St. Ingberler Anzeiger. ——— zszs— ——— ver St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wochentlichj mit dem Hiupiblatte verbundene Unlerhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ lage), erscheint woöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag. Der Abonne mentéepreis betragt viertellahrlich Mact 2) R⸗Pfz. Aajeigen werden mit 10 Pfa., von Auzwarts mit 13 Pf. fur die viergespaltene Zeile Blattschri t oder deren Raum. Recla nen mit 30 Pfqg. pro Zeile berechnet. * — M 199. Dounerstag, den 3. Februar — I 1876 — Deutsches Reich. Munchen. Die Wiedereinberufung des Landtags wird un⸗ mittelbar nach dem eiwa um die Mitte Februar eintretenden Schluß des Reichstags erfolgen. NAusland 4J Paris, 81. Inn. Das Wahlresultat vom Sonntag ist qun bollständig belannt und im Ganzen so ausgefallen wie man wartese. Nür haite man den Bonapartisten etwa 10 bis 16 Wahlsitze mehr gerechnet. Allein hier ist zu erwägen daß die Re⸗ gierung dort, wo sie einen eigenen Candidaien aufgestellt hat, mit Hochdruck gegen die Bonapartisten vorging. Die Zaͤhlenvezhältnisse n Senate siellen sich nun alsjo: Gesammtzahl der Mitglieder 300 Hievon find 151, also Jäüber die Hälfte conservatibe republikanisch, I8 rad cal, 885 legitimistisch und 41 bonapartistisch: 1 Senator Carochette) is bereits gestorben und 4 Wahlen von den Colonien in noch nicht bekannt. Man sieht also, daß die rebublikanische Reg'erungsmehrheit sehr klein ist, nanentlich da sie auf den Bei⸗ tand der Raditalen nicht fest rechnen kann. Auch ist diese Mehr⸗ heit aus so heterogenen Elementen zusammengesetzt, daß das Er⸗ zebniß der wichtigsten Abstimmungen unberechenbar erscheint. Die Meisten sind Nußrepublikaner, die bei der ersten Gelegenheit fich nach etwas Besserem umsehen. Buffet ist in der That in den Vo— gesen durchgefallen, wenn auch nur mit einer Minorität von 10 Stimmen. Es ist das sehr jchmerzlich jür den Premier, dee fich noch dojzu persoͤnlich nach dem Wadlorte begeben hatte. Ebenso ist Dufaure von den Bonapartisten in Bordeaux und Remusat hier en den Radikalen geschlagen worden. In Corsika haben die Can⸗ didaten Rouher's gegen den Prinzen Peter Napoleon gefiegt. In L n wurde Jules Favre gewählt. Vermischtes. faaiferstautern, 3l. Jan. Vei der deute hier abgehaltenen Versteigerung von Actien derschiedener Fabtiken, waren so ju sagen gar keine Liebhader für solche da, und es zeiate uns dies, wie wenig Vertrauen noch in der Geschäftswell besteht. Es zamen zum Angebt?: — 1.7 Steingutfabrit ⸗Actien pon 250 fl, Nominalwerth, es wurden darauf geboten 8300 Mark ohne Losschlag. J 2. Kammgarnfabrik⸗Actien von 1000 il. — wurde eine ab⸗ zesezt zu 1680 Rart. 3 Auf Aciien der hiesigen Brauerei von 380 fl. Nennwerth wurden 75 M. gebosen, natürlich ohne Erfolg. Unter unseren sammtlichen Fabriken werden nur wenige sein, die üͤber 8 pCi. Zinsen ertragen, nur die der hiefigen Kohlea handlergesellichaft gehoͤrige Pulberfabrik bei Schopp soll, wie seit riner langen Neihe von Jahren auch dieses Jaht einen Reinge; winn von über 26 pot. abwerfen. 6Pf. K.) J Kaiserslautern, 2. Febe. Die Arbeiterentlassungen auf dem Gebiete der Eisen-Industrie nehmen großactige Dimensio⸗ nen an. Se sind eine Folge der Absatzlosigkeit, der Lähmung aller Produkt on. Wenn heute noch einzelne Werke Aufträge ha⸗ den, so darf man überzeugt sein, daß diese sich Preise haben ge⸗ sallen lassen, die ihnen wenig Vecrdieust übrig lassen. Die Con⸗ cutrenz des Au landes nimmt zu, je mehr auch bei diesen die Noth wendigleit eintritt, die noch lagernden Vorrälhe auf den Markt zu hbringen. F Aus der Pfalz wird der „He delb. Ztz.“ geschrieb en: Der blaue Montnag iß in vielen Fabrilotten zur Landplage geworder uud haben sich dagegen die desten Fabrikordnungen als nicht pro⸗ hat erwiesen. Ein Geschaftbführer in J. kam nun auf eine neue Idee, und sein Unternehmen ist nicht ohne Erfolg geblieben. Er Jahlt namlich ern am Dienstag aus, statt wie sonst üblich, am Sanstag, was zur Folge hat, daß die „Blauen? kein Geld haben; überdies wird am Montag Abend aufgelegt, sd daß Jeder in der Fabrit seiu muß. wenn et andern Tags sein Geld haben will. 4 Die „Pf. Zig.“ meldet vom mittleren Gebirge, 28. Jan.: Die Weinberge haben durch die Külte in einigen Lagen bedeutend Jelitten. In Folge dessen sind auch die Weinpreise bestandig im Steigen begriffen und die Nachfrage nimmt von Tag zu Tag zu. Währtend man früher nur wenigen Weinfuhren begeguete, kann man d'eselben jetzt nach Duzenden zählen. Verkauft wurde in Weyher uu 180-148 fil., in Rhodt zu 120 -125 fl., in Hainfeld zu 120 fl.. in Böchingen zu 92 fl. in Burweiler zu 120 - 128 fl. das Fuder. . FKreuznach, 1. Febr. Gestera Vormittag 10 Uhr raf der von Bingerbrück kommende Personenzug reglementsmäßig sier ein, jedoh mit der Meldung, df der angehängte Pacwagen, nn welchem sich der Zugsührer und Padmeister besänden, sich unter⸗ wegs losgerissen habe und quer über dem einzigen Schienengeleise liege. Sofort gingen Mannschaften nach der Unglüdestätte ab; diese fanden den Zugführer mit fast abgeschnittenem linkem Fuß and zeebrochenem rechten Arm unter dem Wagen liegen. Der Pachmeister war mit starken Contustonen weggekommen. Erste rer vwurde nach dem Hospital gebracht. (K. 3.) Mäaänchen, 2. Februar. Feldzeugmeister Ritter von Brodesser ist heute früh 484 Uhr im 81. Lebensjahr gestorben. 7 Warzburg. Der erste Treffer der Meiniger Prämien⸗ Pfandbriefe von 240,000 M. wurde dieser Tage durch das Bank⸗ haus Sigm. Edenfeld an eine minder bemittelte Frau aus hieñ⸗ ger Gegend ausgezahlt. Daß der Humor noch nicht ausgestorben ist — beweist die Thatfache, daß auf der Hauptwache zn Augsburg, und zwar aus den Flötze des Rathshauses, jüngst ein Gewehr gestohlen wurde. Der Deeb ist noch unermittelt. F Mannheim, 81. Im. Heute wurde hiee das ersßte Pferdefleisch zu Markte gebdracht; dasselbe hatte ein schönes Aus⸗ sehen und fand willige Kaäufer zu 20 Pf. das Pfund. F Mainz, 1. Febr. Das badisch⸗pfälzisch mittelrheinische Schützenfest w'rd hier vom 30. Juli bis 6. August abgehalten und st als Festplatz der Exercierplaz oberhalb der Neuen Anlage in Aussicht genommen. 8 ¶M. Z3.) F Um Polytechnikum zu Karlsruhe studirt gegenwärtig ein junger Adhssinier, welcher jrozdem ein halver Pfälzer ist. Es ist⸗ dies naͤmlich der Sohn des aus Schwetzingen gebürtigen Natur forshers Schimper, der vor vielen Jahren nach Abyssinien kam, dort eine vornehme Eingeborene heirathete und nun eine bedeutende Stellung in Habesch innimmt. Der Sprößling dieser Ehe, der sich, wie gesagt, „studirenshaldber“ dort befindet, hat fast nichts dom europdischea Typus an sich. f Metz. Seit etwa 4 Jahreu wird ein großer Theil un⸗ jeres Bezirles durch einen gesvissen Abdecker Back, der auch unter vem Namen „Hans vou Montlich‘“ und „Lothreinger Schinder- hannes? bekannt ist, deunruhigt; letzteren Namen legt er siqh selbst am liebsten bei. Neben verschiedeuen Gauneteien verlegt er sich hauptsächlich auf Pferdediebstähle, welche er mit großer Kühnheit und Schlauheit auszuführen verst:ht. Sie gestohlenen Pferde weiß er trot des Ausfuhrverbots üdver die französische Grenze zu bringen und dort zu verwerthen. Seine Frechheit geht so weit, daß er oftmals Wirthshausec, welche mit Bauern angefüllt sind, am hellen Tage desucht und Jedermann wissen läßt; daß er der Schinder⸗ haunes sei. Aus Furcht vor seiner Rache, wohl auch aus Ader⸗ zdlauben, man schreibt ihm alle mözlichen Teufeltzkünste zuwagt sich Niemand an ihn und er geht danu siets unangefochten von dannen. Seldst die 300 Mark, welche auf seine Ergreifung gesetzt ind, haben noch nicht bewirkt; daß man seiner habhaft werden donnte. Da er, so bald er fühlt, daß es hier nicht mehr sicher sei, seinen Schauhlatz nach Frankreicht verlegt, um dang ploͤßlich wieder einen Raubzug auf deutsches Gebiet zu unternehmen, so zaben die deutschen Sicherheitsbehöcden ihm gegenüher einen schwirt⸗ rigen Stand. 7 Die Baumpoll Industriellen von Rseinland und Westfalen wollen in Uebereinstimmung mit dem Verecine süddeutschet Baum