Vermischtees. pPSpeyer, 12. Febr. Vom 185. Juli bis 15. Oct. vird im Glaspalast in München eine große internationale Zunstausstellung stattfinden, womit zugleich eine Verloosungç en Kunstwerken (1 Gulden das Loos) verbunden sein wird. die Bewilligung zur Verloosung und zum Verkauf der Loose purde bereits ertheilt. — Am 1. September l. Is. beginnt am Sihe jeder Kreisregierung die Concursprüfung für den Staats- ori⸗Verwaltungsdienst. In Wärzburg hat vor einigen Wochen das ploͤtzliche herschwinden eines Universitätsstudenten, des Grafen Max von Zaaendorf, großes Auffehen erregt. Der Graf hatte noch Abends feinem Verschwinden die Kneipe besucht und hierauf mit eini⸗ gen Freunden den Heimweg angetreten; Tags darauf wurde er Lumißt. Am 14. Febr. Abends wurde nun, im Weidegebüsch n Ufer des Mains hängend, die Leiche eines jungen Mannes zefunden, der ein Corps⸗Verbinduagsband trug und als der verun⸗ lückte Student Graf v. Seckendorf ertannt wurde. Derselbe isl omit beim Nachhausegehen von der Kneipe in der Nähe des Krah— en in den Main gestürzt und ertrunken. Aus der im Mannheimer Tagblatt erscheinenden Laterne Venn von einem koͤniglich preußischen Gericht ein Jäger dazu rerurtheilt werden kann, wegen unvorsichtigen Ausschießens des nen Auges eines andern-Jagdfreundes demselben eine jährlich futschädigung von 1200 Gulden zu zahlen, was muß dann die nnigliche Regierung für einen im Kriege gänzlich zum Krüppe ewordenen, vielleicht beider Beine beraubten „Vaterlandssohn“ uͤr eine lebenslangliche jährliche Rente aussetzen, und welch uͤbt sie * Frankfurt, 12. Febr. In amerikanischen Blatterr inden wir eine Rotiz, die wir zur ernsten Erwägung „für Rech nung wen es angeht“, wie es in dem Versicherungsjargon heißt, mitheilen. Der Mikado von Japan hat befohlen, alle Bewohnen nines Hauses, in welchem auf irgend welche Weise Feuer entsteht nit ihrer ganzen Familie zu enthaupten. Es ist das offenbar je einfachne allen unangenehmen Weiterungen ausschließende Arl hon Schadenregulirung, mit deren Ausführung bei einer etwaigen Adobtion des Principes bei uns nach wie vor die Inspectoren der dersicherungs⸗ Gesellschaften beauftragt bleiben könnten. In man hen Fällen würde sich das künftige Anit derselben don dem jetzigen nicht viel unterscheiden. pFrankfurt a. M. 15. Febr. Zu der am 20. d. M. heute) Statt findenden General⸗Versammlung der Bergisch⸗Märki⸗ qhen Eisenbahngesellschaft entsendet der Frankfurter Handelsstand Deputirte, um für die Herstellung einer directen Bahnverbindung deß Wesifalischen Kohlenreviers mit der Stadt Frankfurt thätig u sein. 4 Das württembergische Landjägercorps hat im vergangenen Jahre 4 Mörder, 4 Brandstifter, 7 entwichene Kriegsdienstpflich⸗ ige, 12 Wilderer, 12 ausländische und 13 inländische Deserteure, 1R Raäuber, 528 Landstreicher, 1464 Diebe, 2341 Bettler und 5000 sonstige Gesetzübertreter, zusammen 10,408 Personen ingeliefert. Auf der Zeche „v. d. Heydt“ bei Herne (Ansberg) wur⸗ den am 10. d. durch Explosion schlagender Wetter 4 Personen echeblich verletzt; einer derselben ist sofort gestorben. London, 12. Febr. Nach 88jähriger Abwesenheit er⸗ schienen gestern die siamesischen Zwillinge, deren Conterfei übri⸗ ens schon seit Wochen in Lebeusgröße an allen Ecken angeschla⸗ jen war, vor einem englischen Publikum. Ein unternehmender Umerikaner führte sie zurück. Das merkwürdige Paar ist im Jahre 1811 geboren und hat sein bisheriges Leben trozt gelegent uͤcher Meinungsverschiedenheiten, einträchtig und ohne Zank zuge bracht. Wie die beiden dem Greisenalter nahestehenden zusam⸗ nengewachsenen Maänner über die Bühne der Egyptian Hall da⸗ herscdritten, wunderten sich die Zuschauer nicht wenig über die jeltjame Laune der Natur. Die Brüder sehen einander sehr ihnlich, doch ist, wie das häufig bei Zwillingen der Fall, der Fine etwas ftarker und vielleicht einen Zoll größer als der An⸗ dere, Ihre Zuͤge sind der chinesischen Bildung ähnlich, jedoch im Allgemeinen größer entwickell. Beide sind verheirathet und zwar in zwei Schwesiern von amerikanischer Abkunft. Zu den übrigen dingen die sie mit einander gemein haben, ist auch die gleiche Zahi von neun Kindern zu rechnen, die beiden Eben entstammen. Zwei ihrer Töchter sind bei der Vorstellung zugegen und händigen den Zuschauern gegen einen kleinen Betrag die Photographie der Zwillinge ein. Wie es heißt, wird das Gefühl eines von außen ommenden Schmerzes nur von dem Betroffenen empfunden, wäh— tend hei Gemülhsbewegungen, Respiration und Lirculation des Blutes die Gemeinsamkeit hervortritt. Das seltsame Paar spricht wenig unter sich und findet auch kein Vergnügen an Spielen, deren Hauptinteresse in einem Wettkampfe der Spieler gegen einander wie beim Schach besteht. Ihre angenehmste Erholung ist in einem Gig spazieren zu fahren und die Erinnerung, daß sie sehr oft mit ihrem Fuhrwerke umgeschlagen sind, hält sie durchaus nicht ab die Sache immer wieder zu unternehmen. Der Krieg hat ihren früheren Wohlstand zerrüttet und die jetzige Ex— pedition nach Europa ist als eine Sache der Nothwendigkeit zu betrachten. Aecztliche Autoritäten sollen die Trennung widerrathen haben. Das nächste Ziel ihrer Reise wird Paris sein. Vielleicht um den Gegensatz hervorzuheben, erscheint eine sehr schoͤne, unge⸗ wöhnlich brunette Tscherkessin mit den Zwillingen vor dem Publi⸗ kum und erbietet sich mit den Zuschauern in fünf Sprachen eine Unterhaltung zu führen. 4Aus Tifhis meldet die „Russ. Petersb. Ztg.“: „Der unge Fürst S. A—w, ein Mensch ⸗»hne Erziehung und ohne Vermögen wünschte die Hand der jungen Fürstin A—se zu er⸗ verben, die wegen ihrer Schönheit, ihrer guten Erziehung und hres Vermogens für die beste Partie im Kreise galt. Da der juͤnge Fürst keine Neigung bei ihr fand, beschloß er, mit dem Beistande seines Vaters und seiner Schwester die junge Fürstin zu rauben. Als diese mit ihrer Mutter und einem Begleiter am Mocgen des 20. December 1867 zu Pferde von einem be— nachbarten Gutsbefitzer, bei welchem sie übernachtet hatten, nach Hause znrückkehrte, wurde sie in einer Schlucht anderthalb Werst von ihrer Heimath, von einer Bande bewaffneter Menschen, an deren Spiße Fürst A—w stand, überfallen; man riß die Damen bon den Pferden und schleppte die junge Fürstin 31 Stunden lang durch die Wälder in das Haus eines Verwandten des Ent⸗ führers, wo sie geschündet und als Frau Fürstin A—w declarirt wurde. Die Sache kam vor Gericht, uud dieses verurtheilte den Angeklagten zu viermonatlicher Haft. Indessen, der Staatsan— wvalt appellirte, und am 15. Dec. v. J. hat das Obergericht den Fürsten A—w zum Verluste der Bürgerrechte, zu vierjähriger zwangsarbeit und lebenslänglicher Ansiedlung in Sibirien berurtheilt. 4 Dreihundert Doctorinnen. Wie man aus New-York chreibt, nimmt die Anzahl von Aerzten wei blichen Geschlechts dort alljährlich zu; nicht weniger als dreihundert Doctorinnen haben von den amerikanischen Hochschulen Diplome erhalten. Viele⸗ von ihnen sollen jährlich 10 — 15,000 Dollars Einnahmen haben. Ob diese Vermehrung von Heilkünstlerinnen auch dem Aufschwunge der Medicin zu statien kommen wird, bleibt wohl abzuwarten. Volkswirthschaft, Handel und Verkehr. München, 13. Febr. Die in der Conferenz des süd⸗ deutschen Eisenbahnverbandes beschlossene Einführung von Rund— reise⸗Billeten beschränkt sich für heurigen Sommer probeweise nur auf eine Route Wien, Brünn, Prag, Furth, a. W., Regensburg, München, Salzburg, Linz, Wien, und soll bei 141ägiger Giltig⸗ keil eine Ermäßigung der Fahrpreise von 50 Procent gewähren. München, 15 Febr. Auf die von dem Verwaältungs— cathe der bayerischen Ostbahngesellschaft an das kgl. Staatsmini⸗ terium eingereichte Vorlage, die Ausdehnung des Bahnnetzes be— rreffend, ist bereits Rückäußerung erfolgt. So viel ich höre, hat das k. Staatsministerium erklärt, die directe Bahn Regensburg— stürnberg (Lader thalbahn,) StraubingCham und die Abkürzung Neufahrn⸗Regensburg unbedingt bei der Kammer zu befürworten, zingegen die Erbauung einer Bahn von Rosenheim nach Landshut „orerst nicht zu begutachten. Hiemit fällt auch das Project der Vilsthalbahn weg, da die Ostbahngejellschaft diese nur dann bauen würde, wenn die directe Route Rosenheim⸗Landshut gesichert wäre. In München circuliren falsche Kronenth aler: Untersuchung ist im Gange. Die Donau dampfschifffahrt wurde eröffnet; die Güteraufnahme findet nach allen St ationen statt. Seit dem 23. Jan. d. J. waren an mehreren Orten der Ztadt Leipzig, namentlich auf dem Wochenmarkte, falsche preußische Thalerstücke von einer Frau verausgabt worden. Die Verbreiterin derselben wurde ermittelt und gestand zu, die Falsificate von hrem Ehemanne, einem Arbeiter in einer Leipziger galvanoplasti⸗ ichen Anstalt, zur Verausgabung erhalten zu haben, weßhalb Beide in Haft und Untersuchung genommen wurden. Bei der zierauf erfolgten Aussuchung ihrer Wohnung wurde nicht allein zer ganze Faͤlschungsapparat in einer Messingform mit den bei⸗ den Plaftenabdrücken eines preußischen Thalers nebst dem Mate⸗