Unterhaltungsblatt u M St. Ingberter Anzeiger. NX. 88. Donnerstag, den 27. Juli 77. Ein dunkles Geheimniß.* Novelle von Ewald August König. Portefeuilles? Woher nahmen Sie die Mittel zur Bestreitung. — „Genug der Worte?“ sagte der Richter. „Ueber diesen Punkt wird die gerichtlliche Verhandlung genügenden Auf— schluß geben.“ In diesem Augenblick ließ draußen die polternde Stimme des Försters sich vernehmen. Der Arzt wechselte mit dem Richter einige Worte und ging hinaus. Er stieg in den Wagen und beauftragte den Förster, denselben sum Schloß zurückzubringen. Davon, daß Sie dem Herrn Baron per—⸗ õonliche Genugthunng geben wollen, kann jetzt nicht mehr die Rede sein, wandte der Richter ich zu dem Freiherrn; denn abgesehen davon, haß das Gesetz den Zweikampf verbietet, sind Zie auch als überführter Raubmörder dem Besetz verfallen. Ich rathe Ihnen, den Gens— d'armen gutwillig zu folgen. — ,Mein Herr, ch protestire entschieden gegen diese Behand⸗ ung,“ fiel der Freiherr ihm zornig in's Wort, „was auch gegen mich vorliegen mag. Sie haben nicht das Recht, mich mit dem gemei⸗ ien Verbrecher in eine Kategorie zu bringen. Nehmen Sie mir die Fesseln ab und ich folge Ihnen, wohin Sie wollen.“ Wollen Sie Ihr Ehrenwort zum Pfande jetzen, daß Sie keinen Fluchtversuch machen verden d fragte der Baron. „Ich verpfände es, nögen die Geasd'armen mich bei der ersten verdächtigen Bewegung niederschießen.“ Der Richter schüttelte bedenklich das Haupt, aber er gab doch der Bitte des Barons nach. daum waren die Handschellen gefallen, als zer Freiherr eine kleine Phiole aus dem Bu⸗ jsen zog; ehe einer der Anwesenden ihn darin — — (Schluß.) Sie zweifeln, ob unsere Beweise überzeu— gend seien? fragte der Richter. Das Wappen auf dem Stilet, welches Sie anfertigen ließen, und der goldene Hemdknopf, den der Zufall ans hinter dem Lager des Ermordeten ent⸗ deckte, genügen, Ihre Schuld festzustellen. Be⸗ türzung, Haß. Wuth und Verzweiflung spie⸗ gelten sich in den Zügen des Freiherrn, der sich abgewandt hatte, um dem Anblick der Leichs zu entgehen. „Wenn Sie diese Beweise haben, wozus bedurfte es denn noch dieser Komödie ?“ murmetlte er. Ich bin bereit, jede Genugthuung zu geben, aher nehmen Sie diese Fesseln mir ab, vergessen Sie nicht, was Sie meinem Stande schuldig sind. Baron von Reden, ich appelire an Ihre Ehre, sie lann diese eniwürdigende Behandlung eines Standesgenossen nicht dulden. Befehlen Sie, daß man mir die Rücksichten nicht verweigert, die man jedem Edelmanne erzeigen muß, und lassen Sie mich im ehrlichen Zweikampfe mit Ihnen —“ V Zu spät; sagte der Baron kalt und ge— messen. Mit einem Raubmörder kreuze ich den Degen nicht. „Ah, es ist ein Leichtes, einen Wehrlosen zu beschimpfen, aber —“ Zu beschimpfen? fuhr der Baron fort. War die Ermordung meines Bruders vielleicht nicht verbunden mit der Beraubung seines