der Becher leer. Sofort war mir anders zu Muthe, und als wir eine Viertelstunde später in Bingen ankamen, war meine Un⸗ päßlichkeil völl g geschwunden, und ich blieb guter Dinge bis Mainz, Frankfurt und bis zu Hause. Das hat nur der Kautzen⸗ herger gethan.“ Ich ließ die Bemerkung einfließen, so ganz unbe⸗ dannt sei dieser Wein nicht; ich selbst kenne ihn und hätte auch deine geringe Meinung von ihm. „Dann, fuhr der Fürst, gegen einige Tischgenossen gewendet, fort, müssen sie mir als Zeuge bei—⸗ stehen; das ist sehr gut; so oft ich in Berlin vom Kautzenberger gesprochen habe, begegnete ich fast nur ungläubigen Mienen. * Berhin. In Bezug aus die Lieferzeiten beim Güter⸗ transport auf den deutschen Bahnen schreibt das Betriebsreglement im 8 57 vor, daß solche aus Exrpeditions- und Tiansporffristen zu bilden sind, die darin festgesetzten Maxima nicht überschreten dürfen, und daß, wenn der Transport aus dem Bereiche einer Verwaltung in den Bereich einer anderen anschließenden Berwaltung übergeht, die Trantportfristen nach der Gesammtentsernung zwischen Aufzabde⸗ und Bestimmungsstation und die Expedtionsfristen ohne Rücksicht auf die Zahl der durch den Transport berührten Ver⸗ waltungsgebiete nur einnral zu berechnen sind. Diese Anordnung, welche für Deutschland der Absicht des Art. 42 der Reicheverfas⸗ sung, „die Eisenbahnen im Inter sse des allgemeinen Verlkehrs wie ein einheitliches Neß zu verwalten,“ Rechnung trägt, wird auf Betreiben des Reichseisenbahnamtes nunmehr auch auf den directen Vertehr mit ausländischen Bahnen, insbesondere mit denen in Desterreich⸗ Ungarn, übertragen werden, für welche die Berechnung der Lieferfrissen bis jetzt zumeist für jedes Staatsgebiet getrennt und unter Anwendung der zulässigen Marxima erfolgte. Von welcher Bedeutung für den Verkehr diese Mußnahme ist, erhellt aus dem Umstande, daß die Trausportfristen stets für je auch nur augefangene 225 Kilometer (50 Meilen) berechnet werden und die CTrpeditionsfristen in Rücksicht auf die Manipulationen vei der Aufgabe und Auslieferung des Gutes auskömmlich bemessen sind. So würd: beispielsweise die Lieferzeit für einen Frachtgut-Trans— port von Dresden nach Aussig betragen: a. bei einer für jedes Staatsgebiet getrennten Berechnung: für Dresden Bodenbach 67,5 Kil., fuͤr Expeditionafrist 2 Tage, für Transporifrist 2 Tage ist 4 Tage. Für Bodenbach-Aussig 22,8 Kil., für Expeditionsfrist 2 Tage, für Transportftist 2 Tage ist 4 Tage, zusammen 8 Tage; h. bei Berechnung nach den Grundsätzen des Deutschen Betriebs⸗ reglemeats: sür . Dresdenc Aussig 90,0 Kil. Erpeditionsfrist 2 Tage, Transportftist 2 Tage ist 4 Tage, so daß die Lieferjeit durch die neue Einrichtung sich auf die Hälfte der bisherigen re⸗ ducirt. (Reichsanz.) F Aus slausenburg wird dem Hon“ vom 22. ds. ge⸗ melder: Ein Theil von Klausenburg steht in Flammen. Das Feuer ist Rachmittags 5 Uhr in einer Seitengasse ausgebrochen. Bis Abends standen über 100 Häuser in Flammen. F Die Pussiva im Konkurs Strousberg betragen min⸗ destens 40 Millionen Mark, während sich die unzweifelhaften Altiva auf nur 377, 962 Mack beziffern, welche durch Hinzulommen e niger Posten auf höchstens 6—700,000 Mark gebracht werden können. Die VorrechtsGlaäubiger werden eine kaum nennenswerthe Dividende erhalten, die nit bevorrechteten aber ganz leer ausgehen. So lauteten die im zweiten Prüfungstermin am 24. d. in Berlin von dem Kommissar des Konkurses gemachten Mittheilungen. fDer Verluft des österreichischen Postäratz durch die gegen die „Garten! aube“ verfügte Entziehung des Postdebits wird von dem Fachiournale der österreichischen Postbeamten, „die Post,“ auf lährlich 60,000 Gulden angegeben. fParis, 26. April. Bei einer großen Feuersbrunst in Rouen wurde das Theater nebst acht benachbarten Häufern zerstöt; acht Personen, darunter fünf vom Militär, verbraunnten, viele andere erhielten Brandwunden. f Mutter und Kind Lebendig begraben. Dieser Tage bes merkte ein Jäger, der in der Nähe des Dorfes Cama in Algerien jagte, wie sein Hund an einer Stelle die Eide mit seinen Pfoten wegscharrte und etwas dort Vergrabenes herborziehen wollte. Er eilte sogleich zu dieser Stelle hin und fand dafelbst die Leiche rines Kindes begrasen, das, wie es sich später herausstellte, le— dendig zur Welt gekommen war. Die Polizei wurde sogleich von diesem Funde adisirt und sie begann nun unter den Arabern des Dorfet Nachforschungen nach der Piutter dieses Kindes zu machen. Dieselben leugneien zwat Anfange, etwäs dvon dieser Angelegenheit ju wissen, führten später jedoch die Polizei an eine Sielle, wo unter Steinen und Gesträuchen die Leiche eines jungen Mädchens begraben lag. Dasselbe war nämlich seines begangenen Fehlirities halber mit seinem Kinde von dem eigenen Bruder und der Galtin desselben lebendig begraben worden. Die Hande und Arme dieser Anglückllichen waren gänzlich abgenagt, ein Beweis, daß sie im Grabe dem Hungertode erlegen ist. fRom, 21. Upril.“ Dem deutschen Kuünstlerverein hierselbst jst gestern Abends eine hohe Ehre zu Theil geworden: diejenige den Grafen Moltke im eigenen Hause bngrüßen zu dürfen. In ungezwungener Heiterkeit, der durch die Vorführung einiger lustigen Schwanke auf der kleinen Bühne des Vereins reichliche Nahrung zugeführt wurde, verflossen nur zu rasch zwei kurze Stunden, nach velchen sich der gefeierte Gast, mit dem Empfange sichtlich zufrieden, wieder entfernte. Das furchtbarste Zerstörungswerk, welches bisher wobl iberhaupt angefertigt worden ist, besizen die Italiener. In der talienischen Artillerie sind nämlich für die Positionsgeschütze chwersten Kalibers sogenannte granate torpedini, das sind mit Dynamit gefüllte Gußstahl⸗Granaten, eingefühet, welche eine Länge yon fast drei Fuß, eine zuckerhutähnlich Form und eine Spreng⸗ adung von 2 bis 214 Centner Dynamit haben. Das vollftän⸗ dige Geschoß wiegt mit Sprengladung ca. 22 Centner und die »amit im Polygon der „fonderia reale“ angestellten Bersuche 'ollen eine fast unglaubliche Wirkung gezeigt haben. Die Scheibe, ine mehrzöllige Panzerplatte, wurde durch d'e explodirende Granate in unzählige Stücke zerrissen. Wahrscheinlich wird man aber trotz⸗ »em das Geschoß nur ausnahmsweise anwenden, weil es für ver⸗ hwenderischen Gebrauch — zu theuer ist; ein einziges Stuck davon ostet nämlich, vollständig adjustirt, gegen 10,0000 Lire. F Am 21. ds. Mis. entstand in dem neuen Eisenbahniunnel, der unweit Neath (Wales) gebaut wird, eine Pulver⸗Explosion, in⸗ solge dessen die Wölbung einstürzte und fast sammtliche Arbeiter inter ihren Trümmern begrub. Fünfzehn Leichen wurden aus dem Schutt hervorgezogen und eine Menge Arbeiter erlitten mehr oder weniger erhebliche Verlezungen. Am Charfreitag ist wahrscheinlich das englische Schiff, Vic⸗ ory“ welches am 12. d. M. von der Tyne nach San Franjisco jesegelt war, mit seiner aus 25 Personen bestehenden Mannschaft und einem Lootsen vor dem Humber untergegangen. Schon Mor⸗ jens früb bemerkte man bei Spure Nothsignale im See, worauf das Rettungsboot sofort hinausfuhr, leider ohne das in Noth be⸗ indliche Schiff erreichen zu können. Am folgenden Morgen fischte ein Lootsenbodt die Leiche des Capitäns auf, ouch ist ein den Schiffs⸗ namen tragendes Boot an der Küste angetrieben. F Zu San Franziseo starb ein Franzose Namens Gran⸗ disset, dem im seinern Leben gar manches Abenteuer begegnete. Mit 12 Jahren Schifftjunge auf der dänischen Brigg St. Jean zeworden, befuhr er auf verschiedenen Schiffen das chinesische Meet, vann, als Küchenmeister eines holländischen Dreimasters, machte er nit diesem seine Reisen an die afrikanische Küste. Das holländische Schiff aber trieb leider Sklavenhandel, so daß es eines Tages von inem Kreuzer verfolgt wurde, auf den Strand gerieth und scheitette. Die Bemannung des Schiffes ret'ete sich, so gut sie bonnte. Gran⸗ zilett aber wurde von den Kriegern eines afrikanischen Königs ge— angen genommen, welcher alle Anstalten traf, ihn für seine Abend⸗ nahlzeiten räuchern zu lassen, bis Grandilelt ihm zu verstehen gab, er selbst sei ein Koch und sähig, seinem kgl. Herrs ein auf euro⸗ Aaische Art bereitetes Ger'scht vorzusetzen. Nun wurde statt seiner ein Gefangener aus eirem feindlichen Stamme genommen und dem üchenmeister überliefert, der ihn ... à la Marengo zubereitete! — Auf diese Weise gerettet, wurde Grandilett der Leibkoch des afrikanischen Häuptlings, dem er die Geheimnisse lehrte, wie man Nahrungsmitteln auf lange Zeit aufbewahren könne. Der önig fand mit der Zeit so großen Geschmack an den neuen Ge— cichten, daß er sogar einen Kriez unternahm und alle in demselben gemachten Gefangenen durch seinen Koch als Conserven zubereiten und dieselben in großen Steinkrügen aufbewahreu ließ. Endlich gelang es Grandilett, zu entfliehen und glücklich ein Schiff zu er⸗ reichen, welches ihn nach San Franzisco brachte, wo er bis zu einem Lebensende verblieb. — Unter seinen hinterlassenen Papieren and man die Einzelnheiten über seinen Aufenthalt dei dem afri⸗— anischen Könige aufgezeichnet und selbe sind gewiß ebenso interes⸗ jant als grauenhast zu nennen. Tandwirthschaftliches. Zur Beachtung für Hausfrauen. Troßz der gewöhnlich im Frühjahr reichl ch dorhandenen Frühgemüse ist eß den Hausfrauen mmer erwünscht noch einen Vorrath von alten Kartoffeln zu be⸗ sitzen. Nun sind aber die eingekellerten oder eingemielheten Kar toffeln im Fruübhjahre gar mancherlei Veränderungen urterworfen, in Folge deren die Kartoff lgemüse theils ihr Ansehen, theils ihren Wohlueschmack einbüßen. Schon im Monat Februar werden die Säfte in der Kartoffel unruhig, sie hat den Trieb zu Keimen und nancherlei Veränderungen sind die Folge davon; der Stärkmehl- gehalt vermindert sich, die Kartoffeln werden glasig und im Jnnern tellenweise braun bit schwarz, so daß man sie ofimals großentheils.