Zcheidung zeigen. Er stelle darin alle Moͤglichkeiten dar, wie sie ohne ihn leben könne, schmeichle erst, und als er sehe, daß er sein giel nicht erreiche, werde er grob; — daraus ersehe man, daß Fhorinsky geistige Begabung und Sachkenntniß habe. Auch die Jonduitenlisten zeigten, daß Chorinsky Verstand habe, denn kein ummer Mensch lerne so viel Sprachen, so gut zeichnen, wie er. Die Briefe an die Ebergenyi, während sie in München war, in zem Tone eines italienischen Bravo, der auch die Madonna an⸗— deht, gehalten, verriethen ebenfalls leine geistige Störung, sondern in der ungeduldigen Haltung des Schreibers erkenne er nur, daß ieser sehr gut wisse, um was es sich handle und was die Folgen der That seien. Aus seiner Unterredung mit dem Angeklagten und aus dessen Benehmen in der Verhandlung erhelle, daß derselbe mmer formell und correct mit ihm gesprochen habe, daß er un⸗ zefangen und gesprächig sei, wenn es sich um unbedeutende Dinge jandle, daß er aber, wenn es sich um gewichtige Dinge gehandelt habe, später (in der Verhandlung) wenig gesprochen und mit Ueber⸗ legung zu urtheilen gewußt habe, so daß er glaube, es lonne vom Standpunlte des Angeklagten aus es Keiner besser machen. Er (Cho⸗ nsty) leugne keine Thatsachen, sondern suche sie nur für sich nicht gravirend zu erklären. Eines habe er beobachtet, die große Selbst⸗ zeherrschung des Angeklagten; denn wo er auffuhr oder es zu hun im Begriffe war, sei er wieder auf einen Wink seines Ver⸗ heidigers ruhig geworden; das thue ein Geisteskranker nicht. Vor und nach der Verhandlung sei er nicht aufgeregt, sondern be— nehme sich ganz cavaliermäßig, und er glaube, daß dieß nicht aus Apathie, sondern aus dem Willen, ruhig zu sein, zu erklären sei. Fs scheine ihm das natürlich; er werde als tapferer Soldat mit⸗ jen in der Gefahr am ruhigsten sein. Sein Schlußgutachten gehe daher dahin, daß er keine Anhaltspunkte gefunden habe, um die Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten zu bezweifeln, denn er finde zesonders dessen Urtheilsfähigkeit durchaus nicht getrübt durch kör⸗ perliche oder psychische Einflüsse, und er sei überzeugt, daß, wenn die dem Angeklagten zur Last gelegte That vom juristischen Stand⸗ zunkt ihm erwiesen werden koͤnne, seine Zurechnungsfähigkeit nicht ju beanstanden sei. Wenn der Angeklagte selbst in großem Affect ein Verbrechen mit Anwendung von Gewalt begangen haben würde, io würde er (Redner) sehr erwägen, ob der Angeklagte völlig zu— zechnungsfähig gewesen sei; hier handle es sich um eine lange prä⸗ metirtes Verbrechen, und wenn dabei auch der Affect des Hasses im Spiele gewesen sei, so hatte der Angeklagte doch immer Zeit zenug, die sittlichen Bedenken wirken zu lassen. Das Verbrechen and nach längerer Zeit, nach mehreren Versuchen statt, man hat aljo hier keine im Affecie verübte That; ich wiederhole meine yorige Ansicht. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. Am Sonntag fuhr gegen Miitag ein Bursche von unge— sühr 14 bis 15 Jahren von Webenheim nach Blieskastel, auf dem Wagen befand sich ein 7 bis 8 Jahre alter Knabe,, welcher, als die Fuhre zim Gaug war herab und jso unglücklich fiel, daß ein Kad über ihn ging. Der Bursche, welcher die Fuhre leitete, hob Hn auf und legte ihn, wahrscheinlich aus Angst neben den Chaussee— Braben in ein Karioffelstück, fuhr ruhig weiter, nahm in Blies⸗ lastel seine Ladung au Bier und fuhr wieder nach Webenheim zu⸗ ruck, ohne im Geringsten über diesen Vorfall zu sprechen, bis man zinige Stunden nachher den Knaben todt auffand. f Zweibrücken, 12. Juli. Gestern war es ein Jahr, daß ein 12jähriges Mädchen dahier von einer Gallerie herab in »inen gepflasterten Hof fiel, ohne sich erheblich zu beschädigen. Am gestrigen Tage nun, zwischen J und 2 Uhr Nachmittags, dürzte das djährige Töchterchen des Uhrmachers Bähr dahier aus dem dritten Stockwerk seines päterlichen Hauses, wenigstens 20 Fuß hoch herab in einen gepflasterten Durchgang, ohne sich äußer⸗ lich namhaft zu beschädigen; der Kopf ist ganz hell und das Kind llagt nur Schmerzen auf der Brust. Ein an der Mauer unten angelehnter Kehrbesen hat wesentlich zu Schwächung des Sturzes deigetragen. FKaiserslautern, 14. Juli. Gestern Mittag 12 hr wurde der Grundstein zu der hiesigen neu zu erbauenden Freimaurer⸗Loge an der sogenannten Besenallee mit den üblichen Feremonien gelegt. f Landau, 13. Juli. Mehrere in jüngster Zeit vorge⸗ ommene Fälle von Scharlachfriesel haben Veranlafsung gegegeben, »aß die hiesigen Volksschulen von heute an auf 14 Tage geschlos⸗ en worden sind. Professor Neumahyer, ein Baher (Pfälzer) von Geburt aber seit Jahren mit wichtigen wissenschaftlichen Forschungen in Australien beschäftigt, hat vor Kurzem der Royal Society zu London ein Project zur Prüfung und Begutachtung unterbreitet velches nichts Geringeres bezweckt, als einen Weg über das Fest⸗ and von Australien von Osten nach Westen ausfindig zu machen NNs— er, Gs6rä, 36n Roanr⸗ 4 eiwa 20 Jahren hatte schon ein Lanvssmann des Hrn. Neumayers ner unglückliche Leichardi. das kühne Project im Auge gehabt und iller Wahrscheinlichkeit nach seinen Tod dabei gefunden, denn sein herbleiben ist bis zum heutigen Tage noch nicht aufgeklärt. 7 Der Bankier EmilStertheimer in Stutt⸗ Jart hat sich in 53 starler Baisse⸗Operationen insolvent erllart. In Schoͤnebed bei Magdeburg sind c. 49 Personen an der Trichinose erkrankt, 2 Personen sind daran gestorben; es ist con⸗ tatirt, daß sämmtliche Erkrankte (dor 4 Wochen) an einem und emselben Tage bei demselben Schlächter Schweinfleisch gekauft ind theils roh, theils nur leicht gebraten gegessen hatten. 7 In Lugau hat am 2. d. die Vertheilung der für die Ver⸗ chütteten der Neufundgruben“ gesammelten Gaben stattgefunden. bon den eingegangenen c. 122,000 Thlr. konnten abzüglich der ür laufende Unterstützung verwendeten Gaben noch weit über 100,000 Thlr vertheilt werden, so daß den Hinterlafsenen theils ine jährliche Leibrente ausgesetzt, theils ein Kapital ausbezahlt verden konnte. So bekamen die Eltern eines Verunglüdten 18 Thlr. Leibrente und 125 Thlr. Kapital, die Wittwe 36 Thlr. tente und 500 Thlr. Kapital; in ähnlicher Weise wurden die dinder bedacht; auf mehrere Familien sind auf diese Weife über 3000 Thlr. gefallen. .. In Goldap (Ostpr.) und Umgegend hat ein Gewitter mit dagelschlag starke Verwüstungen angerichtet, saämmtliche Getreide⸗ elder sind ruinirt, die Wiesen verschlammt und versandet. F Am 8. d. verlor in Wien die Frau des Meerschaumfabri⸗ anten Hirschler dadurch das Leben, daß ein im Hofe der Stifts⸗ aserne einexercirt werdender Soldat aus Bersehen eine scharfe Patrone in das Gewehr geladen hatte, deren Kugel durch das Fenster der Hirschlerischen Wohnung drang, die unglückliche Frau raf und todtete. U V .Der Proceß Chorinsty hort noch immer nicht auf, das Interesse der öffentlichen Blater in Anspruch zu nehmen und zwar orzugsweise wegen des aus dem verurtheilenden Erlenntnisse des Schwurgerichts resultirenden Strafmaßes, jowie der Ari der Straf⸗ hollstrecung. So schreibt man der Berliner, Tribũne“ von Mün⸗ hen aus: ‚Der eines vorbedachten Mordes überwiesene Graf Thorinsky wird in Gemeinschaft mit dem ersten besten unserer Tollegen, der wegen Preßvergehens, oder vielleicht wegen wieder⸗ jolter Aufnahme eines verbotenen Inserates Feftungssirafe erhält, auf einer und derselben Villegiatur residiren und dort treiben, was hm beliebt, dort essen und krinken, was ihm schmeckt, und wenn r sich mit dem betreffenden Commandanten auf guten Fuß zu tellen vermag — was bei seinen Familienverhalmmissen nicht sehr chwer fallen wird — auch jedweden Besuch empfangen, der ihm usagt. Wenn der Ungebildete, der Proletarier, der Mann aus »em Volle zur Zuchthausstrafe verurtheilt wird, weil er vielleicht wegen Noth und Elend im Wiederholungsfalle sich eines Dieb⸗ dahls schuldig gemacht hat, was geschieht diesem Unglüdlichen? Er muß spinnen, schneidern, schustern, und wenn er hierzu zu alt uind gebrechlich wird (vielleicht gerade durch die Haft), dann muß r Düten machen und kochen. Statt dessen wird der hochadelige derr Officier, der mit Auszeichnung im österreichischen Minisie- ium arbeitete,“ der Mann, dem seine Familie Hofmeister zu tellen vermochte, wegen eines gemeinen Mordes zu Zuchthaus⸗ trafe verurtheilt, auf einer Festung zu erstehen! Was hat er ort zu thun? Des Morgens 6 Uhr wedt ihn sein Leibbursche gewöhnlich ein zu Schanzstrafe verurtheilter Soldat, der vielleicht in Rausche seinen Unteroffieier geprügelt), reinigt sein Zimmer, nacht sein Bett, (nan kann auf der Festung sich einrichten mit einen eigenen Möbeln), um a vor 7 Uhr bringt er (der Leib⸗ zursche) den Kaffee, von 7 bis 9 Uhr Spaziergang, (in gewissen Festungen, wie z. B. „Passau Oberhaus,“ kann man den ganzen Tag herum spazieren) und den übrigen Tag thut der Hert was ym beliebt. Um 12 Uhr Mittagstisch mit dem der Gesundheit enöthigten Wein (in Würzburg, Marienberg wächst der gute Steinwein, Bocksbeutel). Um 7 Uhr Abendbrod, d. h. Tauben der was sonst befohlen wird, und um 10 Uhr muß das Licht usgelöscht werden. Gewöhnlich ist in der Nähe eine Leihbiblio⸗ hek, damit es auch an Lectüre nicht fehll, Zeitungen, mit Aus⸗ aahme der regierungsfeindlichen (z. B., Nürnberger Anzeiger“) sind jestattet. Und ob das zwanzig Jahre dauert? Daran zweifelt der sanguinische Sträfling höchst wahrscheinlich!“ Ein prachtvoller Säbel für den kaiserlichen Prinzen von Frankreich wird jetzt in Solingen angefertigt. Eine Seite wird die Inschrift tragen: „On parlera de sa gloire!“ (Man wird »on seinem Ruhme sprechen.) FParis, 11. Juli. Gestern Abend 9/3 Uhr brach in inem Theile der Kellerräume der Centralmarkthallen Feuer aus, as gegen 2 Uhr Morgens gelöscht wurde. Ein Zusammenfturz folgte zwei Mal. Drei Pompiers wurden von den Flammen griffen, einer derselben ist an den Brandwunden bereits MR