England. London, 22. Juli. Der Fiktoria Yachtclub gab gestern einen gãnzenden Ball dem kronprinzlichen Paare zu Ehren. Der deut · de Bosschafter, Graf Münsser, Fuͤnfzig Officiere des deutschen Ge— chwaders und 500 andere Gäste waren anwesend. London, 23. Juli. Bei dem gestern vom Lordinayor a Ehren des Ministeriums gegebenen Barkett hielt der Preinier ninisier Disraeli, einen Toast auf das Ministerium erwidernd, ne Rede, worin er sagte: Angesichts des allgemeinen Conflictes wischen Staat und Kirche sei eine Verstärkung jener kirchlichen Instiiutionen, welche einen Schirmwall der poli.itischen Freiheit bilden, Jeboten. Die politische Situation sei wenig besriedigend, da einige namhafte Staaten sich entweder in anarchischen odernicht hinläng⸗ iich befestigten Zuständen befänden. England werde seinen jeßzt mehr wie jemals begehrten Einfluß im Interesse der Aufrechterhal⸗ ung des Friedens verwenden und die in Verwirrung befindlichen dänder in ihren Bemühungen, ihre frühere Stelung und ihr altes Ansehen wieder herzufiellen, unterstüßen. ermiqa6. jJ fFreinsheim, 20. Juli. Das Gesammtergebniß der diesjährigen Kirschenernte in hiesiger Gemarkung ist Folgendes: an den verschiedenen Berkaufsstellen wurden im Ganzen gewogen und verpackt 3534 Ct. 52 Pfund und daraus erlöst 34,3824 fl., aise per Pfund etwd 596 ke. und per Centner 9 fl. 43 kr. Da⸗ zegen im Jahr 1873 aus 5839 CEt. 15 Pfund 43.566 fl. oder ber Pfund 4192 fr. und per Ct. 7 fl. 30 kr. (D. A.) — JKaiserslautern, 20. Juli. Die Zöglinge des Lehrer ⸗ Seminars werden hier im praktischen Löschdienste eingeübt zewiß das beste Mittel, um auch auf dem Lande Sinn und Ver— dändaiß für das Feuerlöschwesen zu verbreiten und die Gründung zon Feuerwehren zu befördern. 57 Kaiserslautern, 23. Juli. Der von einer großen Anzahl hiesiger Bürger gegen die vom Siadtrath beschlossene Be— willigung von 125,000 fl. zum Bau eines Gewerbemuseums bei ꝛer kgl. Kreisregierung der Pfalz eingelegte Recurs ist abgewie⸗ en worden. FVomn Haardqebirge, 21. Juni Alleri An- cheine nach haben die Winzer einen sehr reichen Herbst zu erwar ⸗ en. Die Weinberge hängen voll der schönstem Trauben, die be— reits da und dott anfangen hell zu werden. Allerdings zeigt sich die Traubenkrankheit an manchen Orten des oberen Gebirges, und 3 wird daher fleißig geschwefelt. Ollein zu einer ernstlichen Ge— ijahr wird sich die Krankheit bei den günstigen Witterungsvberhält nissen kaum entwickeln. Auch die andern zahlreichen Feinde des Weinstockes machen dieses Jahr nur geringen Schaden. fF Aus dem Rheingar, 16. Juli. Die Crescenz der 1874er Trtauben ist in unsern Gemarkungen ganz ausgezeichnet, und so⸗ wohl quantitatib, wie qualitativ können wir den Wein comme l fautbezeichnen. Die Beeren entwickeln sich zusehends, die Stöcke hän⸗ gen voll und ehe viele Wochen vergehen, werden wie vollständig eife Trauben, also jedeufalls am Tage Rochus, dem Schutzpatron Bingens, genießen. Die Weinlese steht demnach in der letzten Woche des Septembers in Aussicht. In Rüdesheim, Geisenheim ud auch zu Bingen stehen die Weinberge gleich trefflich und ist 3eine nicht geringe Freude, sich bei den Gängen darch die Weingaͤrten an dem reich gesegneten Wachsthum zu ergötzen. f Der „Land. Anz.“ schreibt: Schon am 8. d. Mis. wur— de von einem Bürger in Diedesseld sammtlicher Most von circa 12 Morgen Wingert per Logel zu 6 fl. vertaufi. Montag den 20. Juli wurden die erssen reifen Trauben bei Winzer P.e J. Gies nn Diedesfeld gefunden. T Saarbrücken, 22. Juli. Mit dem heute Nachmittag 2 Uhr 80. Min. vom Rhein kommenden Personenzuge Rr. 8, in den ein Salonwagen eingestellt war, traf S. Majeftät der König Albert von Sachsen nebst dem Gefolge hier ein. Nach kurgem Aufenthalte setzte der Monarch die Reise mit demselben Zug in der dichtung nach Trier fort. Der Obderbetriebs Inspellor, Herr Bo dann, begleitete S. Majestät bis Trier. König Albert reist be anntlich in's Seebad Ostende. fStraßburg, 21. Juli. Heute Mittag verschied nach angem Leiden Professor Dr. Bruch, Nestor der hiesigen Universi— ut und früher erster Rektor detselben. 7 DDie Schleifung der Festung Marsal ist in Berlin durch iegsministerielle Berfuͤgung definitiv genehmigt. 600 Thlr. sind ur diesen Zweck bewilligt. Der Ort soll vollstandig seines Festungs datalters beraubt werden. Die Arbeiten verden am 27. Juli be—⸗ anen, sollen zwei Wochen ununterbrochen fortwähren und am 8 lugust beendigt sein. Zur Ausführung sind die Mineur⸗Compag- nen des 11.. 14. und 15. preußischen Pionier-Bataillons be ummt. Zur Ausführung der Voracrbeiten ist ein anderes Dela dement bereitz von Metß Abgegangen. F(Bismarck-Hymne.) Eine Anzahl Dortmunder haben eine Prämie von tausend Thalern dem deutschen Sän ger ausgesetzt, welcher unsern Reichskanzler Fürsten Bismarck, den Finiger des deutschen Volkes, in einer musilalischen Schöpfung (mit oder ohne Worte) am würdigsten feiert.“ FIn Hamburg wurde eine Falschmunzerbande verhaftet, die sich nit Herstellung falscher preußischer Thaler befaßt hatte. x. In den Dörfern Gratzungen, Blindungen, Trebra Etzelsrota. hroß⸗Wechsungen, Forsthaus, Königsthal und in der Stadt Nord- Jaufen (Regierungsbez. Erfurt) sind in Folge des Genusses von tohem Schweinefleisch eine größere Anzahl von Personen, in Rord- jausen allein nicht weniger als 43 an der Trichinenkrank— Jeit erkrankt. Es mag dieser Fall wiederum zur Warnung dienen hor dem Genusse von rohem Fleische. FPolitische Attentate seit 1850. Gegen die KöniginVik- toria von England wurde den 28. Juni 1850 von dem entlasse⸗ nen Husaren⸗Lieutenant Robert Pate ein Stodftreich geführt. — Auf Friedrich Wilhelm IV. schoß im Mai 1850 Seifenlauge (Se⸗ felage) unter dem Ruf: „Freiheit für immer!, — Kaiser Wilhelm war den 14. Juni 1861 in Baden den zwei Pistolenschüssen des Rechtsstudirenden Oskar Beser von Leipzig ausgesetzt, mit der Be— zründunz, der König sei nicht im Stande, Deutschlands Einheit zu verwirklichen. — Der Kaiser von Oesterreich erhielt am 18. Februar 18583 von dem 20jährigen Schneidergesellen Libeny von Alba in Ungarn einen Messerstich in den Nacken. — Der Herzog Ferdinand Karl Il. von Parma wurde den 20. März 1854 er⸗ stochen. Der Dolch des Moörders, der entfliehen konnte, blieb im Unierleib stecken. Der schmerzhafte Tod erfolgle nach 23 Stunden. — Die Konigin von Spanien (zweites Attentat) wollte der junge Raymund Fruentes den 28. März 1856 im Wagen erschießen; ein Polizei-Agent konnte jedoch demselben zur rechten Zeit in den Arm fallen. — König Ferdinand II. von Neapel wurde den 8. December 1856 während der Truppenrebue von Agesilas Milano mit dem Bajonett angefallen. — Gegen Napoleon III. war schon im October 1852 eine mit 1500 Kugeln geladene Hollenmaschine in Marseille gerüstet. Der Mordplan kam jedoch nicht zuc Aus⸗ ührung. Das zweite Attentat gegen ihn geschah am 5. Juli 853 auf seiner Fahrt nach der Opera comique. Den 28. April 1855 schoß der Italiener Pianori zwei Schüsse auf ihn ab in der zroßen Eingangsallee der Champz elysees; 1857 kagen Tribaldi, Dartoletti, Grilli aus England, um den Kaiser zu ermorden, fielen aber der Polizei in die Hunde. Den 14. Januar 18858 schossen Orsini, Bomes, Pieri und Rudio ihre Bomben nach dem kaiserlichen Wa⸗ jen, wobei viele Umstehende verwundet wurden. 24. Dezember 1863 Anschlag der Greco, Trabneco, Imperalori und Scaglionir — Die Konigin von Griechenland, Regentin in Abwesenheit ihres Vemahls, erhielt, zu Pferd sitzend, einen Schutz von dim 19jähri— gen Studenten Dösiios. — Gegen Vickor Emanuel fand 1858 ein Mordversuch statt, von welchem Graf Cavour in der Sitzung odom 16. April im Parlament Anzeige machte. — Präsident Lin— roln wurde den 14. April 1866 im Fordtheater zu Washiston don dem Schauspieler Booth durch den Kopf geschossen. — Ein Jahr und zwei Tage später, am 16. April 1866, wurde auf den caiser Alexander U. von Rußland im Sommergarten zu Peters- hurg von dem russischen Edelmann Petrowitsch ein Pistolen⸗Atten— tat ausgeübt und durch den Bauer Jose Komissarow vereitelt. — Am 7. Mai 1866 feuerte Eugen Cohen, der Stiefsohn von Karl Blind, fünf Schüsse auf den Grafen Bismarck unter den Linden uu Berlin ab, ohne den Grafen zu verwunden. — Fürst Michael yon Serbien wurde am 10, Juni 1868 im Park von Topschider ammt feiner Cousine Anna Konstantinowitsch dos Opfer eines Atten:ats. — Das neueste Attentat ist das des Böttchergesellen E. dullmann auf den Fürsten Bismarck, über welches die Acten noch uicht geschlossen sind. F Paris, 21. Juli. Die „Agence Havas“ meldet die Ver⸗ nählung Jules Favre's mit der Vorsteherin des ebengzelischen Pen⸗ ionats zu Versailles, einer ausgewanderten Elsässerin. fLondon, 21. Juli. Die Kohlengrubenarbeiter in Nord⸗ Staffordshire haben beschlossen, eine Lohnherabsetzung von 10 pCt. anzunehmen. F Vergangenen Samstag Abend entstand beim Schluß der Ar— bdeit in der Sew Mills Zeche bei W'gan, Lancanshire, eine Explo— ion schlagender Wetter, wodurch von den noch in der Tiefe be— indlichen 25 Arbeitern 15 entweder auf der Stelle getödt:et wur⸗ den oder nach kurzen aber schweren Leiden ihren Wunden erlagen. Die Getödteten waren größtentheils verheirachet und hiuterlassen zehn Wittwen und 31 Kinder. Die Ursache des Unglücks ist noch nicht aufgeklärt, da die Stickluft in der Ziche eine Erforschung derselben noch nicht gestattet.