die Klageschrift des De. August Zinn, königl. preußischer Geheimer Sanitätsraih, Direklor der brandenburgischen Landes⸗Irren⸗Anstalt zu Eberswalde und Mitglied des deutschen Reichstags“, zugestellt, aut welcher in einem Artikel der „Pfälzischen Voltszeitung“ unter der Rubrik „Stimmen aus dem Publilum“ eine Reihe der schwersten Angrisfe gezen Herrn Zinn erhoben worden sein sollen, die geeignet seien, denselden verächtlich zu machen und in der öffentlichen Mein⸗ ung herabzuwürdigen, und welche auf absichtliche Eutstellung wahrer and Behauptung unwahrer Thatsachen beruhen und nur zu deutlich den auimus injuriandi, d. h. das Bewußtsein, durch ein solches Vorgehen beleidigen zu köͤnnen, hervortreten lassen sollen. JMit Rücksicht auf die vorgangige Austragung finanzieller Fragen ist die mit der pfälz. landw. Ausstellung in Kaiserslautern berbundene Verloosung verschoben, und wird die Zeit der Vornahme derselben spüter bekannt gegeben. pNyeunkirchen, 21. Okt. In dem Laboratorium der Grube Koönig fand heute Vormittag 9 Uhr bei der Anfertigung von Dynamit⸗Patronen eine Erplesion Statt. Von den hiebei befchãf⸗ ligten Arbeitern wurden 3 Hetödtet und 5 schwer verwundet. PTrier, 21. Ott. Heute Vormittag gegen 10 Uhr fielen hagelschauerartig ganz klaͤre Eisperlchen. Dieselben waren leiner und exakter gerundet wie Hagelkoͤrner. Aehnlicherweise werden bisweilen auch klare, kleine, verhältnißmäßig starke Eisnadeln in Schauermenge beobachtet. (S.« u. M.8.) Stratßburg, 15. Ott. Ein am Sonntag Abend Stait gehabter Militärkrawall hat fich, wie Augenzeugen erzählen, —VVVDD— In einem Tanzlokal vor der Stadt verlehrten in gewohnter Weise etwa 200 Soldaten des kgl. säch⸗ fischen Infanterie-Regiments Nr. 105. Etwa 20 Mann des Fuß—⸗ Arlillerie⸗Regiments Nt. 15 sowie des Feld⸗Artillerie⸗ Regiments Rr. 15 kamen gleichfalls in das von'ihnen sonst nur selten besuchte Tanzlotal. Zwischen 7 und 8 Uhr Abends entstanden im Tanz⸗ sotal Reibereien wegen eines Mädchens, welches in das andere Lager übergegangen war. Der Ariillerie soll dieser Vorwand zum Streit nicht ungelegen gekommen sein, denn schon am Mittag hatte, so hört man, ein Mann der Artillerie gegen den Wirth geäußert, man werde ihm heute das Franzosenblut austreiben. (Der Wirth soll ein seit vielen Jahren im Elsaß ansaͤfsiger Deutscher sein.) Die Reibereien gingen in förmlichen Kampf über, wobei die Artillerie, weil in der Minderheit, das Feld räumte. Der Wirth schloß alle Thüren ab, so daß die Sachsen in dem Haus und die Artillerie auf der Straße war. Zunächst holte die Artillerie aus den benach⸗ darten Tanzlokalen und aus der Stadt Hilfe und belagerte mit bͤlanter Waffe förmlich das Tanzlokal. Eine Anzahl Fensterscheiben Purden mit Steinen zertrümmert, und Thüren wurden zerschlagen. Dessen ungeachtet gelang es glücklicher Weise der Artillerie nicht, in das Haus einzudringen, da noch zur rechten Zeit eine Patrtcuille hon der Haupiwache einkraf und die Straße saͤuberte. Es sollen sechs dis sieben mehr oder weriger erhebliche Verwundungen dorge⸗ fsommen sein. Die Zahl der am Krowall betheiligt Gewesenen soll zuletzt 400 überstiegen haben. Die Untersuchung ist im Gang. In Pfaffenberg hat neulich eine Schlossersfrau ihren „blau machenden? Mann auf sehr energische Weise aus dem Wirihs˖ hause nach Hause geholt. Als es Essenszeit war und derselbe nicht nach Haufe gehen wollte, gerieth die Frau in Wulh, bewaffnete sich mit einer an der Wand hängenden Pistole und eilte nach dem Gasthause. Ohne sich durch gute Worte abhalten zu lassen, packte die erzürnte Frau ihren Mann beim Kragen und setzte ihm die Pistole auf die Brust mit der Drohung, ihn „über und über“ schießen zu wollen, wenn er nicht augendlidlich mit ihr heimgehe. Der Swiosset wußte, daß das Pistol geladen war (denn er hatte es im Laufe des Tages selbst geihan) und mit seinem Weibe nicht zu spaßen sei, also machte er gute Miene zu dem gefahrlichen Spiel und verließ das Gasthaus. FParis, 20. Otll. Wie Gaulois“ meldet, wird die Erkaiserin Eugenie im Febtuar nach dem Zululande reisen, um an der Stätte, wo ihr Sohn fiel, zu beten. .* p Die englische Bant hat dier Banknoten herausgegeben, deren jede über 100,000 L. (zwei Millionen Marh lautet. Nach dem Drud derselben wurde die Platte vernichtet. Von diesen vier Vanknoten befindet sich eine im Besitze des Hauses Rothschild, eine zweite im Besitze der Familie Coutis, die dritie im Tresot der eng⸗ üijchen Bank, und die vierte hängt im Salon des englischen Ban⸗ quiers und — Dichters Roger. I Tebe lung in Spanien. Ueber dieses großartige Naturereigniß erfährt man jetzt fol⸗ gendes Nähere: „Die Wassersnoth, welche den Südosten der pyre⸗ ndischen Halbinsel heimgesucht hat, ist ohne Beispiel seit Jahr⸗ hunderten Ein Starm min Regen und Hagel begann am Abend des 14. Olltober gleichzeitig in den Provinzen Sevilla, Malaga— Branada, Almeria, Murcia und Alicante. Die größte Heftigleit reichte das Unwetter in den beiden lehztgenannten, und zwar im Segurathale, wo seit mehreren Monaten Dürre geherrscht und dem Adrbau sehr geschadet haite. Dieser Regenmangel hatte sogar die Auswanderung nach Algerien vermehrt. Das von Hügelreihen lankirte Becken des Segura und des Mundo ist eine Vega oder be⸗ aule Ebene, bedeckt mit Pachthöfen, Dörfern und Wühlen, die olf niedriger liegen, als die um diese Jahreszeit wasserlosen Betten der Flüsse und Gedirgsbäche. Zwischen Mitternacht und 2 Uhr Mor⸗ Jens, nach siebenstündigem Sturm, brachten der Segura und der Mundo eine solche Wassermasse herab, daß das Land in einen Wildstrom verwandelt wurde, der Deiche, Dämme, Muͤhhlen, Höfe ind diele Dörfer wegschwemmte. Fra⸗Alta, Torre-Aquera, Alcan⸗ arilla, La Raya mit Hunderten von Häusern wurden fast ganzlich erstört und die Vega auf eine Ausdehnung von 130-140 Kilo— eler in dinen See verwandelt, dessen Wasser 70 Kilometer Tele⸗ Jraphendraht, mehrere Brücken und Chausseen, sowie auch die Eisen⸗ hahn zerstbrten. Die Städte Murcia, Orihuela und Lorca wurden nitlen in tiefer Dunlelheit von der Fluth Uüberfallen. Die das Hhas auslöschenden, in die Häuser und Kirchen eindringenden Wasser Ferursachten einen ungeheuren Schrecken. Die Behorden und Be⸗ vohner von Murcia reiteten beim Schein der Facheln die Bevol⸗ erung dreier Vorsiädte, wo der Durchbruch eines Deiches die Zer⸗ törung von 200 Häusern herbeigeführt hatte. Aus dem über⸗ hwemmten Spital wurden die Kranken mit Noth gerettet. Der Habnhof und die Eisenbahn standen unter Wasser, desgleichen die Hasfabrik, das Gefangniß und die Schule. Am Tage darau aͤchteten die Behörden in den öffentlichen Gebäuden und im bischöf⸗ ichen Palaste Zufluchtssstätten ein. Nachen fuhren aus, um die in ie oberen Stodwerke und unter die Dächer der Häuser geflüchteten deule zu sammeln und in Sicherheit zu bringen. Die gewoͤhnliche Wasserhöhe im Thale des Segura ist von 3 bis 8 Meter über⸗ chruten worden. In Murc'a hat man 140 Leichen von Ertrunke⸗ nen gefunden. Den Dörfern und Bauernhöfen draußen Hülfe zu zringen, war 48 Stunden hindurch unmöglich. Die dortigen Ver⸗ uste sind unberechenbar; die Wasser jühren Thiere, Getreidegarben, Hdausrath und Leichen der im Schlafe überfallenen Bauern mit sich. Nan erzählt viele Thaten des Heldenmuthes, durch welche sich na⸗ nentlich die Gendarmerie und die Geistlichke:t ausgezeichnet haben. Drihuela und Lorca sind in derselben Nacht dom Elemente üher⸗ zascht worden. Alle Straßen dieser Städte sind überfluthet, bies auf einige wenige siad alle Gebäude eingerissen. Das Hülfegeschrei der Verunglückten, die allgemeine Verwerrung und die Furcht führten ntsetzliche Szenen herbei, welche bis in den Tag hinein andauerten. End⸗ ich tamen Soldalen und Maͤtrosen mit Fahrzeugen herbei, die sie don Farlagena und Alicante geholt hatten, und begannen das Retiungs⸗ dert.* Ter Gouverneur, die Bischöfe, die obersten Behörden und anzesehensten Privaten überbdoten sich in Eifer und Bereitwilligkeit. den Bedränglen zu helfen. Man brauchte zur Rettung sowohl Boote als Wagen, weich letztere bis zu den Achsen im Wasser gingen. Am Freilag Abend meldeten Depeschen von Murcia wieder schlechtes und ftürmisces Weiter, welches so bedrohlich erschien, daß die Be⸗ hoͤrden Vorsichtsmaßregeln ergriffen und man sich deeilte, die Todten u beerdigen, jowie das Vieh, welches an manchen Stellen halbver⸗ ectt in dem Schlamme des Ufers lag, unter die Erde zu bringen. Jus Almeria und Malaga, meldeten die Behöcden, daß der Ortan »ochfluth gebracht hatie und daß großer Schaden an Leben und rigenthum geschehen sti. Am 14. und 15. Oltober waren einige ditchen und der Vom von Malaga überjschwemmt worden. Das gas losch aus und die Verwirrung war groß. Die vom Ministe. um zum Besten der Verunglückten angeordnete offentliche Samin⸗ nag erfahrt seine großartige Bethesligung in allen Klassen der Be⸗ zölterung. Das Elend aber üpbersteigt diejenigen Grenzen, innerhalt velcher die freiwillige Mildthätigkeit genügende Erleichterung schaffen dunte. Wenn auch frühere Angaben, nach welchen der ermiitelte Z„chaden 60 Millionen Pesetas erreichen und allein in der Provins harca 500 Menscheuleben, 8300 Häuser, 120 Mühlen zu Grunde —Wu nicht bestätigen, so wurden nach den neuesten Madrider Telegrammen die insgesammt ums Leben Gekommenen zoch auf 500 und der sachliche Schaden auf —AV chatzi, während die Zahl der nach Murcia und Orihuela geflüch eten Obdachlosen aus 20,000 angegeben wird. Die Eisenbahn ollie am Montag soweit hergestellt sein, daß der —XI Fahrten tann vdoch wird nohh eine Umsteigung flatmünden müssen. Emil Schlagintweit, ein Mitglied jener Familie, die sich um die Erforschung Indiens durch Reisen und wisien schaftliche Ardeiten großen Ruhm erworben hat, giebt ein großeß Weik hetaus, betitelt „Indien in Wort und Bild. Eint Schilderung des indischen Kaiferreichs“, welches ein Gesammibild dieses mäͤchtigen und produltiven Landes werden soll. Das Werk vird durch beinahe 400 Abbildungen in vollendeter Ausführung Jeschmüct werden und soll in ca. 35 Lieferungen à 124 Mark im Veriag von Schmidt und Güntbet in Leibria erscheinen. arxktberichte. Zweibrücken, 23 Ollober. (Fruchtmittelpreis und Victualien markt Weisen 12 n. 17 Pf., Korn 9 M. o6 Pf.Gerfste zweireihige 0 M. -25 igce m. 6 ᷣf.. Speln 7 M. oe vs. Spelztern — M. — B