* . Ingberter Anzeiger. det St. FJnaseor Anzeiger (und das mit dem Haupiblatte derbundene Unterhaltungsblatt, ait d:r Dienstags⸗, Donnertiagt⸗ und Sonnlag⸗ tunimer er'cheint wðchentlich vie rn al: Dienttag. Donnersdtag, Samstaa und Sonntag. Abannementspreis vierteljährig 42 Krrr. oder 22 12 Silberar. Anjeigen werden mit 4 Krzr. die dreispaltige Zeile Blattschrist oder deren Raum berechnet. — —— — — —— — — — — — — — — — 7557 M 166. —* ESaustag, den 25. Oktober 19877 Deutsches Reichh. sälserslautern, 23. Okt. Der Landtiagsabgeord⸗ ete des Wahlkreises Kaiserslautern Kitchheimbolanden Herr J. zelbert hat, wie wir hören, sein Mandat niedergelegt. Wir werden eßhalb bald wieder vor einer Neuwahl stehen. (K. IJ— München, 22. Okt. Die Mittheilung in einigen Blättern hube das Kriegsministerium verfügt, daß alle Unteroffiziere der lrmee nur mehr die Löhnung eines Obergefreiten erhalten soll⸗n, xenn sie sich nicht protekollarisch verpflichten, nach Adlauf ihrer reijährigen aktiven Dienstzeit als Kapitulanten wieder zu dienen, liht auf Irrthum; es ist vielmehr schon in der allerh. Ent- hließung vom 9. Aug. d. J., die Dienstverhältnisse der Unter— jfiziere betr. bestimmt wocden, daß diejenigen Unteroffisiere, welche ich noch in Erfüllung ihrer dreijährig n Dienstpflicht befinden, den oilen Loͤhnungssatz ihrer Gage nur dann erheilien sohten, wenn sich verpflichten, nach erfüllter gesetzlicher Dienstpflicht weiter zu enen. andererseits aber eine Loͤhnung von 8 fl. 45 kr. monarlich rhalten. Dabei wurde übrigens noch bestimmi, daß Unteroffiziere xt letzthezeichnefen Kalegorie, welche nach Maßgabe der bisherigen estimmuͤngen eine höhere Löhnung als die von 8 fl. 45 kr. be⸗ ehen, bis zu ihrem Ausscheiden im Genusse derselben zu ver⸗ leiben haben. München, 22. Olt. Tak Programm über die feierliche zröffnung des Land:ags wird bereits entworfen und soll dem König lsbald zur Genehmigung unterbreitet werden. Das Ceremonieũ tdasselbe wie in früheren Jahren. Am 4. November Vormittags 1 Ude deginnt in der Hofticche zu St. Michel die übliche gottes⸗ ienstliche Feierlichteit. An demselben Tage Nachmitlags 2 Uhr rfolgt durch den Prinzen Luitpold die feicrliche Erdffnung des landtages. Berlhin, 16. Olt. In einem Brief Laskers, welcher kürz⸗ 9 in die Oeffentlichkeit gelangt ist, legt er don Neuem seinen ztandpunkt über die Wahl solcher Männer dar, die sich an mo⸗ ernen Gründungen betheiliet haben. Wie nicht anders zu erwarten and, erklärt Lasler die Würde eines Volksvertreters als unver⸗ inbat mit der Theilnahme an solchen Schwindelschöpfungen, welche yon der oͤffentlichen Moral verurtheilt worden sind. Auf die an hn ergangenen Ansfragen mehrerer Wahlkreise, wo diese Perfonal- tagen aufgeworfen wurden, antworkete er im sachlichen Geiste und piderrieth die Wahl solcher Kandidaten, ehe diese nicht Erklärungen ibgegeben, welche alle Beschuldigungen 'entsch'eden winerlegten. Berlin, 21. Ott. Was seit einiger Zeit mehrfach ange- eutet worden ist, kann gegenwärtig als sicher bezeichnet werden: draf Roon wird jedenfalls zurüdtreten. Einerseits ist sein Ge⸗— undheitszustand der Art, daß der Ministerpräsident in jeder Weise qh schonen muß, und für's Andere behagt dem Kriegsminisser der horsiß im Ministerium nicht. Graf v. Roon und Furst Bismarck »nnten nicht recht miteinander fertig werden, und da der Reichs— anzler noch lange der unenibehrliche Mann bleibt, so war damit it Roon seit geraumer Zeit auszemachte Sache, dem Ministerium o bal) wie möglich Valet zu sagen. Als Kriensmini'er ist er uurch Herrn v. Kameke vollständig ersetzt, denn Kameke gehört zu nseren besten milttärischen Organisatoren und einen recht drauch⸗ aten Adlatas zu finden, wird Herin d. Kameke wicht schwer erden. Dem Grafen Roon widerstand, zu der ausgeprägten olitischen Richtung sich zu dekennen, die das Ministerium jetzt ttfolgt. Mehr und mehr wird d'e Regierung in liberole Bahnen edrängk und der Ministerpräsident ist ein entschieden kanserbdativer Noann. Um das Vaterland hat er sich verdient gemacht, er kann iso in dem Vewußtsein sein Amt niederl gen, es als Ressorschef ufs beste verwaltet zu haben. Das RNebeneinander mit Bismarck nd Falk behagte dem Ministerpräͤsidenten nicht; es gab wohl, in mit einem Roon'fchen Worte fortzufahren, diele Dissonarzen, mmer verstimmen, auch wenn si? für den Kenner Werih haben. — Roon's wird im Lande nicht überraschen, denn der inister hatte erst nach Neujahr dem Abgeordne'enhause ertlärt, n lange würde er ja wohl Ministerpräsisent nicht bleiben. Daß ir als politischer Mann ersetzé ar ist, weiß Jeder. Gleichzeitig' mit koon wird Graf Rönigsmardk sein Portefeuille niederlegen. Der derr Graf hat sich im Mimisterium nie heimisch gefühlt, die ganze Thätitert als Ressortchef mißfiel ihn. Berlin, 22. Oklt. Die officiöse „Prop.Corresp.“, die Viener Zusammenkunft und den glänzenden dem Koiser Wilhelm son dem Kaiser Franz Joseph und der Wiener Bevölkerung be⸗ eiteten Empfang besprechend, sagt: „Alle deutschen Herzen widmen em Kaiser Franz Joseph die tiefste und dankbarste Anerkennung ür die wahrhaft hoch erzige und edlse Besinnung, die er in der zeuen Gestaltung der Beztehungen Oesterreich Ungarns zum Deutschen steiche bewiesen: Die Geschichte wird des Kaisers Ver alten dereinst ils eine That wahrhaft füestlicher Größe rühmend verzeichnen ind als festeste Grundlage einer seither mit so großem Gewicht ancebahnten Politik anerkennen.“ Berlin, 23. Ott. Das deutsche Kronprinzenpaar wird dem Vernehmen nach Anfangs Januar nach Petersburg reisen, um dir am 7. Januar stattfindenden Vermahlungsfeier des Hetzogt von Edinburg mit der Groß'iürstin Marie beizuwohnen. — Die Infanierie-Regimenter des Gard.Corpẽ haben, den „N. N.“ zufolge, den Befehl erhalter, sich bis zu Mitte November ur Abgabe der bisher von ihnen gebrauchten Gewehre bereit zu zalten, um alsdann an Stelle derselben das neue Mausergewehr u erhalten. Dres den, 23. Ott. Das heute Nachmitiag au?gegebent Bulletin bezeschret den Zustaud des Koönigs als völlig hoffnungslot Wien, 19. Okt. Die gestrige GalasVorstellang im Hof— Dpernhaufe gab auch dem hiesizen Adel Gelegenheit, die Gerüchie düten zu strafen, als halte er sich dem deutschen Gaste fern. Man ah allerdings nur wenige Hoch-Tories, aber die Liechtenf'ein, Trautmannsdorf, Schönborn, Choteck, Esterhazy u. s. w. waren zertreten. Im selben Range, in dem d'e Hofloge sich befiedet, dem »eutschen Botschafter gerade gegenüber, erschien der neue Botschaftet Frankreichs, Graf d'Harcourt, während eine Suite von franzosischen Iffizieren im Parterre saß. Der wirklihh glanzvolle Andlick, den »as prachtvolle Theater mit seinen in Gold, Purpur und Sammt trotzenden Insassen bot, übte auf Kaiser Wilhelm, der das neue Ppernhaus zum ersten Male sah, einen überraschenden Eindruck. Fürst Bismarck, der mit der Gräfin Andrassy in einer voge neben herin v. Schweinitz erschien, lümmerte sich weniget darun und zog s vor, mit seiner schönen Nachbarin zu scherzen. Auch bei dem diner, das ihm zu Ehren Graf Andrassy gestern gad, war der eutsche Reichskanzler derjenige, der den Ton der Heiterkeit zuerst inschlug, und diese Stimmung hielt denn auch während der ganzen dauer des Conviviums an. Trotz des regnerischen froftigen Wetters machee auch heute eine große Menschenmenge Queue in den Straßen, durch welche der Kaiser zur Kirche fuhr, in welcher )erselbe Psarrer Porubeky, über dessen Candidatur für das Ab⸗ zjeordnetenhaus ein solcher Streit entbrannte, die Predigt hielt, Nach der Kirche begab sich Kaiser Wilhhelm in die Hofburg, wo him Kaiser Franz Joseph die prächtigsten Appartements zur Veré ugung gestellt hatte, um daselbst jene Personen zu empfangen, die ich um eine Audienz bewarden. Eine lauge Reihe vou Wagen, velche eben dort auffuhr, läßt die Zahl dieser Audienzbererber ehr groß erscheinen. Nebenbei bemertt, schätzt man die Anzahl er zur Zeit hier weilenden Deutschen „aus dem Resch“ auf 5,000. — — Hat, wie vorauszusehen war, der kaiserliche Hot in Wien Asles aufgebo'en, um den deutschen Kaiser in jeder Weise zu ehren, 'o sind in aufrichtiger Huldigung des karserlichen Gastes die Wiener nicht zurückgeblieben, und hierauf ist ein besonderes Ge⸗ vicht zu legen. Denn die offizielle Aufnahme des Kaisers mußte erjenigen entsprechen, welche voriges Jaht Franz Joseph in Berlin jefunden hatte, und trat also das Bestreben der Hofkreise hervor, en Kaiser Wilhelm eminent auszuzeichnen, so war damit nur nem Aklte der äußeren Höflichkeit genügt. Allein die Wiener Be— idlkerung konnte sich widerstrebend zeigen, sie konnte Gleichgiltigkels