— In Brötzingen bei Pforzheim sind am 12. d. 34 Gebäude (Wohnhäuser, Scheuern und Remisen) abgebrannt. Die tiefe sittliche Entrüstung einee Hebamme, deren Be— rufstüchtigkeit eine andere Hebamme wahrscheinlich angezweifelt, nacht sich in einem famosen Inserate der „Prov.-Ztg.“ Luft, das nil den Worten schließt: ,Der Beruss als Hebamme ist gewiß n edlerer, als durch Klatscherei den Brodneid laut werden zu lassen, um vielleicht dadurch eine Geburt mehr zu bekommen. Frau Rogge, Hebamme.“ f Die Zahl derjenigen, welche durch den Unglücksfall auf der Zeche, Reu Iserlohn“ ihr Leben verloren haben, beträgt 81. Von denselben haben nach den bisherigen Ermittlungen 36 eine Wittwe und Kinder, die übrigen Eltern, resp. den Vater, die Mutter vder Großeltern hinterlassen. Wie viele von den Be— schüdigten dauernd arbeitsunfähig bleiben, läßt sich noch nicht be— mmen. Jede Familie der Verunglückten oder Beschädigten hat sur Linderung der ersten Noth eine Unterstützung von 20 Thlr. erhalten und wird in nächster Zeit eine fernere Unterstützung von 10 Thlr. beziehen. Ein bestimmter Vertheilungsplan kann erst festgestellt werden, wenn sich nach Abschluß der Sammlung die horhandenen Mittel übersehen lassen. 4 Ein frecher Gaunerstreich wurde am 9. Febr. einem Mag- deburger Uhrmacher geshieli. Ein fremder Herr, welcher sich v. S. naante und in einem hiesigen Hotel logirte, beauftragte den Bar⸗ hier des Hotels, einen Uhrmacher zu ihm zu schicken, da er für seine Braut eine goldene Uhr kaufen wolle. Der von dem Bar⸗ hier gesandie Uhrmacher wies dem Fremden, welchen er in seinem Zim ⸗ mer antraf, sechs Stück goldene Uhren vor. Unter dem Vor—⸗ wande, sie seiner Braut zeigen zu wollen, begab sich der Gauner nit den Uhren in ein Rebenzimmer und kam nicht wieder. Seine beiden Koffer enthielten angeblich Steine und werthloses Gerüm⸗ del. Die Uhren sollen einen Werth von 130 Thlr. haben. Berlium183. Febr. Es haben hier wieder mehrere Mordihaten stattgefunden. Ein junger Breslauer, Namens Oscar Hadra, der nachden er den boömischen Feldzug mitgemacht, in einer Verliner Eisenwaarenhandlung eine bedeutende Stellung er⸗ langt hatte, wurde dieser Tage ermordet auf dem Kopenider Felde gefunden. Er hatte verschiedene Ausstände eincasirt, und Leußerungen über die in seinem Besitze befindlichen Summen scheinen den Mordanfall veranlaßt zu haben. Die Kleidungs- tücke waren vertauscht worden, so daß man muthmußt, er sei nn ein Haus gelockt, dort ermordet und dann die Leiche an den Ort der Auffindung gebracht. — Am selben Tage ist gegen ein Dienstmädchen ein schweres Verbrechen verübt, das aus der Stadt zu ihrer Herrschaft in der Hasenhaide zurüchkehren wollte und, hedenklich, allein in der Dunkelheit den Weg zu passiren, eine Droschte nimmt und das Ziel der Fahrt nennt. Der Kutscher fährt das Mädchen indeß in einer andern Richtung. An einer einsamen Stelle reißt er sie aus dem Wagen, thut ihr Gewalt an und strangulirt sie mit einem Riemen, nachdem er es heraubt. Das Mädchen lag einige Zeit besinnungslos am Boden und schleppte sich dann nach Hause. Die Nummer der Droschke sst bekannt, der Kutscher aber verschwunden. — Der Branddirector Schönbed in Königsberg wurde am 11. Febr. Morgens nebst Frau und 5 Kindern durch Cyankalium dergiftet in seiner Wohnung aufgefunden; die unglückselige That zing von Schönbeck, dessen Vermögensverhältnisse zerrüttet waren ind der am 1. April seine Stelle derlasfen sollte, selbst aus und geschah — wie aus hinterlasfenen Briefen hervorging. im Ein⸗ herständnisse mit seiner Frau und der 2 erwachsenen Töchter; das üngste 5 Monat alte Kind sollte auch sterben, wurde aber in der Aufregung vergessen. FEine der ältesten Buchhandlungen Frankreichs Leclerc in Paris) hat fallirt mit 1,700,000 Fres., darunter — in solchem Ansehen stand das Haus — für fast eine Million Depositengelder F Die mitten in der Stadt stehende Zündspiegel ⸗ und Pa⸗ ronenfabrik von Schleicher und Comp. in Suhl ist am 12. Febr. in die Luft geflogen; das ganze Haus wurde demolirt, drei Vtenschen sofort geidotet, von den 8—9 mehr oder weniger schwer Berwandeten siend Tags darauf 2 gestorben. 4 Der bekannte Pater Hyacinth in Paris ist nach Rom ab⸗ gereist, um dort Fastenpredigten zu halten. Für Straßenerweiterung wurden im vorigen Jahre in London 2 Mill. Pfd. St. Expropriationsgelder verausgabt. Antwerpen, 15. Febr. Heute um 3 Uhr ist ein Schiff mit 200 Tonnen Petroleum in Brand gerathen. Zwei andere Schiffe wurden angestecht, drei geriethen in Gefahr. Der Brand nimmt eine bedenkliche Ausdehnung an. (Kothstand in Rußland.) Aus Rußland kommen sdo düstere Schiiderungen eines weitverbreiteten und intensiven Noth tandesz, daß sich allein daraus die friedlichere Haltung des Petersburger kabineies erklaͤren ließe. In Finnland wetteifert, wie die russische Betersburger Ztg. meldet, der Hungerthphus mit dem Brodman⸗ gel, der Baumrinde als Lederbissen erscheinen läßt, in dem For Hern von Opfern. Dutzende von Leichen werden; auf der Land⸗ traße gefunden, die Eigenthumsverbrechen nehmen so reißend über⸗ sand, daß alle Gefängnisse überfüllt sind. Alle vorhandenen Vor⸗ »äthe sind längst aufgezehrt und Niemand weiß, wie die Bevol⸗ erung bis zum Frühjahr existiren, was sie aussäen soll, um Brod ur den künftigen Winter zu gewinnen. In den Provinzen Tam⸗ ‚ow, Orel und Tula ist, nach dem „Golos,“ die Noth so groß, aß die Bauern schaarenweis ihre Wohnstätten verlassen, um het⸗ elnd durch das Land zu ziehen; es fehlt ihnen ebenso an Nab⸗ ung für fich, wie an Futter für ihr Vieh und an Aussaaot ür das kommende Frühjahr. Von dem Zustande des russischen ritthauen zeugt die Thatsache, daß die Bewohner der ostpreußi⸗ chen Grenze wiederholt um Schutz gegen die hungernden Nach⸗ arn gebeten haben, die bettelnd auf preußische Grenze übertre⸗ en. Das Organ der constitutionell-aristokratischen Partei, in Ruß⸗ and, „West,“ constatirt, daß, die sogenannten „Gouvernements zer schwarzen Erde“ ausgenommen, in Rußland allenthalben Noth der doch Mangel herrsche, und daß dennoch nirgends etwas ge⸗ chehe, den Folgen eines weitverbreiteten Mangels an der nöhi⸗ jen Aussaat für das nächste Frühjahr vorzubeugen. V f In Petersburg traf am 9. d. die Nachricht von einer in Mozkau wüthenden und noch nicht gestillten Feuersbrunst ein; durch usammenstürzende Mauern waren 10 Mann der Rettungsequipage getödtet worden. 4 Aus dem türkischen Serail bringt „Le Nord“ die schon rüher von verschiedenen Blättern angedeutete Enthüllung, daß ille männlichen Kinder der an Würdenträgern des Reichs der des Palastes verheiratheten Sultaninnen am Tage ihrer Ge⸗ zurt sterben, während die Mädchen leben bleiben. Nach Mitthei— ing eines alten Hofarztes ist die Methode, diese Kinder ver⸗ hwinden zu machen, ganz einfach: Matronen, die das Kind heinbar zu dem Zwecke mit sich nehmen, um es einer Amme mnzuvertrauen, lassen es an einem heftigen Gifte saugen, welches as unglückliche Opfer der ottomanischen Politik in wenigen Au⸗ jenblicken tödtet. Unter Abd-ul-Medjid dessen großmüthiger Cha⸗ acter sprichwörtlich war, fanden diese Vergiftungen nicht mehr tatt; der erwähnte Arzt weiß aber nicht, ob der neue Sultan xem Beispiele seines Bruders folgt. Nur so viel sei gewiß, daß jegenwärtig keine Sultanin, die an irgend einen hochgestellten Functionär verheiratget ist, einen männlichen Sproͤßling unter hren Kindern zählt. (Weibliche Aerzte.) Die Zahl der weiblichen Nerzte welche sich auf amerikanischen Universitäten ausgebildet zaben und gegenwärtig prakticiren belduft sich schon auf dreihun⸗ zert. Die erste Amerikanerin, welche als Doctorin promovirte, var Miß Blackwell im Jahre 1840. In Newyork gibt es weib⸗ iche Aerzte, deren Jahrescinkommen zwischen 10. und 15,000 Dollars beträgt. f In Wilmingion (Nord-Carolina hat eine große Feuers⸗ xunst stattgefurden, bei w!her 13 Menschen um das Leben ge⸗— ommen sein sollen. Landwirthschaftliches. — D rähigkeit der Getrekidekörner. Es,ist nicht mehr zu ieugnen, daß bei dem Maschinendrusch mehr Körner beschädigt herden, d. h. kleine Stückchen abspringen und kleine Risse bekom— nen, als bei dem Handdrusch, worüber folgende Versuche den ichersten Beweis liefern. Uebergießt man eine kleine Quantität nitteist der Maschine ausgedroschene und eine mittelst Flegel aus⸗ jedroschene Körner mit Jodtinctur, so findet man, daß erstere viel nehr blau gefärbt werden als letztere, und man kann nun ganz ——— Risse bemerken weil zurch das Eindringen der Jodtiuctur in die Risse, das Stärke⸗ nehl blau gefarbt wurde, während bei legteren diese Tinctur einen Eingang in die Körner finden, und deßhalb auch nicht lau färben konnte. Säet man solche Körner ungebeizt aus, so ist nur wenig ztdrung in der Keimfähigkeit derselben zu bemerken, beizt man je aber vor der Aussaat mit Vitriol, wie es gewöhnlih geschieht, o ist es schon selbstverständlich, daß eine Störung in der Keimung servortreten muß, weil die ähendwirkende Beize in die Risse der dörner eindringt und zerstörend auf dem Keimling wirkt, was iber bei den Körnern, welche mit dem Flegel ausgedroschen war— en sind, nicht, so erheblich sein kann. Nach anagestellten Versu⸗ hen, bei Korner, welche wättelst der Maschine ausgeschlagen wur— zen, hat sih ergeben, daß bei ungebeizten Körner im Dar hschnitt 2300, bei mit Vitriol gebeizten 36— 400/0, nicht aufgingen. Hei mit dem Flegel ausgedroschenen Körner gingen ungebeizt, 300 und gebeizt 690 nicht auf. Nach diesen Versuchen brächte einnach der Maschinendrusch nur dann erhebliche Nachtheile in der Zeimung hervor, wenn man die Körner mit ätzenden Stoffen beizt.