St. Ingberter AAnzeiger. Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ age) erscheint wöchentlich vViermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntaz. Der Abonnementspreis betragt vierteljährlich Mark 40 R.Pfg. Anzeigen werden mit 10 Pfg., von Auswärts mit 15 Pfz. für die viergespaltene Zeile Blattschrift oder deren Raum. Reciamen mit 30 Pig pro Zeile berechnet. M 101 Saumstag, den 28. Imm. 1878. Abonnements-⸗Einladung. Zu dem mit dim 1. Juli beginnenden LII. Quartal des „St. Ingberter Anzeiger“ beehren wir uns ergebenst einzuladen. Die Abonnenten, welche das Blatt durch die Träger beziehen, erhalten dasselbe fortgel'efsert, wenn nicht vor Ablauf des Quartals ausdrücklich abbestellt wird. Der Abonnementspreis für den „St. Ingberter Anzeiger“ beträgt pro Quartal Mark 1,20, mit illustrirtem Unter⸗ haltungsblatt Mark LAo. 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Betreffs der Tabaksteuer ꝛetont er als Prinzip seiner Partei, daß die direkten Steuern den Sinzelstaaten, die indirekten dem Reiche gehören müßten. Die ein⸗ Jebrachten St uervorlagen stellten kein bestimmtes Programm dar, er verlangt ein bestimmtes Steuerprogramm, um eine Steuerreform Jerbeizuführen. Dazu gehöre die Uebertragung eines Theiles der Stempelsteuern auf das Reich unter Wahrung der konst iutionelln Mechte gegen Schmälerungen. Der Reichstag habe die Tabalsteuer abgelehnt, weil er ein brauchbarcs Steuerprojekt zu Stande Zringen wollte. So ein schönes Ziel auch die Befeitigung der Ma⸗—⸗ rikularbeiträge sei, so könne dennoch nicht die ganze große Tabak⸗ endustrie, welche Hunderttausende beschästige, um deßwillen beseitigt verden. Ueberhaupt liege in der Annahme, daß das Monopol 400 Mil. einbringe, eine bedeutende Ueberschätzung. Noh andere Gegenstände seien mit Erfolg der indirekten Besteuerung fähig, z. B. der Zuder. Be— reffs der eifolgten Ablehnung des Sozialistengesetzes bemerkte Redner: Alle Parteien seien einig gewefen, die Regle ung zu untetslützen, hätten das Gesetz aber abgelehnt, weil alle Schruͤte in diefet Nichtung n ernstlicher Weise geprüft werden müßtker. So nothwendig es iei, Au⸗schreitungen entgegenzutreten, dürfe doch die Gesetzgebung nicht zum Hasse einer Klafse gegen die andere reizen. Ein Gesetz, wenn gehoͤrig überlegt und morbirt, wirde allse'tige Unterstützung inden. Er sei überzeugt, der neue Reichstag werde den von dem Redner im allen Reichstag angedeuteten Weg fur den einzig richtigen befinden. Redner verlheidigt noch die nationalliberal⸗ Pariei gegen »en Vorwurf, daß sie Realpolitik treibe und daß die Führer der Partei Terrorismus auf die Fraclion ausübten, und erklärt sich odann bereit, bei nächsier Gelegenheit uüber seine Slellungnahme im kluuftigen Reichstaze auszulaffen. Die Vecsamm'ung bringt den Redner zum Dank ein dreifahes Hoch und schließt mit einem veiteren Hoch auf Kaiser und Deusschland, Bersin, 26. Juni. Die dem Bundesrathe vorliegenden Anträge des Reichskanzlers bezüzlich der Taba! Untersuchung sind olzende: Die Untersuchungs Commisfion besteht aus Reichsbeamlen, ind s Landesbeamten, wovon Preußen 2, Bahera J, Vaden und ẽlsaßLothringen 1 und die Hanse Städte 1 wählen; ferner aus drei Sachverständigen aus den Kreisen des Tabakdaues, der Tabak sabrikation und des Tabakhandels. Die Aufgabe der Commisston sst, durch Erhebungen über Umfa na, territoriale Vertheilung, innere Gliederung und wirlhschaftliche Bedeutung der bei Beschaffung, Ver⸗ arbeitung und Vertrieb des Tabaks betheiligten Erwerbsthatigkeit ꝛeine Brundlage zu gewinnen, auf welcher sie unter Vernehmung don Sachkundigen feststellt, welche Formen der Tabakbesteuerung jür Deutschland geeignet sind und ein befriedigendes finanzielles Ergebniß in Aussicht stellen, über das Ergebniß ihrer Erhebungen zu berichsen und die zur Einführung für geegnet erachtete Form der erforderlichen Gesetzentwürfe aufzustellen. Berlein, 26. Juni. Der Bundesrath wählte zu Mitglie⸗ dern der Eisenindustrie-Untersuchungskommission den Berghauptmann Serlo (Breslau) als Vorsitzenden, den Geheimrath Huber, den daierischen Staalsrath Schlör, den Geheimraih Stumm (Neun⸗ ticchen) und den Konsul Meier (Bremen). Ausland. Die Wiener „Presse“ erfährt aus Berlin, daß die Okku⸗ pation Bosnieus und der Herzegowina durch Oesterreich in vier— —D —Paris, 26. Juni. Der deutsch:? Generalpostmeister Dr. Stephan ist mit dem Stern der Großoffiziere der Ehrenlegion »etorirt worden. Die Koönigin Maria Mereedes von Spanien ist am 26. dse. Mittags 12 Uhr gestorben. Dieselbe als drille Tochter des Herzogs »on Montbensier und einer juͤngeren Schwester der veririebenen dönigin Isabella am 24. Juni 1860 geboren und also gerade 8 Jahre alt, war erst seit einigen Monaten mit ihrem Veller dönig Alfons XII. vermählt. Die an diese Heirath geknüpften doffnungen auf eine Aussöhnung zwischen der Familie Montpensier uind der küniglich spanischen Tynaftie scheinen mit ihr zu Grabe jehen zu sollen. Der „Times? meldet an, daß über nachstehende Puncle zwischen den Congreßmächten eine Enigung erzielt werden dürfte oder in en Privatbesprechungen wohl dar schon erreicht sei. Die Balkan— inie, als Gräoze der Bulgarei, wird von den Türten befestigt ind besetzt; Sofia, strategisch begränzt, und Varna fallen an die Balgarei; Boskien und die Herzegowina werden entweder ven Jsterrteich annee irt oder militätisch besetzu; Antivari wird an Nontenegro überlassen, doch bleibt sein Hafen ein mare clausum ind es dürfen nur montenegrinische Fischerboole von ceringem Tonnengehalt in demselben sich aufhalten; der Küstenstrich am Uegäischen Meer wird beträchtlich erweitert und verbleibt den Türken; Griechenland erhält den Busen von Vols und eine gering⸗ ügige Gränzber chtigung in Thessalien und Eprus; Kreta faͤllt an vriechenland, Batum und Kars 'an Rußland, Serbien und Mon— enegro werden durch einen Landstrich getrennt, der wenigstens 22 dilometer breit ist; Oesterreich, als Oberherr Bosniens und der )erzegowina, wird im Interesse Europas und des europäischen Friedens damit beauftragte, eine Vereinigung von Serbien und Nontenegro, falls es den Serben einfallen sollte, an Stelle des Fürsten Milan, Nikita von Montenegro auf den Thron zu berufen, zu »erhindern und schließlich die Handelslimee vom Continent bis an den Busen von Salonichi zu shützen Vermisihtes. fFZweibrücken, 24. Juni. (Schwurgericht.) Verhand⸗ ung gegen Johannes Landenstein iss Jahre alt, ediger Tagner vom Ripprierbof, Gemeinde Ramsen, zuletzt in cFisenderg sich aufhallend, angellati der Inbrandsetzung e'nes gegen Feuersgefahr versicherten fremden Gebaͤudes iun behuüerischer Absicht. vertheidigt von Rechtkcandidat Engelhorn. Der Tagrer Valentin Langenslein I, ein Bruder des An— zeklagten, desaß auf dem zur Gemeinde Ramsen gehorigen Ripper⸗ erhofe ein kleines Auwesen bestehend aus einem üeinen Wohnhause nit Stallung, beide unter einem Dache, sowie einigem Grundbesitze. Der Eigenthümer benützte d'eses Anwesen jedoch nicht, da er quf »em Hofe nicht genügenden Verdienfst fand, sondern hielt sich ständig n Eisenberg auf, wo er in Diensten stend und mii seiner Frau eine Miethwohnung inne hat. Seit Mitte Januar abhin nahm er den Angeklagten in seine Behaufung auf. Dag auf dem zedachten