St. Inaberker Anzeiger. Der Et. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlichj mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ lage ericheint wöchentlich viermalz? Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonutag. Der Abounementspreis beträgt vierteljahrlich 1A 40 Z einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.4 60 H, einschließlich 10 H Zustellaebühr. Anzeigen werden mit 10 8, von Auswärtt mit 15 3 fur die viergespaltene Zeile Blattichrit oder deren Raum, Neclamen mit 30 pro Zeile berechnet. 2 M 161. —— — — — Deutsches Neich. Aus Muͤnchen wird dem „Fr. K.“ geschrieben: „Angesichts der trotz der ergangenen strengen Befehle immer sich noch wieder⸗ holenden Verursheilungen von Offizieren wegen Mißbrauchs der Dienstgewalt (Mißhandlungen von Untergebenen) soll, wie ich höre, der Kriegsminister erklärt haben, daß alle von solchen Urtheilen be— —0 Beförderung ausgeschlossen wären, d. h., daß dieselben um genannte Zeit in ihrer betreffenden Charge länger zu verbleiben hätten, als dieses nach ihrem Dienstalier der Fall wäre, daß fie einfach 2 Jahre lang präterirt würden.“ Eine in Darmstadt abgehaltene Versammlung der national- liberalen Partei sprach sich einstimmig gegen eine Trennung aus. Der „Nordd. Allgem. Ztg.“ wird von bestens unterrichteter Seite mitgetheilt, daß die Zeitungsnachricht von der angeblich be⸗ borstehenden Verlobung des Großherzogs von Hessen mit der ver⸗ witiweten Prinzessin Heinrich der Niederlande (Tochter des Prinzen Friedrich Karl von Preußen) jeder Begründung entbehre. Der nach Straßburg zurückgekehrte Statthalter von Elsaß⸗ Lothringen, Freiherr von Manteuffel, begibt sich nächstens nach Vaden⸗Vaden zum Kaiser, und es verlautet, daß er auch den Foölner Dombaufestlichkeiten beiwohnen wird. Freiherr v. Man⸗ teuffel hat unmittelbar nach seiner Ankunft eine Konferenz mit den essassischen Unterstaatsselretären gehabt, und es heißt, daß der Statthalter dem Kaiser einen eingehenden Bericht üher seine von mehreren Seiten so heftig angegriffene Verwaltung erstatten werde. Die elsässischen Blätter degcüßen den in Straßburg eingetroffenen neuen Siaaissekreiätr Hofmann überaus sympathisch und sprechen die Hoffnung aus, daß sich zwischen dem Staatssekretär und dem dandesausschusse ein gutes und freundliches Verhaltniß entwickeln werde. Zu bemerken ist noch, daß die hervorragendsten Vertreter der Autonomisten, die Staatsräthe Klein und Schlumberger, sowie der klerikale Vizepräsident des elsässischen Landesausschusses, Zorn d. Bulach, und der Vizepräsident des lothringischen Bezirkstages, Adam, preußische Orden erhalten haben. Nach Berichten aus den verschiedenen deutschen Bun desstaaten sind die Vorbereilungen für die Volkszählung am 1. Dezember d. J. überall im vollsten Gange. Man verfährt in allen Bundes- staalen nach einem einheitlichen System. Das Zählmaterial geht nach seinem Abschluß an die Bezirksbehörde, welche dasselbe prüft und an die statistischen Bureaux in den Haupistädten überweist; bon hier aus gelangen die Resultate an das statistische Amt des Reichs des Materials, wohl aber an innerem Zusammenhang und an Beweglichkeit nachstehe. Die Ursachen liegen auf der Hand; die vun Gambetta in die Armee hineingetragene politische Unruhe, der fortwährende Wechsel in den höheren Kommandostellen haben un⸗ möglich viel militärischen Nutzen stiften können. Die „Republique francaise“ und das „Journal des Debats““ meinen, die türkische Note überschreite jedes Maß. Die „Debats“ sprechen sich für energisches Handeln gegenüber der Pforie aus, zunächst bezüglich Dulcignos. Die „Republique francaise“ meint, unterrichtete Leute in Konstantinopel schreiben die Hartnäckig⸗ keit des Sultans einer Geistesstörung zu. Die Lage sei sehr ernst. Die Mächte müßten derselben ihre ganze Aufmerksamkeit zuwenden. Ueber die den fremden Botschaftern überreichte neue Note der Pforte ist in Konstantinopel folgende Version, welche im Uebrigen mit der gestern mitgetheilten Note übereinstimmt, ver— breitet: Die Pforte verpflichtet sich, die griechische Frage in 100 Tagen, die armenische in 4 Monaten zu lösen. (Verschleppungs- dersuchl) Das Arrangement behufs der Wiederaufnahme der Zins- zahlung soll sich auf die Kriegskosten⸗Entschädigung für Rußland und die schwebende Schuld beziehen. „Times“ und „Daily“ bezeichnen die neue Note der Pforte als eine Beleidigung Europa's. „Daily News“ glaubt, Gladstone wverde durch die „Großsprechereien“ der Pforte sich nicht beirren sassen; wenn sich England auch zurückziehe, würde doch Rußland veiter vorgehen; das Resultat hiervon könnte nur die Demüthigung Englands und die Verwirrung Europas sein. die dechen Genossenschasten nach Schulze⸗ Delitzch. Der von dem derzeitigen Genossenschaftsanwalte Dr. Schulze⸗ Delitzsch herausgegebene Jahresbericht über die auf Selbsthilfe ge⸗ gründeten Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften für das Jahr 1879 weist eine Mehrung dieser Vereine gegenüber dem vorher⸗ gehenden Jahre von 3146 auf 3203, nach und berüchsichtigt man, daß die statistischen Ermittelungen stets hinter dem Bestande der wirklich existitrenden Vereine zuruͤcbbleiben, so geht man gewiß nicht zu weit, wenn man mit Schulze-Delitzsch die Zahl der Genossen⸗ schaften auf über 3300 schätzt. Aus den dem Genossenschaftsan⸗ valte zur Verfügung gestandenen Rechnungsabschlüfsen von etwa u4 aller bestehenden Vereine hat derselbe eine mäßige Durchschnitts- berechnung über die Mitgliederzahl aller Vereine und die in denselben auftretenden Geldsummen angestellt, deren Resullate wahrhaft Staunen erregen und die Behauptung Derjenigen zu Schanden machen, welche alles Heil von der Staatshilfe und Bevormundung, von geseztzlichen Zwangsmaßregeln erwarten und für die Freiwilligkeit und Selbft⸗ hilfe auf dem Gebiete der Assoziation höchstens ein vornehmes und miileidiges Lächeln hervorbringen. Nach den Aufstellungen Schulze⸗ Delitzsch's beträgt nämlich die Mitgliederzahl der deutschen auf Selbsihilfe gegruͤndeten Genossenschaflen über eine Million! Wie diele sogen. FJwangsinnungen müßten wohl in's Leben gerufen werden, bis sie einen so staltlichen Theil unserer gesammten Arbeiter⸗ Population umfassen würden? Die von den Genossenschaften gemachten Gesammigeschäfte re— präsentiren einen Geldwerth von über 2000 Millionen Mark, die Ansammlung der eigenen Kapitalien der Genossenschaftsmitglieder dagegen beträgt an Geschäftsantheilen und Reserven über 170-180 Mill. Mark, wobei noch zu erwägen ist, daß die weitaus meisten Vereine mit großem Glücke und Erfolge arbeiten und jährlich an die Mitglieder sehr respeltable Dividenden vertheilen. Muß man Ungesichts dieset Zahlen nicht sagen, daß die auf Selbsthilfe ge⸗ zründeten Genossenschaften, abgesehen von dem hochanzuschlagenden cthischen Momente, das in der ganzen Einrichtung liegt, durch die Veranlassung und den Sporn zum Sparen und Ersparen ein großer Segen für einen nicht zu unterschätzenden Bruchtheil der Be⸗ vdlierung, namentlich der arbeitenden Klassen sind? Denn wenn auch nach diesen Aufstellungen die Ersparniß des Ein⸗ jelnen im Durchschnitte nur einige Hundert Mark beträgt, so Feziffert sich dieselbe doch bei den Mitgliedern der ältesten Genossen⸗ schaften bereits auf Tausende von Mark, ganz abgesehen von den Ausland. Wien, 6. Okt. Die europaische Flotte ankert theils in der Bucht von Teodo, theils längs der Küste von Bianca bis Gionovich. Der Erbprinz von Montenegro, Danilo, ist heute in Cattaro eingetroffen. — Zwischen den Mächten finden zur Zeit lebhafte Vethandlungen Siatt über die der Pforte in Wort und That zu ertheilende Äntwort auf deren letzte Note. Die dadurch entstrhende Pause dürfte mehrere Tage dauern. Einige Mächte sind bemüht, zie uͤbelen Wirkungen der Haltung der Psorte zu mildern; allein die Position der Pforte hat sich in Folge der letzten Note auch hei diesen Mächten wesentlich verschlimmert. Die nächsten Tage werden mit Verhandlungen zwischen den Mächten über die der Pforte zu ertheilende Antwort ausgefüllt perden. Die Stimmung gegen die Pforte ist in Wien wie die Noln. Zig.“ berichtet, steigend ungünftig. Im Vordergrunde der Verhandlumgen stehi die Sendung der Flotte ins Aegäische Meer. Es soll übrigens strengstes Stillschweigen über Gang und Art der Verhandlungen bewahrt werden. Ueber die Eniwicklung der französischen Armee werden jetzt Stimmen laut,, welche sich Nichts weniger als lobend aussprechen. Danach haben die jüngften Manöver keineswegs Forischrute an den Tag gelegt, wie sie nach den Vorjahren hatten Aoarlet werden konnen. Selbst in dortigen Offizierskreisen soll sich die Ansicht Bahn gebrochen haben, daß die Armee der dver— hangenen kaiferlichen natürlich nicht an Oualität und Reichhaltigkeit