Full text: St. Ingberter Anzeiger

150,000 Mt. geschätztes Vermoͤgen sieben armen— 
Anberwandten zu vermachen. 
Pralat Peofessor Dr. Hettinger in 
Wurzburg isß am Sountag Nachmittag 4 Uhr 
gestor ben. J 
PKempten. Man lacht viel über die Bür⸗ 
jer des bekannten Octes Schilda, weil dieselben 
Fei ihrem neuen Rathhausbau die Fenstet vergessen 
atten. Daß aber ähnliche Dinge heutzutage noch 
sorkommen, beweist ein Fall aus dem bayerischen 
Agau. Bei dem Kirchenneubau in Kimratshofen 
st nämlich die Kanzel gänzlich vergessen worden 
ind soll dieselbe auch in dem Bauplane Übersehen 
borden sein. Erst nach Vollendung des Baues 
ollen die Kimratshofer das Fehlen der Kanzel ent⸗ 
deckt haben. 
F Elberfeld. Eine willkommene 
lteberraschung wurde den Mietern der Häuser 
er Frau Kommrzienrat Aders am Ostersbaum 
ereilet. Durch Anschlag in den Fluren der von 
inigen siebzig Ardeiterfamilien bewohnten Häuser 
nachte ihnen Herr Bankier Ewald Aders die an⸗ 
eaehme Mitteilung, daß er seinen Mietern mit 
tücksicht auf die T-uerung der Lebensmittel und 
zleigerung der Kohlenpreise die Mietpreise um 
ehn Prozent ermäßige und zwar rückwirkend bis 
um 1. November 1889. Manch Einer wird sich 
m Stillen einen ebensolchen Hausherrn wüanschen. 
Berlin, 27. Jan. Die „Kreuzztg.“ be— 
ättgt, daß der Kaiser am Tage der Beisetzung 
zer Kaiseria Augusta 100 090 Mark für den Neu-⸗ 
zau einer Kirche in Berlin gespendet habe. 
Ueberaus verhängnißvoll ge— 
jaltete sich eine Ueberraschung, welche der 
n der Straßburgerstraße zu Berlin wohnende 
zchlosser G. am jüngsten Sonnabend seiner Frau, 
nit der er erst seit dem Oktober v. Is. ver- 
eirathet ist, bereitet hat. G., welcher seit einiger 
Zzeit in Magdeburg mit Montage beschäftigt ist, 
Flegt an jedem Sonnabend von dort nach Berlin 
u kommen, um den Sonntag mit seiner Frau 
jsemeinsam zu verleben. Jüngst war G. zeitiger 
ils sonst mit seiner Arbeit fertig, so daß er be— 
eitss am Nachmittag von Magdeburg abreisen 
onate. Gegen 6 Uhr traf er in seiner dortigen 
Bohnung ein and öffaete mit seinen Schlüsseln 
nvermerkt die Korridor- und Stubenthür, um 
eine ahnungslos am Tische sitzende junge Frau 
u überraschen. Leise näherte er sich der mit 
inem Strickzeug beschäftigten Ehehälfte und beugte 
ich nieder, um dieselbe zu küssen. Durch das 
undlich vernommene Geräusch erschreckt, sprang 
zie Frau vom Stuhle auf und stieß hierbei dem 
ich niederbeugenden Mann eine der Stricknadeln 
o unalücklich in das linke Auge, daß der Ver—⸗ 
tzte mit einem lauten Schreckensschrei zurück⸗ 
aumelte. Odwohl ärztliche Hilfe sofort zur 
Stelle geschafft wurde, konnte dem in so tragischer 
Weise verunglückten G. das verletzte Auge doch 
aicht erhalten werden, dasselbe erwies sich als 
zöllig zerstött, und die ärztliche Kunst wird nun 
zarauf gerichtet sein müssen, daß die Sehkraft des 
inverletzten rechten Auges erhalten bleibe. Zu 
diesem Zweck ist der beklagenswerte Mann in ein 
rankenhaus ühergeführt worden. Seine Frau ist 
verzweifelt über das Unglück, das sie, ohne irgend 
wvelches Verschulden, angerichtet hat. 
Prinz Heinrich von Schönaich-— 
Farolath. Bei dem großen und berechtigten 
Uufsehen, das die samslägige Rede des Reichs⸗ 
agsabgeordneten Prinzen von SchönaichCarolath 
illenthalben hervorgerufen, ist es gewiß von 
Jateresse, über die äußeren Lebensverhältnisse des 
Beinzen Näheres zu erfahren. Geboren am 24. 
April 1882, ist Prinz Heinrich der zweite Sohn 
»es 1862 verstorbenen Prinzen Ludwig Schönaich⸗ 
Tarolath aus der zweiten Ehe desselben mit der 
n Florenz lebenden Prinzessin Wanda, geborenen 
zräfin Henckel von Donnersmarck. Er befuchte 
ꝛie Ritter⸗Akademie zu Liegnitz, trat dei Beginn 
»es deutsch⸗französischen Krieges in das 13. 
husaren⸗Regimeni, in welchem er den Feldzug 
nitmachte und studirte später auf der Unwerfität 
u Bonn. Prinz Heinrich, der sich im vergangenen 
Jahrre vermählt hat, ist wie bereits früher mit— 
etheilt, Rittmeister à Ja suito der Armee, Ve⸗ 
itzer der freien Standes- und Majoratsherrschaft 
Amtitz und durch dieselbe erbliches Mitglied des 
reußischen Herrenhauses, Besitzer einer Allodial 
serrschaft im Kreise Guben und seit 1877 Land⸗ 
at dieses Kreises. Sein Bruder Furst Karl ist, 
aschdem die ültere Linie des Hauses ausgestorhen. 
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der Chef der Familie geworden und führt als 
'olcher den Namen Carolath⸗Beuthen. In erster, 
jeschiedenee Ehe war Fürst Karl mit der Vrin⸗ 
zessin Elisabeth zu Hatzkeld vermählt. Der Vater 
zes Fürsten Karl und des Prinzen Heinrich. 
Brinz Ludwig, hat unter Friedrich Wilhelw IV. 
im preußischen Hofe zeitweise eine nicht unbe— 
»eutende Rolle gespielt. Schon er bekannte sich 
zu den liberalen Ideen und Varnhagen berichtet 
in seinen Tagebüchern eingehend über den intimen 
Verkehr, den er mit dem Prinzen Ludwin unter⸗ 
zalten. Prinz Heinrich von Schönaich-Carolath, 
der seit 1881 den Wahlkreis Guben-Lübben ver⸗ 
ritt, ist eine durch seine liebenswürdigen Formen 
zei allen politischen Parteien des Hauses in glei— 
hem Maße geschätzte Persönlichkeit. Er ist ein 
zewandter und scharfer Redner, und die wirkungs⸗ 
holle Art, auf die er soeben seinen Ansichten über 
die Schäden des Sozialistengesetzes und über die 
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jeben, kennzeichnet die aufrechte Mannhaftigkeit 
eines Wesens. — Der bekannte Dichter Prinz 
xmil von Schönaich Carolath, der gegenwärtig in 
Davos weilt, ist, wie schließlich bemerkt sei, ein 
Better des Prinzen Heinrich. 
F In Kiel wurde vorige Woche unter den 
ebräuchlichen Feierlichkeiten der Aviso „F.“ vom 
Zztapel gelassen, ein Schiff, das kleiner als die 
Iwisos „Wacht“ und „Jagd“ eine größere Ge⸗ 
chwindigkeit wie diese besitzen soll. Die Baukosten 
elaufen sich ausschließlich der Artillerie und Tor- 
»edoarmieruna auf 1,218. 000 Mark. Bis zum 
Frühjahr 1891 sollen noch zwei Fahrzeuge des⸗ 
elben Typus fertiggestellt werden, so daß dann die 
eutsche Marine über 10 Avisos verfügt, die, wie 
der .Greif“, „Wacht“, „Jagd“, Ziethen“, „Pfeit“ 
ind „Blitz“ den besten modernen Schiffen dieser 
HBattung gleichg stellt werden können. Der größte 
Adiso der Flotte ist der „Greif“, ein Fahrzeug 
nit 2000 Tons und 5400 Pjferdekräfte, das 2 
Millionen Mk. gekostet hat, während dekanntlich für 
ie neue kaiserliche Yacht, die gleichzeitig als Aviso 
ienen soll, ausschüeßlich der Armierung 49 
Oillionen veranschlagt find. 
FLondon, 27. Jan. Nach einer Depesche 
es „Lloyd“ aus Amsterdam ist das britische Schiff 
„Loch Moidart“, von Jquique nach Hamburg 
interwegs, bei Callantsoog gestrandet und vollstän 
iges Wrack geworden. Dreißig Personen von 
zer Mannschaft sind ertrrunken. 
Eine Kirche aus Eisen im reinsten 
othischen Stile wurde von einer belgischen Gesell⸗ 
chaft fertiggestellt, und ist, wie das „Leipz Tgbl.“ 
nittheilt, jür Manila bestimmt, wohin sie dem- 
nächst versandt wird. Die Philippinen werden 
urch starke und häufige Erdbeben heimgesucht und 
sie früheren dortigen Kirchen aus Stein und Mörtel 
purden jedesmal vollständig zerstött. So kam man 
uuf den Gedanken, die Kirche ganz aus Eisen zu 
auen, in welcher Form sie auch den stärksten Erd⸗ 
„ewegungen Widerstand leisffen wird. Die Kirche 
st 54 Meter lang, 22 Meter breit, die Decke des 
7„chiffes 20 Meter hoch. Die peiden Thürme sind 
e 20 Meter hoch, das Gesammtgewicht beträgt 
4,600,000 Kilogramm. 
F Ein neues Feuerungsmittel. 
gfitrsich⸗ und Aprikosenkerne werden in Kalifornien 
etzt als Feuerung benutzt. Erstere kosten 6 Dollars 
die Tonne, letztere etwas weniger. Früher betrach⸗ 
ete man sie als werthlosen Abgang der großen 
Fruchtkonservenfabriken, jetzt sind sie zu einem 
verthvollen Handelsartikel geworden. Man stellt 
zie Pfirsichkerne für den Hausbedarf der besten 
alifornischen Kohle gleich. — 
Dienstesnach richten. 
Sicherem Vernehmen nach wurde Herr Land⸗ 
jerichtsrat Bauer in Zweibrücken an Stelle des 
erstorbenen Herrn v. Aiwens zum Oberamisrichter 
n Berazabern ernannt. 
Familtennachrichten. 
Gestorden: In Blieskastel Friedrich Ludwig 
Schwarz, 2712 J. a.; in Saarbrücken Witwe 
ẽhristian Wagner, 73 J. a. 
Neucste Nachrichten. 
Eichstätt, 27. Jan. Herr Hausprälat und 
rycealprofesssr Dr. PhilippHergenröiher 
st nach einer Meldung des „Fr.“ heute plötzlich 
ehr schwer erkrankt. Von Seite der zuge- 
ogenen Aerzte wurde dessen Zustand füt sehr be⸗ 
enklich erklärt. 
Müuünchen,. 28. Jan. Zur Tafel war heute 
Rachmittag von Regenten u. a. geladen: der 
zdämmerer Oskar Frhr. v. Hofenfels mit 
zrau. I Gw. 3.) 
Berlin, 28. Jan. Der Großherzog 
von Baden empfing gestern den Fürsten 
Bismarck. 
Die Königin von England wird am 
28. Maͤrz auf drei Wochen in Koburg erwartet; 
bdenso die Kaiserin Friedrich und die 
Brinzessin Christian von Schieswig Holstein. 
Berlin, 28. Jan. Die Abendblätter melden: 
Rach soeben von Sansibar in privaten hiesigen 
Ktreisen eingetroffener telegraphischer Meldung Wisß⸗ 
manns besetzte derselbe die Plantage Lewa in 
der Nähe des Panganiflusses in der Provinz Usam⸗ 
hara wieder; die Plantage erfreute sich eines aus⸗ 
gedehnten Betriebes, bis der arabische Aufstand 
die Plantage mit allen Anlagen zerstörte. 
Drichkasten der Redaktion. 
In Nr. 3 des „Illustr. Sonntagsblatt“, 
Beilage zum „St. Ingberter Anzeiger“, war unter 
der Rubrik „Haus- und Zimmergorten“ der An⸗ 
ang eines Ärtikels enthalten: Maiblumen 
in Zimmer zu treiben. Leider war durch 
Bersehen dei der Herstellung des betr. Blattes der 
Schluß weggeblieben. Wir haben deshalb von 
dem Herausgeber des „Illustr. Sonntagsblatt“ 
raglichen Artikel bezogen und geben ihn nach⸗ 
tehend wieder, was manchem Leser willkommen 
ein wird: 
Maiblumen im Zimmer zu trei— 
den. Man verschaffe sich Ende Nobember bis 
AUunfang Dezember blühbare Keime der Garten⸗ 
naiblume vom Blumenzwiebelhändler. (Die Wald⸗ 
naiblume läßt sich nicht treiden,) Man wähle 
olche, die kurz und dick find, denn diese allein 
ind blühbar, die spitzigen entwickeln nur Biätter. 
stachdem die Wurzeln bis auf drei Zoll Länge 
ibgeschnitten sind, pflanzt man die Keime so dicht 
vie möglich aneinander in flache Schalen oder 
Töpfe von 5—7 Zoll Weite, welche zur Hälfte 
nit Moos angefüllt sind, in einem 52Zoll⸗Topf z. 
B. 10 -12 Stück; doch dürfen die Spitzen der 
keime nur bis an den Rand des Topfes reichen. 
Zwischen den Wurzeln streut man gute, mit Sand 
»der Sägespähnen vermischte Komposterde und be⸗« 
vahrt dann die Töpfe entweder an einem kühlen 
IOrt für eine spätere Zeit oder beginnt gleich mit 
dem Treiben. Jeder Topf wird mit einer Hand 
poll Moos und einem leeren Blumentopf bedeckt 
und dann in einem mit Wasser gefüllten Unter ⸗ 
setzer auf einen täglich geheizten Osen oder eine 
varme Stelle des Küchenherdes gestellt. Auch von 
»ben muß das Moos einige Male tüchtig ange— 
euchtet werden. Sollte der Ofen zu heiß werden, 
vas bei eisernen immer der Fall ist, so lege man 
Backsteine unter. Ist das Wasser im Undersetzer 
mufgesogen und verdunstet, so fülle man frisches 
nach. Haben sich die Blumen entwickelt, so nimmt 
nan Topf und Moos ab und stellt die Pflanze 
in das Fenuster des Wohnzimmers. 
Für die Redaktion verantwortlich F. X. Demetz 
Sie Infeklionskrankheit Influenza 
harakterifirt sich durch katarrhalische Aff knon der 
Schleimhaute, besonders der Athmungsorgane, bei 
zleichzeitiger Köeperschwäche und Kopfleiden. Auf 
die Hebung des Katarrhs soll der Leidende zuersi 
bedacht sein und nichts erweist sich hierfür desser 
is die jahrelang sich bewährten Fay's ächte 
Sodener Mineral-Pastillen in heißer Milch auf⸗ 
gelöst, tagsüher mehrmals genommen. Die hier⸗ 
durch dem Leidenden gebotene Erleichterung 
und Linderung ist außerordenilich groß. 
Fay's ächte Sodener Mineral⸗Pa— 
tillen sind in allen Apotheken und Droquen 
12 85 Pfa. zu bhahben. 
Bei der jehzt so hefnig auftretenden Jufluenza 
önnen wir nicht dringend genug Jedermann 
anrathen, sich von vornherein gegen jede Erkältung 
zu schützen, und eine solche, wenn eingetreten, so— 
fort zu beseitigen. In erster Linie sind zu 
diesem Zwecke wohl die Kiedricher Sprudeil⸗ 
Pastillen zu empfehlen, die aus den Bestand⸗ 
theilen des Kiedricher⸗Sprudels, dieser neuen Heil⸗ 
quelle am Rhein, gewonnen werden. Beim Ver— 
lassen des Hauses eine Pastille in den Mund ge⸗ 
nommen, schützt vor jeder Erkältung. Auch bei 
Dtagen- und Unterleibsleiden, Verdauungsstörung 
c. sind diese Pastillen von ganz vorzüglicher Wir— 
ung. Wir verweisen hierfür auf die in unseret 
deutigen Nummer enthaltene Annonce.