Der St. Ingberrer Anzeiger und das (2mal wöchentlich; mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ lage) erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementépreis betragt vierteljährlich 1.24 40 3 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 146 60 H, einschließlich 40 Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 Z, von Auswärts mit 15 — für die viergespaltene Zeile Blattschrist oder deren Raum, NReclamen mit 30 — pro Zeile berechnet. M 18. A 1881. Deutsches Reich. In Berlin hat am 27. Januar Fürst Bismarck den preuß— ischen Volkswirthschaftsrath eröffnet. Er wies bei dieser Gelegen— heit darauf hin, daß bei den Fragen über den Rückgang im volks— wirthschaftlichen Leben und über die in neuester Zeit eingetretene allmähliche Rückkehr regelmäßigerer Wirthschaftsverhältnisse sich wesent— liche Meinungsverschiedenheiten geltend gemacht hätten. Man habe deshalb ein sachkundiges, einheitliches Centralorgan herstellen wollen, um dasselbe über die Nothwendigkeit und Zweckmäßigkeit neuer Gesetze zu vernehmen, um so mehr, als die Vertreter von Land⸗ wirthschaft, Handel und Gewerbe, durch ihre Thätigkeit an den Herd gebunden, an der parlamentarischen Thätigkeit weniger theil⸗ nahmen als die gelehrten Berufsstände. Der preußische Volkswirth— schaftsrath habe in weiterer Folge den deutschen Volkswirthschafts- — Die Zentrumsmitglieder Windthorst und Frhr. v. Heeremann haben das erste parlamentarische Diner des Reichskanzlers nicht besucht, obwohl sie zu demselben eingeladen waren. Trotz der großen Ausgaben, welche für die deutschen Ma— rinebauten gemacht worden sind, scheinen dieselben sich doch nicht durchweg bewähren zu wollen. So haben dieser Tage infolge der allerdings heftigen Stürme im Hafen zu Kiel sowohl die Yacht „Hohenzollern“, als auch die Panzercorvette „Bayern“ schwere Be⸗— schädigungen erlitten, deren Ausbesseruug viel Geld und Zeit kosten dürfte. Diese Vorkommnisse erregen nicht blos in Marinekreisen, sondern im Allgemeinen ernste Bedenken. Ausland. Aus Petersburg erfahren die „Daily News“ etwas über den neuen russisch⸗chinesischen Vertrag. Rußland erstattet an China ganz Kuldscha zurück mit Ausnahme eines kleinen Gebiets streifens ohne strategischen Werth, der als eine Zufluchisstätte für die Dungons, welche russische Unterthanen werden wollen, reservirt wird. China hat das Princip einer Verbindlichkeit für die Kosten der russischen Kriegsvorbereitungen nicht zugestanden, wird aber außer den im Vertrag von Livadia stipulirten 5 Millionen Rubeln eine namhafte Summe als Schadloshaltung für die seither gemachten allgemeinen Ausgaben zahlen. (Rußland würde sich zur Zurück— gabe des allerdings widerrechtlich angeeigneten Gebietes so leicht ticht verstanden haben, wenn es nicht bestrebt wäre, in Asien sich die Hände frei zu halten, um sie in Europa desto besser gebrauchen zu können.) herbeizuführen wäre; verhehlt sich dabei aber nicht, daß die bayer⸗ ische Staatsschuld in Folge der von ihm vorgeschlagenen Operation um 90 Millionen erhöht werden müßte. F Am Himmelfahrstage wird in den profestantischen Pfarreien des Königreichs Bayern eine Collecte für die deutschen Kirchenge⸗ meinden zu Paris erhoben. Im verflossenen Winter erfroren im Bezirksamt Homburg nahezu 22,000 Obstbäume, darunter etwa 12,000 Zwetschenbäume, eiwa 4550 Apfelbäume, etwa 1400 Birnbäume und etwa 2100 Kirschbäume. (Ksrsl. 3.) fF Von dem Fabrikrath der latholischen Kirche zu Mittel⸗ bexbach, k. Bezirksamt Homburg, ist bei der Kammer der Ab⸗ zeordneten eine Petition eingelaufen um Bwilligung eines Zuschusses zur Erbauung einer katholischen Kirche daselbst. Dem Bürgermeister Mattil von Höhein öd wurde vom landwirthschaftlichen Kreiskomite in Speyer für die Anlegung riner Dunggrube mit Jauchenbehälter eine Prämie von 50 Mark zuerkannt. pIn Landstuhl wurde, nach der „Zw. Z.“, die ge— ammie Mobiliarschaft des daselbst bestandenen , Männergesang⸗ ereins“ zwangsweise versteigert. Daß der Männergesangverein nuf diese Weise enden mußte, war theilweise vorauszusehen, da der Verein sich große Ausgaben erlaubte und die Mitglieder ihn in seiner frühesten Jugend mit einer prachtvollen weiß⸗blau⸗seidenen Fahne schmückten, welche bei obiger Zwangsversteigerung um den Preis von 100 Mark erworben wurde. Der Gesammterlös der Versteigerung betrug circa 123 Mark, und wurden für das einzige Musikinstrument, eiue Guitarre, 7 Mark erlöst. Die Schulden sind zurch diese Versteigerung bei Weitem noch nicht bezahlt, und werden iich jedenfalls vor Gericht noch manche interessante Scenen abspielen. 7 Bom mittleren Gebirg wird dem „Pf. K.“ ge⸗ chrieben: Was wir bisher gefürchtet, aber nicht auszusprechen ge⸗ vagt haben, ist leider zur traurigen Gewißheit geworden: unsere Weinberge sind größtentheils, und zwar bedeutend mehr als im borigen Jahr, erfroren. Im allgemeinen geschah dies in der Nacht dom 21. auf den 22. ds. und am Morgen des letzteren Tages, in dem die Reben mit Duft (Reif) bekleidet waren und von O bis 10 Uhr die niedrigste Temperatur herrschte. Was nicht durch die Schneedecke geschützt war, ist bis auf einige Augen todt. Gegen alle bisherigen Erfahrungen sind die Weinberge auf der Höhe, d. h. am Abhang des Gebirges, diesmal härter betroffen, als die auf der Fläche, und zwar schreibt man dies dem Südwind (Föhn) zu, der in der Nacht vom 19. auf 20. einen warmen Regen brachte, zuf welchen unmittelbar die erstarrende Kälte folgte. Einige Winzer jatten ihre Reben theilweise eingegraben und sich dem Spott anderer ausgesetzt. Aber fie haben ihre Mühe nicht umsonst gehabt und werden ernten, wo andere das Zusehen haben. Für die Tagesordnung der diesjährigen 29. Wanderver⸗ ammung bayerischer Landwirthe in Speyer wird vom landwirthschaftlichen Kreiskomite für Schwaben folgende Frage in Vorschlag gebracht: „Ist es für unsere bayerischen wirthschaftlichen Verhälinisse wünschenswerth, daß der preußische Volkswirthschafts- rath in einen deuischen aufgeht? Wenn ja, kann neben demselben noch der deutsche Landwirthschaftsrath bestehen? Welche Ausprüche hat im Fall der Errichtung eines deutschen Volkswirthschaftsrathes die Landwirthschaft für ihre Vertretung in demselben zu machen?“ Wöolfeim Reichslande. Mit Eintritt des Win⸗ ers bezw. der Kälte und des Schnees bieten die Wölfe ein regel⸗ mäßiges Thema unserer Zeitungen, Zum großen Glück ist ihr Auftreten doch immer nur ein vereinzeltes und dabei entbehren sie gänzlich der Wildheit ihrer russischen und polnischen Brüder. So hört man denn auch sehr selten Etwas von Angriffen auf Haus— hiere oder gar Menschen. Unter dem Wildstand richten sie aber natürlich bedeutenden Schaden an und so wird ihnen auch Seitens des Forst-Personals eifrig nachgestellt. Das dichte Gestrüpp und Unterholz des Lothringischen Waldes und der Umstand, daß aus den Ardenen immer frischer Zugang erfolgt, werden noch lange Jahre einer vollkommenen Ausrottung dieses Raubzeuges hindernd m Wege stehen — Vermischtes. * St. Ingbert, 28. Jan. In der hiesigen Schöffen— sitzung vom 26. dss. kamen folgende Fälle zur Verhandlung: Ein Mann von Oberwürzbach, der Uebertretung des Hundesteuer⸗ zesetzes beschuldigt, wurde als nicht überführt freigesprochen. Eine Frauensperson von hier wurde wegen Mißhandlung zu einer Ge— fängnißstrafe von zwei Tagen, zwei Militärpflichtige von hier wegen unerlaubter Auswanderung zu je 20 M. Geldstrafe, ev. 8 Tage Haft und ein des Bettels Beschuldigter zu einem Tag Hafi verurtheilt. Die Verhandlung gegen 83 weitere Personen von hier, der Berufsbeleidigung beschuldigt, wurde wegen Nichterscheinens eines Zeugen ausgesetzt. *St. Ingbert, 29. Januar. Gestern Nachmittag er⸗ eignete sich in der hiesigen Grube ein sehr bedauerlicher Unfall. Der Bergmann Johamm Grell von hier wurde während der Arbeit von herabfallenden Felsen so schwer verletzt, daß er bald, nachdem er zu Tage gebracht war, starb. Der Verunglückte hinter⸗ läßt eine Wittwe und 6, zum Theil unversorgte Kinder. 7 Ueber die Pfälzischen Eisenbahnen und deren Verhältniß zu dem bayerischen Finanzhaushalt hat der Abg. Staats⸗ rath v. Schlör ein umfangreiches Referat ausgearbeitet, welches den Mitgliedern des Finanzausschusses der Abgeordnetenkammer zugestellt wurde. Wir entnehmen daraus, daß die Pfälzischen Eisenbahnen dem bayerischen Budget in den letzten sechs Jahren ein Opfer von rund zehn Millionen Mark auferlegt haben. Herr o. Schlör gibt Andeutungen darüber, wie nach seiner Ansicht im Interesse der Actionäre und des Staates eine Aenderung der Laget