St. Ingberter Anzeiger. —MB22 er St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Haupiblatie verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Vei. lage), erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samnstag und Sonntaz. Der Abonnemeuntspreis beträgt viertelzahrlich Mark 20 R.⸗Pfz. Anzeigen werden mit 10 Pfg., von Auswärts mit 15 3fz. fur die viergespaltene Zeile Blattschrift oder deren Raum. Necla uen mit 30 Pfg. pro Zeile berechnet. 68. Donnerstag, den 8. Mai 1877. — — — ——⏑ Zeutsches Reich. Berlin, 28. April. Die Reichsregierung legt großen Werth darauf, daß der Reichttag die vom Bundesrath gemachte Vorlage, betreffend den Bau der Bahn von Peterschen nach Bouß und Völklingen wegen der strategischen Wichtigleit dieser Bahn noch in der Session erledigt. Diese Bohn soll Moltke, als er von ausgleichenden Maßregeln gegen Frankreich sprach, mit im Auge zehubt haben. Die „Kreuzzeitung schreibt: „Was die sonft in Aussicht estellte siäkkere Truppenbewegung Elsaß-Lothringeus an⸗ langt, so wird dieselbe möglicherweise im Laufe der nächsten Mo— nate wohl, aber nicht sofort erfolgen. — In Reichstagekreisen wird auf die Annahme des Patentgeseges en bloe hingeacbeitet. — Fübrst Bismarck wird sich, wie es heßt, im Laufe der nächsten Woche über Berlin nach Varzin begeben. (GSef. Z.) Berlin, 1. Mai. Der Reichstag hat heute den die Ver⸗ vendung eines Theils des Reingewinns aus dem Generalstabswerk aber den Krieg von 1870/71bett. Gesetzentwurf in 1. und 2. Lesung mit geringen Aenderungen angenommen. Berlin. Die Regierung geht mit dem Gedanken um, einen Ueinen Eingangszoll auf Vieh vom Auslande einzuführen. An— geblich hofft man, durch eine derartige Maßregel der Ausdehnung der Rinderpest vorzubeugen und zu verhüten „daß krankes Vieh nach Deutschland eingeführt werde. Es wird nämlich die Befütchtung laut, daß bei dem jetzt ausgebrochenen Krieg zweschen Rußland und der Türkei die Rinderpest möglicherweise große Dimensionen an⸗ nehmen könnte. Das Geschlecht derer v. Arnim ladet zu einem außerordent⸗ ichen Familientage auf den 8. Mai in den Berliner „Kaiserhof“ »in. Wie verlautet, will man versuchen, durch eine Eingabe an Allerhöchster Stelle die Rückkehr des Grafen Harry zuer— nöglichen. Straßbura. Feldmarfchall v. Molike und der Krieas⸗ ninister General v. Kameke begliten den Kasser auf seiner Reise m Reichsland. Strtaßburg, 1. Mai. Der NKaiser ist heute Nachmit⸗ iag kurz vor 5 Uhe unter dem Donner der Kanonen und dem Belaute der Geocken bei prächtigem Wetter hier eingetroffen. Am Stadtbahshofe und in den zur Präfectur führenden Straßen jatte sih eine geoße Vollsmasse aufgestellt. Der Kaiser wurde mit degeistertem Hochrufen empfangen. Alle öffentlichen Gebäude und gdiele Privathänser sind reich und festlich geschmückt, Der Festungs⸗ zouverneur General v. Schachtmeyer und der Oberpräsident b. Möller varen dem Kaiser nach Kehl entgegengefahten. Die Bahnhofhalle var in ihrer ganzen Ausdehnung mit Flaggen und Tannengewin⸗ nen reich geschmückt. Der Empfangssaa! im Bahnhof war voillstän⸗ nig neu hergerichtet, mit goldgemusterten Tapeten und einem präch— igen Teppich ausgestaltet worden. — Die Schulen waren, die Mädchen auf den Klederstaden, die Knaben auf dem Broglieplatz aufgestellt. — Im großen Saale des Erdgeschossez des Bezitksprä⸗ idiums erwarteten den Kaiser die Civilbehörden, der Bischof mit dem katholischem Klerus, die protestantische Geistlichkeit, der Ober— tabiner, die Universitätsprofessoren ꝛc. ꝛc.; im oberen Sicck der dandesausschuß und die Milgliedet des unterelsässischen Bezirks. ages. Mestz, 29. April. Der Gemeinderath von Metz hat die on dem Bürgermeister-Stellvertreter zum Empfang des Kaisers derlangle gewiß bescheidene Summe von 4000 Mark einstimmig abgelehnt. Ebenso wurde die Betheiligung des Gemeinderathe zeim Empfang des Kaisers abgel-⸗hat, wie auch die Ermächtigung sür den Bürgermeisterei-Berweser, im Namen des Gemeinderaths zu erscheinen. In einer gestern Abend stattgehadten Versamumlung von eingewanderten Deutschen wurden die erforderlichen Mittel zu einem Fadelzug und Festbankelt durch Subscription aufgebrucht und zugleich der Entrüstung Ausdruck gegeben, welcht der Beschluß des Vemeinderaths, der die einfoche Pflicht der Hoflichkeit außer Ach zelassen, unter den 2000 Deutfschen in Metz hervorderufen habe. Aussland. Wien, 30. April. Hier einlaufende Telegramme vom Driegsschauplatze besagen, daß die rumanischen Truppen neuerdinge Kalafat wieder besetzt haben. — In hiesigen politischen Kreisen kursirt die Nachricht von einer Kriegserklärung Rumäniens an die Pforte. Wien, 1. Mai. Pester Blätter melden, daß die Entfaltung der Prophetenfahne unmitteldar bevorstehe, und die Nachricht wird destätigt durch offizisse Noten der hiesigen lkürkischen Botschaft, wo⸗ nach die Entfaltung der Fahne mit dem Glaubensfanatismus nichts zu thun haͤbe, sondern nur die Hebung des Patriotismus bezwecke. Des Sultans Reife nach Schumla ist bevorsichend. Klapka geht als Muschir und erster militärischer Rathgeber mit. Zahlreiche Räuberbanden ziehen ir den von den Truppen verlassenen Theilen Rumaäniens umher und bedrohen namentlich die Juden. Loöondon, 30. April. Abends. Ein zweites Blatit der untlichen Zeitung veröffeutlicht die aus Windsor von heute dalirte Proclamation der Königin, durch welche stricte unparteiische Neutra- ität in dem russisch-ürkischen Kriege verkündet und allen Unter⸗ hanen anbefohlen wird, dieselbe zu respeltiren. Budabest, 30. April. Aus Rumänien kommt die Mit- heilung, daß die Regierung eine Suspendirung der Verfassung und Lnabhängigkeitserklärung beabsichtige. — Das Organ der „koniglich ungarischen Spezialinteressen“ der „Pester Lloyd“ wendei sich gegen die Nachricht von einer Vereinbarung Oesterreichs und Rußlands Jegen die Türkei und sagt: „Rußland mag immerhin ein Interesse iinden, solche Nachrichten zu verbreiten, aber hier glaubt Niemand 2aran, weil Niemand daran glauben kann. Ein Zusammengehen Desterreich- Ungaras mit Rußland in der Orientfrage ist einfach unmöglich und Umögliches wird auch Andrafshy nicht durchführen önnen. Ohne Oesterreich Ungarn kann aber derzeit die Orient— politck üherhaupt nicht geführt werden und wer Rußland über den opf des Grafen Audraßfy hinweg eiwas verspricht, wird sein Ver⸗ prechen einfach nicht halten können.“ Rermischtes. Homburg, 2. Mai. (Homb. Anz) Heute wurde einer der wenigen noch übrigen Veteranen von 1812/1815 beerdigt. Bei dem Leichenbegängnisse dieses 86jährigen Gteises, Johaun Collingro, betheiligte sich der hirsige Kampf. enossenverein, diessen ältesftes Mit— zlied er war, außerdem viele andere Personen. 4 Die pfalz. Kampfgenoss nschaft feiert am 10. Mai (Christi⸗ dimmelfalert) auf dem Donnersberg in Erinnerung an die am 10. Mai 1871 in Frankfurt erfolgte Unterzeichnung des deussch fran— zösischen Friedensvertrags em Friedensfest. F Zum Besucke von Frankreich, Velgien und den Rhein⸗ Jgegenden werden vom 1. Mai bis incl. 80. September 1877 Rundreisebillete Ludwigshafen — Ludwigshafen, jedoch nur für die erste Classe lautend und in Coupon-Buchform hergeüsellt, veraus— zabt, giltig auf 30 Tage. Die Reise kann beliebig über Weißen⸗ »urg oder Lauterburg — Straßburg — Avricouti — Paris — Brüssel oder Nemutr — Lüttich — Spaa — Verbviers — Herbes- thal — Köln — Koblenz — Bingen oder Ems — Wiesbaden — Mainz oder in umgekehrter Richtung ausgeführt werden. FMünchen, 30. April. Das Finanzministerium bringt die Beschte bung des Gepräges der goldenen 5 Maarkstücke zur zffentlichen Kenntniß. Dieselben tragen innerhalb des aus einem Jachen Stäbchen und Perlenkreis bestehenden erhabenen Randes auf der einen Seite über dem Reichsadler die Umschrift —XLE Reich“ nebst der Jahreszahl, und unter dem Reichsadler die In— chrift „5 Mark,“ auf der andern Seste das Bildniß des Landes⸗ jerru, sezw. das Hoheitszeichen der freien Städte mit der ent— prechenden Umschrift und dem Münzzeichen. Sie haben einen Durchmesser von 17 Millimeter und sind im Ringe mit gan! zlaätsem Rande ohne Verzierung gevräat.