Full text: St. Ingberter Anzeiger

den geblanten Ausführungen find allerdings wegen 
des Kostenpunktes mehrere Jahre in Ausgficht ge⸗ 
nommen. (Zw. 3.) 
— Zweibrücken, 158. Olt. Sttraf— 
kammer⸗Sitzung. Unter Begleitung der k. 
Gendarmerie nehmen auf der Anklagebank Plotz: 
die Bergleute Jakob und Heinrich Schulz 
von Miltelbexdach. Dieselben sind angeschuldigt, in 
der Nacht vom 25. auf 26. Juni l. Is. ihren 
Kameraden Jakob Cornelius, Bergmann von 
Mittelbexbach, derart mißhandelt zu haben, daß 
der Tod desselben am Plotze eintrat. Der Vorfall 
ist folgender: Die beiden Angeschuldigten und der 
Getodiete, Cornelius, waren an genanntem Abend 
in gemüthlicher Stimmung in der Wirthschaft von 
Johann Kirsch in Mittelbexbach bis zur Polizei- 
fiunde an ein und demselben Tisch beisammen, 
ohne daß ein Worwechsel wahrgenommen worden 
wäre. Nach 11 Uhr verließen sie die Wirtschaft 
und begaben sich auf die Straße, woselbst fich danr 
zwischen dem getödteten Cornelius und Heinrich 
Schulz ein Streit entspann, welcher dahin ausartete, 
daß ersterer dem Heinrich Schulz an der linken 
Seite und an der linken Hand eine leichte Ver 
letzung beibrachte. Auf den Ruf: Ich glaube, Du 
haͤst mich gestochen“ eilte Cornelius gegen seine 
Wohnung zu, wurde aber von Heinrich Schulz 
und seinem Bruder Jakob Schulz, welcher den 
Ruf seines Bruders gehött hatte und sofort mit 
demselben dem fliehenden Cornelius nachsetzte, ein⸗ 
geholt, zu Boden gerissen und mit den Fäusten, 
dem Pantoffel und mit Fußtritten derart zu⸗ 
gerichtet, daß das ärztliche Gutachen üüber 30, meist 
schwere Verletzungen, darunter eine wahrscheinlich 
auch die tödtuͤchtfte, von 5 Riphen (Lunge und 
Milz) fesistellen konnte. Der ganze Vorfall wird 
als Line Handlung der größten Roheit und Un— 
menschlichteit geschildert. Die beiden Angeklagten 
find nicht gut beleumundet, bezw. in Mittelbexbach 
Jals Schulze Buben“ sehr gefürchtet. In der 
heutigen Verhandlung will der ledige Jakob Schulz 
bie ganze Schuld auf sich nehmen, indem er fort⸗ 
wahrend jedem Zeugen zu wiederlegen versucht und 
und seinen Bruder Heinrich, welcher verheirathet ist 
und auch etwas Vermögen besitzen soll, von jeder 
Mitschuld freispcechen möchte. Dies gelingt aber 
nichi, und der Gerichtshof verurtheilt jeden der 
Anzeklagten für ihre unmenschliche und rohe 
That zu vier Jahren Gefängniß. 
B. 3.) 
— Lauterecken. Auf eine 25jährige 
Dienstzeit kann demnächst der Polizeidiener 
Franz Bambauer hierselbst zurückblicken. Am 
fünftigen Montag, den 20. Oktober, sind 25 Jahre 
seit der Anstellung desselben als Polizeidiener bei 
dem Bürgermeisteramte Lauterecken vecflossen. Herr 
B., welchet zur Zeit im 6J. Lebensiahre steht, ilt 
noch sehr rüstig. 
— Kaiserslautern, 16. Olt. Kinder 
habenihre Schutzengel. Dies Sprichwort 
ist gestern einmal wieder bei einem Eisenbahn⸗— 
unfall wahr geworden. Als der früh halb 6 Uhr 
von Ludwigshafen nach hier fahrende Personenzug 
die Strecke Boͤhl Haßloch passirte, fiel wahrend der 
vollen Fahrt ein achtjähriges Mädchen aus einem 
Koupee, dessen Thür aufging, auf den Bahnkoͤrper. 
Der in diesem Augenblick aus einem benachbarten 
Koupee schauende Sohn des Brauereidirektors 
Schwartz in Speyer gab sofort das Nothfignal, 
worauf der Zug zum Stehen gebracht wurde. Die 
gehegten Befürchtungen wegen einer schweren Ver⸗ 
setzung des Kindes erwiesen fich, als man zu dem⸗ 
seiben kam, glücklicherweise als unnöthig, da das⸗ 
selbe bereits auf dem Bahnkörper herumlief und 
außer einer Hautabschürfung am Gesicht nicht die 
geringste Verletzung erlitten hatte. (Pf. Vat.) 
— Die Siadt Kaiserslautern hat gemäß 
dem Adreßbuch 116 Vereine; nämlich 27 Ver⸗ 
gnügungsdereine, 19 Unterstützungsvereine, 19 Ge⸗ 
sang⸗ und Musikvereine, 17 Vereine mit gemein⸗ 
nutzigen Zielen, 16 Fachvereine, 12 politische und 
religiöse, 3 Militärvereine, 2 Sportvereine und 1 
Turnverein. Das macht für ie 275 Versonen 
einen Verein. 
— Höheinöd, 15. Olt. Eine bravbe 
Familie wurde in kiefe Trouer versetzt und allge— 
mein bedauert. Der am Montag beim Holzfällen 
verunglüchte Peter Jakob Kletrering von hier 
ist seinen schweren Leiden erlegen. 
— Pirmasens, 16. Okt. Einer Anregung 
aus industriellen Kreisen entsprechend, beabsichtigt 
Hderr kal. Realschulrektot Fischer an der Fortbild⸗ 
ungsschule neben oder in Verbindung mit einem 
ursus für Fachzeichnen der Schuhmacher auch 
einen Kursus für Zuschneiden einzu— 
richten, vorausgesetzt, daß der Stadtrath die dazu 
nöthigen Mittel bewilligt. 
— Pirmasens, 16. Okt. Von der Vocr⸗ 
dandschaft des Bezirks ⸗Obstbau⸗Ver— 
bandes Pirmasens war nach Schluß der Obst⸗ 
ausstellung ein kleines Sortiment von ausgestellter. 
Obstsorten mit Photographie- der Ausstellung an 
den 1. Vorstand des Kreiskomite'sdes landwirth- 
schaftlichen Vereins der Pfalz, Herrn Regierungs⸗ 
zräsidenten von Braun, nach Speyer gesandt 
vorden. Letzterer gab nun hierüber seiner Freude 
in einem äußerst schmeichelhaften Schteiben an den 
Borstand des Bezirksobstbauverbandes Pirmasens, 
derrn Kaufmann L. Theobald, Ausdruck und 
prach gleichzeitig seinen Dank für die Aufmerksam—⸗ 
leit in demselben aus. 
— Pirmasens, 16. Okt. Besitzwechsel. 
dere Emil Hirschfeld kaufte von Ludwig Schneider, 
Dekonom, ein 3000 Qmtr. großes Grundstück am 
stothenbuhl um 8000 Mk. — Herr Schuhfabrikant 
Joh. Kaiser kaufte von Fräulein Flora Weisert 
zeinen Bauplatz an der Friedhofstraße, hinter dem 
Stinner'jchen Hause gelegen, 974 Quadratmeter 
groß, um 10,000 Mark. (Zig.) 
— In Schönau wird eine neue Tele—⸗ 
graphenstation errichtet; auch soll Rum— 
bach, welches schon eine Postexpedition besitzt, mit 
der Station Dahn in Verbindung kommen. 
— Bergzabern, 14. Oklt. In der gestern 
Abend stattgehabten Sitzung des Presbyteriums 
hier wurde beschlossen, vorbehaltlich der Genehmig⸗ 
ing der kgl. Regierung das Haus des Hrn. Rentners 
Wisser hier für ein Pfarrhaus anzukaufen. 
— Landau, 16. Okt. Schon seit langen 
Jahren hat man keine so vergnügten Gesichter 
inserer Winzer mehr gesehen, wie bei der dies⸗ 
ahrigen Weinlese. In manchen Wingerten 
erzielt man einen vollen Herbst, ein Dreiviertel- 
Herbst gehört nicht zu den Seltenheiten und ein 
Juter haber Herbst wird selbst in den minder be— 
jünstigten Lagen erzielt. Da ist es kein Wunder, 
venn die Leute mit Lust an das Herbstgeschäft 
zerantreten, zumal auch die Qualität besser aus— 
allt, als man sich am Anfang des Monats Okto⸗ 
zer glaubte erwarten zu dürfen. Kaufer sind auch 
chon zahlreich am Platze und die Einkäufe gehen 
»ñ der Bereitwilligkeit der Produzenten zum Los⸗ 
chlagen glatt von Statten. So weit sich jetzt 
chon von einem Durchschnittspreise sprechen läßt, 
vird man für unsere Gegend 200 - 220 Mk. als 
olchen annehmen können. (Eilb.) 
— Unter der Schuljugend in Germersheim 
sommen zahlreiche Erkranlungen an Masern vor. 
In einer Schule fehlen von 70 Kindern über 20. 
SZeit 1879 ist dies das erste Mal, daß diese Krank⸗ 
seit hier wieder auftritt. Damals wurden die 
SZchulen auf vierzehn Tage geschlossen. 
— Speyer, 15. Olt. Am gestrigen Tage 
ind die Badeanstalten aus dem Rhein in 
den Hafen gebracht worden. Eine derselbern trieb 
nit voller Wucht gegen das Vordertheil e nes der 
im Stromufer liegenden Boote des Straßen⸗ und 
Flußbauamtes, wodurch unter gewaltigem Krachen 
ine Wand der Badeanstalt eingedrückt wurde. 
Auch die Schwimmschule wird heute ihr Winter⸗ 
juartier beziehen. In Folge des kalten Sommers 
jaben sowohl die Badeanstalten, wie auch die 
Schwimmschule keine guten Geschäfte gemacht. 
— In Edenkoben ist vorgestern am hellen 
Tage ein bis jetzt noch unbekanntes Individuum 
»urch gewaltsames Erbrechen der Thüren bezw. 
Deffnen derselben mittels Nachschlusseln in das dem 
Zimmermeister und Krämer Hrn. Brucker gehörige 
ind im Schleepfade dahier gelegene unbewohnte 
Wohnhaus eingedrungen und hat daselbst aus ver⸗ 
chiedenen Behältnifssen Getüch, insbesondere Hemden 
und Kragen, sowie einige Spezereiwaaren sich an⸗ 
geeignet und fortgeschleppt. Nach dem Dieb wird 
eifrigst gefahndet und glaubt man, denselben ding- 
fest machen zu koͤnnen. 
— Derdesheim. Das hochste Gewicht 
don Portugiesermosten hier erzielte die 
Firma B. hier. Dieselben betrugen für Auslese 
von „Edelfaulem“ 126 Grad und für Gesundes 
103 Grad. 
— Dürkheim, 16. Okt. Die von dem da- 
hier verstorbenen Betriebs und Kanal Ingenieur 
Zerrn Abraham Strauß letztwillig mit einem 
?avpitale von 20.000 Mk. bhegründete Landes- 
tiftung zur technischen, wissenschaftlichen od 
ünftlerischen Ausbildung würdiger, bedürftiger 8* 
alentwoller Soͤhne oder Toͤchter von Bahnwärier 
und Wachselwärtern bei den bayerischen See 
zahnen und Straßenwärtern der bayerischen Staats 
draßen wurde landesherrlich bestatigt. 
— Durkheim. Die küurzlich verschiedene 
Wittwe Mina Haberer dahier, eine Wäscherin 
und Büglerin, hat in ihrem Testament in hoch⸗ 
herziger Weise dem hiefigen Diakonnissenverein die 
Summe von 50 Mk. überwiesen. Diese schoͤne That 
zerdient nicht nur registrirt, sondern auch — nech— 
geahmt zu werden. 
— Zudwigshafen a. Rh. 15. Olt. In 
große Trauer wurde heute Nachmittag die Famiie 
des Tagners Valentin Hoenig, wohnhaft im Mann— 
herz'schen Haus, gegenüber der Aktienbrauerei, der⸗ 
setzt. Die Frav Hoenig verließ auf einen Augen⸗ 
blick das Zimmer, um etwas zu besorgen. Kaum 
hatte fie das Zummer verlassen, als ihr zweijaähriges 
Zind, ein bildschönes Madchen, ans Fenftr stieg 
sich herauslehnte und aus dem 3. Stoch hinabfil 
Als zerschmeiterte Leiche wurde dasselbe der Muttet 
in die Arme gelegt. Darum Vorsicht! 
— Ludwiqshafen, 15. Oki. Heute Abend 
jegen 7 Uhr schickte der Kaufmann Becher von 
Friesenheim einen elkjährigen Knaben an den 
Zahnhof Ludwigshafen, um ein größeres, gefülltes 
Faß mit einem zweiräderigen Handkarren nach 
FFriesenheim zu transportiren. Beim Verladen des 
Faßes aber ging man so unvorfichtig zu Werke, 
daß fich der Karren überschlug, irgend ein vor⸗ 
stehendes Eisentheil den Fuß des Knaben erwischte 
und ihm die gange Sohle vom Fuße riß, so daß 
der Knochen blosgelegt wurde. Der ungluückliche 
Junge wurde hierauf zum Bader Stieber gebracht, 
wo ihm die Fußsohle wieder angenäht und er so⸗ 
dann mit einem Sanitätswagen nach Friesenheim 
transportiert wurde. 
— Ludwigshafen, 16. Okt. Wie früher 
chon mitgetheilt, wird auf Veranlassung des Kauf⸗ 
nännischen Vereins uud des Gewerdevereins Herr 
Brofessor Engels von Berlin einen Vortrag über 
Zonentarife auf den Eisenbahnen“ 
aiten. Als Vortragsabend ist nun endgiltig 
Donnerstag) der 28. Oktober festgesetzt und haben 
um dem Vortag außer den Mitgliedern der vor— 
jenannten Vereine alle fich für die Sache interes— 
jrenden Einwohner gegen Erlegung eines kleinen 
Fintritsgeldes Zutritt. Der Vortrag findet im 
Jroßen Saal des Gesellschaftshauses statt. 
Ludwigsbafen, 15. Okt. Gestern 
Abend versammelten sich im Gesellschaftshaus etwa 
40 Herren aus allen Kreisen der hiefigen Gesell⸗ 
chaft, um die einleitenden Schritte zur Errich⸗ 
tüng eines Knabenhorts zu thun. Eine 
vahrhaft edle Begeisterung erfüllte die Versammlung 
und reifte den Entschluß, mit allen Kraften zu 
Jelfen, wo Hilfe so dringend notwendig erscheint. 
Der Verlauf der Sitzung läßt nach dem „Pf. 
Z.“ das Beste für den weiteren Fortqang er⸗ 
warten. 
Die eingehende Befichtigung des kgl. Amtse 
zerichtes zu Frankenthal seitens mehrerer kgl. 
Zeamten soll dem „F. T.“ zufolge die Ueberzeug· 
ng gegeben haben, daß weder ein Neu- noch Um— 
zau desselben noöͤthig erscheinen. 
— Grünstadt, 15. Okt. Auf ergangene 
Finladung des Arbeiterbildungsvereins Pirmasens— 
zetreffs Gründung eines Verbandes „Pfalzischert 
Arbeiterbildungsvereine“, findet am 
dmmenden Sonnlag, den 19. Oktober im Gesel⸗ 
chaftshause zu Neustadt a. H. eine Zusammenkunf! 
»on Äbgeordneten „Pfälzischer Ardeiterbildunas⸗ 
dereine“ statt. 
— Odernheim a. Gl., 15. Olkt. Behuf⸗ 
Ausbeutung der Steinkohlen in den Gemarkh⸗ 
ungen von Obermoschel, Lettweiler, Callbach und 
Ankenbach, werden bereiis Vorkehrungen getroffen, 
was fur die hiesige Gegend sehr nutzt und segen⸗ 
hringend zu werden scheint. 
—Bayerischer Veteranen⸗, Krieger 
u. Kampfgenossenbund. Dem Prasidium 
lagen in seiner Sitzung am 18. d. Mis. 92 im 
Monat September eingelaufene Unterstützungsge 
suche zur Verbescheidung vor. 88 derjselben, untet 
peichen 13 von Wittwen und Waisen, wurden 
nit 1189 Mt. bedacht, 3, weil den in den 9— 
ruten gegebenen Voraussetzungen nicht enspueche. 
abgewiesen, ein Gesuch wuͤrde behufs weiterer 
hebungen ausgesetzi. Von den Gesuchftellern madn 
ααα α᷑J IνοMY. 9 I8α