St. Ingberter ANnzeiger. — — der St. Jugberter Anzeiger und das (2mal woͤchentlich) mit dem Hauptblatie verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntagt wit illustrirter Bei⸗ lage) erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Aboune mentspreis betragt vierteljahrlich 1Mark 20 R.Pfa. Anzeigen werden mit 10 Pfg., von Auswärts mit 15 Pfg.fur die viergespaltene Zeile Blattschrift oder deren Rau. Neckamen mit 30 Pfg. pro Zeile berechnet. M 17—. — Donnuerstag, den 1. Novembbe 1377. Deutsches Reich. München, 29. Olt., Das hiesige Domkapitel hat heute einstimmig, den Generalbikar Dr. Kampf als Kapitelverweser ge⸗ vählt, nachdem der Domprobst v. Prand und der Domdechant d. Reindl ihres hohen Alters wegen die Wahl abgelehnt hatten. — Mümchen, 30.Okt. (Landiag.) In der heutigen Sitzung wurden die auf die Tagesordnung geseßten Finanzausschußberichte zustimmend angenommen. Die Mandatsniederlegung Keller's (Lan⸗ dau) wurde genehmigt. Am Ministertische waren die HH. von Pfretzschner, v. Lutz, v. Berr anwesend. Nächste Sitzung am 6. November. München, 30. Ott. Der neuernannte stellvertretende Bevollmächtigte Bayherns im Bundesrath, Oberregierungsrath Frhr. d. Raesfeld, wird dereits morgen nach Berlin abreisen, da im Bundesrath alsbald wichtige Fragen finanzieller Natur, die Herr . Raesfeld vorzugsweise zu vertreten haben wird, zur Berathung u kommen haben. Ausland. Marschall Mac Mahon soll nach dem „Tempa“ jetzt zu »er Erlenntniß gekommen sein, daß die gegenwärtigen Umstände zebieterisch einen Wechsel in der Politik empfehlen. Die einzige Frage sei die, ob der Marschall diesen Wechsel vollziehen, oder dies uinderen überlassen werde. Die eigentliche Linke in Frankreich will belanntlich von Ver⸗ öhnungsgedanken nichts wissen. Jeßtt spricht man in diesen Kreisen ogar davon, das Ministerium des 16. Mai in Anllagezustand zu ersetzen, besonders Gambetta scheint sehr dafür zu sein. Unter den heutigen Verhältnissen dürfte dies eine schiefe Maßregel sein, »a man im Lande überall zur Vermittelung geneigt ist und extreme Mittel nicht liebt. Konstantinopel, 29. Oklober. Amllich wird gemeldet: Suleiman Pascha ist gestern nach Rasgrad zurückgekehrt und hat die Garnison von Basardschk verstärken, auch gegenüber voraus⸗ ichtlichen Angriffen von der Dodrudscha her Vertheidigungswerke errichten lasfsfen. In den Rasgrad umgebenden Orischaften wurden Tavalerie-Vorposten stationirt. — Am Freitag wiesen die Borposten vor Rustschuk russische Angriffe zurück. — Mukhtar Pascha, durch Ismail Pascha's Truppen verstärkt, hat sein Haupiquartier nach tinem Ort zwischen Köprikoi und Sewin verlegt; derselbe krifft Vorkehrungen, um die Russen, welde Erzerum bedrohen, aufzu⸗ zalten. Vorige Woche haben im türkischen Reich die Wahlen zu dem Abgeordneienhaus nach der von dem Vorparlament gutgeheißenen Wahlordnung begonnen. Die Reform⸗Arbeit, welche des Abgeord- jetenhauses wartet, ist von nicht geringer Bedeutung auch für den lünftigen Friedensschluß; denn der Werih dessen, was da geschaffen vird, ist voraussichtlich von großem Einfluß auf die Forderungen, relche Rußland wird durchsetzen lönnen. Rußland hat ja fiets netheuert, daß es ihm nur um die Besserftellung der Christen in er Türkei sei. Fällt die Reformarbeit des türkischen Parlaments d aus, daß die Lage der Christen wirklich echeblich gebessert wird, o fällt das weg, was Rußland als Grund des Krieges vorge— Hoben hat, und es wird beim Friedensschluß nicht“ mehr Garan⸗ ieen füt etwas verlangen lönnen, was schon gegeben ist. Oder es muß die Maske fallen lassen und endlich eingestehen, daß die Humanilät ihm nur Vorwand, Ländergier aber sein wahrert heweggrund war. J Petersburg, 30. Oklt. Eine Depesche des „Golos“ nus Wisinkioi vom 29. d. meldet: General Heimann hat sich mit Zeneral Tergukossow vereinigt z beide sehen die Verfolgung Jsmail haschas fort. Heute bivouatirten die beiderseiligen Truppenab- beilungen dei Hassan-Kaleh. Petergburqg, 30. Ock. Amtlich wird aus Bogot vom '9. ds. gemeldet: Gestern umzingelten die Gardetruppen unter heneral Gurko die befestigle Posinͤn der Türken bei Telisch auf der Chaussee nach Sofia und erdffneten ein Bombarbement mit 72 Gre schützen. Nacbdem das Bombardement ? Stunden gedauert, rapitulirte die Garnison von Telisch und streckte die Waffen; dieselbe wurde »on Jamail Chaki Pascha befehligt und halte eine Staͤtte von7 Tabors nebst 83 Geschüßen. Etwa 800 Mäm sind entflohen; die übrigen der genannte Pascha und über 100 Officiere, befinden ich dorläufig in der Redoute bei Gorni-⸗ Dubniaksollen jedoch reigelassen · werden; nur Ismail Chaki Pascha und einige andere Afficiere zogen es vor, in der Gefangenjchaft zu verbleiben. Der rusfische Verlust an Infanierie betrug: 1Sanm wodh, 18 Mann verwundet.. Das Leibgarde⸗Ulanenregiment, welches einen Angriff auf feindliche Infanterie machte, hatle 6 Officiere und gegen 80 Mannschaften verwundet. Die sonstigen Verluste sind noch nicht hekannt, doch jedenfalls nicht bedeusend. —i — VPerwEtes. — f In Zweibrücken hat sich eine Genossenschaft zum Zwecke der Forderung der Pferdezucht gebildet, dem bis jetzt 19 Personcn als Mitglieder beigetreten find. FPirmasens, 29. Oktober. Der Fiegelarbeiter Fr deunel von Windsberg kam am Samstag Abend zu seinem Brod⸗ jerrn A. Schmitt von der neuen Ziegelhütte hier, um sich seinen Bochenlohn auszahlen zu lassen. Als Schmitt die Geldschublade zufzog, in welcher ein geladener Revolber lag, griff der Arbeter jach der Waffe. Schmitt warnte ihn, da der Revolber gebaden ei, aber schon krachte der Schuß, Kennel machte wenige Schrine nach der Thüre hin und hrach todt zusammen. Die Kugel war hmm in die Brust gedrungen. Der Unglüdliche, ein braver Arbeiter, ist 31 Jahre alt, und Vater von 2 Findern. (P. A.) Freinsheim, 26. Oktober. Aus den besten Lagen wiegt der Most von 80 bis 90 Grad. Verkauft ist dvoch seht venig, einige Fuder zu 170, 175 bis 188 fl. Logelweise wird dier gar keiner verkaust; Alles muß keltern und einlegen, was für die hleinen Leute sehr empfindlich ist, da diejelben nicht mit den nöthigen Geräthen versehen sind und Geld brauchen. fSpeyer, 80. Olt. Die Ausstellung von pfälzischen Ta⸗ balen, welche vom 1.-8. Novor. hier abgehalien wird, verspricht ein überraschendes Ergebniß. Die Zahl der Anmeldungen wird 200 erreichen, darunter Produkte von vorzüglicher Guüte und Schönheit. fSit. Wendel, 20. Ott. Gegen einen hiesigen Photo⸗ Zraphen, welcher das bekannte Bild: Die „Muttergottes von Mar⸗ pingen“ verbielfältigte und dann öffentlich verkaufen ließ, ist seitenß des Verlegers des Bildes, Theissing von Koln, Strafantrag gestellt wotden, welcher, da die Photographie gefetzlich deponirt war. jedenfalls mit der Verurtheiliung des hiesigen Muttergottesmannes enden wird. (Saarbr. Zig. FMünchen, 28. Okt. Der Liter Wimerbieres im heute wieder eröffneten, neu hergerichteten k. Hofbräuhause ist auf 24 Pfg. festgesetzt. Der Zudrang im Hofbräuhause war ungeheuer. Mäünchen, 29. Oit. Der Xylograph Kaspar Braun, Herausgeder der Fliegenden Blätter, ist heu gestorben. 7In Frankfurt bistanden von 86 Examinanden nur 10 das Einlährig-Freiwillige⸗Examen. fIn Mainz brannte sich ein Herr, während er Papiergeld ählte, eine Cigarre an. Ein neben ihen fitzender Zjaͤhriger Knabe steckte in seinem Nachahmungstriebe, als der Vater eben den Müdn zekehrt hatte, mid einem Zündhölzchen die aufgehäuften Banknoten, im Werthe von 1500 M. in Brand. Man kann sich den Schrecken denken, als der Papa die ganze Summe der Ba nknoten verlohlt fand. FBerlin, 29. Okt. Der „Reichsanzeiger“ enthält die Toncessions urlunde, betreffend den Bau und Bestseß einer Eisenbahn von Frankfurt a. M. nach der Riedbahn, sowie von Hanau nach Babenhausen durch die Hessische Ludwigs-Eifenbahn⸗Gesellschaft. Die Inbetriebnahme beider Bahnfirecken muß innerhalb 4 Jahren vom 10. Ollober an gerechnet ersolgen.