St. Ingberler Anzeiger. — Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich mi⸗s dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ lage) erscheint wächentlich viermal? Dienstag, Donnerstag, Sanstag nud Sonntag. Der Abounementspreis beträgt vierieljähplich 1M 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezozen 1AG 60 H, einschließlich 420 Z Zustell jebuhr. Anzeigen werden mit 10 H, von Auswärts mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattischrisft oder deren Raum, Neclamen mit 30 A pro Zeile berechnet. M 137. Samstag den 830. August —* Abonnemenks auf dieses Blatt werden für den Monat September von allen Postanstalten, sowie in der Expedition oder von den Trägern entgegengenommen. natürlich nichts, doh glaubt man, daß desselbe d'esmal trotz der Rlänzerden Vertheidigungsrede des Angeklagten, Grafen v. Monts, ein freisprechendes gewesen sei. Mit dem Modell des „Großen Zurfürsten“ (das nebenbei gesagt von der Actien-Gesellschaft Vulcan 'n Siettin gefertigt war und 1500 M. koste) wurden am 23. d. nuf dem Springbrunnen-Bassin im Garten der Admiralitüt Verfuche angestellt. Diese Versuche hatten ganz denselben Erfolg wie einige vorher vor dem Chef der Admiralstät, indem sich anfsänglich bei jeschlosseinen Compartements und geöffnetem Leck (dies durch den Sporn des „König Wilhelm“ veranlaßte Loch war an dem Modell uerst zugeklebt) die erstern mit Wasser füllten und das Schiff sich aur leicht auf die Seite legte, sich dagegen bei dem zweten Versuch mit geöffneten Compartements die Katastrophe vom 31. Mal 1878, ndem fsichh das Schiff scharf auf die Seite legte und kenterte, viederholte. Graf v. Monts soll allerdinzs behaupken, daß er vor der Katastrophe befohlen habe, die Compartements zu schließen. Leider hat der betreffende Offic'er, der Capitän⸗Lieutenant Ludwig, dei dem Untergange des Schiffes den Tod gefunden. Dagegen soll nach der Aussage des Corvetten⸗Capitäns Krokisius, damals erster Dffizier auf dem „Großen Kurfürsten“, feststehen, daß der Befehl zum Schließen der Compartements zu spät ausgeführt und durch Begenstände auf den Wallgängen, die nicht dahin gehörten, wie Taue u. s. w., erschvert worden ist. Berlin, 27. Aug. Feldmarschall v. Manteuffel wird eine Reise nach Warschau erst morgen Abend antreten. Die heute früh eingetroffenen Großfürsten Wladimir und Alexis jegaben sich Nachmittags um 313 Uhr zum Besuch der Waojestäten rud der übrigen Mitglieder des königlichen Hauses nach Potsdam ind folgten dann einer Einladung der Majestäten zum Diner nach Babelsbere, wozu auch das Personal der russischen Botschaft ge⸗ aden war. Stuttgart, 27. Aug. Der Genossenschaftstag erledigte die Angesegenheiten der Konsumvereine und nahm eine Instruktion zur Verhütung des Verkaufs verfälschter Nahrungsmittel und fer⸗ ner eine Resolution an, naqh welcher eine einheitliche Methode bei der Untersuchung von Lebensmitteln herbeigeführt werden soll und vor großen Gelegenheitseinkäufen gewarnt wird. Schenck (Wies⸗ daden) schließt den Vereinstag mit einem Dank an Stuttgart. Ausland. Paris, 27. Aug. Nächstes Jahr soll bekanntlich die neue franzoͤsische Heeresbverfassung zum ersten Male in ihrem ganzen Um⸗ 'ange in Kraft treten. Bisher wurde aus Budgetrücksichten nur zine Klasse von Reservisten per Jahr und nur ein Theil der Terri⸗ orialarmee (Landwehr) einberufen. Für das Jahr 1880 sollen ider die nothigen Kredite bewilligt sein, um das Herresgesetz in illen seinen Theilen durchzufühten. Das Effsktiv wird sich dann zuf folgende Ziffern belaufen: 497,793 Mann; Reserve (zwei dlassen) 313, 839 Mann und 2850 Offiziere; Landwehr: 149,6000 Naun und 4800 Offiziere, zusammen 968,300 Maun. In die ttive Armee werden in diesem Jahre 1880 164,554 Mann auf- jenommen werden, nämlich: Infanterie 108,729, Kavallerie 16,363, Itillerie 25,221, Genie 3544, Truppen Equipage 5422, Adminis tdration 3272 Mann. Dese 164,554 Mann zerfallen nah dem Besetze in zwei Portionen: die ersse, welche nominell fünf Jahre u dienen hat, wird sitz auf 107,300, die zweite, die ein Jahr zu ienen hat, auf 57,254 Mann belaufen. De Zahl der für das Jahr 1880 zuzulassenden Einjährig⸗ Freiwilligen ist auf 8820 Deutsches Reich. München, 26. Aug. Heute wurden die mit der neuen Gerichtsorganisation eintretenden Aenderungen im Rchterperlonal hekannt gegeben; eine beträchtliche Anzahl von Rchtern (außer den in letz'er Zeit schon qu eszirten) wurde in den dauernden Ruhestand dersetzt, namlich 4 Bezirksgerichtsdirekioren, 13 Bezitksgerichtsräthe Ddarunter der Abgeordnete Al. Freiherr v. Hafenbrädl in Regens. durg — nicht zu verwechseln mit seinem Bruder Franz Xuver, der auch Asgeordneter ist), 28 Stadi⸗ und Landrichter (darunter zwei piälzische). Ferner wurden aus dem gleichen Anlaß in Ruhestand persetzu: 2 App.llationsgerichtssekretäre, 1 Obergerichtsschreiber, 2 Bezirksgerichtsseklretäre, 2 Untergerichtsschreiber, 1 Bezirksgerichts⸗ chreiber, 10 Gerichtsschreiber an Landgerichten (darunter 2pfälzische), 8 Landgerichtsdieuer. Berlin, 25. Aug. Im gegenwärtigen Augenbl'ick, wo die officiöse und halbofficiöse Presse in einem heftigen Kampfe mit Ruß⸗ land liegt, erscheint es gut, davon Notiz zu nehmen, daß auch ein Blatt, das sehr häufig directe Mittheilungen aus dem Kriegsmini⸗ sterium und aus der Admiralität erhält, nämlich die „Deutsche Heereszeitung“, fich in seiner neuesten Nummer an der Besprechung zines etwaigen Krieges zwischen Deutschland und Rußland (mit dem zs übrigens noch gute Wege haben wird) beth iligt. In einem durchaus ruhigen und sachgemäßen Actikel kommt das Blatt zu dem üderraschenden Schluß, daß der naturgemäße Verbündete Deutsch⸗ lands gegen Rußland China ist. Nachdem auf das genaueste die Grenzenverhältuisse zwischen Rußland und China erörteit worden and und nachgewesen ist, wo an der 8540 Kilometer langen Grenze Bewegung und Erhaltung von größeren Heeren behufs einzuleitender kriegerischer Operationen möglich ist, nachdem ferner die in den Brenzprovinzen vorhandenen militairischen Kräfte abgewogen und deren Organisation geprüft ist, nachdem endlich die milita rischen Verhältnisse heider Resche zur See abgewogen sind und der Beweis erbracht isi, daß China in keiner Beziehmg von einer Flotte ndemou⸗ stration bedroht ist, wird nachgewiesen, daß Rußland mindestens 200,000 Combattanten nach dem fernen Osten senden mühte, um sich vor China nur einigermaßen zu sichern. Mit einem Hinblick auf die Zähigkeit der Chinesen im Erhalten und Wiedererobern ihres alten Besitzes und dem Hinweis, daß China nie eine Gelegen⸗ heit versäumen werde, auf moͤglichst billige Weise in den Wieder⸗ besitz des Amurgebietes zu gelangen, heißt es am Schluß: „Dies ist der Grund, warum China als der naturgemäße Bundesgenosse Deutschlands angesehen werde. Je länger sich nun für China der Moment, aus deutsch- russischen Verwidelungen Nutzen zu ziehen, hinausschiebt, desto mehr naht es sich dem Ende der Umbildung, Reorganisatien und Modernisirang seiner Streitmittel, mit desto pibßerer Energie und Aussicht auf Erfolg kann es auftreten und »esto mehr nüht sein Eingreifen, durch Abziehen bedeutender russischer sträste nach Osten, dem Deuischen Reiche. Berhin, 26. Aug. Ueber den Besuch des Kaisers in Metz wird der „N. Pr. Ztg.“ von dott geschrieben: Wie nunmehr astgesetzt ist, wird der Kaiser am 23 Sepiember von Straßburg aus hier eintreffen und das Abdsteigequartier in den reservirten Raumen der hiesizen Präfeltutr nehmen. Es ist nicht unwahrtschein- ich, daß auch der König von Sachsen den Herbstmandvern des 15. —X und der Patade beiwohnen wird, da außer dem sächs. Fuß⸗ Artillerie ⸗Regiment Nr. 12. auch das säcsis he 6. Jufanterie Regiment Lc. 108 zum 15. Armeccorps gehoͤtt. Berlhin, 26. Aug. Das dritte Kriegsgericht über den Lapitan j. S. Grafen d. Monis, ehemaligen Commandanten des Beoßen Kurjürften“, das am 22. da. degoanen, hat gestern seine Sitzungen beendet und geht das Urtheil nun an das Enigliche e zur Begutachtung, che es dem Karser zur Be⸗ atigung dorgelegt wird. Ueber den Ausfall des Ustheils verlautet Beruinijqtes. FZweibrücken, 26. Aug. Durch Allerhöchstes Refkt'pt d. d. Linderhof, den 18. Aug. l. Is. wurde die durch das Schwur⸗ ericht dahler am 25. Juni abhin gegea Jalßsb Schüler, 18 Jahre alt, Schreinergeselle aus Speyer, wegen Mordes ausgesprochene Todesstrase in eine Zuchthaussirafe von 15 Jahren gemildert. (3. 3), faiserzlautern, 26. Aug. Vor dien Ehren- zreisen, welche laut der Stijtung Sr. Majestät des Königs zur Förderung der Gewerbsthäligleit im Regierungsbezirke der Pfalz iür die dieses Jaht loalurrirenden Schlosserarbeiten ertheill werden.