Full text: St. Ingberter Anzeiger

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al. Amtsgerichts St. Inabert. 
Organ des könial. Amssgerichts St. Inabe 
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2399 Dienstag, 14. Oktober 18890. 23. Jahrg. 
Deutiches Reich. 
Berlin, 13. Okt. Zwischen den europäischen 
großmächten fand eii Meinungs⸗-Aus⸗ 
ausscch bezüglich der Mac Kinley Bill flatt. 
Halle, 18. Okt. Sozialistenkongreß. 
die gestrige Begrüßungsversammlung wurde von 
Rebknecht mit einem Rückblick auf den letzten Kon- 
steß eroffnet. Singer und Dietz führten den 
horsitz. Delegirte find anwesend aus Deutschland 
341, aus England 2, aus Frankreich 8, aus der 
zchweiz 1, aus Oesterreich 5Z, aus Rußland 58 
ind aus Belgien 1, zusammen 366. darunter 5 
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Halle, 18. Ott. Die heutige Vormittags⸗ 
zung des so zialdemokratischen Partei— 
ages schloß nach' dierstündigen großentheils wild 
rregten Erörterungen nach 1 Uhr. Die in Berlin 
tfolgte Verkleisterung des bekannten Zwistes zwi⸗ 
hen „Alten“ und „Jungen“ erwies sich als ver⸗ 
ꝛeblich. Bei jedem Punkte der Tagesordnung 
iferten die Berliner Genossen gegen Vergewaltigung. 
zchließlich kam es trotz der diplomatisch feinen, 
zußerst geschickten Geschäftsleistung Singers zum 
ffenen Skandal. Den ersten Anlaß gab 
er Antrag des Genossen Werner, daß auch die⸗ 
migen Fraktionsmitglieder, welche nicht als Ver⸗ 
riter gesandt seien, gleichwohl stiwmberechtigt sein 
ollten. Mehrere Berliner führten heftige Beschwerde 
egen die Parteileitung. Bebel erklärte, er verzichte 
uf die Ehre, Abgeordneter zu sein, wenn er nicht 
ls vollwerthiger Genosse auf dem Parteitag er⸗ 
chtet werde. Der Antrag wurde mit einer kleinen 
inschränkung angenommen. Bebel erffattete seinen 
dechenschaftsbericht und spricht über eine Stunde 
uter großem Beifall. Aus dem Rechenschafts- 
ericht Bebels, der, meisterlich gefärbt und ange⸗ 
rdnet, einen Sturm der Begeisterung entfesselte, 
i lurz erwähnt, daß die Partei am 1. Okiober 
e Summe von 170,000 Mt. besaß; soweit für 
ne neue Organisation schon Pläne beständen, gelte 
3. bezahlte Agitatoren hinauszusenden und ein 
roßes Blatt für die ländliche Bevölkerung zu 
tünden. Insbesondere werde man zunächst daran 
ehen, fich in die vom Ultramontanismus dereiteten 
harmen Nester zu ftzen. Der „Thurm“ müsse 
allen, das Sozalistengesetz habe der Partei 
ingeheuren Schaden gethan, darum habe 
nan so kolossale Opfer bringen müssen. Die pol⸗ 
ische, elsaß-lothringische UÜnzufriedenheit mußte 
thanifirt werden; es müßte insbesondere auch ein 
Anisches sozioldemokratisches Blatt begründet wer— 
m. Die Erlasse vom 4. Februar seien ein 
uiumph der Pariser Beschlüsse. Die Versammlung 
ttheilte der Parteileitung Entlastung. Schmitt-Berlin 
hrt aus, man habe die Berliner Genoffen schwer 
ctleidigt und fie als Abtrünnige behandelt. Redner 
rantragt eine Kommission zur Untersuchung. Der 
borfihende, Singer, entgiehr ihm unter Bewegung 
is Wort. v. Vollmar jucht zu vermitteln. Bebel 
rendet fich gegen d. Vollmar und kanzelt Schmiit 
diesen Herrn Schmitt“, in gereigtem Tone; 
etlenne gat nicht die Eigenschaft Schmitis als 
Lertreter der Berliner Genossen“ an. Der Antrag 
Ahmitt wird abgelehm. Nachdem einige helonglose 
den Aber die AÄgitation unter den Landarbeitern 
chalten worden, ergreift Werner-Berlin abermals 
* Wort zu einer donnernden Anklagerede gegen 
—— Während seiner Rede vollzieht sich 
er Versammlung erfichtlich ein Umschwung der 
— Werner sagte: Es gelte nichts weniger 
der Versumbfung in derVartei entgegen⸗ 
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suarbeiten; wohin man treibe, zeigten die Umtriebe, 
velche den scheinbaren Sieg der Fraktion herbei— 
seführt hätten. Redner zeiht Bebel der Unwahr—⸗ 
jaftigkeit. Grillenberger habe ihn in gemeiner 
Weise insultirt. Er frage übrigens Bebel, warum 
)essen Bericht die Taktik am 1. Mai und den Er⸗ 
aß über die Wahlbündelei mit den Deuischfrei— 
innigen so gründlich todtgeschwiegen habe. Darüber 
olle die Fraktion einmal Rede stehen! Das Bureau 
var von Werners Anklagerede zeitweise völlig ver— 
»lüfft. Bebel antwortete nicht. Schließlich geschah 
»as Unbegreifliche: die Versammlung ködtete eigen— 
zändig den Beschluß, den sie vor 20 Minuten 
gefaßt, und entschied sich für das Gegentheil, die 
Einsetzung der Kommission. Von den Reden der 
Ausländer machten die von Domela Nieuwenhuis 
fieferen Eindruck. Genosse Beck-Zürich verwahrte 
die Sozialdemokratie gegen den Vorwurf der Vater— 
andslofigkeit und schloß mit einem Hoch auf die 
rote Internationale. 
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Ausland. 
Haag, 13. Okt. Der Justizminister und der 
Minister der Kolonieen haben sich heute früh zu 
zem schwerkranken Könige Wilhehm III. nach 
Schloß Loo begeben. Es wird dies mit der heute 
ibermals stattfindenden Berathung der Aerzte in 
VBerbindung gebracht. 
Bern, 13. Okt. Die Tessiner Libe—⸗ 
ralen beschlossen, an der zweiten Ausgleichs⸗ 
konferenz in Bern theilzunehmen. Die Kon⸗ 
servativen haben noch keinen endgiltigen 
Beschluß gefaßt. — Der eidgenösfische Kommissar, 
Fünzli, hat den in Locarno wohnenden Respini, 
owie die übrigen Staatsräthe brieflich aufgefordert, 
ie moͤchten sich Dienstag 11 Uhr im Regierungs⸗ 
»alast in Bellinzona zur Wiederübernahme der 
Kegierung einfinden. Respini bestätigte bloß den 
Empfang des Briefes. 
Bellinzona, 13. Olt. Der frühere Leiter 
der Tessiner Regierung, Respini, wird 
Dienstag Nachmittag unter Aufnahme eines Proto⸗ 
osls von dem eidgenössischen Kommissar, Oberst 
zünzli, ins Amt zurückgeführt. Trotz der herr⸗ 
chenden Aufregung ist eine Unruhe nicht wahr—⸗ 
cheinlich. Manche hoffen, Respini, werde freiwillig 
urücktreten, weil andernfalls der Parteihaß sich 
nuf seine Person konzentrirt und sein Leben ge⸗ 
Ahrdet sein könnte. Die Nachricht, Künzli habe 
im seine Enthebunz nachgesucht, ist falsch. 
Wien, 13. Okt. Die In timitäͤt zwischen 
Desterreich und Deutschland, welche 
die Rohnstocker Kaiserbegegnung zu Tage treten 
ließ, greift vom politischen Gebiete auch auf die 
dandelsbeziehungen beider Staaten über. 
Fin Ausgleich der beiderseitigen wirthschaftlichen 
Interessen steht nach den „M. N. N.“ näher bevor, 
us viele ahnen und als man in eingeweihten Kreisen 
nach Außen zugeben möchte. Wie die Verhand⸗ 
ungen gegenwärtig stehen, darf man auf ein sehr 
nunstiges Ergebniß hoffen, das auch in Bayern 
uannaenehm empfunden wird. 
Lokale und pfälzische Nachrichten. 
*St. Ingbert, 14. Okt. Wieder haben wir 
don einem Unglücksfall zu berichten, der leider 
den bedauerlichsten Ausgang nahm. Als gestern 
NRachmittag um vier Uhr der Steinbrecher Joh. Jos. 
Btunion von hier in dem Hellenthal'schen Stein⸗ 
zruche im Mühlenthal mit dem Spalten eines großen 
Blockes beschäftigt war, fiel ein losgelössstes Stüd 
desselben herab und traf den Arbeiter so unglück 
lich, daß ihm das Rückgrat durchgeschlagen wurde 
und der Tod eintrat. Wie man sagt, sei Brunion 
sesbst schuld gewesen, indem er den aufrecht stehen⸗ 
den Steinblock der Regel zuwieder in die Quere 
spaltete. Der auf diese schreckliche Weise ums Leben 
gekommene stand im Alter von 30 Jahren und 
dinterläßt eine Witiwe mit deei Kindern. 
*St. Ingbert, 14. Okt. Im Circus 
Marko wird, wie wir bören, heute ein ganz neues 
Programm zur Durchführung kommen, das u. a. 
eine noch nicht vorgeführte Pantomime enthält. 
— Zweibrücken, 13. Okt. Heute Vormit— 
tag fand in Fortsetzung der Jäger⸗Feier ein 
Frühschoppen der ber Jäger in den Räumlichkeiten 
don Buchheit statt. Die Bataillonskapelle konzertierte 
unter ullgemeinem Beifall und es herr'öchte eine 
iußerst gemüthliche Stimmung. Es wurde auch eine 
Reihe von Trinksprüchen ausgebracht, zunächst von 
dem Vorsitzenden Herrn Joh. Bachmann, welcher 
die Versammlung begrüßte, der Bedeutung des 
Tages von Bagneur (13. Okt.) gedachte und mit einem 
doch auf Prinz-Regent und Kaiser schloß. Dann 
solgte eine Deklamation des erblindeten Kameraden 
Welsch von Minfeld, der auch für die ihm allseitig 
zewiesene Theilnahme dankte, und ein Dankeswort 
des Kameraden Heyer⸗Landau an den Vorsißenden 
Bachmann fuür die gelungene Veranstaltung, welches 
mit einem Hoch auf denselben endete. Ferner 
wurde ein Telegramm an die Unteroffiziers⸗Gesell⸗ 
chaft Aschaffenburg abgesandt, welche heute dort 
den Bagneux⸗Tag begeht. Heute Mittag fand als 
Abschieds⸗Feier ein Ausflug in die Fasanerie statt, 
aach welcher die Jäger und ihre Jägerinnen unter 
Vorantritt der Musik marschierten. 
— Zweibrücken. Vom kgl. Landgericht 
Zweibrücken wird soeben gegen 1388 Wehr—⸗ 
pflaichtige das Hauptverfahren wegen Verletzung 
der Wehrpflicht eröffnet. 
— Am Samslag Abend wurde der „Z. Z.“ 
zufolge ein Arzt zu Zweibrücken in dem 
Hofe seines Wohnhauses von seinem Kutscher in 
einem Anfall von geistiger Störung angegriffen, zu 
Boden geworfen und thätlich mißhandelt. Seine 
Frau, welche ihm zur Hilfe eilte, war ebenfalls 
den Mißhandlungen des Wahnfinnigen ausgesetzt. 
Infolge des durch diese Auftritte verursachten 
Lärmes kamen Leute herbei und befreiten den Arzt 
mus den Händen des Rasenden, welcher seinen 
derrn noch weiter verfolgen wollte. Der Arzt, 
velcher durch den Fall eine leichte Gehirnerschütterung 
rlitt, befindet sich außer Gefahr. Der Kuischer. 
welcher noch am Abend der That von der Polizei 
berhaftet und dann zur ärzilichen Beobachtung in 
das Spital verbracht wurde, erinnett sich des ganzen 
Vorfalls nicht mehr. 
— Oberbexbach, 183. Olt. Aus guter 
Quelle erfährt die „Zw. Zig.“, daß einem Schneider 
aus Jägersburg am letzten Sonntag etwa 
550 Mk. gestohlen wurden und zwar in der Nacht 
don Sonntag auf Montag. Tags vorher verlkaufte 
der Mann eine Kuh und zwei fette Schweine, wo⸗ 
für er das Geld erhalten hatte. 
— Mittelbrunn, 12. Okt. Laut einer Ent⸗ 
schließung des kal. Oberpostamtes zu Speher wird 
bom ersten November abhin dahier eine Postex⸗ 
pedition errichtet. Mit der Leitung der neuen 
Expedition wurde Herr Hauptlehrer Rauch dahier 
hetraut. Eine Abgrenzung des neuen Postbezirks 
st bis jetzt noch nicht erfolgt. 
— NMiesenbach, 12. Olt (Dießakt