IAnterhaltungsblalt 33 23 StJugberter Aunzeiger. Fꝛ α ι. zum ——A— xæ. . D2ie Brüder. Original· Novelle pou Ewald Au gust König. Braul reißtt und die Töchter aus dem Volke in die Schande und das Elend stürzt. Der Vaterfluch das Ueberbleibsel des barbarischen Mittelalters, ist das Schreckbild, welches tief in die Verhaltnisse der bürgerlichen Gesellschaft eingreift, welches“ tausend und abertausend Dpfer verschlirgt.“ Auch jener Bankier hatte seinem Sohue gedroht, ihn zu enterben, ihm zu fluchen, weun er es wage, die Bettlerin zu heirathen. Ihin war, Dauk den Bemühungen feiner Eltern, bereits eine andere Braut be⸗ timmt, die Tochter eines reichen Kaufmannes, ind er mußte sich dem Willen des Vaters ügen, wollte ex nicht dessen Fluch auf sein daupt laden. — Er hatte es nicht über sich ringen können, dies meiner Mutter mitzu⸗ heilen, er wollte schreiben, aber auch dazu Dnnie er sich nicht entschließen. Jetzt als die Beliebte ihn aufsuchte, als sie ihm gegenüber land, entdeckte er ihr Alles. Meine Mutter brach ohnmächtig zusammen. Als sie zur Be⸗ innung zurückkehrte, verließ sie, ohne den harocterlosen Geliebten eines Wortes, eines Vlickes zu würdigen, das Haus, und Tags darauf auch die Stadt. Nie erfuhr mein Vater, wo sie geblieben ist. Vier Monate dar— auf ward ich geboren, meiner Mutter kostete meine Geburt das Leben. Die Freundin, zu velcher sie sich geflüchtet hatte, nahm si meiner an, erstin späteren Jahren erfuhr Zie Geschichte meiner unglücklichen Mutter. Ddaß gegen meinen Vater erfüllte mein Herz, wollte seinen Namen, die Stadt, in der er wohnte, wissen, meine Pflegemutter; ver⸗ schwieg mir beides, sie mochte befürchten, ich würde mich zu unbesonnenen Thorheiten hinreißer lassen. — —— W Gortsetzung. Ein Jahr mochte sejt dem Tote der Ver⸗ lobung verflossen sein, als meine Mutter eines Abends vergeblich auf den Geliebten wartett. Er kam nicht, er kam auch am zweiten und druten Abend nicht. Meine Mutter, in Angst and Sorgen um ihn, »tilte in das Haus seines Vaters. Sie erwartete ihn dort krank zu sinden, und wer konnte hesser ihn pflegen, als sie Unter dem Vorwande, sie sei von dem jungen Herrn beauftragt, eine Stickerei anzufertigen, für welche sie das Muster holen wolle, eriangte sie Eintritt in das Haus. Er war nicht krank, der Diener führte sie in fein Zimmer. Aber wie hatte er sich verändert in den drei Tagen! Seine Wangen waren hohl und bleich, seine Augen trüb und erloschen, er glich in seinem Gang, seinen Bewegungen, seinem ganrzen Wesen einem Irisinnigen, den moan um sein Glück betrogen hat. Als er meine Mutter sah, stürzte er ihr zu Füßen, er be⸗ dectte ihre Hände mit Küssen und bat sie, ihm zu verzeihen, ihn zu vergessen. Einen Augenblick schwieg das Mädchen, Georg war erschüttert. „Es ist das alte Lied,“ hob sie endlich wieder an, „der Fluch der Mutter entbindet den Sohn des Versprechentzz, welches er dem armen vertrauendan Mädchen gegeben hat. Der Vaterfluch ist das moderne Gespenst, welches hohläugig, mit geschmungener Geißel den Brautigam aus den Armen der verzweifelnden