Unterhaltungsblatt St. Ingberter Anzeiger. Nr. IOJ. Sonntagßg, den 10. September 1387. Ein böses Gewissen.“* Novelle von Ewald August König. zürfen dazu eines zuverlässigen, geschickten Man— nes, der es versteht, dem Gefangenen die Hölle heiß zu machen.“ „Ich werde Helldau damit beschäftigen,“ zersetzte Krämer, „Sie müssen es dagegen übernehmen, den Schließer zu bestechen.“ .Das sei meine Sorge,“ erwiderte Wet⸗ terau, „ich bin bekannt im Arresthanse und werde die nöthigen Schritte morgen ein⸗ leiten.“ Das Gespräch stockte nach diesen Worten eine geraume Weile, endlich nahm der Rent⸗ ner wieder das Wort. „Wann werde ich das Dokument erhalten d“ fragte et. „Sobald Sie Ihrer Verpflichtung nach⸗ gekommen sind,“ entgegnete der Bürgermeister. „Sie kennen ja unsere Verabredung. Ist der Befangene unschädlich gemacht, gleichviel, ob durch Flucht oder Verurtheilung, so feiern vir unsere Verlobung naud Sie erhalten an demselben Abend den Akt. Sie thaten klug, derzeit einzulenlen,“ fuhr er nach einer kleinen Pause fort. „Hätten Sie damals bei ihrem Wortbruch beharrt, würde ich —“ „Reden wir nicht weiter darüber, ich denke, die Sache ist abgemacht,“ fiel der Rentner hm in's Wort. „Haben Sie sich nach meinem Neffen erkundigt ? „Ich weiß nur, daß er Ernft heißt,“ fuhr Wetterau fort, „ein Näheres kounte ich noch aicht erfahren.“ Der Rentner lachte höhnisch auf. „Um seinen Vornamen zu erfahren, brauchten Sie ich eben keine Mühe zu geben,“ versetzte er, „ich konnte ihn im Taufregister nach chlagen.“ Fortsetzung.) Das Nebenzimmer war ein kleines, trau⸗ liches Gemach und, wie Gottfried beim ersten Blick entdedte, nur durch einen schweren Da⸗ mastvorhang von dem Kabinet, in welchem die Beiden sich befanden, getrennt. Jetzt hörte er auch deutlich die Beiden miteinander ceden, deutlicher als zuvor, keine Silbe ihrer Unterhaltung entging ihm. Rasch entschlossen trat der junge Mann ein, er schloß die Thüre leise zu und legte sich dicht am Vorhange auf den Fußboden. Bei der Dunkelheit, welche in den Räumen herrschte, war eine Entdeckung aicht so leicht zu befürchten, selbst für den Fall, daß der Rentner in das Gemach trat. „Nur noch eine Sorge bleibt uns übrig.“ hörte er jetzt Wetterau sagen, „wir müssen dem Menschen die Mittel zur Flucht an die Hand geben und ihn durch einen Dritten be⸗ stimmen, von diesem Mittel Gebrauch zu machen. Flieht er, so ist es in den Augen des Gerichts ein Beweis seiner Schuld, und wird er wieder eingeholt, so kann kein Ad⸗ botat ihn von dem Schaffot retten.“ „Gehen wir hierzu über, so lassen wir ihn besser ganz entwischen,“ entgegnete der Rentner, „er mag nach Amerika fliehen und dort in den Urwäldern eine Farm gründen,.“ „Wer aber soll die Rolle des Vermittlers spielen ?* fragte der Bürgermeister. „Wir be⸗