St. Ingberler Anzeiger. — — —— Der „St. Ing bert er Anze ig ex“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donners stag i Sa mstag. Abonnementsvreis vierteliährig 45 Krzr. Anzeigen werden mit 3 Krzr. die dreispaltige Zeile Blattschrift oder deren Raum berechnet. Nro. 83. — F JF Samstag, den us. Jult » 1867. — — - —⸗ M— — ——— ———— — — — Deutschland. Munchen, 10. Juni. Das Ergebniß der internationalen Müunzconferenz zu Paris ist folgendes: Es soll eine gemein⸗ same einheitliche Münze geschaffen werden, welche eine Goldmünze X Goldwaͤhrung einge⸗ füͤhrt und der Anschluß an das am meisten verbreitete System bewerkstelligt werden. Ene Mümchener Correspondenz enthüllt unrichtige Angaben über d⸗ Besprechung, die am 5. Juli im Ausschuß fuͤr die So⸗ zialgesetze stattfand. Die dort erwähnte Differenz zwischen den Berichterstattern des Heimath⸗ und des Gemeindegesetzes bezieht sich zunächst nur auf einen allerdings wichtigen Punkt. Auch war im Ausschuß nicht die Rede davon, über das Heimathgesetz ein neues Referat ausarbeiten zu lassen, welches mit den Ansichten der Majorität besser harmonirt. — Falsch ist ferner die Angabe, daß eine Zusammenlunft von süddeutschen Abgeordneten X igt sei, um sich über die Grundlagen eines Wehrgesetzes zu ver⸗ ständigen. Eine Conferenz von Deligirten der deutschen Hilfsvereint für die Krankenpflege und Unterstuͤzung der Soldaten im Felde wird am 22. in Wuͤrzburg zujammentreten, um die im letzten riege gesammelten Erfahrungen auszutauschen, sich üͤber die zwech maßigste Organisation der freiwilligen Hilfsthätigkeit zu verstän⸗ digen, etwa räthliche Ergänzungen det Genfer Convention von 1864 vorzubereiten, und namentlich durch Anknüpfung perfonlicher Verbindungen das Zusammemwwirken der deutschen Hilfsvereine fün den Fall eines wieder ausbrechenden Krieges zu befördern. Frankfurt, 8. Juli. Nach sehr bestimmten Mittheilun⸗ gen aus verlässiger Quelle können wir in Bestätigung anderwei⸗ liger Angaben berichten, daß man ohne allen Zweifel mit der geineinsamen Einführung der Tabaksteuer bis zum Zusammentritt des künftigen Zollparlaments warten wird, resp. daß letzterem die bezüglichen Voriagen gemacht werden sollen. Ueber diese Vorlagen ist man aber noch lange nicht einig, und sollen vor deren Ent werfung allenthalbben die competenten Behoͤrden und die Bethei ligten mit ihren Guthaben gehört werden. Wie man weiß, steh übrigens die geeg der Tabakbesteuerung schon lange auf der Ta gesordnung dẽes Zollvereins; vor einem Jahrzehnt wurde sie be— handelt, und war damals. wo mehrere Regierungen eine sehr hohe Steuer wünschten, sogar von der Einführung des Monopols die Rede. Wir wissen, daß auch jetzt einige Regierungen beab sichtigen, diese Steuer zu einer wirklich ergiebigen Finanzquelle zu machen. Es wird nun Sache aller Betheiligien sein, sich zu ühren, damit in die ganze Sache die richtige volkswirthschaft liche Klarheit kommt, und nicht schließlich Anträge durchgehen. welche fürs Erste zwar jenen Zwed erfuͤllen möͤgen, aber für die Frigk die Quele selbst derstbren, indem sie die bezügliche Pro— ducuion und Fabrikation vernichten. Die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte wird nun doch in Frankfurt und zwar vom 18.- 24. September aber (nach dem gegenwärtigen Programm) ohne die sonst üblichen Festlichkeiten, gehalten. wie die B. und H.⸗Ztig in Bäreff des Fürstenthums Wal deck eieet ist der fürstliche Geh. Rath v. Stockhausen, der bis⸗ her die Verhandlungen wegen Abtretung des Landchens an Preu hen vertraulich geleitet hat, zum veraniwortlichen Staatsministe: crnannt worden um in dieser Eigenschaft die Angelegenheit offi⸗ ziell abzuschließen. Er befindet sich gegenwärtig bei den in Nau⸗ heim weilenden Fürsten und wird in den nächsten Tagen in Ber⸗ lin sein. Fraukfurt, 9. Juli. Das Journ. de Paris glaubt zu wissen, daß Vreußen unterm 20. Juni an seine diplomatischen Agenten im Auslande ein Rundschreiben erlassen habe, welches die Anschauungen des Berliner Cabinets über die wahrscheinlichen Folgen der Reise des Königs Wilhelm dach Paris darlege. Der —— diese Reise zur Sidemna ind Befeniqung des eurod gischen Friedens beigetragen haben werde. Die diplomatischen Agenten Preußens seien ermäch⸗ ligt worden, von diesem Schriftstück den Negierungen, bei welchen sie beglaubigt sind, Mittheilung zu machen. Seiphig, 7. Juli. Gestern Abend fand in den Räumen des Schützenhauses die zweite dahier veranstaltete Freiligrat h⸗ Feier siatt. Goitfried Kinkel aus Zurich hielt die Festrede; er war speciell zu diesem Zwecke hierhergekommen und betrat sonach zum ersien Male seit 17 Jahren wieder den deutschen Boden. Berlin,V. Juli. Die Zollconferenz hat gestern den Vertrag über die Fortdauer des Zoll⸗ und Handeksvereins uuierzeichnet und damit nach sieben Sitzungen ihre Thätigkeit ge⸗ schlossen. Der Vertrag gleicht dem preuͤßischen Entwurfe mit Aus naͤhme weniger unwesentlicher Modificationen. Gleichzeitig ward auch ein Schlußprotokoll vollzogen, durch welches u. A. festgesiellt vird, daß die aus den Abrechnungen aus den gemeinschaftlichen Ern⸗ nahmen sich ergebenden Herauszahlungen an undere Vereinsstaaten, soweit fie nicht durch die bei den Zollkassen eingegangenen Münzen des enisprechenden Staates oder der mit letzterem in genauer Ueber⸗ einstimmung stehenden Staaten geleistet werden können, nur entwe⸗ der in Vereinsthalern, oder Guldenstücken, nicht aber in Theilstücken des Thalers oder Guldens ausgeführt werden sollen. Das Schluß⸗ protololl besagt ferner, daß Preußen zur Ausuübung der ihm zu⸗ stehenden Controle wegen Einhaltung des gefetzlichen Verfahrens bei der Erhebung und Vexwaltung der gemeinschaftlichen Abgaben, Beamte der süddeutschen Staaten unter Verücksichtigung der Wünsche der belreffenden Regierungen verwenden werde. Einige der Bevoll⸗ —X verlassen; die hier gebliebenen sind heute bei dem württembergischen Gesandten, Herrn v. Spitzen⸗ herg, zum Diner eingeladen. Vorher fand im Finanzministerium noch zwischen dem Geh. Ober⸗Finanzrath Scheele und einigen Con⸗ erenzmiigliedern eine Besprechung über die Salzfrage statt. — Die landwirthschaftliche Abtheilung der preußischen Aus— stellung in Paris ist bei der Preis- und Ordensverleihung ganz unberücksichtigt geblieben. Die Beil. Borsenztg. meldet: „Die preuß. Regierung ruft ihrer Gesandten aus Mexico nicht ab. — Graf Bismarck verkauft sein Gut Schönhausen an seinen Bruder und vermehrt seine neuen pommerschen Befitzungen. — Die Nordd. Allg. Ztg. erklaͤrt die Rachrichten französischer Blätter, daß Frankreich wegen Nordschleswig Vorstellungen in Berlin erhoben, oder sich sonst in diese Angelegenheit sich eingemischt habe, für durchaus unbe— gründet. Berhin, 10. Juli. Nach den auf der Zolconferenz ge⸗ faßten Beschlüssen wollen die Zollvereinsstaaten gemeinichaftlich dahin wirlen, daß durch Annnahme gleichförmiger Grundsatze die Gewerbsamkeit gefördert und der Befugniß der Angehörigen des einen Stagates, in den anderen Arbeit und Erwerb zu suchen, moͤglichst freier Spielraum gegeben werde. Es soll auch von den Angehörigen Eines Vereinsstaates, welche in dem Gebiete eines inberen Handel und Gewerbe treiben oder Arbeit suchen, keine Abgabe entrichtel werden, welcher nicht gleichmäßig die in dem⸗ elben Gewerbeverhältnisse stehenden eigenen Angehörigen unter⸗ vorfen sind. Desgleichen sollen Kaufleute, Fabrikanten und andere hemerbelreibende, welche sich darüber ausweisen, daß sie in dem Bereinsstaate, in welchem sie ihre Wohnsizze haben, die gesetzlichen ee für das von itznen betriebene Geschäft entrichten, wenn ie dios für dieses Geschäft persönlich oder durch die in ihren diensten stehenden Reisenden Ankaufe machen, oder Bestellungen anter Mitführung von nur Mustern suchen, in den anderen Staa⸗— en keine weiteren Abgaben hierfür zu entrichten verpflichtet sein. Beim Besuche der Märkte und WMessen zur Ausübung des Handels und zum Absatze eigener Erzeugnisse oder Fabrikate, sollen in je— demn Vereinsstaate die Angehörigen der anderen Vereinsstaaten benso wie die eigenen Angehörigen behandelt werden. — Die Seehafen der Staaten des Norddeutschen Bundes sollen dem dandel der Uuterthanen der übrigen Tcontrahirenden Theile gegen Hdoͤllig gleiche Abgaben, wie solche von den eigenen Angehörigen