Sl. Ingberler Aczeiger. Der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei— lage) erscheint wöchentlic viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementsvreis deträgi vierteljahrlich A 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 A 60 B., einschließlich 420 Zustellgeblhr. Anzeigen werden mit 10 —, von Auswaris mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattschriit oder deren Raum, Neclamen mit 30 4 pro Zeile berechnet. M I27. Dienstag, den 10. August 18s5. Deutsches Neich. München. Der König hat den Ministerpräsidenten v. Lutz ermächtigt, die Huldigungsadressen der beiden Kammern des Landtags in seinem Namen in Empfang zu nehmen. Se. Maj. der König von Bayern hat 27 preußischen Officieren den Militärverdienstorden verliehen, u. a. das Großcom⸗ churkreuz desselben dem Generalmajor Mischke, persönlichen Adju⸗ janten des deutschen Kronprinzen. Die bayerische Staatsregierung hatte bezüglich des dem Bundesrath vorliegenden Antrages auf Beschränkung der Wechsel⸗ fähigkeit, die Handelskammer des Landgerichts München J zu einem Zutachten aufgefordert. Dieselbe sprach sich einstimmig gegen jede Beschränkung der Wechselfähigkeit aus. Aus Berlin meldet man der „Allg. Ztg.“, es sei zu er— warten, daß dem Reichstag in seiner nächsten Session ein Vorschlag zur Ermäßigung der gerichtlichen Gebühren von der Reichsregierung unterbreitet werde. Der Schleier, welcher über der Coburger Conferenz ruhte, ist jetzt gelüftet; wenigstens ist uns durch die „Nordd. Allgem. Ztg.“ etliches zu wissen gethan von dem, was dort erörtert und beschlossen wurde. Und das läuft, wenngleich es die Officiösen etwas ver⸗ hüllen, eben doch auf das alte Thema „neue Steuern“ hinaus. Die neuen Steuern sind nämlich die, welche dem Reichstag schon früher angesonnen, aber von ihm noch nicht bewilligt worden waren, so die Borsensteuer, die Wehrsteuer, ferner die Erhoͤhung der Brau— steuer in den norddeutschen Gebieten. Diese neuen Steuern sollen dem Reichstag und den Wählern dadurch schmackhafter gemacht werden, daß die Mehreinnahmen, welche sich aus ihnen ergeben, zur Verminderung der Steuerlast der einzelnen Staaten verwendet werden sollen; so hat wenigstens die Coburger Conferenz in Aussicht ge— stellt. Sehr viel wird übrigens bei dieser in Aussicht gestellten Steuerverminderung nicht herausspringen; man sehe sich nur den möglichen Ertrag der neuen Steuern an, und rechne sich dann ge— fälligst aus, wie viel davon z. B. auf Bayern treffen inag. Ausland. Gleich einer Reihe anderer Staaten, welche in der letzten Zeit der Hebung des Elementarunterrichts ihre besondere Aufmerksamkeit zuwendeten, ist auch Holland mit einer Reform seines Volks— schulwesens vorgegangen. Am 1. November l. J. wird das schon vor längerer Zeit beschlossene Gesetz bezüglich des Primärunterrichts in Kraft treten, und wie zu hoffen, sich als wirksamer Hebel der Volksaufklärung in den Niederlanden erweisen. Die Steuereingange in Frankreich im Juli Jl. Is. haben den Voranschlag um fast 17 Millionen Francs überstiegen. F Von den 12 bei der kgl. Realschule Zweibrücken zur Absolutorialprüfung zugelassenen Schuülecn haben 11 dieselbe be—⸗ tanden. FKaiserslautern. Die städtischen Umlagen für 1880 sind auf 121 pCt. der directen Staatssteuern festgefetzt. An dem 6. pfälz. Sängerfeste, welches am 14. bis 16. ds. Mis. in Ludwigshafen abgehalten wird, nehmen nach definitiver Feststellung 83 Vereine — darunter auch, wie bekannt, der hiesige „Musikverein“ — theil. x Der Gustav-Adolf-Verein der Pfalz hat auf seinem Dauptfeste zu Speyh er bei Vertheilung der verfügbaren Summe unter die bedurftigen pfälz. Gemeinden u. a. bedacht Blieskastel mit 1000 M., Ensheim mit 200 M., Mittel bexbach mit 900 M. und Neuhäusel mit 800 M. F In Frankfurt a. M. bietet das „schwarze Brett“ in dem Landgerichtsgebäude eben einen ganz eigenthümlichen Anblick dar. Nicht Edictalladungen, nicht Concursausschreibungen sind es, die man sonst an gewohnter Stelle zu suchen hat, nein, Ehescheid⸗ ingsklagen sind hier angeheftet. Man ersieht hieraus, daß in den lüngsten Wochen sieben Frauen ihren Männern und zwei Männer hren Frauen durchgegangen sind Frankfurt. Die „Frankf. Zig.“ veröffentlicht zwei Zuschriften von Fachmännern. Darin wirs übereinstimmend be⸗ auptet, daß die Mörser-Explosion auf dem Turnerfestplatz nicht von ꝛiner Pulverladung, sondern von einer Ladung mit andern Spreng⸗ toffen (Dynamit oder einer Mischung von Schwefelantimon mit hlorsaurem Kali od. dgl.) herrühre, also auf eine verbrecherische Absicht deute. Das würde ja förmlich an das bekannte Thomas'sche Verbrechen streifen! F. Prinz Ludwig von Bahern hat laut Zuschrift an den Bür⸗ jermeister in Mümnschen das Ehreupräsidium bei dem 1881 in Muünchen abzuhaltenden deutschen Bundesschießen angenommen. F Für Papst Leo XIII. wurden in ver Erzdiocese München⸗ Freising im 1. Semester 1880 an Liebesgaben (Peterspfennig) ge— ammelt 23,475 M. 64 Pf. (im 2. Semester des. vorigen Jahres 21,726 M. 35 pf.) x Für die bayerische Landes-Industrie⸗, Gewerbe⸗ und Kunst⸗ russtellung, welche im Jahr 1882 in Rürnber g Statt finden roll, haben sich in drei Städten der Pfalz Lokalkomites gebildet, zämlich in Neustadt, Kaiserslautern und Zweibrücken.“ Im Lan— deskomite dieser Ausstellung sind aus der Pfalz Direktor J. Schön von Kaiserslautern, Dr. W. b. Medicus von Kaiserslautern, J. B. Wolff, von Zweibrücken und Dr. Knecht von Neustadt. Die zehnte Jahresfeier der Spicherer Schlacht war von den Saarstädten St. Johaunn-Saarbrücken am verflossenen Sonntag zu einer besonders feierlichen Begehung ausersehen. Den zauptsächsten Anlaß hierzu gab die Einweihung des durch die Muni⸗ icenz des Kaisers so herrlich ausgestatteten Saarbrücker Rathhaus⸗ aales und dann die gleichzeitige Abhaltung des Bezirksfestes der driegervereine des XXII. Bezirks des deutschen Kriegerbundes. deider war das Wetter das für ein derartiges Fest denkbar un⸗ Jünstigste. Trotz der Ungunst des Wetters haite sich jedoch aus der Rähe und aus der Ferne eine große Menschenmenge eingefunden. — Die Jubelfeier zur 200jährigen Gründung der Stadt A (Samstag) einen be—⸗ rübenden Anfang nehmen, welcher das ganze Fest zu nichte gemacht. Insolge einer Illumination der Kirche gerieth dieselbe in Brand und iegt nun mit zwei anliegenden Häusern in Schutt und Trummern. F Die im Landgerichtsbezirke Saargemünd wohnenden Bayern haben zur Wittelsbach-Stiftung 818 M. 30 Pf. beige- teuert; dieser ansehnliche Betrag wurde bei nur 138 Personen ge⸗ ammelt. Vei einem in Schalkenmehren (eg.Bez.⸗Trier) üngst niedergegangenen Gewitter traf, laut der „Tr. Ztg.“ der Blitz die Schafheerde des Dorfes, tödtete 102 Schafe und betäubte den Schafer derart, daß er sein Gehör verlor. F Die Firma Krapp in Essen arbeitet mit 446 Dampf⸗ ktesseln, 398 Dampfmaschinen, und 11,000 Pferdekräften bei 14.,200 Vermischtes. *St. Ingbert, 10. August. Wie uns mitgetheilt wird, wurde gestern der städtische Einnehmer, Hr. Alt, in sein Ami eingeführt und gleichzeitig von ihm die Gemeindekasse übernommen. *St. Ingbert. (Musikverein.) Die Aufführung des Wolff'schen Schauspiels „Preciosa“ am Sonntag Abend war von dem durchschlagendsten Erfolge begleitet. Noch selten hatten wir Gelegenheit, theatralische Leistungen von Diletianien zu sehen, die in allen ihren Theilen so wohl gelungen waren, wie diese Auf⸗ jührung des genannten Schauspiels. Allen Mitwirkenden gebührt darum ungeheuchelter und bester Dank. Besondere Anerkennung derdient auch der sichere und gefällige Vortrag der in dem Stück oorkommenden Lieder. Wie sehr das zahlreich anwesende Publikum von den Leistungen der Mitwirkenden befriedigt war, zeigte der iebhafte Beifall, der jedem Actschlusse folgte, besonders aber der oft und laut wiederholte Wunsch nach baldiger Wiederholung des Stückes. Möge diese nicht allzulange auf sich warten lassen! — Laut Ministerialentschließung darf die 2. prot. Pfarrstelle nHomburg 6 Jahre lang verwest und die hieraus sich er⸗ jebende Ersparniß für den Pfarrhausbau verwendet werden. Der Stadtrath von Zweibrüden bewilligte zur Feier des Wittelsbacher Jubiläums aus städtischen Mitteln die Summe un 1000 Mark.