St. Ingberler AAnzeiger. — — — —— — — Der „St. FIugberter Anzeiger“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstang, Donners tag ind Samstag. Abonnementspreis vierteljährig 45 Krzr. oder 18 Silbergr. Anzeigen werden mit 83 Krzr. die dreispaltige Zeile — — Blattschrift oder deren Raum berechnet. Nro c — Dienstag, den 18. OSetobeer 4418868. Deutschland. Müchen, 9. Oct. Der Gesetzgebungs⸗-Ausschuß der Kam— mer der Reichsräthe hat gestern die Berathung des III. Buches »es Civilproceßeniwurfs beendigt. — Die diesjährige theoretische Prüfung der zum Staatsdienst adspirirenden Rechtspractikanten zegann hier am 6. d. M., und haben sich hiezu 130 Erami—- nanden gemeldtt. 8 Prinz Adalbert von Bayern soll seinen Schwiegerbater, den Infanton Don Sebastian von Spanien, eingeladen hahben, seinen Wohnsitz in München zu nehmen. —A——— Münuchen, 10. Oct. Der badische Kriegsminister ist zur ebernahme seines interimistischen Commandos nach Karlsruhe ibgereist. W F Aus Thüringen, 6. Ock. Die Industrie des nord⸗ deutschen Buudes, und besonders Schlesiens, Sachsens, Thüringens und der Rheinlonde, findet theilweise in Spanien einen so lebhaf— ten Absatz, und in den spanischen Seestädten, namentlich in Bar— celona und Malaga, sind so viele deutsche Handlungshäuser eta⸗ hlirt, daß man bei den jetzigen spanischen Unruhen deren Schutz durch einige Kriegsschiffe der Bundesmarine dringend wünscht. Aus diesem Grunde haben mehrere jetzt auf der Leipziger Messe mwesende Fabrikanten aus Thüringen und Sachsen, die ansehn— iche Waarenvorräthe in den spanischen Seestädten des Mittelmee⸗ res besitzen, den Entschluß gefaßt, sich mit der Bitte an den Gra⸗ en Bismarck zu wenden, schleunigst ein oder wo möglich einige zriegsschiffe dorthin zu deren Schutz senden zu lassen. Da man zicht wissen kann, welchen Einfluß die spanische Revolution auch auf die Verhältnisse der Insel Cuba, wo ebenfalls sehr bedeutende Vorräthe deutscher Waaren lagern, äußern wird, so wünscht man auch dringend, daß möglichst bald eine Corvette nach Havannah jesandt werde. I U Jnnsbrud, 10. Ock. Nach Verwerfung der Schulge⸗— etzesborlage wurde der Landtag heure aufgelösst. Prag, 9. Oct. Gestern Abend war wegen befürchteter Unruhen Militär aufgestellt. Der Polizeidirector Straub ist tele⸗ zraphiisch nach Wien berufen. Lemberg, 9. Oct. Der galizische Landtag hat gestern die Vorlage wegen Gleichberechtigung der Juden in dritter Lesung, angenommen. I Frankreich. Paris, N. Oct. Der „Etendard“ berichtet, daß Prim ich in Barcelona der Entfernung der Krone widersetzte, welche die oͤnigliche Fregatte „Salamanca“ zierte, indem er sagte, es würde dies der Entscheidung der Cortes über die zukünftige Regierungs— foxm des Landes vorgreifen. Eine Dynastie sei nur eine Form, die Mongrchie aber eine Institution. — Der „Gaulois“ zeigt an, daß sich der Herzog von Montpensier nach Spanien bege— hen haben. Paris, 10. Oct. Man wird hier sichtlich verstimmter iber die Wendung der Dinge in Spanien, und die Regierungs- reise haben alle Mühe, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.! Der Kaiser soll auch nicht in der besten Laune sein, und man er— ählt, derselbe verberge seine Verlegenheit gar nicht. Nach Paris urückgekehrt, will er — so wird behauptet — eine Brochüre ver— yffentlichen, worunter wahrscheinlich der erläuternde Text zu einer kdarte von Frankreich gemeint ist, von der die „Semaine Finan⸗ idre“ heute spricht, und die, um den Franzosen klar zu machen,, vie wenig sie von der wachsenden Größe Deutschlands und Ita— iens zu fürchten haben, Frankreich in drei Zeitabschnitten darstel- en soll: im Jahr 1815 nach der Schlacht von Waterloo, 1832 jach der Doppelxevolution in Frankreich und Belgien und 1860 jach der Einverleibung von Nizza und Savoyen. Napoleon sehe iljo ein, daß er gegenwärtig nicht in der Lage ist, irgend etwas u unternehmen. Uebrigens ist man hier auch gegen Italien ver— timmt; man glaubt, der nach Spanien gehende General Cialdin der seine Carriere bekanntlich in spanischen Diensten begonnen und auch eine Spanierin zur Frau hat) sei mit einer politischen Mission bekleidet, und „Pays“ schreibt die Demonstration gegen das Papsithum in Madrid den dork vexsammelten italienischen Re⸗ —X Paris, 10. Oct. Die „Presse“ erwähnt eines Gerüchtes vopnach der preußische Gesandie in Madrid angewiesen sei, die zegenwärtige Regierung Spaniens anzuerkennen; ebenso der eng⸗ tische Gesandte. — Dem „Gauloiß“. wird aus Madrid gemeldet, daß die Corteswahlen nicht vor dem 15. November stattfinden werden. I I England. — London, 3. Oct. Die päpstliche Einladung an die pro— estantischen Kirchenvorstände Englands und anderer Länder zum aächstjährigen ökumenischen Concil nach Rom wird von der eng— ischen Presse in höhnender Weise besprochen, namentlich von der „Times“. Es sei, sagt sie, außerordentlich gütig vom Ponlifer, aß er in dieser für ihn mit Aeuigsten und Nöthen erfüllten Zeit. noch an die Wohlfahrt anderer Leute denke. Nachdem sein —* tenthum von Italien bedroht, und Oesterreich von ihm agefallen sei, habe er nun noch den Fall des katholüchen Throns in Spa⸗ nien zu betrauern. Trotz all dieser Leiden wende er seine Fürsorge denen zu, die sich längst von ihm abgewendet. Höchst merkwürdig in der That! .... Nach einer Reihe von Sätzen hemerkte das Blatt weiter: England hahe sich seit 300 Jahren ohne Papst echt wohl befunden, und ebenso comfortabel sei das Befinden der ibrigen Protestanten in der Welt. Darum werde sich denn Pius X. auf eine Ablehnung seine freundlichen Einladung gefaßt halten nüssen. Schlietßzlich das argumentum ad hominem: “, Wie, wenu nan das Blatt umkehrte, und England den Papst einlüde ein gu⸗ er Protestant zu werden ? Was wohl der Papst zu einer sol⸗ hen Einhadung sagen würde!“ (Allg. Ztg.) F London, 7. Oct. Gestern Abend fand wiederum ein Meeting der ausländischen Revolutionäre, pelche in London wohs nen, in der großen Cleveland-Halle statt, um sich über die spa— nische Revolution zu äußern und eine Gratulationsadresse an das panische Volk zu richten. Es waren wohl 300 Personen zugegen meist Franzosen, auch einige Deutsche und Italiener. Man sprach französisch. Citohen Besson präsidirte, welcher unter Anderem sagtzn „Dieser Weg des Volkes würde einen bedeutenden Einfluß dauf die zjanze Welt ausüben: denn er würde das revolutionäre Princiz unter allen Nationen und Völkern kräftigen, Citoyen Felix Pyat erlas die Adresse, welche, wie es im Rapport der, Daily News? Jeißt, in ultrasrevolutionärem Style verfaßt war. Viele Stellen richteten sich gegen den franzöͤsischen Imperialismus und gewisse Schlagwortle, wie: „Nach Marximilian Isabella, nach Isabella NRapoleon!“ wurden mit lauter Akklamation aufgenommen. Die Adresse beschwor das jpanische Volk, nichts anderes, als eine de— nokratische Republik zu schaffen, und nicht von jenen gekrönten Zäuptern sich überlisten zu lassen, von deiien es umgeben sei.“ Fitoyen Pierre Vesinier verlangte von den Spaniern einen dvoll— tändigen Umbau bestehender Institutionen, gänzliche Abschaffung von Adel und Geistlichkeit, andere Organisahon von Armee und Flotte und die Herstellung eines republikanischen und kommuni— tischen Systems nach dem Modell, welches Robespierre während — Die Adresse wurde ohne einen einzigen Widerspruch angenommen. Es zing sehr ordentlich zu, sagt die „Daily News““, aber sehr eni— husiastisch.“ Schweiz. Bermn 8. Okt. Aus Bellinzona (Tessin) wird telegraphirt daß es seit gestern wieder anhaltend regnet.. In, Polmengo soll eine neue Rutschung niedergegangen sein; man sieht vom Dorfe tur noch den Kirchthurm. Officielle Telegramme melden bedeul— ende Verheerungen in Cevio, Valle de Campa, Somco und Mag— jia, Der Lago Maggiore soll um 8, Meter gestiegen sein. Bern, O9. Okt. Bundespräsident Dubs, der auf den Schau— olatz der Wasserverheerungen abgeordnet war, ist zurüdzekehrt