Full text: St. Ingberter Anzeiger

fehlen, daß die allseitige Stimmung eine recht fröh⸗ 
liche war, und man erst in später Stund sich von 
einander trennte. 
*St. Ingbert, 21. Okt. Gestern Nach- 
mittag verunglückte in der hiesigen Grube der 
Bergmann Christian Grund durch herabfallendes 
Bestein und blieb sofort todt. Er war Familien⸗ 
vater, hier wohnhaft und sftand im Alter von 52 
Jahren. 
* St. Ingbert, 21. Okt. Gestern Abend 
nach 6 Uhr wurde hier wieder ein Meteor ge— 
sehen, welches jedoch kleiner war als das neulich 
erwähnte und seinen Weg von Westen nach Osten 
nahm. Auch zeigte sich am Firmament ein Mond⸗ 
Regenbogen. — Die letzte Nacht war eine sehr kalte 
und gab es ziemlich dickes Eis. 
* St. Ingdert, 21. Okli. Nach den Sta⸗ 
futen fuür das pfälzische Dienstbotenftift 
werden aus den Zinsen des Kapitalstockes alljähr⸗ 
lich in der ersten Woche des Monats Januar zur 
Belohnung braver Dienstboten der Pfalz Preise 
bergeben. Um einen solchen Preis können nach den 
Statuten jene Dienstboten fich dewerben, welche 
fich durch mindellens fünfjährige, bei einer und 
derselben Herrschaft geleistete treue und eifrige 
Dienste mit stets tadelloser Aufführung ausgezeichnet 
haben, Kost und Lohn beziehen und mit der Herr⸗ 
schaft im Familienverband leben. Diese fünf Jahre 
müssen mit dem 30. November als dem äußersten 
Bewerbungstermin vollendet sein; dieselben werden 
dom vollendeten 16. Lebensjahr des männlichen 
und vom 14. des weiblichen Dienstboten an ge— 
rechnet. Wer einen Preis erhalten, kann nach je 
weiteren fünf Dienstjahren wieder einen solchen be— 
anspruchen. Die Aufmunterungspreise bestehen a. 
in Ehrenbriefen und b. in Gelddelohnungen. Dienst⸗ 
boten, welche bei einer und derselben Herrschaft 
ihten 2., 3. Preis u. s. w. erworben haben, er⸗ 
halten auf entsprechende Bewerbung erhöhte Geld— 
hbelohnugen und bei ihrer Verheiratung eine Aus—⸗ 
steuerprämie. Präbenden köanen solchen Dienstboten 
herliehen werden, welche bei langer, treuer Dienst⸗ 
zeit den zur Erfüllung der Voraussetzungen für 
zwei Aufmunterungspreise billigen Anspruch auf 
ein ruhiges und vor Mangel geschütztes Alter 
haben, oder welche im Diens perunglückten. Be—⸗ 
werbunasgesuche sind mit den vorschriftsmäßigen 
Zeugnissen längstens bis zum 30. Nobember bei 
dem kgl. Bezitksamt des Dienstorts einzureichen. 
— Das kgl. bayer. Staatsministerium 
der Finanzen hat durch Entschließuntz vom 28. v. 
M. angeordnet, daß bei der Anmeldung und probe⸗ 
weisen Festsetzung des Inhalts ausgehender Bier⸗ 
flaschen die Bruchtheile des Liters in Dei⸗ 
malstellen anzuschreiben find. 
— Bei der Bürgermeisterwahl zu Mittel—⸗ 
bexbach wurde an Stelle des zurückgetretenen 
Bürgermeisters M. Schitber der bisherige Adjunkt 
Peter Metzinger II. gewählt, an dissen Stelle 
ging Jos. Ostheimer als Adiunkt aus der Wahl⸗ 
urne hervor. 
— Dem ,pPfälzer in Amerika“ wird geschriehen: 
In Springfield, O., erschoß am 25. Sept. 
der aus Rammelsbach bei Kusel starimende Wirth 
starl Drumm seine Frau Frieda geb. Moll und 
und beging darauf Selbstmord. Schon am frühen 
Morgen hatte er mit derselben Streit angefangen, 
worauf s'e bitterlich weinte und ihm Vorwürfe 
machte. Drumm hatte hierauf den Getränken fleißig 
zugesprochen und kurz vor 6 Uhr nachmittags ging 
er auf die im Zimmer hinten befindliche Frau los 
jetzte ihr den Revolver an die Schläfe und schoß. 
Die Frau stürzte sofort todt nieder, worauf er sich 
selbst eine Kugel in die Schläfe jagte und ebenfalls 
auf der Stelle todt war. Die etwa 380jährige 
Frau, welche zuzeit guter Hoffnung war, haite 
ihren Mann vor etwa 6 Monaten verlassen, weil 
derselbe in eifersüchtiger Wuth auf sie geschossen 
hatte, kehrte aber nach kurzem Aufenthalt in New⸗ 
Hork zurück. Verschiedene Anzeichen deuten darauf 
zit, daß Drumm, der im Aller von 85 Jahren 
stand, an zeitweiliger Geistesstörung litt. Drumm, 
dessen in Deutschland lebende Eltern -wohlhabend 
ind und der ein Verwandter des Admirals Drumm 
in Washington gewesen, wohnte früher in Cin⸗ 
cinnati und in Osborn, O., und war allgemein 
beliebt in Springfield. Seine Frau soll, wie vom 
storrespondenten mitgetheilt wird, zwei Brüder und 
eine Schwester in New-York wohnen haben. Das 
Ehepaar hinterläßt zwei Knaben, von denen der 
eine 6 Jahre, der andere kaum 9 Monate alt ist. 
— Ransbhach. Se K. H. der Primnz; 
Kegent hat dem durch die Geburt eines 7 
znaben beglückten Schuhmacher Müuller da— 
hier ein Geschenk von 830 Mark zuzuwenden 
geruht. 
— Das Landgericht Kaiserslautern 
hat gegen 119 Wehrpflich tige wegen Ver— 
letzung der Wehrpflicht durch unerlaubte Auswander⸗ 
aung Vorladungsbefehl erlassen. 
— Pirmasens, 21. Okt. Das Opfer 
iner unsinnigen widerlichen Wette ist der 
Fabrikschuster Theobald geworden. Derselbe hatte 
nit Genossen „gewettet.“ in 10 Minuten 10 Glas 
Bier und , Schoppen Schnaps zu trinken. Diese 
ra arige Wette hatte der leichtsinnige Mensch ge— 
vonnen, aber seine Thorheit mit dem Leben ge—⸗ 
züßt, denn nach 2 VTagen, bezw. gestern ist der— 
selbe an den Folgen dieses Streiches gestorben. 
(Zw. Zig.) 
— In Diedesfeld holte ein zwöifjahriger 
Junge am Brunnen Wasser; unterwegs stellte er 
eine Gießkanne ab, rutschte dabei aus, und fiel 
unglücklicherweise mit dem Halse in das Rohr, das 
hmn die Luftröhre durchschnitt und die Halsschlag⸗ 
ider verletzte, so daß et, wie die „Pf. Ztg.“ be⸗ 
richtet, nach 3 Stunden qualvollen Todes starb. 
— Landau, 20. Okt. Ja der vorgestrigen 
Stadtratbssitzung erklärte sich der Stadtrath 
nit dem Vorschlage seines Bauausschusses, die durch 
den Stadtrath bereits genehmigten 32,000 Martk 
für die Herstellung des nördlichen Hauptkanals von 
der Kinderbewahranstalt bis zur Industriestraße, 
owie die noch folgende Strecke des südlichen Haupt⸗ 
anals im Ostring nach dem Vorschlage des Stadt⸗ 
auamts unter Anwendung eines Profils von 1 zu 
,50 Mtr. auf 40,000 Mark zu erhoöhen, ein⸗ 
limmig einverstanden. 
— Landau, 20. Okt. Aus geringfügiger 
Arsache geriethen gestern Nachmittag in Mörl⸗ 
hdeim die Brüder Hoffmann in einen Streit, 
vobei der eine dem andern die Nase mit einem 
Messer durchstach und ihm noch eine leichte Ver—⸗ 
etzung am Uaterleib beibrachte. Die Brüder Hoff⸗ 
nann galten bisher als ruhige Leute. 
— Speyer, 19. Ott. Die zur Prüfung 
jier anwesenden Schuldienstexspektanten 
eierten gestern Abend in der Schwartz'schen Halle 
hr hiesiges Beisammensein. Die Schwartz'sche Halle 
var mit hübschem Grün geschmückt, aus dem die 
Züsten des Kaisers und des Prinzregenten hervor⸗ 
euchteten. Im Saale hatte sich ein zahlreiches 
Bublikum eingefunden. Auch die Prüfungskommis—⸗ 
ion war vollzählig erschienen. Die Pioniermusit 
zatte den orchestralen Theil ÜUbernommen. Einen 
tattlichen Sängerchor hatten die Kandidaten zu⸗ 
ammengestellt, über 100 mufik⸗ und sangeskundige 
rdeute brachten in vollem, ficherem, oft orgel⸗ 
zleichem Klange den Ab'ischen Weihegesang zur 
Fröffnung der Feier zum Vortrage. Es folgte dann 
zie Begrüßungsansprache durch den Kandidatenver- 
veser Schultz von hier. Später folgten Tooste aus 
Prinzregent und Kaiser. Selbstberständlich fehlten 
auch kleine musikalische Einlagen nicht. So gestaltete 
ich die Feier, deren zweiter Teil ein flottes Konzert 
uinserer wackeren Pioniere bildete, zu einer durchaus 
selungenen und frohen, die das in Lehrerkreisen 
nindestens ebensosehr als sonst gepflegte Gefühl der 
Zufammengehbrigklit kräftig zum Ausdruck brachte 
ind zugleich auch andere in den frohen Kreis zog. 
— Edenkoben, 18. Oki. Das Wein⸗ 
rträgniß wird in unserer Gemarkung auf 
000 Fuder geschätzt, was bei den jetzigen Durch⸗ 
chnittspreisen einem Werthe von 1.130. 000 Mk. 
leich kommt. 
— Neustadt, 20. Okt. Die gestern im 
Zaale des Gesellschaftshauses stattgefundene Be— 
prechung von Vertretern pfälzischer Arbeiter⸗ 
zildungs⸗Vereine führte zu dem einstimmigen Be⸗ 
chlusse, einen Verband pfälzischer Arbei— 
ertvereine zu gründen. 
— Neustadt. Zur patriotischen Feier des 
)0. Geburistages unseres großen Schlachtendenkers, 
)es Feldmarschalls Grafen von Moltke, findet 
—A — 
roßen Saale des Saalbaus auf Veranlassung des 
Offiziers-Klub und Kriegervereins Neustadt, wobei 
»om hiesigen Bürgermeisteramt an sämmtliche Ver⸗ 
ine Einladung erging, ein Festdankent statt. Die 
— 
Betheiligung eingeladen und herzlich willkommen. 
— Waldsee. Dahier wurden im Laufe der 
Woche einige tausend Zentner Tabak abgehängt, 
und da die Ware sehr schön fkrocken war. auch 
rasch zum Ducchschnitispreise von 22 Mek. ber 
Zentner verkauft. 
— Ludwigshafen, 20. Okt. Im großen 
Saale des Gesellschaftshauses fand im Laufe * 
gestrigen Nachmittags gelegentlich des dritten Bun— 
desfestes des süddeutschen Athlenbunde 
unter zahlreicher Anwesenheit des Publikums ein 
Wettkampf im Stemmen und Ringen ꝛc. statt 
Betheiligt waren außer den Mitgliedern des hiesigen 
Athletenklubs mehrece auswärtige Athletenberein⸗ 
welche sich am Nachmittag in geschlossenem * 
nach dem Geseüschafishaus begaben. Von de 
Mitgliedern des hiesigen Klubs erhielten laut G⸗N 
Preise: Im Zoͤglingstemmen: Jean Hoffmann den 
1.. Daniel Lang den 83. Preis. Im Junii 
stemmen: Atendörfer den 4. Preis. Im Smior. 
stemmen II. Klaffe: Ferdinand Nufer den 2. un 
Jakob Weis den 8. Preis. Im Seniorstemmen j 
Llosse: Georg Abel den 1. und Georg Buchert den 
3. Preis. Im Seniorringen: Adam Mathes den 
1. und Karl Schmitz den 3. Preis. Im Trabep 
turnen: Adosph Schneider den 1. und Jatoh 
Buchert den 2. Preis. Am Abend fand in dem— 
selben Lokale ein Ball statt, der, wie vorauszusehen 
war, auch unter zahlreicher Betheiligung der aus. 
wärtigen Gäste den schönsten Verlauf nahm. 
— Am Samstag Abend hatten sich im Ritter⸗ 
'aale des Forsterhauses in Obermoschel zur 
Feier des Uebergangs des Moschellandsberges mit 
den ehrwürdigen Ruinen der Landburg an die 
Stadt die Stadtverwaltung, Major Hartmann als 
Repräsentant der Familie Neu, Notar Weil, sowie 
eine Anzahl Bürger versammelt. Nachdem die 
Urkunde von beiden Seiten unterzeichnet war, gab 
laut „Kirchh. Anz.“ Herr Heinz als erster Rednet 
einen kurzen Rückblick über die Geschichte der Burg 
und ihrer Bewohner, sowie über die von Oher— 
moschel. Um der Burg und deren Umgebung etwas 
wieder von ihrem alten Glanze zu geben, einigte 
man fich dahin, einen Verschönerungsverein zu 
gründen und samtliche Anwesenden erklärten sich 
bereit, demselben sogleich beizutreten. 
— Zur leilweisen Aufdringung der Mittel 
für die Erbauung der katholischen Kirche zu 
Thalberg, Bez.A. Wegscheid, ist die .Veran⸗ 
zaltung einer Kollekte in sämtlichen katholischen 
Kirchen Bayerns allergnädigst gestattet. Die Vor—⸗ 
nahme dieser Kollekte ist für die katholischen Kirchen 
der Pfalz auf das Allerheiligenfest (1. Nobdemder) 
angeordnet. 
Vermischtes. 
F Besitzwechsel. Das dem Herrn Kauf— 
mann Adolf Kauz in St. Joh ann gebörige, 
früher Bickelman'sche Haus in der St. Johanner 
Bahnhofstraße Nr. 10, ist um den Kaufpreis von 
70 000 Mt. in den Besitz d.s Bierbändlers Herrp 
Karl Bickelmann übergegangen. 
F In Saarbrücken wird zur Feier dis 
hOsten Geburtstages des Grafen Moltke am 
nächsten Sonnlag Abend Militär⸗Konzert auf dem 
Schloßplatze, eine Beleuchtung des Winterberg— 
Denkmals und ein Festkommers im Schuhmann'- 
jschen Saale staatfinden. 
F Forbach. Folgendes lustige Kirmes— 
bild bringt die „Forb. Ztg.“: Eine sehr wohl— 
beleibte Dame von auswärts empfand bei den lo— 
ckenden Tönen der Karoussel ˖Musik den Wunsch, 
auch einmal ein Pferd zu besteigen, und mit Hilfe 
der gesammten Familie wurde sie denn auch glüch 
lich auf den Schimmel gebracht, der diese Last tragen 
sollte. Die Rundfahrt ging ganz gut von statten. 
als sie aber zu Ende war und die dicke Dam— 
Jerabsteigen wollte — da ging es nicht. Rallos 
inter dem Gelächter der Menge, saß die Aermste 
zuf ihrem Schimmel, ihr Ehemann abir rief: 
„Ist denn keine Schrotleikser da?“ Nun eine 
Schrotleiter war nicht da, aber eine Leiter stand an 
»em Pfahl mit den Ringen, und mit Hilfe dieser 
vpurde die Dame glücklich erloöst und uͤngefäbrdet 
wieder auf die Erde gebracht. 
Gestern Morgen traf in Straß burg mit 
Sonderzug Buffsaͤlod Bills Wild West 
in. Die Ausladung erfolgte an der Miluätrampe. 
Die Mannschaften wurden mit Wagen zum Platß 
Lenotre gebracht und die Tiere den Wallstroßen 
ntlang dahin geführt. 
p Nannheim, 19. Okt. Eine Kommis⸗ 
ion, bestehend aus den Herren Oberburgermeister 
Moll, mehreten Mitgliedern des Stadtrathes, Herin 
Rheindauinspktor Fieser, dem Syndikus der hiesigen 
dandelskammer, Herrn Dr. Landgraf und mehreren