Hf. Ingberler Anzeiger. der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, Sonntags mit illustrirter Bei age) erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonuementsvpreis betragt vierteljahrlich AA40 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.A 60 A, einschließlich 40 Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 B, von Auswaris mil 15. Z fur die viergespaltene Zeile Blattschrift odet deren RNaum, Reclamen mit 30 — vro Zeile berechnet. M 69. Sonntag, den 1. Mai 8801 Deutsches Neich. Der deutsche Reichslag verwies die Vorlage über eine Ab⸗ inderung des Gerichtskostengesetzes an eine Kommission von 14 Mitgliedern. Alle Redner sprachen sich für übet die Vorlage hin⸗ usgehende weitere Ermäßigungen aus. Staatssekretär v. Schel— ling erklärte, die Bundesregierungen könnten eine Verringerung er Einnahme aus den Justizgebühren nicht akzeptiren. — Es olgte hiernächst die erste Berathung der Gewerbeordnungs⸗Novelle. — DDD Gewerbe⸗Kommission. Die ESumpelsteuer⸗Kommission des Reichst aas hat die Zuittungssteuer einstimmig abgelehnt. Wie Rachrichten aus Berlin besagen, hat der pfälzische Reichstagsabgeordnete Herr Dr. Buhl vom Ausschuß des deutschen PWeinbaubereins den Auftrag erhalten, im Reichstage den Antrag inzubringen, den Reichskanzler zu ersuchen, auf Grund des Ge⸗ etzes, betreffend die Fälschung von Nahrungsmiiteln, eine Verord⸗ zung zu erlassen, wonach der Zusatz von Säuren, säurehaltigen Zörpern, so von Glycerin zu den Weinen verboten wird. Es interliegt keinem Zweifel, daß der Antrag vom Reichstage mit Jroßer Maiorität angenommen werden wird. Ausland. Die französischen Truppen rücken mit unaufhaltsamen Elan“ in Tunis vor; ihren siegreichen Waffen widersteht Nie⸗ nand, denn — auf Befehl des Bey enthalten sich die tunesischen Trupen jeder Vertheidigung und die Gouverneure der befestigten Blätze räumen höflich unter dem üblichen Protest die Positionen. Das wird ein eigenartiger Feldzug, in welchem Niemand Feind ein will, ausgenommen eine Hand voll fürwitziger herrenloser Straßenräuber, welche einige Flintenschüsse auf die daherziehenden Kolonnen abgeben und dann in ihre Schlupfwinkel verschwinden. Da es fest beschlossene Sache ist, Tunesien unter Frank⸗ ceichs Vormundschaft zu stellen, so wird ein Theil des Expeditions⸗ zorps bis nach Tunis gehen und diese Stadt besetzen. Von einer igentlichen Annexion ist noch nicht die Rede, doch soll das Land der Krumirs mit einigen Grenzdistrikten unter dem Vorgeben, daß Hiese Völkerschaften sonst nicht zu bändigen seien, zuförderst zu Frankreich geschlagen werden. Eine offene Einverleibung Tunesiens st noch nicht im Werke, weil man befürchtet, daß England sonst Ansprüche auf Aegypten machen werde. Frankreich hat seine Zu— timmung dazu gegeben, daß Italien sich in Tripolis festsetze, und zieses soll nicht abgeneigt sein, auf die ihm in dieser Beziehung Jemachten Anträge einzugehen. Ftankreich wird seine Pläne be— reffs Tunesiens aber jedenfalls mit Vorsicht, doch mit aller Ent⸗ schlossenheit durchführen. Die erste Kriegs- und Siegesthat der Franzosen im Kriege zgegen die Tunesen ist mit dem gerade den Angehörigen der großen Nation“ so überaus empfindlichen Makel der Lächerlichkeit ʒehaftet. Man bombardirte das Fort der Insel Tabarka und schoß dasselbe total zusammen, obwohl es auch nicht den geringsten Wi— derstand unternahm und nicht einmal einen einzigen Schuß erwi— derie. Als am Morgen des 26. April (letzten Dienstag) die Be⸗ setzung vor sich ging, fand man die Insel leer, die Tunesier wa⸗ den in der Nacht abgezogen, wahrscheinlich über die zwischen der Insel und dem Festlande liegende Sandbank. Der Zustand der (erkrankten) Kaiserin von Rußland soll, wie man aus guter Quelle vernimmt, infolge der beständigen Angst, die ihr die Drohungen der Nihilisten verursachen, sich ver— schlͤmmert haben. Die nervöse Ueberreizung, an der sie leidet, sabe, so verlautet in den letzten Tagen einen beängstigenden Cha⸗ rakter angenommen. Der Kaiser weilt nur ihretwegen in Gat⸗ schina und kam auch deßhalb zu den Osterfeierlichkeiten nicht nach Petersburg, was sehr bemerkt wurde, da zum ersten Male ein cussischer Zar dabei fehlte. Einem Petersburger Briefe an Rochefort's „Intran⸗ sigeant“ entnehmen wir folgende interessante Details über die Art und Weise wie die Theilnehmerschaft des Großfürsten Nikolaus an den nihilistischen Umtrieben entdeckt wurde. Der Polizeiminister ließ eine Auzahl Photographien des Prinzen an seine Agenten vertheilen, und diese zeigien das Bild den Dworniks — sller verdächügen Häuser. In dieser Weise wurde konstatiert, daß der Großfürst häufig mit den Häuptern der Revolutionspartei ver ehrt habe. Der Hausbesorger in der Gartenstraße, wo von einer Milchwirthschaft aus die große Mine nach dem Winterpalast führte, annle das Bild ganz bestimmt als von einer Person herrührend, velche zu den Inlimen des Hauses zählte. Der Korrespondent neldet, daß Großfürst Nikolaus auf den bloßen Ausspruch des daisers, und ohne jede gerichtliche Prodzedur zu lebenslänglicher gefangenschaft verurtheilt wurde. Vermischtes. x Unsere Leser erinnern sich, daß am 14. Nov. v. Is. der von Zweibrücken fahrplanmäßig Abends 5 Uhr 56 Min. abgehende zersonenzug, der an jenem Abend sich aber bedeutend verspätet atte, auf der Station Bierbach in Folge falscher Weichenstellung heilweise entgleiste. Obwohl zwei aus den Geleisen gesprungene Vagen 1. u. 2. Classe von etwa 20 Personen besetzt waren, so satte doch von diesen glücklicherweise Niemand Schaden genommen und ie Strafkammer des k. Landgerichts Zwei brücken verurtheilte darum en Weichensteller Ehrmanntraut von Bierbach, der die Entgleisung verursacht hatte, wegen fahrlässiger Gefährdung eines Eisenbahn⸗ ransportes nur zu einer Gefängnißstrafe von acht Tagen und zu den Kosten. — In derselben Sitzung wurde wegen eines ähnlichen seates der Eisenbahnersatzmann Georg Degel von Oberwuͤrzbach, der am 21. Dez. v. Is. Morgens auf der Haltestelle Hassel in Folge zu früher Aenderung in der Weichenstellung die Entgleisung ‚er zwei letzten Wagen eines Personenzuges, eines Personenwagens Z.CGasse und des Postwagens, herbeigeführt hatte, zu einer Gefüng⸗ ußstrafe von drei Tagen und zu den Kosten. * F Für das Fest der Fahnenweihe des in Zweibrücken jarnisonirenden 2. Bataillons des 18. Inf.⸗Regts. sind vorerst II. und 12. Mai nächsthin in Aussicht genommen; definitive zestimmung über die Zeit, wann das Fest abgehalten werden soll,— st jedoch seitens der maßgebenden Militärbehörde bis jetzt nicht etroffen. F In Pirmasens haben innerhalb zwei Tagen drei Selbst⸗ norde Statt gefunden. 7 In verschiedenen Ställen von D irmstein bei Franken⸗ hal hat fich in Folge von Fütterung mit gekeimten Karto f⸗ Akn bei dem Rindvieh „Solaninvergiftung“ gezeigt. Thierarzt zunger daselbst fühlt sich nach Konstatirung der Krankheit veron⸗ aßt, öffentlich auf dieses Vorkommniß hinzuweisen und beizufuͤgen, aß nach schleunigst angeordneter Heufütterung und Verabreichung nnerlich reizender restaurirender Mittel die betr. Thiere im Ver⸗ auf von 6 Tagen wieder hergestellt waren. Der Landwirth hüte ich also, geke iemte Kartoffeln füttern zu lassen! 4 Von der meieorologischen Centralstation in München ist as Minoritenkloster zu Oggersheim als Filialstation (zur Berichterstattung über Beginn und Verlauf der Gewitter) bestellt vorden. F In dem Pfarrdorfe Pölling in, der Oberpfalz wurde inem sechzehnjährigen Maͤdchen von ihrer fünfjährigen Schwester, nit der sie spielie, eine Haarnadel auf bisher ungeklaͤrte Weise in zen Hinterkopf eingedrüdt. Obwohl die Beschädigung keine erheb⸗ iche war, verspürte das Mädchen doch des anderen Tages Schmerzen, ind es mußte ein Arzt zu Hilfe gerufen werden, welcher Blutver⸗ iftung konstatirte. Die angewendeten Mittel waren vergebens ind das Maädchen dem Tode unrettbar verfallen. Gon einem Eber getödtet.) Wie man der „Tr. Z.“ nittheilt wurde dieser Tage im Condelwald die Leiche eines försters unmittelbar neben einem verendeten Eber gefunden. Da ie Leiche entsetzlich zugerichtet, eigentlich förmlich ausgeweidet war, o liegt es nahe, anzunehmen, daß der Förster den Eber ange— chossen hat, dann von dem wüthenden Thier angegriffen worden ind dabei erlegen ist. CMord“und Selbstmord aus Rache.) Ein Waldwãrter in dobrzyca, der kürzlich wegen Mißhandlung einer Frau infolge Feldkontravention von dem Amisgericht zu 4 Wochen Gefängniß jerurtheilt wurde, hat darauf die Denunciantin erschossen, der dauptzeugin beide Augen ausgeschossen und nachdem er sich ver⸗ olgt sah, sein Leben durch einen Schuß beendet.