an die „Deutsche Revue“ heftig angegriffen, in welchem er den Satz ausspricht, „Frankreich musse der deutschen Regierung für jhre Haltung in der tunesischen Frage dankbar sein.“ Infolge der in Ensida ausgebrochenen Unruhen werden die Franzosen Tunis und die Umgegend der Haupistadt besetzen. Die Hraber von Enfida sind in vollem Aufstande und haben mehrere eingeborene Juden und einen Europäer verwundet. Um Einzelauf⸗ stände zu verhindern, werden die Franzosen mit Einwilligung des Beys fast ganz Tunesien besetzen. Aus Spanien kommt die Nachricht, daß der deutsche Gesandte mit der spanischen Regierung wegen Ueberlassung des Protektorats über den Sulu-Archipel unterhandle. Der Sulu⸗ orchipa ist nicht sehr umfangreich. Er enthält vielleicht Alles in dllem circa 100 ktleine Inseln, die höchstens 300 Quadratmeilen Land umfassen. Die Inseln find sehr fruchtbar und für die Anlage von Plantagen vorzüglich geeignet. Aber die Bedeutung dieser Insel liegt auf einem ganz anderen Gebiete, nämlich auf dem maritimen und commerziellen. Bei der Ausdehnung des deut⸗ schen Handels in Ostasien uud in der Südsee ist es durchaus nothwendig, rine Centralstation für unsere Marine zu gewinnen, in weicher beständig eine kleine Flotte von mehreren Corvetten und Kanonenbooten stationirt sein kann, um das Ansehen Deutschlands dort aufrecht zu erhalten. Für eine solche Marinestation gibt es wenig bessere Punkte in der ganzen Sudsee als den Sulu⸗Archipel. Ein Decrel des Kaisers don Rußland vom 18. Mai ord⸗ net die förmliche Einverleibung des Tekke⸗Turkmenengebiets unter dem Namen „Transkaspisches Gebiet“ an und unterftellt dasselbe der kaukasischen Statthalterschaft. Aus Petersburg schreibt man der N. Fr. Pr.“: „Zu den vielen Anzeichen einer ganz Ruß!and durchziehenden revolutio⸗ nären Bewegung gehört auch das Auftreten eines Betrügers in Rischnei⸗Nowgorod, der sich für den in Rizza verstorbenen Thron⸗ folger Nikolai Alexandrowitsch ausgibt. Den Behörden gelang es bisher nicht, dieses Pseudo-Thronfolgers habhaft zu werden.“ 4 Vermischtes. * St. Ingbert. Nach neueren Bestimmungen wird S. K. Hoheit Prinz Ludwig von Bayern nicht in —V—— sondern blos den Stollen besichtigen. Zur Beseitigung von Umständen, welche bezüglich der Be—⸗ handlung des Schubwesens in der Pfalz sich ergeben haben, erging nachstehende Anordnung: Die Besorgung der Geschäfte des Schubwesens wird an denjenigen Amisgerichtssitzen der Pfalz, in welchen sich nicht zugleich ein Bezirksamt befindet, den dort befindlichen Amtsanwälten und, soferne daselbst ein eigener Amts— anwalt sich nicht befindet, den Gerichtsschreibern übertragen. Diese Anordnung triit mit dem 1. Juni l. Is. in Wirksamkeit. 7 Fortmit dem ominösen Namen! Die „Zwei⸗ brücker Jeitung“ meldet unterm 24. Mai: Dem Königl. Zeichnen⸗ lehrer an der Realschule dahier, Hrn. Tod tschinder, ist auf Ansuchen allerhöchst gestattet worden, an Stelle seines seitherigen Familennamens den Namen Heinrich zu führen. (Heinrich. das klingt gewiß viel sanfter als Todtschinder.) 7 Z3n Winnweiler wurden in der Nacht zum 22. Mai Plakate mit der Aufforderung zur allgemeinen Vernichtung der Juden unter Angabe der betr. Zeit angeschlagen. Hoffeutlich liegt hier nur ein sogenannter schlechter Witz vor, dessen oöffentlicher Anschlag seinem Urheber leicht zum Unheil ausschlagen könnte und eigentlich auch sollte. . Aus Weisen heim am Sand trafen am 24. die ersten Kirschen ein. Eine dankenswerthe Einrichtung hat der Stadtrath von Speyer getroffen, indem er die Witterungsvoraussagung der Muͤnchener Wetterwarte jeden Abend am Postgebäude zur allge— meinen Kenntnißnahme anschlagen läßt. Verdient Nachahmungh p In Riedselz (Anter-Elsaß) sind laut Mittheilung der „Pf. Pr.“ die Blattern ausgebrochen; 3 Häuser sind geschlossen, 2 Personen bereits gestorben. p Otto Koch;, der seinen Schwager in Heidelberg erschossen hat, soll gegen eine Caution von 15,000 M. aus der Untersuchungshaft entlassen werden. P.In der zu München am 23. dso. stattgefundenen Sitzung des Landesstiftungsraths der Wittelsbacherstiftung wurde zum Vorsitzenden Minister v. Pfeufer gewählt, als dessen Stellvertreter Erzgießereibefitzer v. Miller in Munchen, zum Schtiftführer Regier⸗ nugsassessor Landmann in München, zu dessen Stellvertreter Pro— fessor Stoölzel daselbst. Ferner wurde der Entwurf einer Instruktion für die Geschäftsbehandlung des Landesstiftungsraths festgestellt. Eine ziemliche Anzahl von Gesuchen (worunter zwei aus Nuͤrnberg) war schon eingelaufen, welche jedoch zurückgewiesen werden mußten. weil sie alle auf Unterstützungen hinaduslaufen. In der Presse soll dem Publikum bekannt gegeben werden, welchen Zweck die Stift⸗ ung verfolgt. Im Laufe des Jahres wird noch eine Sitzung des dandesfliftungsraths stattfinden. 4 Die Enthüllung des Wieland-Denkmales zu Biberach findet am Pfingstmontag, den 6. Juni d. J., Vormittags s 11 Ahr statt. Das Comitô ladet alle Freunde und Verehrer des Dichters zu dieser Feier ein. In Altona wurde eine ganze Mormonengesellschaft ent⸗ deckt; die hiesige Polizei hat dem Treiben derselben sofort ein Ende gemacht. Als Vorsteher dieser Gesellschaft oder sog. Aeltester, auch Zionsbruder genannt, fungirte der Porträtmaler Paul Hammer, 11 Jahre alt, aus Harburg; derselbe wurde verhaftet. Von Utak gesendet, um für das Mormonenthum Anhänger zu gewinnen, scheint er sich namentlich unter älteren Frauenzimmern in Altona und in der Umgegend viele Anhängerinnen verschafft zu haben. 4 Zur Erleichterung des Besuchs von Berlin wird auch in diesem Jahr, und zwar Donnerstag den 2. Juni, ein Extrazug Vormittags 8 Uhr 16 Min. von Base!l abgelassen und Freitag Vormittags 8 Uhr in Berlin eintreffen. (In Straßburg gehi derselbe um 12 Uhr Mittags, in Weißenburg um 1 Uhr 50 Min. ab.) 4 In Berlin ist dieser Tage der Entscheidungskampf zwi⸗ schen Fritz Käpernick und dem Rennpferd Alice, der neulich in Folge des Scheuens und Stürzens des Pferdes für unenischieden Aklart war, zu Gunsten Käpernicks ausgefochten worden. Dat Schauspiel hatte wiederum eine kolossale Menschenmenge angelodt. Als Bedingung war diesmal festgesetzt worden, daß die etwa 200 Meter lange Vahn 60 mal zu durchlaufen sein sollte. Als Preis waren 8000 Mt. gesetzt. Außerdem hatte der Berliner Sporteclub dem Sieger einen silbernen Pocal als Ehrenpreis gestiftet. Punkt Gin Uhr betraten Käpernick und „Alice“ die Bahn. Kädernick erschien diesmal nicht wie sonst im Tricot, sondern in einem weiß⸗ blau⸗rothen Jockehanzug und Lederhosen, ein Kostüm, das ihn, wie sich später zeigte, wesentlich am freien Gebrauch seiner Kräfte hinderte. Veide durchschritten zunächst einmal langsam die Bahn, dann 6 Uhr 40 Minuten nahm der Weittlauf seinen Anfang. Die ersten zwei Umläufe wurden in je einer Minute zurückgelegt, hei'm dritten setzte aber Käpernick erhöhte Kraft ein und gewaun dadurch bedeutenden Vorsprung. Er hatte bereits 40 Secunden horaus, als das Pferd bei'm 13. Umlauf einen unvermutheten Anlauf nahm und seinen Concurrenten beim 17. Umlauf einzu⸗ jolen vermochte. Beide blieben nunmehr so ziemlich in gleicher dinie und erst bei'm 89. Umlauf gelang es Käpernick, Vorsprung zu gewinnen. Beide Concurrenten hatten sich inzwischen dahin Jeeinigt, den Wettkampf nach dem 41. Umlauf als beendet anzu⸗ ehen, und nun vermochte Käpernick um7 Uhr 10 Min. 30 Sec. ʒei diesem mit 10 Meter Vorsprung als Erster durchs Ziel zu gjehen. Er hat somit 8200 Meter oder 51 englische Meilen in 30 Miin. 30 Sec. zurückgelegt. Abends lief Käpernick wie üblich aochmals, und ging auch hier als Sieger hervor. Der Haß der Franzosen gegen alles Deutsche macht sich zuweilen in recht wunderlicher Weise geltend. Eine Berliner Fa⸗ zrit von Wassetleitungsgegenständen erfreut sich sehr ausgebreiteter Verbindungen nach Belgien und Frankreich. Eine Anerkennung für die gelieferten Waa.en wurde der Fabrik auch vor einigen Tagen zu Theil, doch enthält der Brief die gewiß interessante Bitte des Besteliers, in Zukunft doch die Waaren nicht in deutscher Zeitungs⸗ makulatur zu derpacken, da er mehrfach deßwegen Verdruß gehab⸗ und Anstoß damit erregt habe! In Epernay ist Herr Most, Chef des bekannten Champagnerhauses Most et Chandon, mit Hinterlassung eines Vermögens von ca. 80. Millionen Fres. gestorben. PZwischen Frankreich und England wird eine doppelte Fisenbahnverbindung geplant. Abgesehen von dem Projekte einer Tunnelanlage, für welche eifrige Vorstudien im Werke sind, if nuch die Herstellung einer festen Eisenbahnbrücke über den Canal viederume in den Vordergrund getreten. In einer von dem In⸗ zenieur Bbérard de Sainte-Anne, dem Praͤsidenten der französischen Republik unter dem 18. December 1880 unterbreiteten Denkschrift, wird die Ausführung dieses letzteren Unternehmens, auf Grund der angestellten vorläufigen Ermittelungen für zweifellos erklärt. Die Bruͤcke soll in der Richtung von Folkestone nach dem zwischen Boulogne und Calais belegenen Cap Gris⸗Nez gebaut werden, eine ꝛänge“ von 36 Kilometer erhalten und theils als Bogenviadukt zunächst der Küsten), theils als Pfeilerbrücke mit eisernem Ueber— Jau, theils und zwar über den beiden Hiupischiffsstraßen als Tu— jelbrücke hergesteüt werden. Im mittleren Theile der Brücke würde auf durchgehendem Fundament eine Art Zwischenstation mit Leucht⸗ hurm anzulegen sein. Durch — namentlich auf französischer Seite eutende Bodenaufschültung soll die Wassertiefe auch in den dauptfahrstraßen auf 30235 M. verringert und dadurch für die Zrückenpfeiler ein genügend sicherer Untergrund geschaffen werden. Die Hohe der die Hauptdurchlässe für die größten Seeschiffe über— pannenden Tunnelbrücken ist auf 8358 M. uͤber dem Meeresspiegel. die Weite dieser Brückenöffnungen auf 150 -200 M. angenom men, welche Maße allen Bedürfnihen der Schiffahrt genügen sollen An den Vrückencaden würden sich nach Bedürfniß auf beiden Ufer