der Bildhauerei⸗ 
kunst die filberne Verdienst⸗Medaille verliehen. 
— Homburg, 24. Sept. Besitzwechel. 
Die Müller'sche Wiese an der Eisenbahnstraße ging 
um Preise von 2800 Mark in den Besitz des 
hrn. Linck über, desgl. das David'sche Haus in 
der Kasernengasse im Werthe von 2000 Mark. 
— In Landstuhl erschoß sich der geistes⸗ 
kranke Glaser Adam Krönet. 
— Aus dem Glanthal. In den neu 
aufgeworfenen Steinkohlengruben bei 
Theisbergstegen und Matzendach, im Besitz des 
herrn Meyer von Neuwied und Consorten, hofft 
man noch im Lauf dieses Herbstes Kohlen fördern 
zu können. 
— Kaiserslautern, 24. Sept. Mit 
dem Zuge 5 Uhr 40 Minuten ist heute Nachmit⸗ 
tag, von der Bezirksgewerbe⸗Ausstellung von Neu— 
tadt kommend, der Herr kgl. Regierungspräsident 
Staatsrat v. Braun, Exzellenz, hier eingetroffen 
und nebst den Herren kgl. Regierungsrat Reindf 
und kgl. Kreistierarzt Schwarzmaier im Gasthof 
„zum Schwanen“ abgestiegen. Morgen früh reisen 
die Herren zum landwirischaftlichen Kreisfest nach 
dangmeil. 
— Pirmasens, 24. Sept. Bei einer gestern 
Abend stattgefundenen Versammlung der hiefigen 
Metzgermeister wurde einstimmig beschlossen, den 
Preisdes Rindfleisches um6 Pfg. per 
Pfund zu erhöhen. Das Pfund Rindfleisch kostet 
nfolgedessen von heut abd 66 Pfennig. Ein 
Metzgermeister hatte sogar eine Erhöhung don 10 
Pfa. per Pfund vorgeschlagen, was jedoch abge⸗ 
lehnt wurde. 
— Neustadt, 24. Sept. Vor wenigen 
Tagen erst wurden drei „Damen“ von hier vor 
dem Schwurgerichte zu Zweibrücken wegen 
Verbrechens wider das Leben gemäß 
218, 219 und 49 des R.⸗St.⸗G.B. zu hoher 
Strafe verurtheilt, und schon wieder hört man, 
daß Untersuchung wegen gleichen Verbrechens hier 
'm Gange ist. 
— Dürkheim, 28. Sept. Zur Feier des 
aeunzigiaͤhrigen Geburtstages des Feldmarschalls 
rafen Moltke am 26. Ottober bewilligte der 
Stadtrat einen Zuschuß von 100 Mark. 
— Ludwigshafen, 24. Sept. Die neuen 
Dampfstraßenbahnen Ludwigshafen⸗Dann⸗ 
tadt und Ludwigshafen⸗Großkarlbach werden vor 
dem 15. Oktober nicht mehr in allgemeinen Betrieb 
zenommen; Idie Erdffnung soll vielmehr, nach neuester 
Meidung. mit diesem Tage erfolgen. 
— Recht angenehme Zustände scheinen 
n Oppau und Edigbeim zu herrschen. In 
Folge eines Kirchweihsireites herrscht unter den 
Burschen beider Gemeinden eine solche Erbitterung, 
aß sfie fich gegenseitig auflauern und durchprügeln. 
Dieser Tage ließen sich Edigheimer Arbeiter aus 
Besorgniß, Schlaͤge zu bekommen, von der Gen— 
darmerie durch Oppau eskordiren. 
— In Frankenthal stürzte bei Metzger 
Frank ein Keller ein, als die Mezzgerburschen 
in der darüber befindlichen Wurstküche arbeitelen. 
dlotz, Wiege und alles ftürzte in die Tiefe. Die 
Burschen kamen mit heiler Haut davon. Die 
Arsache des Unfalles lag daran, daß beim Aus— 
zraben des Kellers zum Cementiren die Fundament⸗ 
nauern nicht angesprießt wurden. 
— Großniedesheim. Die 33. Haupt⸗ 
versammlung pfälzischer Biepenzüchter 
im 25. ds. M. verspricht in jeder Beziehung eine 
der glänzendsten von allen zu werden. Von 48 
Imkern find bereits weit über 400 Ausstellungs⸗ 
gegenstaͤnde eingetroffen, welche einen Werth von 
nehr als 3000 Mi. reprasentiren. Weitere groͤßere 
Sendungen sind angemeldet, darunter eine Kollekliv⸗ 
AIusstellung von dem renomirten Imker R. Dathe 
uus Eustrup in Hanover.