ir x n St. Ingberler Anzeiger. 4 Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich; mit dem Hauptorutte verhundene Unterhaltungsbtatt. (Sonntags mit illustrirter Beie lage) ericheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntaq. Dder Abonnementovreis veträgt vierteliabrlich AM A0 A eiuschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 A 60 H, einschließlich 420 A Zustell ebuhr. Auzeigen werden mit 10 —, von Auswaris mit 15 A für die viergespaltene Zeile Blattschrist oder deren Rum, Meclamen mif 80 A pro Keile berechnet. 4 6f. — Dienstag den 27. April 1880. DSDeutsches Reich. Muünchen, 24. April. Der Inspector der Artillerie und des Trains, General der Infanterie, Graf v. Bothmer, beabsichtigt wie in militärischen Kreisen verlautet, seinen Abschied zu nehmen und soll Generalmajor v. Fries des ersteren Stelle erhalten; Oberst v. Sauer, Commandant des 2. Fuß-⸗Artillerie-Regiments, soll Ge— aeralmajor werden. Plünchen. Das auf 24. April anberaumt gewesene Georgi— Ritterfest wurde wegen Unwohlseins S. M. des Königs abgesagt. Dasselbe sollte gestern stattfinden. Die Kammerausschüsse für die vier Steuergesetzentwürfe werden, wie auf das bestimmteste mitgetheilt wird, nicht auf Anfang Juni einberufen, wie das früher beabsichtigt war; die Staatsre⸗ gierung hat vielmehr jetzt die Absicht, die Ausschüsse erst einige Tage vor dem Wiederzusammentritt der Kammern in Berathung treten zu lassen. Die Kammern selbst werden auf Ende Juni oder Anfang Juli einberufen werden. Am 24. April nahm der Reichstag die erste Lesung der Rovelle zum Münzgesetz vor, wonach auf den Kopf der Bevöl⸗ kerung künftig 2 M. Silbermuünzen mehr geprägt werden sollen, als bisher, also 12 M. statt 10 M. Der Reichstag wählte an Stelle des ausgeschiedenen Abg. ZAlugmann den pfälzischen Abgeordneten Buhl (Kusel-Hom— urg) zum Schriftführer. Die Gewerbeordnungs-Commission des Reichstags hat durdh mündlichen Bericht nun auch den letzten und wichtigsten Theil ihrer Aufgabe erledigt. Die Revision des Titels 6 der Gewerbeordnung. die Entwickelung der Innungen betr., wird von ihr als nothwendig erlaunt, und bezeichnet die Commission die Gesichtspunkte, von welchen dabei auszugehen sei. Unter anderem sollen die Landes— behörden die Normativbestimmungen für die Bildung neuer oder die Umwandlung schon bestehender Innungen erlassen, auch fest⸗ jetzen, unter welchen Voraussetzungen die Uebertragung besonderer Befugnisse (Leitung von Fachschulen, Abnahme von Gesellen⸗ und Meisterprüfungen, Aufsicht über die Lehrlinge, Verwaltung gewisser Kassen, Beitreibung der Innungsbeiträge u. s. w.) an dieselben einzutreten hat. Die Session des Reichstages soll, wie verlautet, bis zum 27. Mai währen. Doch fehlt es auch nicht an Stimmen, welche behaupten, sie werde sich bis tief in den Juni hinein erstrecken müssen. Letzteres dürfte in dem Falle kaum vermeidlich sein, daß Fürst Bismarck auf der Durchberathung der Wehrvorlage besteht. Ausland. Aus Oesfterreich dringen immer ernstlichere Wehrufe über die geplante Vergewaltigung der deutschen Sprache namentlich von Seiten der Czechen an der Prager Universität. Die französische Abgeordnetenkammer lehnte bei der Tarif⸗ derathung den Antrag auf Zollfreiheit von Steinkohlen mit 260 gegen 165 St. ab. In der französischen Deputirtenkammer beantragte Paul Bert (Radicaler), die dem Dienste der religiösen Culte und dem Unterrichte fich Widmenden zum Militärdienst auf mindestens ein⸗ ährige Dauer heranzuziehen. Mehrere Abgeordnete bekämpften den Antrag als dem Concordate zuwiderlaufend. Das Haus beschloß, den Antrag als dringenden zu behandeln und überwies denselben einer besonderen Commission. Das Ergebniß der indirekten Steuern in Fraukreich hat illein für die erste Hälfte des laufenden Monats eine Mehrein—⸗ nahme von über 12 Mill. Fr. gegen den Voranschlag aufzuweisen. Die Mehreinnahme vom 1. Januar bis 15. April beläuft sich auf 382 Mill. Fr. Telegramm der „Times“ aus Kabul vom 23. da.: Die Avantgarde der Division Stewart rückte am 20. ds. in Ghuzni ein. Am selbigen Tage griffen 15,000 Afghanen verschiedener Stämme Stewart an, wurden aber mit Verlust von 1000 Todten erstreut. Die Engländer hatten 17 Todte und 115 Verwundete. Der großbritannische Botschafter in St. Petersburg, Lord Dufferin, ist laut Telegramm zum Vice-König und Gene— calgonverneur von Indien, an Stelle Lord Lyttons ernannt. Die Pforte und Montenegro haben feierlich einen neuen Hrenzvertrag abgeschlossen, die Großmächte haben denselben freund— ich genehmigt und die Montenegriner schickten sich an, das ihnen zugesprochene Gebiet, das von den Türken geräumt wurde, zu be— setzen. Dieses Unternehmen war aber der Beginn zu neuen Käm— yfen zwischen den Montenegrinern und der albanesischen Bevölkerung. Der letzte orientalische Krieg begann mit einem kleinen Konflikle wischen Montenegrinern und Albanesen, den zuerst Niemand recht rnst nehmen wollte, und doch steckte schließlich das ‚,Zündholz von Podgorizza“ den ganzen Orient in Flammen; hoffentlich haben wir diesmal nicht dieselben Folgen zu fürchten. Vermijschtes. * St. Ingbert. Am Sonntag Nachmittag hielt in Ober⸗ jauser's Saal auf Einladung des Arbeiterbildungs-Vereins Herr Ir. Waltemath, Wanderlehrer des Vereins fuͤr Volksbildung. den in diesem Blatte angekündigten Vortrag: „Leben und Wirken der Deutschen in Nordamerika.“ Da uns zach stenographischer Nachschrift ein Auszug aus diesem höchst an— degenden und interessanten Vortrage in Aussicht gestellt ist, so wollen wir an dieser Stelle nicht weiter auf seinen Inhalt ein— gehen. Zu bedauern war es, daß der Vortrag vor einem sehr kleinen Auditoxium gehalten werden mußte, was um so auffallender ist, als doch auch Nichtmitgliedern des Arbeiterbildungsvereins gegen das verhältnißmäßig geringe Entree von 50 Pf. der Zutritt er— möglicht war. D In Folge jahrelanger ehelicher Zwistigkeiten, wobei es schon öfters zu Thätlichteiten kam, schlug an Samstag Abend im benachbarten Dudweiler die Ehefrau Holzer ihren Mann todt. Die Frau wurde nach der That sofort verhaftet und nach Zaarbrücken verbracht. Der Beginn der Schwurgerichtsverhand— hungen pro II. Quartal 1880 wurde auf den 7. Juni nächst- hin festgesetzt und zum Schwurgerichtspräsidenten der kgl. Ober⸗ landesgerichtsrath Eugen Schmidt in Zweibrücken ernannt. F Die leichte Verwechselung der 10-5Pfennig- und 50⸗Pfennigstücke ist durch die vor einigen Jahren eingeführte Aus— prägung der letzteren mit der verkleinerten Jahl 59 nur in ge— ringem Grade abgeschwächt worden. Verschiedene Vorschläge, wvelche zur Beseitigung des Uebelstandes gemacht worden sind, z. B. die Ausprägung achteckiger Stücke, haben in der öffentlichen Meinung keinen Beifall gefunden. Der „Boörsenz.“ geht nun ein neuer Vorschlag zu, der nicht unpraktisch zu sein scheint, nämlich der, die Zehn⸗Pfennigstücke in der Größe der Fünf-Pfennigstüce, aber in doppelter Stärke, auszuprägen. Auf diese Weise würden sie sich leicht von den anderen Münzen unterscheiden. Eine Un— bequemlichkeit im Gebrauch würde mit der größeren Stärke kaum derbunden sein. F In Kaiserslautern konnte der für den 19. d. M. zur Eröffnung bestimmte Bildungscursus für Kindergärtnerinen aus Mangel an Theilnehmerinen nicht abgehalten werden. F Die Attionäre der Kammgarnspinnerei Kaiserslau— snern werden für das laufende Geschäftsjahr wieder eine Divi⸗ dende von 175 Prozent erhalten. F Vor einigen Tagen starb in Heltersberg der älteste Bürger dieses Ortes, Johann Frank. Derselbe erreichte das hohe Alter von 94 Jahren. Er hat als Soldat unter Napoleon J. zedient, wurde von zwei Kugeln getroffen und hat die eine noch im linken Schulterblatte sitzen, welche er auch mit in's Grab nahm. F Wie die „Pf. Pr.“ hört, hat Herr Karl Freiherr v. Gie— ranth vor Kurzem dem Herrn Feldmarschall Grafen Moltke das Diplom als Ehrenmitglied des Pfälz. Verschönerungsvereins per—⸗ önlich überreicht und dabei von dem berühmten Strategen die Zusicherung erhalten, daß er demnüchst den Donnersberg mit seinem Besuche beehren werde. F In Neustadt ist durch die, von einem edlen Menschen⸗ ind Kinderfreunde ausgegangene Schenkung eines Bauplatzes im Werthe von 19,500 Mark ein Neubau für den bestehenden Kinder⸗ zarten ermöalicht worden.