St. Ingberlker Anzeiger. der St. Inuüberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗, Donnerstags- und Sonnta Lummer ericheint wöchentlich vie rmal: Dinstag, Donners tag, Samstag und Sonntag. Abonnementspreis vierteljährig 42 Krzr. oder 12 Silbergr. Anzeigen werden mit 4 Krzr. die dreispaltige Zeile Blattschrift oder deren Raum berechnet. Diens tag, den 27. Oktober 1874 Deutsches Reich. München, 24. Ollober. In militärischen Kreisen wird nit großer Bestimmtheit von der in kurzer Zeit bevorstehenden Frnennung des Oberslsen und Commandeurs des 1. Cürassier-Re— ziments, Prinzen Leopold, zum Commandeur einer Caballerie⸗ Btigade gesprochen. Der Prinz war 1870 noch als Hauptmann ier Artillerie ausmatfchirt unde wurde int Februar 1873 Oberst. Berlin, 22. Olt. Die Einübungen der Infanterie-Rezi⸗ nenter mit dem Mauser⸗-Gewehr nehmen ihren ununterbrochenen gortgang, die Reserven werden überall eingezeger und nach eini— jen Wochen der Uebung entlassen. Jetzt wird man mit Berufung et Reserven bei den Jäger⸗ und Schuͤtzen-Bataillonen zu gleichem Weck vorgehen. Frankreich. aris, 25. Oklt. Der Moniteur? schreibt, der spanische Hßesandte in London habe von Lord Derby verlangt, daß England eine Häfen überwache, um den Abgang von Waffen für die Car— isten zu verhindern. Derby habe aber erwidert, wenn der Bür— zerkrieg ewig dauere, so müsse es wohl irgendwo in der spanischen Nation an Patriotismus oder an Enuergie fehlen. (Etwas Wahres staan dieser Bemerlung was die Energie betrifft, das utschuldigt aber die, Waffenlieferung aus einem neutra⸗ en LandJ nicht. Uebrigens dürfte Lord Derby nur 150 Jahre urück in, der englischen Geschichte nachschlagen, um zu wissen, daß kngland mit den Prätendenten aus dem Hause Siuartjauch nicht in einem Tag fertig geworden ist.) Pf. K)) Endlich fangen die hiesigen Blätter an, sich mit dem „Deut schen Laudsturm“ zu beschäftigen. Der heutige „Constitutionel“ und „Gaulois“ bemühen sich, den französischen Lesern klar zu ma— hen, was er zu bedeuten hat und welche Pflichten seine Reorga- nisation den Nachdarstaaten auferlegt: Nufbielung aller Kräfte im Deutschland einzuholen und seinen kriegerischen Plänen enige eenlreten zu können. England. London, 24. Oktober. Einer Meldung der „Times“ aus Tiflis von gestern zufolge zerstörte ein bedeutender Brand das Theater und gegen 100 Waarenläden und war bei dem Ab— gana der Meldung noch nicht gelöscht Bermn v In Neustadt findet am 1. November die regelmäßige daupsversammlung des „pfälzischen Sängerbundes“ statt. Der Bund zählt nach dem Jahresbericht für 1873,74 jetzt 145 Ver— ine mit 4246 Sängern (nach dem vorjährigen Jahresbericht wa- ien es 127 Vereine mit 3825 Sängern). Die Hauptversamm⸗ ung soll Beschluß fassen über die Begehung des 5. pfälz. Sän⸗ litfestes im nächsten Jahr. Von der Liedersammlung des Bundes hras 13. Heft erschienen; dieselbe umfaßt jetzt 1358 Nummern. * Im Aushebungsbezirk Edenkoben wurden bei der »ormusterung von 801 vorgeführten Pferden 22 als kriegsdiensi uughich befunden. Das soeben eingetroffene erste Heft der ilustritten Monats⸗ tut), Der Salon“ für Literatur, Kunst und Gesjellschaft eröffnet achten Jahrgang des Unternehmens. Mit der neuen Redac⸗ m desselben haben die Hefte zugleich eine neue Außenseite ange⸗ nmen, die allerdings viel gefülliger und ansprechender wirkt, s die bisherige Einkleidung. — Mit dem Indhalte des vorlie— enden Heftes hat der neue Nedacteur Dr. Franz Hirsch einen nlauf genommen, der offenbar darauf hinzielt, den Stimmen der esse von Neuem die Bestätigung abzunöthigen, daß es dem Salon“ gelungen ist, sich an die Spitze aller beiletristisch perio ichen Literatur zu schwingen und diesen Ehrenposten mit gewal⸗ jen und zündenden Mitteln zu behaupten. — Eröffnet wird das aliegende erste Heft durch eine allerliebste Novelle: „Judith tern“ von Paul Heyse. — Was ist auch von solchem Meister at Belletristik anders zu erwarten als ein Meisterstück! In diesen M neuesten Novelle wird pian gleich auf der ersten Seite gefesselt uund von Seite zu Seite in steigende Spannung gebracht, so daß vohl Niemand die Novelle beginnen wird, ohne sie in einem Zuge zu Ende zu lesen. Nur gut, daß dies möglich, da die No— delle gleich in dem einen Heft zum Abschluß gelangt und man nicht noͤthig hat, die schöne Spannung auf's nächste Heft zu ver— agen. Als sehr bemerkenswerth sei hier auf den dann folgenden drößeren Artikel aufmerksam gemacht. Das ist: „Jesus Chri— tus“, ein Drama in fünf Abtheilungen von Felice Gobean, deutsch von Professor Julius Schanz. —Ddiefes Drama sollten Alle lesen, mit Ausnahme der Orthodoxen, für welche es nicht berechnet ist. Von dem übrigen Inhall⸗ sei noch erwähnt: Das Kunstideal der Menschheit von Eduacd von Hartmann. Der alte Schärtlin, Novelle von Ernst Eckhstein. — Die Feuerbestattung vom ästhet'schen Standpunkte aus, von Profefsor Dr. C. Reclam — Ein Ritterschlag in Sonnenburg aus den hinterlassenen Pa⸗ pieren von Georg Heseliel. Auf Wüedersehen! ein Gtuß der Wandervögel, von Dr. A. Böhme, dann folgen kürzere Artikel; Aus der Gesellschaft, von H. von N. und R. R. — Alllerlei Buntes für unsere Damen, zuletzt ein Anhang von acht Seiten über neueste Moden und zwar sowohl beschreibenden Tert als auch Mode- Illustrationen, die allerdings salorfähig, ihre höchste Spitze aber in einem prachtvollen, ganz' am Schluß des Heftes aufzuklap⸗ penden großen colorirten Modelupfer erreichen. So sauber ausge⸗ führte Modelupferstiche bei so präcisem Colorit, verbunden mit wirklicher Neuheit in der Mode sind vielleicht noch nie zuvor an⸗ getroffen worden. — Das Augenmerk der Damen wird sich wohl diese Bereicherung des Salon ohnh'n nicht entgehen lassen. — Das spricht sich unter den Danmen gar schuell von Mund zu Munde. Außer den Mode⸗Ictustrationen bringt das Heft aber noch drei Ertra-Kunstblätter auf xilographischem Wege, in großer Feinheit ausgeführt; dieselben stellen dar: Mujfikprobe, von Eberle. Die Herausforderung von C. F. Deker. Portrait von Felice Govean, Verfasser des Dramas: Jesus Christußs. Die Bedingungen, unter welchen ,Der Salon“ zu abouniren ist, sind, wie die Verlagsbuchhandlung bekannm gemacht hat, überaus gün— stig, insesern eigentiich Nemand ein festes Abonnement einzugehen nöthig hat; es soll einfach alle Monut, von Heft zu Hest bezahll werden (10 Sgr. gleich J Mark pro Heft), ohne alle Verbindiich keit auf ein ganzes Quartal. Die Verlagshandlung scheint dem— nach sehr sicher zu sein, daß die Leser, welche sich einmal in ein Heft vertieft haben, das solgende Heft mit Eifer berlangen wer— den. Sehr zu loben ist auch an dam „Salon“ die Beibehaltung des handlichen Octav-Formais, umsomehr, als manche andere il— lustrirte Zeitschriften in den Fehler verfallen, ihr Format fortwäh⸗ rend zu vergrößern. — Wer eifrig und viel liest, wird es genug⸗ sam an sich erfahren haben, wie slörend es ist, fortwährend mit dem großen Format zu käwpfen zu haben. Das Formal des Salon“ ist entschieden das beste und bequemste. — — * — —— — Wir machen hierdurch auf die im heutigen Blatte stehende Annonce der Herren S. Steindecker u Co. in Ham— burg besonders aufmecksam. Es handelt sich hier um Original- soose zu einer so reichlich mit Hauptgewinnen ausgestatteten Lerloosung, daß sich auch in unserer Gegend eine sehr lebhafte Betheili— gung vorausseten läßt. Dieses Unkernehmen derdient um so mehr das volle Vertrauen, indem die besten Staatsgarantien geboten sind ind auch vorbenanntes Haus durch ein stets streng reelles Handeln und Auszahlung zahlreicher Gewinne allseiis bekann ist. Im allgemeinen Imeresse finden wir uns veranlaßt, auf die m heutigen Blatte enthaltene Annonce des Herrn Gustav Schwarz ld in Hamburg ganz besonders hinzuweisen. Die angekündigten Driginalloose können wir wegen der großen und zahlreichen Ge⸗ vinne bestens empfehlen. Die Reellitat und Soliditat dieses Hau⸗ es ist bekannt und daher nichts natürlicher, als die vielen bei emselben einlaufenden Aufträge, welche eben so rasch als sorgfältig zusgeführt werden.