Sh. Ingberker Anzeiger. * Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wochentlich; mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntagse mit illuscrirter Bei. lage) ericheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich A 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 A 60 —, einschließlich 40 Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 H, von Auswärt? mit 15 — fuür die viergespaltene Zeile Blattschrist oder deren Naum, Reclamen mit 30 2 pro Zeile berechnet. M 73. Samstag den 83. Mai 1830. Deutsches Reich. Der Schluß des Reichstages wird nun, nachdem zwischen dem Präsidenten v. Arnim und dem Reichskanzler eine Verständig— ung stattgefunden hat, am 11. Mai erfolgen. Unter Vorsitz des Kronprinzen hielt am letzten vor. Monats der Vorstand der Kaiser-Wilhelmsstiftung für deutsche Invaliden in Berlin eine Versammlung, in der der Jahresbericht pro 1877, 78 und 79 entgegengenommen wurde. Es wurde beklagt, daß die Opferwilligkeit des Publikums sehr im Abnehmen begriffen sei. Der Grund dieser bedauerlichen Erscheinung mag einmal in dem Stillstand der Erwerbsverhältnisse, dann aber auch in dem Um— stande zu suchen sein, daß man im Publikum die Fonds geradezu für unerschöpflich hält. Eingegangen sind 1879 5 Vereine, neue Vereine haben sich nicht gebildet. Von den preußischen Vereinen hat eine große Anzahl keine Beiträge mehr von ihren Mitgliedern erhalten koönnen. Die Zahl der einlaufenden Unterstützungsgesuche ist in stetem Steigen begriffen, der Kapitalstock hat sich verringert. Es dürfte demnach der Fonds, der bis 1922 reichen sollte, schon 1901, vielleicht sogar schon 1895 aufgebracht sein. Schon jetzt sollte die Stiftung über 80 538 M. mehr verfügen, als sie wirk— lich besitzt. Das Vermögen belief sich am Schlusse von 1879 auf 3 108 618 M. Unterstützt wurden 1879: 1971 Invaliden mil 111855 M., 2660 Hinierbliebene mit 185 314 M., 104 Offi— ziere mit 18 093 M. und 264 Hinterbliebene von Offizieren mit 25 599 M. Für dieses Jahr steht dem Verein das Vermächtniß eines Herrn Rieß, der in Neapel verstorben ist, in Höhe von 25 000 M. in Aussicht. Berlin, 2. Mai. Gestern unterzeichneten Geh. Rath Phi— lipsborn und Oberst Roth die Uebereinkunft betr. die provisorische Verlängerung des deutsch-schweizerischen Handelsvertrages vom 13 Mai 1869 bis Ende Juni 1881, mit der einzigen Abänderung daß Mutterlauge von dem im Vertrag zollfrei erklärten Artikeln ausgeschlossen bleibt. (S. M.) Berlin, 3. Mai. Wie die Eisenindustriellen die Schutzzölle wesentlich dahin auffassen, die einheimischen Consumenten gegenüber den ausländischen Abnehmern zu schädigen und auszubeuten, dafür liegt ein neues sehr bezeichnendes Beispiel seitens des Bochumer Gußstahlvereins vor, der bekanntlich unter der Leitung des hoch— schutzzöllnerischen Abgeordneten Bagre steht. Dieses Eisenwerk, welches in eine Submission am 13. März den Zuschlag für die Lieferung von 8000 Tonnen Stahlschienen für die oberitalienischen Eisenbahnen zum Preise von 1860 Mark ab Genua, beziehungs— weife 188,84 Mark ab Vencdig erhielt und somit einen Preis beansprucht, der sich „ab Werk“ auf ca. 165 Mark stellt, forderte drei Wochen später, nämlich am 7. April, nachdem bereits ein starker Rückgang der Eisenpreise überall eingetreten war, in einer —AbV „ab Werk“ auf 223 Mark stellt, so daß das Ausland ca. 60 Mark billiger bedient wurde als das Inland. Man sieht daraus, daß sich die Eisenzölle vortrefflich bewähren zum Schutz der nati— nalen Arbeit — Italiens. Berlin, 4. Mai. Die Commission für das Stempelabgaben⸗ gesetz lehnte mit 20 gegen eine Stimme (Graf Bismarch) die Quittungsscheine ab. Preußen ist gegen den Antrag Hamburgs den preußischen Antrag wegen Einverleibung St. Pauli's in den Zollverein zuvörderst einem Verfassungsausschuß zu überweisen. Berlin, 4. Mai. Der Reichstag hat hente die dritte Lesung des Gesetzentwurfes vorgenommen, durch welchen die Geltungsdauer des Socialistengesetzes verlängert wird, und unter Zustimmung der Reichsregierung den in zweiter Lesung gefaßten Beschluß (Ver⸗ längerung auf drei Jahre, bis 1884) aufrecht erhalten. Die An— nahme des ganzen Gesetzentwurfes erfolgte mit 191 gegen 94 Stimmen. Seitens der Fabrik-Inspektoren ist den betheiligten gewerblichen Kreisen der dem Bundesrath unterbreitete Ent— wurf von Vorschriften über den Schutz gewerblicher Arbeiter gegen (Hefahren für Leben und Gesundheit, über welchen zuvörderst eine Vernehmung von Sachverständigen herbeigeführt werden soll, zur Fenntniß gebracht, damit den Industriellen und Gewerbetreibenden noch vor dem Zusammentritt der Sachverständigen-Kommission Gelegenheit gegeben werde, ihre Erfahrungen, Bedenken und Wünsche zur Geltung zu bringen. Der Entwurf enthält in zwei Abtheilun⸗ gen Vorschriften für Fabriken, welche Arbeiter in geschlossenen Räumen beschäftigen, und solche für gewerbliche Anlagen, in wel⸗ chen durch elementare Kraft bewegte Maschienen Verwendung finden. Nach dem „Berl. Tgbl“ sind am Dienstag-Abend wichtige Eröffnungen in der beim Reichskanzler statigehabten parlamentarischen Soiree vom Fürsten Bismarck über den Kulturkampf zemacht worden. Es hatte sich die bekannte Corona um den Kanzler »ersammelt, bestehend aus Konservativen, Nationalliberalen und Tentrum, und es entspann sich eine interessante Diskussion über den Kulturkampf. Der Reichskanzler Fürst Bismarck sprach sich ungefähr folgendermaßen aus: Es ist mein sehnlichster Wunsch, mit der Kurie und der katholischen Bevölkerung zu einem Frieden zu kommen. Dem Landtage soll in dieser seiner bevorstehenden Nachsession eine Vorlage zur Genehmigung unterbreitet werden, wonach der Regierung die diskretionäre Gewalt zur Ausführung der erlassenen kirchenpolitischen Gesetze eingeräumt werden soll. Wie wir hören, wird die Vorlage 3 Paragraphen enthalten.) Ich hoffe, daß mir dabei vom Landtag, und namentlich vom Cen⸗ trum keine Schwierigkeiten gemacht werden. Ist die Kurie entge— genkommend, und ebenso die Centrumsfraktion, dann wird es mög— lich sein, den Kulturkampf zu sistiren; dann wird auch die Regier⸗ ung im Stande sein, die Bischöfe in ihre Diözesen zurückzuberufen und die Geistlichen in ihre Aemter wieder einzusetzen. Aber Eines hält die Regierung unerschütierlich fest, daß die kirchenpolitischen Gesetze des Staates beibehalten werden müssen, um in der Hand des Staates eine scharfe Waffe gegen neue Ausschreitungen zu sein. — Natürlich haben die Eröffnungen des Reichskanzlers in allen politischen und parlamentarischen Kreisen eine lebhafte Be⸗ wegung hervorgerufen. Ausland. Zum peru—-chilenischen Ktiege. Aus Panama ein— getroffenen Nachrichten zufolge hat die chilenische Flotte schon am 22. April Callao bombardirt und großen Schaden angerichtet. Die Chilenen bedrohen Lima, wo ein großer Nothstand herrscht. Vermischtes. * St. Ingbert, 5. Mai. In heutiger Schöffen—⸗ sitzung kamen folgende Fälle zur Aburtheilung: 1) Zwei Bur⸗ schen von St. Ingbert erhielten wegen Körperverletzung 2 Mo— nate und bezw. 8 Tage Gefängniß. 2) Ein Mann von Sulz— bach wegen Diebstahl 3 Tage Gefängniß. 3) Ein Mann von hier erhielt wegen Berufsbeleidigung 1 Tag Haft. 4) Ein Bursche von Dampflor erhielt wegen unbefugten Hausirens 1M. Geldstrafe. * St. Ingbert. Am Mittwoch verließ eine Person unsere Stadt, die sich während ihres Hierseins alle Sympathien in den Kreisen, in denen sie verkehrte, erworben hat. Es ist dies Herr Ingenieur Seitz, der nach Homburg berufen ist, um die Bahn⸗ hofserweiterungen ⁊c. daselbst zu leiten. Die Abschiedsfeierlichkeiten, welche die Vereine und Kreise, denen der Geschiedene angehoörte, in den letzten Tagen ihm zu Ehren veranstalteten, mögen ihm be— weisen, daß er uns ein gern gesehener Gast war. fSit. Ingbert. (Auszug aus Dr. Waltemath's Vortrag: Leben und Wirken der Deutschen in Nordamerika. Fortsetzung.) Meine Herren: Es leben jetzt in den Vereinigten Staaten von Nordamerika etwa 10 Millionen Menschen. Von diesen sind deutscher Abstammung, wenn auch nicht in Deutschland geboren, etwa 15 Millionen. Also bildet das deutsche Element */s und vielleicht noch mehr der gesammten im Enfistehen begriffenen Nation. Die Deuitschen haben sich niedergelassen Uber die ganze Union. Ge—⸗ statten Sie mir, einen kurzen Blick zu werfen auf den größten Staat New⸗Pork. Wenn der deutsche Einwanderer von Bremen oder Hamburg kommt, etwa mit der Postgesellschaft Norddeutscher Loyn, — — — wenn er sich den Inseln (Longisland, Manhattan und den andern kleineren im Osten von N.PY.) genähert, dann an der Südspitze der ersteren vorbeigekommen, an dem großen Leuchtthurm, so sieht er sich in einem weiten, weiten Hafenge⸗ biet, in welchem von allen Richtungen her die Bewegung in kaum glaublicher Weise sich kund thut, so daß ein Gefühl der Kleinmuth ihn befallen würde, wenn nicht sofort das Bewußtsein, daß er mitten in zutrauenswerther Men⸗ schen Thätigkeit sich befindet, ihn beruhigte. Nähert man sich diesem Empo— rium des Welthandels, hat das Schiff Anker geworfen, so wird man, wenn