St. Ingberter Anzeiger. — —322 — — — —— Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich mi? dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mil illustrirter Beb⸗ lage) erscheint wochentlich viermalz Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich LA. 40 2 einschließlich Träͤgerlohn; durch die Post bezogen 1A 60 , einschließlich 420 Zustellgebuhr. Anmzeigen werden mit 10 S, von Auswarts mit 15 A fuür die viergespaltene Zeile Blattschrijt oder eren Raum, Neclamen mit 30 — pro Zeile berechnet. AMAe. 7y/. Samstag den 17. Mai * —F— —— — — Deutsches Reich. . München. Se. Maj. der König hat die Gesetzgebungs⸗ AMusschüsse beider Kammern des Landtags auf Mittwoch den 4. Juni einberufen. Der Augsburger Magistrat hat auf die Einladung zur Beschickung des Städtetages ablehnend geantwortet, indem er die im Zolltarif vorgesehenen Viehzölle und einen Zoll von 50 Pf. auf den Centner jeder Betreidegattung als nicht gefährlich für die Städte rachtet und der Ansicht ist, der Zolltarif verdiene weit eher eine hdeifällige als eine abfällige Kritik. Berlhin. Die Konservativen bereiten Anträge auf Erhöhung zer Vieh⸗ und Holzzölle vor. — Das Verfassungsgesetz für Elsaß⸗ dothringen wird in Kurzem dem Kaiser zur Genehmigung unter⸗ jreitet werden; Manteuffll soll M. 180.000 jährliche Dotation als Statthalter erhalten. Berlin. Die russische Regierung ließ, wie verlautet, hier erkläären, daß fie in Folge des neuen deutschen Zolltarifs Repressalien zegen Dentschlund vornehmen werde, namentlich für Schienen, Eisen, Locomotiven und Maschinen. — Die schuzzoͤllnerische Vereinigung ZRes Reichstags nahm geflern die Zollsätze jür Roheisen und Stab⸗ ꝛisen nach den Vorschlägen des Tarifs an. Gegen die Erhböhung des Kornzolls auf 50 Pf. werden die meisten industriellen Schutz⸗ vᷣslner stimmen. (Fr. Z3.) Berlhin. Eine der „Kreuzzeitung“ „aus diplomatischen creisen? zugehende Nachricht, wonach man hier annimmt, die Kon⸗ rolidirung der inneren französischen Zustände werde dem Andringen der radicalen Elemente nicht Stand halten, findet vielseitige Bes ichtung. Berlin. Die officisse ,Prov.⸗Corresp.“ meldet, Se. Maj. der Kaiser Wilhelm gedenke zunächst abwechselnd in Berlin und Babelsberg zu residiren. Nach den Fesilichkeiten der goldenen Hochzeit; woran Kaiser Alexander mit mehreren Großfürfsten theil⸗ ithmen werde, dürfte eiwa Mitte Juni die Baderetse unseres Kaisers, poraussichtlich nach Ems, eintreten, welcher im Laufe des Juli der besuch Gastein's folgen solle. Der Reichs⸗Anzeiger meldet: Der Kronprinz erfreut sich r Kissingen unausgesetzt des erwünschten Wohlbefiadens. Die zemselben mehr als eine allgemeine Vorsichtsmaßregel denn auf Brund eiwa hervorgetretener bestimmter Krankheitserscheinungen an⸗ zerathene leichte Brunnenkur ist vom günstigen Erfolge bealeitet, so daß mit Zuversicht seine Rücktehr in bekannser Kraft und Gesundheit jegen Ende dieses Monats zu erwarten steht. In Frankfurt a. M. sollte am Donnerslag eine von der sortigen Handelskammer berufene Versammiung von Vertretern der Handelscorporationen des Rheingebiets tagen zur Berathung über »ie ptoiectirte besondere Abgabe von Waaren; die auf nichtdeutschen Schiffen eingeführt werden. Durch diese Abgabe sollen die Handels tädte der Nord- und Ostsee mit den Schuhz ollen ausgesöhnt, einiger⸗ nußen defür entschädigt werden; das ginge aber auf Kosten des heinischen Handels, dem sein überseeischer Waarenbezug großenthels zurch ausländische Schiffe vermittelt wird. Straßburg. Hier eingelaufenen Nachtichten zufolge be · timmt der dem Bundesrath vom Reichskanzler vorgelegte Gefehzent⸗ durf über die zufünfstige Verfassung und Verwaltung Elsaß-Loth- ingens im Wesenilichen Fosgendes: Se. Paj. der Kaiser ernennt inen Statthalter zur Ausubung der Staatsgewalt mit der Reñdenj n Straßburg. Der Statthalter teitt an die Stelle des Reichs anzlers und des Odberpräsidenten. Das Oberpräsidium und die Abtheilung für Elsaß⸗ Lothringen im Reichskanzleramt in Berlin verden aufgelsst. In Straßburg wird ein aus mevreren Abtheil- ingen bestehendes Ministerium mit einem verantwortlichen Staais⸗ ecretäͤr an der Sp'tze gebildet. Zur Begulachtung der Gesetzes⸗ orlagen und zur Erledigung anderer vom Statthalter ihm über—⸗ aiesenen Angelegenheiten wird ein Staatsrath eingerichtet. Sieben MNitglieder desselben ernennt der Kaiser, Mitglied ist auch der ommanditende General des 15. Armeccorps, den Vorsiß führt der qtanhalter. Der Landesausschuß zählt künftig 88 Muglieder. Im Bundesrath vertritt Elsaß⸗Lolhringen ein Delegirter mit be⸗ athender Stimme, welchen er Landescusschuß wählt und der Kaiser zestatigt. (Pf. K. Ausland. I Graf Andrasffey hat abermals die Initialive zu iusernationalen Lerhandlungen ergriffen. Dieselben betreffen die Donauschifffahrt ind sollen einen Ersatz für die Donau⸗Akte vom 7. November 1857 ezwecken. Diese Donau⸗Akte regelte bekannllich die Schifffahrt oslständig, ist aber nunmehr hinfällig geworden, weil die Uferstaaten etzt ganz andere sind als früher. Die Türkei hat aufgebört, Ufer—⸗ taat zu sein, während Rußland, das unabhängige Rumänien, Serbien und das neue Fürstenthum Bulgarien Uferstaaten geworden ind, welche sich um die alten Bestimmungen gar nicht zu kümmern rauchen. Der Berliner Vertrag hat˖wohl die Freiheit der Donau, iber nicht auch die Rechte und Pflichten der enzelnen Uferstnaten estgestellt, und darüber eben finden jetzt auf Anreguug des Wiener dabinets Verhandlungen statt. F— IJ Lendon. Endlich ist der Strike in Durham beigelegt. zwar sind die Arbeiten noch nicht mieder aufgenommen, die Löhne nicht festgestellt. Aber im Laufe der nüchsten Woche werden alle zruben wieder befahren werden, wäbrend die Abgeordneten der Ar⸗ eiter mit den Besitzern über die streitigen Punlte unterhaudeln. die Besitzer habeß sich bereit erklärt, sich dem Ausspruche des 5„chiedsgerichts zu fügen. Nach einem langen, schweren, pe'nlichen dampfe haben also die Arbeiter das Princip, für das sie gefochten, um Siege gebracht. Es laäßt sich ermessen, weiche Freude in der vrafschaft Durham und dem Cieveland Eisendistrikt herrscht. Richt peniger als 110,000 Arbeiter, meist mit Familien, die heute noch eiern, werden im Laufe der rächsten Woche eine lohnende, stetige Zeschaͤstigung wieder aufnehmen, die in den letzten 35 Jahren nie⸗ nals eine Unterbrechung erlitten hatte. (Abdi.) Der neue Fürst von Bulgarien wird in Livadüa die bul⸗ arische Throndeputation empfangen und dann wahrscheinlich am 8. Mai nach Wien abreisen, von wo aus er eine Rundreise nach zerlin, Paris, London und Rom antreten wird. Von leßzterer Ztadt begiebt er sich zur Investitur nach Konstantinopel, voñn wq jus er zuerst in Varna den Boden Bulgariens, vom Farsten Don⸗ ukow und einem Theile der letzten bulgarischen Wahlassemblé em⸗ ffangen, betteten wed. Von da aus wird er sich über Rustschuk 'ath Tirnowa zur Kidesleistung und nach dieser nach Sofia als leibende Residenz begeben. Bezüglich desrussisch-türkischen Uebereinlommens über die dichtausübung des der Pforte eingeräumten Rechtes zur Besetzung er Balkanpässe und zur Haltung von Garnisonen in Burgas und zchtiman wird heute offiziös gemeldet, daß die Pforte wohl ihre neneigtheit etllärt hat, vorläufig auf die Auslübung jener Rechte zu erzichten, es jedoch als nicht in ihrer Macht gelegen bezeichnele, nieserhalb eine fötmliche Verpflichtung einzugehen, da es sich hiebel im Abmachungen des Berliner Vetlrags handle. Der Batikan ist mit seinen Forderungen dei der Hohen Pforke uurchgedrungen; eine Allokution des Papstes konstatirt, daß die zragen der Katholiken zu ihren und des deiligen Stuhles Gunsten jeregelt seien. Trotzdein der Termin der Neuwahl desnordamerikanischen Bräsideaten noch lange aussteht, merkt man bereits aller Enden die Vorbereilungen zu der großen Kampagne. So hat jetzt die Repräe entantenkammer auch die von den Demokraten eingebrachte Bill an⸗ jenommen, wonach bei der Präsidentenwahl die Anwesenheit von zundestruppen in den Wahlorten verboten ist. (Der Präsideut hahes hat gegen den Beschluß der Repräsentantenkammer sein Velo ingelegt. Man sieht, auch in Republiken ergeben sich Meinungs⸗ zerschiedenheiten zvischen der Vollsbertretung und der Exekutivgewait.) Vermischtes. St. Ingbert. Es ist wohl jetzt wieder der rechte Zeit⸗ vunkt gekommen, wo in allen Schulen uͤnd Familien den Kindern 5 huß der nützlichen inseltenfressenden Vogel, der munteren be—