sjeinem Unterofficier beslohlen worden. Der Officier wies den Mann zunächst in Reih und Glied zurück, welchem Befehl! sich jener, der sich offenbar in einer nicht natürlichen Aufregung hefand, nur widerwillig fügte. Später verließ er wiederum seine Schwadron und ritt, mit dem Säbel fuchtelnd, hinter derselber zuf eigene Faust umher. Es stellte sich heraus, daß der Drago— ner, ein Gemeiner, Namens Anton, wahnsinnig gewocden war Yereits seit mehreren Tagen soll derselbe Spuren von Geistes störung gezeigt, u. A. einem Sergeauten gesagt haben: „Wissen Sie schon? Unser Oberst ist verrückt geworden.“ Der Unglück liche, dessen Muter erst vor wenigen Wochen gestorben, soll sich dieses Familienereigniß sowie die Nachricht, daß sein Vater, ein Mann von 63 Jahren, sich wieder verheirathen wolle, zu sehr zu Herzen genommen und darüber schließlich den Verstand verloren saben nach dem heutigen Vorfall auf dem Kreuzberg wurde er iofort ins Lazareth übergeführt. F Die Direction des Stadtpaiks in Berlin wendet ein zweck⸗ mäßiges Verfahren an, Alles, was dem anständigen Publikum den Aufenthalt im Garten verleiden kann, zu entfernen. Sobald eine Dame von zweifelhafter Fragwürdigkeit in seinem Lichtmeer auf⸗ zaucht, überreicht ihr der Odberkellner eine Karte und die Adres—- santin liest: „Die Direction ersucht Sie höflichst, ohne Aufsehen zu erregen, das Local zu verlassen. Ihr Eintrittsgeld erhalten Sie an der Kafse zurück.“ Das genügt meistens. Sie liest's und oerschwindet. Was in Berlin im Laufe e'nes Jahres ‚verpflastert“ wird, vaß ergibt sich in einem anschaulichen Bilde aus folgenden Zahlen: Im Jahre 1873 sind in Berlin für Neupflasterungen nicht weniger als 5322,728 Thaler, für Umpflasterungen 454,039 Thaler, zu— sammen die colossale Summe von 976,767 Thalern verausgabi worden. Die erforderlichen Pflastersteine sind jetzt nicht mehr aus Berlins Nähe zu beschaffen, es müssen vielmehr die Stei brüche von Brüssel, St. Wedell, Rammelsbach, Kusel ꝛc. in größeren Liefer ungen hecangezogen werden. Ausgußkorke für Petrole umflaschen. Welcher Hausfrau Jätten nicht schon die plumpen Hälse der Petroleumflaschen, beim Eingießen des Oels in den Behälter der Lampe, zu einem kleinen Aerger, oder was noch schlimmer, zu einem Flecke auf dem Tisch⸗ tuch verholfen, da sich bei aller Vorsicht ein „Fehlschuß“ nicht immer vermeiden läßt. Auf eine ebenso einfache als praktische Erfindung bestimmt, diesem gewiß allseitig empfundenen Uebel ⸗ tande abzuhelfen, namentlich unsere Leserinnen aufmerksam zu ma⸗ hen, ist der Zweck dieser Zeilen. Die Vorrichtung besteht in einer eiwa 8 Cent. langen, gebogen auslaufenden Zinkröhre, die durch einen 3 Cent. hohen, genügend starlen Kork hindurchgeht und in diesem befestigt ist. Letzerer nimmt beim Ausgießen die Stelle des gewöhnlichen Flaschenkorks ein, während die gebogene Roöhre, in die Oefsnungs des Oelbehälters gehalten, ein Vorbeigießen un⸗ möglich macht. Die Außgußkorke sind hei C. G. Simon in Char sotlenburg. Berlinerstraße 86, das Stück für 25 — 30 Pf., das — Gros kostet — dies zur Notiz für unsere Klempner — 20 Mark. fVor Kurzem wurden für den Kreis Wittenberg die ersten drei Frauenzimmer zur Ausübung der öffentlichen Fleischbeschau in flicht genommen. f Sicheres Mitiel gegen Ungeziefer. E'n als unfehlbar er—⸗ probtes Mittel, welches in jetziger Jahreszeit sofort zur Hand ist zegen Ungeziefer jeder Art ist der Saft angefaulter Gurken Solchen erhält man, wenn man frische ansgewachsene Gurken in einen Topf legt und sie etva 14 Tage irgendwo im Schatten stehen läßt, bis sie sich zu einem dünnen Brei zersetzt haben, den man ur Absonderung von Schimmel, Schalen und Kernen durch einer Durchschlag gehen läßt. Mit diesem Brei, der weder auf Oel noch auf Leimfarbe Flecken oder Geruch zurdckläßt, aber leicht ab⸗ rocknet, bestreicht man Bettladen und Betten, Möbel und sonst Alles, was Sprünge oder sonstige fehlerhafte Stellen hat, wie auch gegen Wanzen, lockeres Talelwerk und abgelöste Tapeten der Wände Um im Bett oder auf den Sopha Nuhe zu haben vor dem Un geziefer, soll es schon genügen, die frischen Schalen ausgewachhsener Burken in die Bettladen oder zwischen d'ie Betten und den Ueber— jug des Sophas zu legen. F Reporterfreuden. Der Pariser „Figaro“ erzäbll eine lustige Beschichte, die einem seiner Mitarbeiter jüngst begegnete. Derseibe erhüli die Nachricht, daß in der Rue Bochard de:Sacon Nr. 25 im zweiten Stocdk ein Verbrechen begangen wurde. Rasch eilt er dahin, um Informationen einzuholen; et läutet und wird in den Salon der Woh ung gefübrt. Der Salon ist voll von Leuten, ene dicke Dame sitzt am Kamin, erblickt ihn, stößt einen Schrei aus, wirft sich ihm an dein Hals, indem sie ruft: „Das ist er!“ Sie bedeckt sein Antlitz mit schallenden Küssen und lädzt ihn nicht zu Woite kommen. Seine Bemühungen, erne Aufklärung zu er⸗ langen, sind vergeblich. Endlich, erschöpft vom Küssen, ruft fie einem dicken Manne zu: „Jetzt ist die Reihe an Dir!“ Der Ge— mahl, denn das war er offenbar, umarmt den Journalisten und rust schluchzend: „Das bist Du! Das ist er! Mein Jacques!“ — „Aber ich heiße gar nicht Jacques, ich heiße Gaston,“ platzt endlich das ganz in Schweiß gebadete Opfer fremder Zärtlidkeit herbor. Tableau. Dee Arme hatte sich in der Nummer des dauses geirrt und war in einen Familienkreis gerathen, der einen Sohn erwartete, welcher nach zwanz'gjähriger Abwesenheit in Ruß⸗ land in's Vaterhaus zurückkehren sollte. Ein Gaunerstück, dem einer der bedeutendsten Juweliere des Palais royal zum Opfer gefallen, wird aus Paris gemeldet. Vor einigen Tagen stellten sich in feinem Geschäftslolale, während er abwesend war, zwei äußerst anständig aussehende Herren ein, die Jjoldene Keiten anzusehen wünschten. Bei ihrem Weggange ließeu ie folgende Karten zurück: J. D. Conever and Co. Juwellers Dorner oi fistn and Chesant Philadelphia P. A. J. W. Decker. Bei seiner Rückkehr vernahm der Geschäftsinhaber von dem Be⸗ juche und begab sich andern Tages mit den Karten nach dem Ho⸗ tel Violet. Vei dieser ersten Begegnung kam es zu nichts, man verschob das Geschäft auf den folgenden Tag. Am nächsten Mor⸗ gen befaßte man sich um so lebhafter mit den geschäftlichen An⸗ gelegenheiten. Zweiundsiebzig Ketien wurden den Fremden zur Auswahl vorgelegt. Diese fanden sie so hübsch, so vollendet und intade haft, daß sie gar keine Auswahl trafen, sondern sie sämmt⸗ lich kauften. Sie ließen sie in kleinen Packetchen zu fünf und fünf zusammenpacken und in eine Blechkiste legen, die der Juwelier, während er die Faltura in doppelten Exemplaren aue fertigte, neben sich auf den Tisch stellte. Während des Schreibens nahm einer der Fremden das Kistchen fort und setzte es auf einen Sessel nie⸗ der. Als die beiden Rechnungen ausgefertigtigt waren, über⸗ gaben die Käufer dem Geschäftsmanne eine dir ersten vollständig⸗ ähnliche Kiste und baten ihn, dieselbe zu verschnüren und zu vere siegeln, zu welchem Zwecke sie ihm Band und Siegellack einhän⸗ digten. Als dies geschehen war, sagte einer der Fremden zu dem Juwelier, er möge sich am 31. Juli mit der Keiste zu dem Ban⸗ kier Monroe in der Rue Scribe begeben und gegen Abgabe dersel⸗ hen die vereinbarte Summe von 9870 Fr. 40 Cent. nach Abzug von 12 Proz. Discont in Empfang nehmen. Nachdem der Ge—⸗ chäfts mann das Hotel verlassen, kam ihm der Gedanke, gleich nach dem Bankhause zu begeben und sich zu erkundigen, ob die Fremden dort bekannt seien; hier jedoch wußte man keine Silbe don der ganzen Affaire. Außer sich, öffnet der bestürzte Geschäftsmann die Kiste und findet in derselben nichts als Bleirollen, deren Ge⸗ wicht ganz genau mit dem der verkauften Ketten stimmte. Im Hotel Viollet erfuhr er er, daß die beiden Fremden ausgegangen seien, jedoch ihre sämmtlichen Sachen zurückgelassen hätten. Der ofort benachtichtigte Polizeikommissar des Quartiers von Saint Denis traf gleich alle nöthigen Vorkehrungen‘, ohne indeß zu einem befriedigten Resultate zu gelangen. In dem von den beiden Fremden verlassene Zimmer fand man nichttz vor, als bedeutungs⸗ lose Papiere, Karten wie die angegebenen, Blechkisten, rohes Band ind Siegellack, mit einem Worte, den ganzen Apparat, dessen die auberen Patrone sich zur Ausführung ihres Gaunerstüchchens be— dient hatten. Ungeachtet aller Nachforshungen hat man bis jetzt eine Spur von den verwegenen Spitzbuben finden können. In »as Fremdenbuch hatten sie sich eingeschrieben als: „John Decker, 87 Jahre alt, Kaufmann aus Philadelphia,“ und Levis Caun- ders, 48 Jahie alt, Kaufmann aus Philadelphia,“ FLondon, 18. Aug. Das großartige Werk der Londoner Canalisation, mittelst dessen sämmtliche Abfälle nebst Spülwasser von 4 Millionen Menschen 14 engl. Meilen unterhalb London bridge in die Themsemündung und von da in das Meer geführt werdeg, ist jetzt vollendet. Donnerstag vor acht Tagen wurde die letzte Pumpstation eröffnet. Die Länge der Hauptcanäle beträgt 32 englische Meilen. Das ganze Werk kostet 413 Mill. Lstri. det 90 Mill. Mark. Doch ist das letzte Wort in dieser Frage och nicht gesprochen; man sinnt jert auf Miltel und Wege, diese olossale Masse von werthvollem Dungmaterial später nußbar zu nachen, statt sie in das Meer laufen zu lassen. —r London, 30. Aug. Der schottische Expreßzug ist am —AV Vergnügungszug gestoßen. Fünf Personen wurden getödtet, diele. varunter mehrere tödlich. verwundet. Illustrirte Jagdzeitung, Organ für Jagd, Fischerei und Natur⸗ kunde. Herausgegeben von W. 9. Nitzsche, Kgl. Oderfoͤr⸗ ster. — Leipzig, Verlag von Schm'di und Günther. — No. 22 dieser beliebten Jagdzeitig enthäln: Der Thurm⸗ falle von J. v. F scher. — König Friedrich Wilhelm J. alg Jäzer von Friedrich Freiher von Deoste-Hülshoff. — Der Wüstenkonig von O. von Riefenthai mit Ralpuppen mit Illustration u. s. w. u. s.iw. — Preis 3 Mari. habjähr⸗ lich in allen Buchhandlungen und Postanstalten. —4—