AUlnterhaltungsblatt 4419 4 St. Ingberter Anzeiger. Xr. 13. Sonntag, den 28. Januar 1871. Lord Lyle.. Rach dem amerikanischen Originale des Charles T. Mannets. Frel bearbeitet von Lina Freifrau v. Berlepsch. (Ombs.)* * (Fortsetzungh. „Santa Maria? der stirbt wahrhaftig!“ bemerkte der Kerkermeister traurig. J „Und hier unten ist's se e tsagte der Engländer, „nehmen Sie ihn doch hinauf. Mir kam es oben schon schlimm genvor, aber es ist noch ein Varadis gegen diesen Uufenthalt.“ W Der Schließer überlegte. „Der arme Teufel hatte ein hartees Loos. murmelte er. „Sie wssen, ich gehe nächstens und habe genügende Mittel, Sie zu belohnen. Sie sollen es nicht bereuen, wenn Sie den Kranken hi⸗ nauf nehmen, und zudem kümmert sich Riemand darum.“ Er ilt noch dazu ein Endländer.“ — Barmherzige Simmel; ein Landsmann! nun sollen und mühsen Sie ihm helfen!“. „Wie Euer Gnaden befehlen. Die Sache ist gefährlich, wenn ich aber gut belohn? werde, joll des gnädigen Herrn Wille geschehen.“ Ein Engländer! ein Landsmann!“ wri⸗ derholte der Andere heftig. „kein Wunder, wenn ihn der Aufenthalt zum Thiere machte. Und am Ende ist sein Vergehen nicht schwerer als das meine. Nehmen Sie ihn hinauf, An⸗ tonio, und ich werde Sie reich belohnen.“ .Nachdem der Schließer sein felbstsüchtiges Ziel erreicht hatte, rief er einen Gehülfen und sieß den Unglücklichen in einen trockenen, luf— tigen Kerker bringen. Dort sank er hülflos und bewußtlos zusamnien. „Antonio ließ den Gefängnißarzt rufen, der in gemessener Entfernung das todtenblasse Antlißz nachlassig betrachtete und dann gleich⸗ gültig bemerkte: Lebt höchstens noch zwei Tage, der arme Kerl. Doch was liegt daran ? Ja, was liegt daran. Wenn der Kranke es auch gehort hatie, schien es ihn nicht zu berühren. Mr. Boyds warmes Herz aber blu⸗ tete beim Anblick all des Elendes, und er wiederholte immer und immer wieder trostlos die Worte: „Und er ist ein Landsmann! Ist britischet Unterthan!“ als ob das der Climaz alles Jammers gewesen wäre. Beinahe unbewußt gebrauchte er die Mut⸗ tersprache und die vertrautn Töne drangen zu den geschlossenen Ohren, und nachdem der Arzt sich entfernt, erhob sich das kraftlose Haupt und ein menschlicher Ausdruck belebte die geisterbleichen Züge wieder. Bopd sah, daß der Sterbende nach ihw begehre und vergaß in unsäßlichem Mitleid den Abscheu vor dessen Zustand. „Sind Sie ein Eugländer d flästerte das arme Geschoͤpf. .Ja, Ihr Landemann. Ihr Freund,“ entgeguete Boyd mit Thraͤnen in den Augen. Konuen Sie mir helfen? Gibt es Er⸗ losung aus dieser Hölle k7“ flüsterte er heiser. Bei Gott, es soll Ihnen Hülfe werden und müßte ich zu Fuße bis zur Königin.“ „Inzwischen wäre ich vierzig Mal ge⸗ storben,“ seufzte der Gefangene, „und doch mõchte ich leben, um den Elenden bloß zu stellen.“