St. Ingberker AAnzeiger. Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei— lage) erlcheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis betragt vierteljahrlich 1A 40 Z einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen JI A 60 H, einschließlich 420 3 Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 H, von Auswärn mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattschriit oder deren Raum, Neclamen mit 30 4 pro Zeile berechnet. — A IOG. — Samstag, den 3. Juli 1880. Deutsches Neich. Die bayer. General-Zolladministration hat im Amisblatt Nr. 25 das vom Bundesrath genehmigte Regulativ für Privat⸗ transitlager von den in Nr. 9 des Zolltarifs aufgeführten Waaren (Getreide ꝛc.) ohne Mitverschluß der Zollbehörde sammt den Be— stimmungen über Gewährung einer Zollerleichterung bei der Aus— fuhr von Mühlenfabrikaten, welche aus ausländischem Getreide her— gestellt sind, zur Verständigung der betheiligten Kreise des Handels⸗ und Gewerbestandes bekannt gegeben. Hierbei wird Folgendes bemerkt: 1) Zu dem Regulativ. Zu 8 10. Als inländisch nach—⸗ gewiesene Säcke unterliegen bei der Entfernung vom Lager in leerem Zustande der Verzollung nicht. Zu 8 14. Unter benachbarten Ortschaften sind nur solche zu verstehen, die miteinander in un— mittelbarem Zusammenhange stehen. Zu 8 14-20. Juristische Personen, Corporationen, Actiengesellschaften u. dgl., welche im Besitze von Getreidelagerhäusern sind, sind den im Regulativ auf⸗ geführten „Gewerbetreibenden, Großhändlern“ gleich zu achten. 2) Zu den Bestimmungen. Die Regelung des kleinen Grenzverkehrs wird von den Bestimmungen nicht betroffen. Die Kirchengesetze«Commission des preußischen Herrenhauses hat am Mittwoch mit 11 gegen 2 Stimmen den Gesetzentwurf in der aus der dritten Lesung des Abgeordnetenhauses hervorge⸗ gangenen Fassung angenommen. Im Reichsjustizamt werden die Vorarbeiten zur Revision — ob es möglich sein wird, bei der Schwierigkeit der Materie, ein solches Gesetz in der nächsten Zeit schon dem Reichssstage vor⸗ legen zu können. Der deutsche Kronprinz wird einem Gerüchte zufolge in diesem Sommer das Bad Alexandersbad bei Wunsiedel im Fichtelgebirg besuchen. Die „Nordd. Allg. Z.“ ist zu der Mittheilung ermächtigt, daß Fürst Bismarck sich in Friedrichsruhe aller nicht dringlichen Dienstgeschäfte enthalten werde; Privatgesuche an ihn würden saͤmmt⸗ lich unbeantwortet bleiben. Wie man dem „Echo der Gegenwart“ aus Ems telegraphirt, wird das Fest der Vollendung des Kölner Domes definitiv am tb. September im Beisein des deutschen Kaisers stattfinden. An sämmtliche deutsche Fürsten sollen Einladungen ergehen. Es bestätigt sich, das die kaiserliche Tabakmanufaktur Straß— burg im Elsaß in Berlin wie in anderen großen deutschen Städte Fili⸗ alen für ihre Regietabake errichten wird. Man hört, daß für Berlin nicht eine, sondern mehrere Verkaufsstellen der Tabakmanu— faktur in Aussicht genommen sind. Es wird jedenfalls im Reichs⸗ tage diese neue Geschäftsthätigkeit der Straßburger Tabakmanufactur, die jetzt unter der Leitung eines anerkannten Vorkämpfers für das Tabaksmonopol steht, zur Sprache kommen. Ausland. Ungefähr 35 französische Richter und Staatsanwölte haben bis zum 29. Juni ihre Stellen aufgegeben, weil sie die Decrete vom 29. März nicht ausführen wollten. Der Minister hat sofor' Nachfolger ernannt. Nach Berichten aus den französischen Departements haben die Jesuiten am 80. Juni überall ihre Niederlassungen geräumt unter der Erklärung, der Gewalt zu weichen. Es sind keinerlei Gewaltthätigkeiten und Unordnungen vorgekommen. In Bordeautr verlangten die Jesuiten, man solle sie an dem Arm packen, damu io der individuelle Zwang festgestellt werde. Ihr Oberer übergab einen Protest gegen Verletzung des Hausrechts. In Avignon drohlen die bei den Jesuiten anwesenden hervorragendsten Rohalisten dem Staatskommissar mit Stochschlagen. Die Jesuiten in Lyon nahmen ein Protokoll auf; im Namen der bez. bürgerlichen Gesellschaft ift an den Präfekten und Kommissar gerichtliche Vorladung zum Frei⸗ tag ergangen. In Marseille wollten einige Individuen unter Ge⸗ — der Staatskommissär ließ die Straße freimachen. Der Kommissar in Angers ließ die Thür des Jesuiten⸗Instituts erbrechen; Bischol Freppel protestirte mit der Erklärung, nur der Gewalt zu weichen Hes ließen sich die Rufe hören: Es lebe Freppel! Es leben die Je— suiten! andererseits aber auch: Es lebe die Republik! In Nantes aotifizirten die Jesuiten einen Protest gegen die Verletzung des Hausrechtes und der Personen und gegen den Angriff auf' das Eigenthum. Die Siegelanlegung an der Pariser Jesuiten-Kapelle ist am 29. Juni Abends und die Räumung des Klosters am 30. Juni Morgens 4 Uhr ohne Störung erfolgt., Der „Moniteur belge“ bestätigt den definitiven Abbruch der iplomatischen Beziehungen Belgiens zu dem Vatican und be— Ainnt bie Veröffentlichung von diplomatischen Actenstücken, worin Froͤre Orban (belgischer Minister) u. A. unabwendbare Repressalien zegen den Klerus anzeigt, sofern derselbe fortfährt, gegen die Siaats zesetzen zu wühlen. Der belgische Gefandte erhiell am 5. Juni die Anweisung, Rom zu verlassen. F Nach einem in Eondon circulirenden Gerüchte sollen die Russen zweimal von den Chinesen mit Verlust von Proviant und Munition besiegt worden sein. (7) Die englische Regierung hat beunruhigende Berichte über die Lage in Afghanistan und die Stimmung des indischen Heeres erhalten. Vermischtes. *St. Ingbert, 2. Juli. Gestern und heute unlerzog der kgl. Studienrektor Herr Dr. Autenrieth von Zweibrücken die hiesige Lateinschule einer Visitation. Aus dem Blies gau. Zu unserm Bedauern ist bei den Ausgrabungen der Alterthümer in Erfweiler, die all— eitiges Interesse geweckt hatten, Stillstand eingetreten. Wenig⸗ stens sahen wir bei einem Besuche dorten nichts, was auf eine Fortsetzung der mit großem Fleiße begonnenen Ausgrabungen deu⸗ ten ließe. Es ist dies leicht jedenfalls dahin zu erklären, daß der Besitzer der Wiese, auf der die Ausgrabungen stattfinden, zwar vom Alterthumsverein 100 Mark für seine Arbeiten bekam, für dieses Geld aber viele Wochen gearbeitei hat und nun auf eigene Kosten nicht mehr weiter vorgehen will. Es läge aber sehr im öffentlichen Interesse, wenn die Alterthümer, herrührend von einem römischen Bade, völlig frei gelegt würden, theils wegen der son⸗ derbaren, sehr soliden früheren Bauart, theils wegen der mannig⸗ achen Funde in Münzen und Geräthschaften, die für den Alter- thumsfreund einen ungemeinen Reiz haben. Zu meiner Freude höre ich nun auch, daß nach der Heuernte die Arbeiten fortgesetzt verden sollen. Wünschen wir den besten Erfolg! F Vom J. Juli ds. Is. ab werden Paquele ohne Werthan⸗ gabe im Gewicht bis 5 kg nach der Schweiz nur frankirjt befördert. Die Tare für ein solches frankirtes Paquet beträgt 80 Pf. x. In Folge einer Einladung des Bürgermeisteramis tagten am Mittwoch im Stadtrathssaale zu Zweibrücken die Spitzen der sämmtlichen dortigen Behörden ꝛc. und Vereine, um sich wegen Begehung der Jubelseier der 700jährigen Verbindung des bayerischen Bolkes mit der Wittelsbacher Dynastie zu besprechen. Behufs Fest— jetzung des Programms wurde aus der Mitte der Versammlung ein aus 14 Herren bestehendes Comite gewählt. F Dr. Zinn, Reichstagsabgeordneter für Kaisers lau— tern soll in Kissingen, wo derselbe sich zur Zeit als Kurgast be— findet, nicht unerheblich erkrankt sen. Auf das dringende Gebot seines Arztes mußte er schon seit längerer Zeit alle Anstrengungen — ADD— um seine erschütterte Gesundheit zu stärken. F In Münchweiler ist am 28. Juni wieder eine Kuh an Milzbrand gefallen. FDie Gemeinden des Bezirksamtes Bergzab ern haben beschlossen, ihrem füheren Bezirksamtmann, Herr Regierungsrath Späth, als Andenken und als Zeichen der Dankbarkeit ein Photo— graphie⸗Album zu verehren. Eine Deputation wird dasselbe am 3. Juli, also heute, überreichen. Aus Frankenthaal berichtet die „Pf. Volksz.“: Das Heschäft in neuen Kartoffeln hat begonnen. Die Handlung H. Kraußer hat schon größere Quantitäten auf dem Acker gekauft und