Sf. Ingberler AAnzeiger. der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich; mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Vei⸗ lage) erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementspreis beiragt vierteljahrlich A 40 Z einichließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 A 60 H, einschließlich 40 Z Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 —, von Auswärts mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattschriit oder deren Raum, Reclamen mit 30 4 pro Zeile berechnet. A B0. Dienstag, den 5. Oktober 18855. Deutsches Reich. Es hat sich nunmehr auch die Vorstandschaft der Aunwalts- kammer für den Oberlandesgerichtssprengel Muͤrnchen in einem Hutachten gegen jede Beschränkung der Wechselfähigkeit ausgesprochen. Aus Berlin kommt die erfreuliche Mittheilung, daß der dortige französische Gesandte, Graf Saint Vallier, seine Stel—⸗ ung auch unter dem neuen französischen Kabinet behalten wird. der Botschafter steht bei dem Kaiser und dem Reichskanzler in johem Ansehen. Graf Wilhelen Bismarck, der Sohn des Reichskanzlers, jat dieser Tage vor seinen Reichstagswählern gesprochen. Ohne zweifel wird derselbe den Intentionen des Reichskanzlers gemäß zehandelt haben, indem er ausdrücklich betonte, daß man bei der Reform der Gewerbegesetzgebung von der Etablirung yon Zwangsinnungen absehen müsse. Keineswegs solle die Frei— ‚ügigkeit beschränkt, sondern nur durch Reorganisation der Innun— jen darauf hingewirkt werden, daß wieder mehr Ordnung in die Verhältnisse der Gesellen und Lehrlinge zu den betreffenden Mei— itern gebracht werde. — Daß unsere gewerblichen Verhältnisse nach dieser Seite hin einer gründlichen Verbesserung bedürfen, ist wohl über jeden Zweifel erhaben und wird man es dem Reichskanzler icherlich Dank wissen, wenn es ihm gelingen sollte, eine wirkliche steform auf dem in Rede stehenden Gebiete zur Durchführung zu zringen. Eine kaiserliche Verordnung aus Baden⸗-⸗Baden vom 29. September beruft den Bundesrath zum 20. Oktober ein. Ein Berliner Telegramm der „Köln. Ztg.“ vom Sonntag neldet: Die deutsche Regierung wünscht möglichst lange an dem uropäischen Einvernehmen in der orientalischen Frage festzuhalten, veil auf diese Weise am besten der gewaltsamen Politik einzelner Mächte vorgebeugt werden kann. Ausland. An das Zustandekommen eines erneuten Drei—⸗ kaiserbündnisses wird in Vetersburger informirten Krei— en nicht recht geglaubt, weil Oesterreich dem Beitritte Rußlands ibgeneigt sei. Oesterreich soll speziell über angebliche russische In— riguen in Mazedonien aufgebracht sein, während man in Peters⸗ yurg glaubt, daß ein Aufstand daselbst Oesterreich zu aktivem Ein— chreiten zwingen würde. Der „Petersburger Herold“ meldet aus deheran, daß zwischen den dort weilenden österreichischen und ussischen Instruktions-Ofsizieren Zerwürfnisse ausgebrochen sind, in Folge deren die Oesterreicher wahrscheinlich Persien verlassen würden. Die Duleignuo-Angelegenheit beschäftigte den fran— zoͤsischen und englischen Ministerrath. Ueber Beschlüsse verlautet aur Unbestimmtes. Die Taktik der Türkei besteht darin, Frist zu rxlangen, mit dem Hintergedanken: Zeit gewonnen, Alles gewonnen. HDan glaubt jedoch bei der Haltung Englands nicht, daß dieses Manöver Aussicht auf Erfolg hat. Die britische Regierung faßt iach der „Polit. Korresp.“ ein eventuelles Aufgeben der Flotten— demonstration nur für den einzigen Fall ins Auge, daß die Pforte die Uebergabe Dulcignos unter von den Mächten gebilligten Mo— oalitäten direkt bewerkstellige. Eventuelle dilatorische Vorschläge zer Pforte werde die britische Regierung zurückweisen. Die „Agence havas“ meldet aus Konstantinopel: Demnächst wird eine türkische Kote abgesendet, welche die Uebergabe von Dulcigno anbietet gegen pas Aufgeben der Flottendemonstration, spätere Regelung der Frage ind Erhaltung des Statuts quo im Osten des Sees von Skutari; die Note verlange ferner eine Frist von 2 Monaten für Regelung der griechischen und von 3 Monaten für Regelung der arme— nischen Frage. Die russische Corvette „Zemuck“ ist von Cattaro nach den ilbanesischen Gewässern abgesegelt behufs Rekognoszirungen. — Der Zzuzug von Albanesen nach Dulcigno dauert fort. Riza Pascha jat die Einwohner von Dulcigno erfolglos aufgefordert, ihre Fa⸗ nilien zu entfernen, um sie vor einem Bombardement zu schützen. Die Stimmung ist dort sehr erregt und kampfbereit. — Montene⸗ gro forderte die albanesischen Kaufleute in Cettinje und Rieka auf, hhre Geschäfte zu schließen und sich zurückzuziehen. Die Albanesen erheben durch den türkischen Konsul Entschädigungsausprüche. — Die Zahl der Alhanesen in und um Dulcigno wird auf 4000, die der türkischen Truppen auf 6000 Mann geschätzt. Der Vizekönig von Irland hat eine Belohnuͤng von 1000 bfund Sterling für die Ergreifung der Mörder des Lord Mount-⸗Morres (derselbe wurde bekanntlich von seinen Pächtern erschossen) ausgesetzt, und zugleich allen Mitschuldigen, welche Mittheilungen machen würden, die zur Verurtheilung der Mörder führen können, volle Amnestie zugesagt. Vermischtes. *St. Ingbert. Am Samstag Mittag spielte das Zjährige Söhnchen des auf der hiesigen Attienglashütte beschäftigten Ma— chinenführers Triem in der Nähe des Rohrbaches mit einem Drachen. Vermuthlich wollte es den niedergehenden Drachen haschen, kam darüber zu nahe an den Rand des Baches und stürzte in das Wasser, von dem es rasch eine weite Strecke mit fortgeführt vurde. Eine Frau, welche das Geschrei des armen Kindes ver— nahm und dieses im Wasser bemerkte, machte durch ihre Hilferufe den auf dem Schmelzerwege fahrenden Knecht Greggorius von Sengscheidt aufmerksam, der nun schnell durch die Gärten her— zeilief und das bereits leblose Kind in der Nähe der Kempf'schen Wirthschaft aus dem Wasser zog. In die Wohnung Kempf ge⸗ »racht, wurden von dem zufällig in der Nachbarschaft weilenden Bader Buser sofort Wiederbelebungsversuche angestelit. Demselben und dem herbeigerufenen Arzte Hrn. Dr. Ehrhardt gelang es rst nach längerer Zeit, das Kind wieder zum Leben zu bringen. doffentlich wird es sich nun auch bald von den ausgestandenen Strapatzen ohne Nachtheil für seine Gesundheit erholen. Allen Eltern aber sei dieser Fall wieder eine dringende Warnung, kleine Kinder nie ohne die gehörige Aufsicht zu lassen. *St. Ingbert, 5. Okt. Zu der gestern Abend statt⸗ zgehabten Generalversammlung des Vorschußvereins hatten sich außer dem Vorstande und dem Ausschusse von den 464 Mitglie— dern, welche der Verein zählt, 7 eingefunden. Auf der Tages— ordnung standen 1. Vorlage des Geschäftsberichts für's erste Halb— ahr 1880 und 2. Vericht über den pfälzischen Genossenschaftstag zu Neustadt a. d. H. Aus dem Geschäftsberichte, erstattet von dem Kassirer Hr. J. Beer, entnehmen wir, daß der Verein bei einem Gesammtumschlage von 4,007,172 M. 96 Pf. im J. Se— mester des l. J. einen Reingewinn von 8,896 M. 99 Pf. erzielte. leber den pfälzischen Genossenschaftstag zu Neustadt berichtete Hr. Ztadtschreiber Ba yer, welcher demselbhen ols Delegirter ange— vohnt hatte. O Aus dem Blies gau, 4. Oltober. Gestern hielt der Bezirkscäcilienverein an der Blies seine II. Jahresversammlung bei ehr zahlreicher Betheiligung in En sheim ab. Die Gesänge, heils vierstimmig, theils Choral, vorgetragen von den Cäcilienver⸗ inen Ommersheim und Ensheim, wurden gut, theilweise vortrefflich orgetragen und zeigten von guter Schulung seitens der betr. Vorstände. Nach Schluß der Gesangsproben fand im Fries'schen Saale eine Versammlung Statt, wobei H. Pfarrer Rütter von Erfweiler an Stelle des nach Speyer beförderten H. Domvikars Lemaire zum Sekretär gewählt wurde. Als nächster Versammlungsort wurde Bliesmengen bestimmt. Die oben genannten Gesangvpereine erfreuten die Versammlung durch einige humoristische Gesange, welche all⸗ eitig Beifall fanden. Mögen die Bestrebungen des Vereines, den Kirchengesang zu heben und zu fördern, immer mehr Anklang und Verbreitung finden. F Aus dem Bezirksamt Homburg schreibt man der „Ksrsl. Z.“: „Der Reichstagsabgeordnete unseres Bezirks, Hert Dr. Buhl von Deidesheim, wird in einer am Sonntag den 10. Oktober, Nachmittags halb 2 Uhr zu Landstuhl im Hotel Burgard dattfindenden Versammlung seiner Wähler sich über die jüngsten Lorgänge in der nationalliberalen Vartei und !über die zukünftige daltung derselben aussprechen. Der Stadtrath von Otter berg hat einstimmig beschlossen, gzegen das Urtheil des k. Landgerichts Kaiserslautern, durch welches die Stadtgemeinde Otterberg verurtheilt wurde, an den dasigen