St. Ingberler Anzeiger. 2 Der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich; mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ lage) erscheint wöchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementévpreis beträgt vierteljahrlich M 40 Z einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 460 60 , einschließlich 40 Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 S, von Auswärts mit 135 Afur die viergespaltene Zeile Blattschrist oder deren Raum, Reclamen mit 30 A vro Zeile berechnet. 4 112. Donnerstag, den 15. Juli 1880. Deutsches Reich. Wie bekannt, war die bayerische Abgeordnetenkammer auf Montag, 12. Juli, einberufen. In der Sitzung von Dienstag gab der Präsident ein Schreiben des Kultusministers bekannt, in welchem derselbe nachträglich einen Kredit von 380,000 M. zum Ausbau des hiesigen Akademie-Gebäudes verlangt; der Kriegsminister ver— langt ebenfalls einen Vorschußkredit von 1,787,000 M. zum An— »auf des Herzoggartens für das Kadettenkorps. Nächste Sitzung am 20. ds. Mis. Tagesordnung: Disziplinargesetz für Richter. Der den Kammern vorgelegte Militär⸗Etat für 1880/81 jat, einschließlich der einmaligen Ausgaben mit 1,099,870 M. ind der Pensionen mit 3,561,170 M. einen Gesammtbetrag von 12,690,027 (gegen 41,961,724 M. im Vorjahre. Gegenwärtig ist in Berlin eine aus Generalen und Regi— mentskommandeuren zusammengesetzte Kommission zusammengetreten, im über die Umwandlung des Infanteriegewehres M/71 in ein Repetirgewehr bezw. über die Anbringung einer Repetirvorrichtung zum Einzellader, der jedenfalls erhalten bleibt, zu berathen. Wie mehrere Blätter melden, ist das Gardeschützenbataillon dazu aus— ersehen, Trag- und Schießversuche mit dem zu konstruirenden Re— petirgewehr anzustellen. Fürst Bis marck soll am 17. d. M. in Kissingen ein⸗ treffen. Ob er von dort abermals nach Gastein sich begeben wird, teht noch dahin. Ausland. Paris. Der „Republique frangaise“ zufolge ist die Zahl der von der Amnestie Ausgeschlossenen im Ganzen nur 17, welche ämmtlich bereits vor dem 4. September 1870 aller politischen Rechte beraubt waren. Während in Paris Alles, was Republikaner heißt, sich cüstet, das Fest vom 14. Juli (gestern) mit möglichstem Pomp und namentlich mit Verschwendung von recht viel Roth, zu begehen, Jjaben die Führer der Klerikalen und Legitimisten ihre Anhänger angewiesen, an diesem Tag schwarze Fahnen auszuhängen und im Traueranzug zu erscheinen, die Damen schwarz, die Herren mit Flor am Hut. Da kann's gehörigen Spectakel absetzen. Nach Pariser Berichter uͤber die Vorbereitungen zur „National- feier, mit welcher die Ueberreichung der neuen Fahnen an die Armee berbunden wird, soll das Fest großartig werden und in Bezug auf Ausschmückung der Stadt, Illumination und dgl. mehr bieten, als e ein Fest vorher. 1800 Bälle werden von Privaten und 112 größere Bälle von den Gemeindebebörden vperanstaltet. — —— Vermischtes. In Zweibrücken wird die Wittelsbacher Jubelfeier nach dem Beschlusse der betreffenden Kommission folgendermaßen be— zangen: Am Vorabend: Glockengeläute, Böllerschüsse, Zapfenstreich. Am Festtage: Beflaggen der oͤffentlichen und Privatgebäude; in der Frühe: Tagreveille, Glockengeläute und Böllerschießen; um 9 Uhr: Festgottesdienst in den Gotteshäusern der christlichen und sraelitischen Gemeinden; zwischen 11 und 12 Uhr Festparade; —XXDD zug durch die Straßen in den Park zum allgemeinen Volks- und Jugendfeste (Vertheilen von Bretzeln an die Volksschüler); Festrede durch Herrn Studienrektor Dr. Authenrieth; Schluß: Feuerwerk im Park. (Und hier?) Am Sonntag fand in Quirnbach bei dem herrlichsten Wetter das Glan-Gausängerfest statt. Der Besuch war ein so starker wie noch nie; über 3000 Billete wurden ausgegeben. Die Anzahl der Vereine betrug 13 und die Anzahl der Sänger 500. Durch Entschließung des k. Ministeriums des Inneren vom 3. Juli ds. Is. wurde für die Prämienlotterie, welche durch Entschließung der kgl. Kreisregierung der Pfalz vom 7. Februar l. J. dem Verwaltungsrath des pfälzischen Gewerbe-Museums-Vereins zehufs Beschaffung der Mittel zum Ausbau des Gewerbe-Museums- Febäudes in Kaiserslautern bewilligt worden ist, auch er Loosabsatz in den rechtsrheinischen Regierungsbezirken gestattet. Der in Neustadt am Sonntag und Montag tagende ofälzische Genossenschaftstag beschloß auf Anregung der Speyerer Volksbank folgende von Dr. Herz (Mannheim), Meißner (Frauk⸗ urt), Eßwein (Ludwigshafen) beantragte Resolution bezüglich der Herichtskosten: die durch die Reichsgesetzgebung eingeführten hohen Herichtskosten erschweren, indem sie die Prozeßführung über Gebühr yertheuern, auch die nothwendige Rechtsverfolgung, und stehen da— jer in vielen Fällen, wie die Erfahrung zahlreicher Vereine dar⸗ gjelegt hat, in ihren Wirkungen der Versagung der Rechtshilfe jleich. Der Verbandstag der Pfälzischen Genossenschaften hält da—⸗ her eine Abhilfe für dringend geboten und empfiehlt den Vereinen, äich mit Petitionen in diesem Sinne an den Reichstag zu wenden. Hleichzeitig nahm der Genossenschaftstag einen Antrag gegen die »om Reichstage geplante Beschränkung der allgemeinen Wechsel⸗ higkeit einstimmig an und beschloß eine entsprechende Denkschrift mn die Staatsregierung. F Die Einweihung des Denkmals für die bei Rinnthal Gefallenen soll am 2. September nächsthin stattfinden. Ein junger Mann von Edesheim, welcher eine be— »eutende Geldsumme auswärts eincassirt hatte, wanderte vor acht Tagen ohne Einwilligung seines Vaters nach Amerika aus. Erst ein von London einlaufender Brief belehrte Letzteren darüber, daß der Sohn die anfangs beabsichtigte kleine Geschäftsreise etwas weiter wusgedehnt hatte. (Ggwrt.) F In Winnweiler gerieth durch das Scheuwerden des Pferdes ein 19jähriger Jüngling unter seinen Wagen und trug zerartige Verletzungen davon, daß er als Leiche vom Platze ge— ragen wurde. Das Erträgniß der Kirschenernte in der Gemarkung von Freinsheim beläuft sich auf ca. 98,000 M. F In Ludwigshafen wurde einem Bäcker von Dann—⸗ tadt ein Wagen voll Brod, welcher beil. 100 Laibe enthielt, we⸗ zen zu leichten Gewichtes des Brodes confiscirt und das Brod an die Armen vertheilt. F Ingenheim bei Landau. Im Juni Ifd. Irs. starb n Frankfurt a. M. ein Herr John Marx, geboren zu Ingenheim. Derselbe setzte nach den soeben eingetroffenen Testamentsab schriften her hiesigen Gemeinde folgende Legate aus: 1) die politische Ge— meinde erhält sofort ein Capital von 25,000 M., deren Zinsen zu Gunsten der Ortsarmen, ohne Unterschied der Confession, ver⸗ vendet werden sollen; 2) der alten Stiefmutter des Testirers wur⸗ den 30,000 M. verzinslich angelegt, die hiervon jährlich 3000 M. rhält. Nach Ableben derselben soll der Rest abermals der Ge— neinde zur Verwendung für Arme zufließen; 3) die israel. Cul⸗ usgemeinde erhält 5000 M., deren Zinsen zur Unterhaltung der Hraͤber der Eltern des Marx verwendet werden sollen. Speyer. Bei dem heutigen Gewitter schlug der Blitz n dem Anwesen des Oekonomen Schuhmacher in Rheinhausen in zie Stallung und tödtete ein Pferd, einen Ochsen und eine Kuh, vährend das andere in demselben Stalle befindliche Vieh unver⸗ etzt blieb. Der pfälz. Gustav⸗Adolph-Verein begeht sein 28. Jahresfest Mitiwoch den 4. August nächsthin in Speyer. F In dem Orte Guidesweiler, Kreis St. Wendel, jat am Sonntag, den 11. d. Mis., ein Mann seine Ehefrau mit inem Beil erschlagen und nach vollbrachter That sich selbst erhängt. leber die Ursachen verlautet noch nichts Bestimmtes. Zwistigkeiten vegen Theilung des Wochenlohnes zwischen Mann und Frau und zie Aufführung der Frau sollen die Veranlassung zu der That ge— vesen sein. München, 13. Juli. In der kgl. Erzgießerei dahier zing heute unier Leitung Ferd. v. Miller's der Guß des ersten zroßen Stückes der „Germania“ glücklich vor sich. Im Ofen waren iber 300 Centner Metall, welche Masse in Zeit von 9 Stunden lüssig wurde. Durch 11 Flußcanäle strömte das Erz in die Form. Der von dem Mantel nahezu befreite Guß erscheint vollständig gelungen. In München vollzog am Sonntag der zeitweilige Ver— kreter des Ministers des Innern, Staatsrath v. Dillis, im Beisein