cath lieqt gegenwaͤrtig ein Gesetzentwurf vor, der die Bestimmun⸗ jen von 18158 über die Raturalisirung in sehr liberaler Weist nodificirt. Während gegenwärtig ein Fremder nach Einreichung eines Raturalisations⸗ Gejuches noch zehn Jahre in Frankreich an⸗ assig bleiben muß, ehe er das volle Bürgerrecht erhält, wird durch as neue Gesez diese Wartezeit auf drei Jahre abgekürzt. Und ziese Frist kann selbst auf ein Jahr herabgesetzt werden für die⸗ enigen, welche dem Lande irgend einen großen Dienst geleistet, J. B. eine neue Industrie eingeführt haben. (Pf. K.) Paris, 5. Jan. Der „Etendard“ läßt sich melden, daß Herr Rios Rosas augenblicklich auf dem Schlosse von Carthagena gefangen gehalten wird. Marjchall Serrano mit denjenigen seiner Idjuianten, die ihn begleitet haben, befindet sich in Alicante, wo re die Befehle der Regierung erwartel. Was die übrigen verhaf— cten Deputirten, 12 bis 15 an der Zahl. betrifft, so sind fie zum Theil auf den canarischen Inseln, zum Theil auf den Balearer internirt. Belgien. Brüssel, 5. Jan. Großes Aufsehen mache n die heute be⸗ kannt gewordenen Erklärungen der Minister des Auswärtigen und der Finanzen in der Sitzung vom 28. Decemb. der ersten Kammer der holländischen Generalstaaten, welche den belgischen Minister Ro⸗ gier einen Revolutionir nannten und sein Verfahren in der Schelde⸗ Angelegenheit als unschicklich bezeichneten. Man fürchtet, daß es zu dem Abbruche der diplomatischen Beziehungen zwischen Belgien und Holland kommen könnte. (Koln. Zig.) Italien. Am 1. Jan. trat in Italien das Gesetz über die Aufhebung der Kloͤster inz Leben. Die Kloster und Kirchengüter sind bereits⸗ dem Staatsgut einverleibt und es handelt sich jetzt um deren Flüj⸗ sigigmachung Die Maßregel hat indessen viele Gegner, welche Freiheit auch für die Kirche und für die Mönche wollen. Der Diritto“ dagegen, ein Organ der Linken, sagt: „Die Kirche ist zine Feindin, man nuß sie als eine Feindin behandeln. Die Auf⸗ hzehung der KQloͤster ist auch im größten Theil von Italien deßhalb —D das Predigamt da⸗ jelbst fast ausschließlich durch Ordensgeistliche versehen werden und es Pfarrer in deutschem Sinne nur derhälinißmaäßig wenige gibt. Gif. Itg.) Florenz. Die Akten des Processes gegen den italienis chen Admiral Persano sind geschlossen und werden nun dem öffentlichen Ministerinm und sodann dem Admiral selbst. um etwaigen Be— merkungen des Letztereu Raum zu lassen. zur Einsicht übergeben. Floreuz, 3. Jan. Die „Italie“ sagt, daß die Verhand lungen mit Rom in günstiger Weise voranschreiten. — Der Ko—⸗ aig hat die Generale Cialdini und Rossi, sowie den Senator Paleacaba mit dem Anuunciaten⸗Orden decorirt. Spanien. In dem Augenblick, wo Spanien wieder die öffentliche Auf merksamkeit nach sich zieht, bieten Details über die dorligen Zu⸗ ande ein erhöhtes Juteresse. Schulbildung ist dort noch so we— nig verbreitet, daß 12,479 Gemeinderäthe, 422 Bürgermeister, 938 Adjunkten und 11,119 sonstige Beamten weder Lesen noch schreiben kͤnnen. Von den niederen Volksklassen koͤnnen nur Ein⸗ zelne lesen; die Presse kunn daher nur geringen Einfluß üben Iind der Streit über die politischen —A eiführern überlassen, so daß fortwähreid dieselben Namen dabei nuftauchen. Daraus erklärt sich aum der tiefe persönliche Haß der leiienden Staatsmänner und das Vestreben, mit den Institu⸗ sonen auch deren Vertheidiger auszurotten. Madrid, 3. Jan. Rach der Correspondencia“ besseht der Plan des Kaisers Maximilian darin, die entfernteren Provinzen ju räumen und seine Truppen in ein Armeecorps unter Mejia, Miramon, Mendez und NMarquez zusammienzuziehen. Außerdem sollen 3 Contreguerillas orgornisnnt und unter Befehl des franzd⸗ iischen Obristen Dupin gestellt werdein. Iwei derselben werden iner Dupin in Vera⸗Cruz und den heißen Ländern bleiben, das rinte unter Vidaurri am Nio Grande operiren. Die Rathschläge 3 Generals Canelnan sollen dieser Organisation nicht freind sein. Türkei. Konstautinopel, 8. Jan. Die Aufständischen auf Kandia rlitten eine Niederlage bei Vhonia, wo 6000 freiwillige Hellenen und Italiener mitkämpften. Die Distrilte Hisamos und Selinos ind unterworfen. Der Kriegsdampfer Ismail“ uͤberbrachte 3000 Gewehre und Trophäen, die von den Bauern abgeliefert worden sind. Nußland. St. Petersburg, 5. Jan. Durch kaiserl. Ukase sind zussische Nealements in der voluischen Finanverwaltuna eingeführt und ist eine provisorische Schatzdirection in Warschau eingesetzt e Die Gouvbereure haben ausgedehnte Vollmachten er⸗ lten. Amerika. Washington. Die amerilanischen Congreßverhandlungen m Senate über Zulassung der Farbigen im Gebieie des Distrik⸗ es Tolumbia führten zu einer lächerlichen Discussion über das Stimmrecht der Weiber, indem Cowan, der demokratische Sena⸗ tor für Pennsylvanien, ein Amendement zu Gunsten dieser Maß⸗ regei einbrachte. Hr. Anthony erflärte, es sei unlogisch, daß, venn eine Fran als Königin regieren konne, den Frauen das Stimmrecht vorenthalten werde. Hr. Williams war der Ansicht, Frauen sollten das Stimmrecht nicht haben, da sie ohnehin jschon gewaltig viel Vorrechte besäßen, und bemerkte es sei der Stolz und der Ruhm der Amerikaner, das weibliche Geschlecht zu lieben ind zu ehren. Dann aber, mit einem plötzlichen Uebergang aus jeinen Complimenten, erklaͤrte er, stimmberechtigte Frauen wurden edes Haus zur Hölle auf Erden machen. Hr. Waden befürwor⸗ ete den Vorjchlag; als er zur Begründung uͤberging, hielt er dem Hause vor, es würde eine sehr schwierige und verwickelte Sache in. die Scheidelinie zwischen Mann und Weib zu ziehen, da heide denselben Gesetzen unterworfen seien. Bei der namentlichen bstimmung fanden sich die Kämpfer für Frauenrechte in einer Rinorität don 9 gegen 87 Stimmen und damit sind die Aus— ichten der Damen auf die Senatorwürde für diesmal wieder zu vichte geworden. Vermisschtes. 4 München 2. Jan. Der preußischen Hypotheken⸗ Versicher⸗ ungs⸗Actiengesellschaft in Berlin ist die seither auf den Regierungs⸗ zezirk der Pfalz beschränkte Befugniß zum Geschäftsbetrieb auf die ämmtlichen Regierungsbezirke ausgedehnt worden. Hauptagent der Gesellschaft ist Herr Protengeier in Nürnberg. München, 5. Jan. Der h. Stadtcommandant von Mün⸗ hen, Generallieutenant Ritter d. Manz, ist nach mehrwöchentlicher rankheit in vergangener Nacht gestorben. Speyeir, 5. Jan. Wir haben einen Alt unerhoͤrter Rohheit zu berichten, der an unserem Dome verübt wurde. Die mteren sechs Sculpturen an den drei Portalen, von der Meister⸗ jand Renn's verfertigt, wurden, wahrscheinlich in der Neujahrs⸗ acht, sjämmtlich verstümmelt. Dies gili besonders von den sinn⸗ ildlichen Figuren der beiden Seitenportale, wo mit einem schwe⸗ en Wertzeug die Gesichter abgeschlagen sind. Wir enthalten uns eder weiteren Bemerkung; die Handlung erregt hier die allgemei⸗ e Entrüstung, und un sere Stadt selbst muß wünschen, daß der bder die Thaler nicht unbekannt bleiben. Gf. 3.) Cin übermüthiger junger Ausländer forderte in einem affeehause zu München die Anwesenden auf, mit ihm Billard, die Parthie um einen Dulaten zu spielen. Niemand wollte entri⸗ ten. „Kun denn,“ rief der Fremde, „wer spielt die Parthie um eine Ohrfeige ?“ „Do bin i do,“ erwiderte ein anwesender Spaß⸗ vogel, irat zum Billard und ergriff ein Queue. Bevor aber noch die Parthie begann, sprach der Münchener sehr höflich: „Mo lieber herr! 's is in Boarn —X— sen anfängt — und hiermit verabreichte er dem Fremden eine derbe Ohrfeige; bevor aber dieser wieder zur Besinnung kam, war der Münchener längst verschwunden. (Weil sie fürchterlich rasch ind.) 7 Hohenecken, 3. Jan. Ein ungewöhnlich starker Wolf vurde amn 2. d. Mis. durch Herrn Revierfoörster Martin zu Stei⸗ gerhof bei Landstuhl erlegt. Derselbe hatte Nachts vorher bedeu · ende Wegstrecke im Stemnpelberger⸗ Hohenecker⸗ Staatswalde zurück⸗ elegt und sich schlieklich nach Verfolgung eines Rehes in den Gro⸗ zerberg, oberhalb des Eimiedlerhofes, gesteckt. Die Verfolgung ieses, dem Wildstande so sehr gefährlichen Raubthieres ist Hrn. Forstwart Gukeubühl vom Einsiedlerforsihaus zu danken, welcher die Fährte des Wolfes mit Unierfoͤrsier Dech von dorten beharr⸗ ich verfolgt hatte. Gegenüber den in Menagerien befindlichen Wolfen, ist dieser Wolf von verdoppelter Stärke und daher die Hefaͤhrlichkeit erklärlich. Wahrscheinlich kam er aus den Ardennen. pBerhin. Aus den Motiven des preußischen Gesetzent⸗ wurfs über die JInvalidenversorgung ersehen wir, daß von 11 Armeecorps (ein Armeecorps hat seinen Vericht noch nicht einge⸗ andt) bereits 2125 unter tzungsbedürftige Frauen nachgewiesen ind, welche der letzte Krieg und der dänische zu Wittwen gemacht. hat. Unterstützungsbedürftige Kinder unter 15 Jahren, welche in diesen Kriegen ihre Ernährer derloren haben, sind 2655 nachge⸗ viesen. Von jenen 2125 Wittwen kommen 1921 auf gemeine Zoldaten der Linie, Reserve und Landwehr, alijs auf Personen, delche das Kriegshandwerlk nicht berufsmäßig beireiben. Die un⸗ serstützungsbedürftigen Hinterbliebenen der Offiziere, so wie über⸗ haudi die Hinterbsiebenen von Versonen der Marine sind in obi⸗