St. Ingberler Anzeiger. Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich mi⸗ dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. Sonntags mit illustrirter Bei⸗ lage) erscheint woͤchentlich viermal? Dienstag, Dounerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementsvreis beträgt vierieljahrlich 40 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen I A 60 Z, einschließlich 420 Zustellgebühr. Anzeigen werden mit 10 B, von Auswärts mit 15 für die viergespaltene Zeile Blattschrift oder deren Raum, Neclamen mit 30 pro Zeile betechnet. M 169. S.amstag, den 28. Oktober IJ 1411879. Deutsches Reich. Muünchen, 21. Okt. Der Beitrag Bayerns zu den Aus⸗ jaben des Reiches sür 1880/81 mindert sich von 19 Mill. auf 10 -11 Mill. Mt. Die Ersparniß an Matrikularbeiträgen im Reiche in Folge der Mehreinnahme an Zöllen und an der Tabak⸗ teuer wird für das nächste Jahr auf rund 45 Mill. Mk. veran⸗ chlagt. Im gleichen Verhältniß ist auch im preußischen Etat pro 1880/81 der Beitrag Preußens von 44 auf 22 Mill. herabgesetzt. München, 22. Okt. Die Abgeordnetenkammer lehnte in heutiger Sitzung nach längerer, lebhafter Debatte mit großer Mehr⸗ jeit den Antrag Daller's vetreffend die Einführung einer Weien⸗ und Branntwein-Konsumsteuner sab. Aus Bayern, 20. Okl. Der ,„Fränk. Kur.“ schreibt: Bekanntlich wird die Braumalzaufschlags: Erhöhung das Bier um innähernd 1 Pfennig per Liter an Steuer vertheuern, den halben diter — das zume'st gebräuchliche Schenkmaß — also um einen zalben Pfennig. Da es nun keine halbe Pfennigsfücke gibt, wird ich dieser halbe Pfennig in der Praxis sehr raschh auf einen ganzen Pfennig erhöhen, den der Konsument mehr zahlen muß. Unter diesen Umständen ist es wohl am Platze, daran zu erinnern, daß nach 8 13 des Reichsmünzgesetzes für Bayern die Einsührung der halben⸗Pfennig⸗ Münze vorbehalten ist. Es heißt daselbst: Im Bebiete des Königreichs Bayern kann im Beduͤrfnißfall eine Unter⸗ heilung des Pfennigs in zwei Halb-Pfennige statifinden.“ Da ieser Bedürfnißfall nunmehr unzweifelhaft vorliegt, wird es unseres krachtens jetzt Sache des Staatsministeriums sein, der von uns mngeregten Frage der Emführung von Halb-Pfennigen für Bayern iäher zu treten. Berlin, 21. Otlt. Nach hier verbreiteten Gerüchten wäre der Minister des Innern Graf Eulenburg zum Staagtssekretär im uuswärtigen Amt an Stelle Bülow's designirt und würde Herr o. Bitter das Mmisterium des Innern übernehmen. Als Finanz⸗ ninister wird überraschender Weise Dr. Friedenthal genannt. Der „Koöln. Zig.“ wird aus Berlin kelegraphiet: ... Mit dem vielbesprochenen Vertrage zwischen Deuischland und Oesterreich⸗ Ungarn verhält es sich folgendermaßen: Nachdem Bismarck und Undrassy fich vollständig geeinigt hatten, wurde in Gegenwart des Kaisers Franz Jofeph über diese Vereinbarung ein Protokoll aufgenommen und von diesem Protokolle zwei Exemplare ausgefertigt, edes dazu bestimmt, von einem der beiden Kaiser unterschrieben zu werden. Das gesammte preußische Staatsministerium wurde vom Fürsten Bismarck von der Nothwendigleit jenes hochwichtigen poli- nischen Schrittes überzeugt und machte gemeinschaftliche Sache mit hm. Graf Stolberg reiste nach Baden-Baden, um die Zustimmung des Kaisers zu erlangen. Fur den Fall der Nichtgenehmigung laf das Entlassungsgesuch des Reichskanzlers im Kabinet des Kaisers. Man kann sich denken, daß der Kaiser, der stets durch die innigste Freundschaft mit dem russischen Hofe derbunden war, sich nur sehr chwer entschloß, ein Abkommen zu genehmigen, das zwar nur fried⸗ iche Zwecke verfolzt, aber doch möglicher Weise uns in einen Kampf nit Rußland verwickeln könnte. Dem Grafen Stolberg gelang es »ei seiner achttägigen Anwesenheit, die Bedenken des Kaisers zu iberwiaden. Se. Majestät hat seine Zustimmung und Unterschrift extheilt. Ob Dies ganz in der ursprünglich beabsichtigten Weise jeschehen ist, oder obd, um die Gesühle Sr. Majestät zu schonen, rgend eine Aenderung beliebt worden, lassen wir dahingestellt. Ge⸗ nug, es handelte sich hierbei um eine bloße Föcrmlichkeit, auf die nur Diejenigen Gewicht legen können, die den ganzen Zusammenhang uicht kennen. Allein wichtig ist, daß Ka'ser Wilheim ebenso wie aiser Franz Joseph seine allerhöchste Zustimmung und Unterschrift extheilt hat, und zwar, wenn wir recht unterrichtet sind, am 15. d. W. Die übrigen Mitglieder der laiserlichen Famliie sind mit den Wiener Abmachungen und der Politik des Reichslanzlers volllommen einverstanden.“ Wie aus guter Quelle verlautet, gehoͤren die Friltionen der Grenzboten“ der Vergangenheit an. An GCristenz eines in uler Form abgeschlossenen Schußverlrages mil Oesterreich ist nicht u zweifeln. Die öffentlichen Reichskassen ünd veranlaßt worden, am 31. d. M. festzustellen, welche Beträge an Reichs-Goldmünzen und kinthalerstücken unter ihren Geldbeständen am bezeichneten Tage »eim Schlusse der Amisstunden vorhanden gewesen sind und das Ergebniß der vorgesetzten Behörde unberzüglich anzuzeigen. Nach der amtlichen Münzaufstellung waren bis zum 11. d. Mts. zusam⸗ nen für 1715 974 615 Mart Reichs⸗Goldmünzen ausgeprägt, vovon weitaus die Mehrzahl, für 1267 478 660 Mark, in Dop⸗ ʒelklronen (Zwanzigmarkstuck⸗n). Straßburz, 22. Okt. Heute Nachmittag findet bei Sr. Excellenz dem Feldmarschall-Statthalter große Galaiafel statt, in welcher die Großfürstin Katharina von Rußland und deren Zinder, sowie Herr Staatsselretär Herzog und andere hohe Persön— ichkeiten Theit nehmen. — Waͤhrend des verflossenen Mandders ind auch bei den Truppen unseres Armeekorps Fleisch-Conserven in ousgedehntem Maaße in Anwendung gebracht worden und werden zieselben in ihrer wahrhaft vorzüglichen Qualitätn von den Mann⸗ chaften dem frischen Fleisch vorgezogen. Bei der Lieferung des Jetzteren dauert es dem Soldaten im Bivouak stets zu lange, ehe x eiwas Warmes zu essen bekommt; die Folge davon ist, daß er zas Fleisch entweder halb roh oder nicht weich gekocht genießt, und zaß die von soschem Kochen erzeugte Suppe weder kraftvoll noch vohlschmeckend ist, leuchtet auch dem größten Stümper in der Koch⸗ uunst ein. Die Conserven dagegen brauchen nur gewärmt zu werden, im in wenigen Minuten ein wohlschmeckendes und nahrhaftes Ge⸗ richt herzustellen und werden dieselben daher besonders bei der Ver⸗ flegung im Feldkriege während der Alnonen von größtem Werth ein, wo es darauf ankommt, dem Soldaten in kürzester Frist die hm nöthige nahrhafte Kost zuzuführen. Etr. Zig.) Ausland. Wien, 21. Okt. (Offiziell) Die feierliche Werbung des köͤnigs von Spanien um die Haud der Erzherzogin Marie Christine hat heute durch den außerordentlichen Botschafter, Herzog Vahlen, zei dem Kaiser statigefunden. Unmittelbar nach erhaltener Zustim⸗ nung des Kaisets hat der Herzog Baylen das Jawort der Etzher⸗ wogin bei deren Muttter eingeholft. Rermischtes. fAls eine wichtige Neuerung des mit dem 1J. ). M. ins Leben getretenen Gerichtsverfahrens möoze hervorgehoben verden, daß die Gericht Sspollzieher nicht nur in ihrem Bezirke, sondern durch das ganze Deutsche Reich Zustellungen mittelst »er Post machen können. Hat man also in irgend einem Ort eine Zustellung, Kündigung u. s. w. machen zu lassen, so braucht man ie Aktien niecht dorthin an einen Gerichtsvollzieher zu senden, viel— nehr kann der Gerichtsvollzieher im Orle die Zustellung mit der nämlichen Wirkung ausführen. F An dem Landgericht Zweibrücken wird mit nächstem iine Rathastelle besetzt und soll Herr Rechtsanwalt Dr. Krell dorten ür die Stelle ausersehen sein. Am Landgericht Frankenthal zibdt's demnächst durch den Weggang zweier Raͤthe, der Hetren Dr. Freyburger und Hönes, ebenfalls Veränderungen. (K. 3.) 1 F Pirmasens, 22. Oklt. Daß man mit leicht Gas er⸗ eugenden Oelen nicht vorsichtig genug umgehen kann, zeigte wieder ein Vorfoll, der sich gestern Abend im Laden des Hecrn W. Müller n der Haupistraße ereignete. Der Lehrling des Geschäftes wollte rämlich eine Lampe mit Ligroine füllen und scheint hiebei dem Lichte zu nahe gekommen zu sein, denn die sich dabei entwickelnden Gase xplodirten und richteten unter den im Laden aufgestopelten Lampen ind Glaäͤsern xc. ziemlichen Schaden an; auch wurde der Lehrling im Arm durch Brandwunden verletzt. Der durch die Explosion zerursachte Lufidruck war so stark, daß eine iest verschlossene Thür uus den Anzeln gehoben und in das Nebenzimmer geschleudert vurde. Durch die Geistesgegenwart des Sohnes des Herrn Müller, der den entstehenden Brand mittelst Aufschütten von Sand rasch dämpfte, wurde weiterem Schaden vorgebeugt. (P. A.) 7Kaiserslautern, 21. Olt. Die ‚Pfälz. Voltsztg.“ meldet: „Gestern wurde dem Verleger und Redallteur dieser Zeitung