St. Ingberler AAnzeiger. Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlichj mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltun,“'att. (Sonntags mit illustrirter Wei— lage) erscheint wochentlich viermalz? Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis detragt vierieljahrlich 1A 40 A einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 46 60 —, einschließlich 40 Zustellgebühr. Anzeigen werden mit 10 , von Auswart? mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattschriit oder deren Raum, Neclamen mit 30 4 pro Zeile berechnet. AM 109. 2anmstag, den 9. Juli J 1880. Deutsches Neich. n Dem „Pf. K.“ wird unterm 7. ds. aus München ge— schrieben: Der Steuergesetz-Ausschuß der Abgeordnetenkammer ge— langte auch in seiner heutigen, von halb 10 Uhr bis halb 2 Uhr abgehaltenen Sitzung noch nicht zur Abstimmung über die Principien⸗ frage. An der fortgesetzten Generaldebatte betheiligen sich dieselben Abgeordneten wie gestern, und außerdem sprachen heute die Abgg. Echart (Linke) füc, v. Langlois und Kopp (Rechte) gegen die Principien der Regierungsvorlage. Dieselbe wurde von, dem Finanz⸗ minister wiederholt eingehend begründet, wobei er den Mehrertrag, welcher bei Durchführung des Reformwerkes nach der Regierungs vorlage gegenüber dem bisherigen Ertrag der directen Steuern sich ergeben würde, auf 6 Millionen veranschlagte. Die nächste Sitz⸗ ung des Ausschusses ist morgen Vormittag. — Wenn eine beschluß⸗ fähige Anzahl von Kammermitgliedern sich bereits am kommenden Montag im Ständehaus anmeldet, was wohl zu erwarten steht, so wird der Präsident auf Dienstag Vormittag eine Plenarsitzung der Kammer der Abgeordneten — es wird die 156. des Landtages sein — anberaumen. In dieser Sitzung soll u. a. eine Vorfrage bezüglich der Berathung des Entwuͤrfes eines Disciplinargesetzes für die richterlichen Beamten erledigt werden. Sobald das neue kirchenpolitische Gesetz in Preu⸗— hen verkündet sein wird, sollen besondere Ausführungsanweisungen an die Oberpräsidenten ergehen und damit so weit wie möglich gleichmäßige Handhabungen des Gesetzes herbeigeführt werden. Von der Erwartung greifbarer Erfolge, welche das neue Gesetz in nächster Zeit haben werde, scheint man zurückgekommen zu sein. Die Berliner „Provinzial-Korrespodenz“ bespricht die Arbeiten der preußischen Landtagssession und sagt bezuüglich des neuen Kirchengesches: Man darf hoffen, daß die Ansichten sich bald klären über Das, was die Staatsregierung mit der Vorlage beabsichtigte. Einstweilen haben die Landtagsverhandlungen und die veröffent⸗ lichten Aktenstücke über die Wiener Besprechungen bereits eine be— deutende Klarheit darüber verbreitet, wo die Versöhnlichkeit und wo die Vereitelung der Friedensbestrebungen ist. Unter Berücksichtigung der Ausgabe-Ersparnisse von 4,293,482 Wark 99 Pf. hat sich für den ordentlichen Haushalt des deutschen Reiches im Etatisjahre 1879480 ein Ueberschuß von 22,898.016 M. 39 Pf. ergeben. Wie das „Berl. Tgbl.“ hört, soll das in der letzten Session des Reichstages unerledigt gebliebene Gesetz, wonaͤch der üm— jauf der Reichssilbermünzen von 10 auf 127M. pro Kopf der Bevölkerung erhöht werden sollte, dem Reichstage wiederum zugehen. Es sei dabei erwähnt, daß der Bundesrath in einer seinet letzten Sitzungen die Petition des Vereins der Steuer⸗ und Wirthschafts ceformer auf Abschaffung der Goldwährung und Einführung der Doppelwährung einstweilig abgelehnt hat. Die „Elsaß-Lothr. Ztg.“ erkläri gegenüber der gegen die Straßburger Tabaksmanufaktur gerichteten Agitation (wegen Er— richtung von Niederlagen außerhalb Elsaß-Lothringens), daß die Verwaltung im Interesse des Landes und in voller Ueberein⸗ stimmung mit der Landesvertretung verpflichtet sei, das Institut so nutzbringend als möglich zu machen. Gegenüber der ausgiebigen Honkurrenz der gesammten deutschen Fabrikation in GElsasze Lothringen selbst bleibe nur übrig, den allgemeinen deuischen Markt aufzusuchen und das deutsche Publikum mit dem elsässischen Tabak zu befreunden. Gleichwie bei dem bisher unangefochten zebliebenen Vorgehen des Muͤnchener Hofbrauhauses, werde den Konsumenten die Reinheit und Preiswürdigkeit der staatlichen Fabrikate von Genußmitteln nur zu Statten kommen. Der ur— sprünglich im Drange der Ereignisse projectirt gewesene Verkauf der Tabakmanufaktur sei längst und definitiv aufgegeben. Die Landesvertretunng habe bereitwillig die Mittel zur Vergrößerungç des Betriebes gewährt, und die auf den Verkauf der Tabaksmanufak- tur gerichtete Agitation werde sich daher als resultatlos erweisen. Nach den getroffenen Anordnungen verläßt der Kaiser be— teits Ems in den nächsten Tagen, um sich von dort zu einem urzen Aufenthalt nach der Insel Mainau zu begeben. In Gastein, wohin die Reise zum Kurgebrauche fortgesetzt wird, ist wiederum ein Besuch unseres Kaisers durch den dann von Ischt herüberkommenden Kaiser von Oesterreich zu erwarten. Ausland. Der franzoösischen Zeitung „Temps“ zufolge beruhen die Ge— rüchte bezüglich der Entsendung einer englisch⸗französischen Flotte in die griechischen Gewässer mehr auf den Wünschen britischer Po⸗ litiker, als auf der genauen Kenniniß der Absichten Frankreichs. Die Haltung Frankreichs auf der Berliner Conferenz, sagt er, verpflichte es keineswegs, die gemeinsamen Beschlüsse auszuführen. Der „Temps“ meint, England könne seine Polilik selbst realisiren, anstatt in Europa Jemand zu suchen, welcher für England die Kastanien aus dem Feuer hole. (Eben so deutlich als unhöflich. Die Türken werden nicht zögern, die Nutzanwendung daraus zu ziehen und die Beschlüsse der Berliner Conferenz zu dem übrigen „schätzbaren Material“ zu legen) Die französische Deputirtenkammer hat am Mittwoch aber— mals in die Berathung der Amnestie⸗Vorlage und nahm schließlich den Kommissionsentwurf mit einem Amendement an, wonach allen von der Regierung begnadigten Commune-Verurtheilten die Amnestie gewährt ist, jedoch mit der Einschränkung, daß alle Diejenigen, welche nach dem gemeinen Recht Verurtheilungen aus der Zeit vor der Commune erlitten haben, der politischen Rechte verlustig bleiben sollen. Der Entwurf geht nun wieder an den Senat. Die französische Abgeordnelenkammer genehmigte den Cre⸗ dit von 500,000 Fr. für das Nationalfest am 14. Juli. Die Zahl der richterlichen Beamten, welche ihre Aemter niedergelegt haben, um die März-Decrete nicht auszuführen, ist bis jetzt etwa 110. Die neuesten Mittheilungen aus dem Orient lassen erkennen, daß die Lage einer Entscheidung entgegenreift. Es ist kein Zweifel nehr, daß die Pforte die Wuͤnsche und Beschlüsse des vereinigten Europa einfach ad acta legen wird, obgleich man es an den ernstesten Mahnungen nicht hat fehlen lassen. Die geheime und offene Unterstützung der Albanesen dauern fort. Die Pforte selbft trifft schleunigst umfassende militärische Maßregeln; in Volo, Salo— nichi und Prevesa werden starke Truppenkörper konzentrirt. Diplo⸗ matisch hat sie eine neue Komplikation geschaffen, indem sie anstatt der Abtretung Dulcigno's an Montenegto vorgeschlagen hat, Mon⸗ lenegro durch nichts Geringeres als ein Stückchen Herzegowina zu entschädigen. Das „Oho!“ des die Herzegowina bekanntlich be⸗ itzenden Oesterreich wird vermuthlich hinreichen, diesen schönen Ge— anken wieder zu beseitigen, aber laum dazu, die Pforte von der Thorheit einer solchen Art des Widerstandes zu überzeugen. Das Vertrauen auf die eigene Kriegstüchtigkeit hat ja besonders gegen⸗ über dem Häuflein griechischer Truppen eine gewisse Berechtigung. Aber das Interesse an dem künftigen Schidcsale Griechenlands ist doch zu rege, als daß man einer völligen Niederlage des aufstreben— den Landes ruhig zusehen würde. Es wird wohl so ähnlich gehen, wie bei dem nunmehr geeinigten Italien. Mit allgemieinet Theil⸗ nahme wird man anfänglich zusehen, wie das kleine Griechenland geschlagen wird, und ihm schließlich doch noch zu seiner neuen Pro— binz verhelfen. Neben den Verwidelungen mit China wird Rußland auch in diesem Jahr nothwendig haben, einen Theil seiner Truppen, und zwar einen größeren als bisher, gegen die Turkmenen zu ichäftigen. Der Feldzug soll erft im Herbst beginnen, kleinere Scharmützel aber scheinen bereits jetzt stattzufinden. —2———æ Vermischtes. 8 St. Ingbert, 8. Juli. Die am Sonntag von den Aktiven des A.«B.«V. gegebene Abendunterhaltung ist in einer wirklich schönen Weise verlaufen. Bei überfülltem Saale — wel⸗ her Ueberfüllung mehrmals durch Offenstellen der Fenster ihre Schattenseite benommen werden muͤßte —, spann sich unter wach⸗ ender Theilnahme das Programm ab. Die Chöre zeugten von den stetigen Fortschritten der jungen Sanger, ebenso wie die theatra⸗ lischen Leistungen, welch' letztere übrigens diesmal durch glückliche