Hl. Ingberler ANnzeiger. der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Ve age) erscheint woͤchentlich viermal: Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abounementspreis betragt vierieljahrlich M 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 A6 60 H, einschließlich 40 H Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 H, von Auswärts mit 15 — fur die viergespaltene Zeile Blattschrist oder deren Raum, Reclamen mit 30 pro Zeile berechnet. — —E 95. Donnerstag, den 16. Juni J 1881. Deutsches Reich. Als Termin für die Einstellung der Rekruten des heurigen zahrganges zum Dienste mit der Waffe, Infanterie, Kavallerie, Arlillerie und Pioniere, ist vom bayer. Generalkommando der J. November l. J. festgesetzt worden. Wie aus Berlin mitgetheilt wird, möchte der Reichskanzler, achdem der Reichstag die Bewilligung der Kosten für den „Volks— oirthschaftsrath“‘ abgelehnt hat, diese auf die einzelnen Bundes— taaten ausschlagen, und zwar so, daß die Regierung jedes Bundes— aates die auf sie entfallende, allerdings nicht große Quote aus em Dispositionsfonds bestreiten sollte und sohin um die Zustimm— ing ihres Landtags nicht sich zu bemühen brauchte. Ein solches Auskunftsmittel“ mag vielleicht in Preußen angehen; in Bayern iber ist es nicht praktikabel. Die wenigen tausend Mark, welche unter dem Titel „Dispositionsfonds“ den bayerischen Ministern zur herfügung stehen, reichen nicht einmal dazu aus, daß den gering esoldeten Beamten und Bediensteten der betr. Ministerien ꝛc. in rringenden Fällen stets Unterstützungen gewährt werden können; zuus diesen Fonds auch noch die Kosten für den deutschen „Volks— virthschaftsratz“ zu bestreiten, ist geradezu unmöglich, abgesehen avon, daß eine derartige Verwendung von Staatsgeldern, ohne orausgegangene Zustimmung des Landtags, in Bayern eben m sich nicht möglich ist. (Wenn der Volkswirthsschaftsrath nicht usammenkommen kann, ist's nicht schade. Wenn die Regierung iber irgend eine Frage Sachverständige zu hören wünscht, rufe sie olche nach Bedarf ein; aber dieser ständige Volkswirthschaftsrath on 125 Mitgliedern aus ganz Deutschland ist ja nur dem Schein ach eine Sachverständigen-Versammlung; die meisten Mitglieder efsselben verstehen von einer speciellen Frage, die an sie gebracht vird, auch nicht mehr als jeder Andere. Diese Versammlung ist usammengewürfelt aus Landwirthen, Industriellen und Kaufleuten, owie Beamten; der Landwirth ist wohl ein Sachverständiger für andwirthschaftliche Fragen, aber doch sicher nicht für industrielle ind Handels⸗Fragen!) Berlin, 13. Juni. Es steht jetzt fest, daß Herr v. Putt⸗ amer das Ministerium des Inneren übernimmt. An seiner Stelle oird aller Wahrscheinlichkeit nach Unterstaatssecretär v. Goßler zultusminister werden. Berlin, 13. Juni. In dritter Lesung hat der Reichstag uch die Erhöhung des Mehlzolls von 2 auf 3 M. angenommen. (Reichstag.) Der vom Abg. Dr. Buhl bei Beginn der teichstagssession angeregte Traubenzoll wurde nach der Re— gerungsvorlage (15 M. von 100 Kilo) am Montag definitiv an⸗ enommen. Reichstag. Der Antrag Wedell auf einen Prozentual— empel für Schlußscheine und Zeitgeschäfte wurde mit Stimmen⸗ ieichheit abgelehnt, dagegen der Antrag auf einen Fixstempel von 0 Pfennig für Schlußscheine und eine Mark für Zeitgeschäfte mgenommen. Eine Resolution gegen die Staatslotterieen wurde nit 123 gegen 101 Stimmen abgelehnt. Beim Fortgang er Sitzung nahm der Reichstag das Stempel⸗Gesetz im Uebrigen urchweg uach den Beschlüssen der zweiten Lesung an und ge— iehmigte in der Schluß⸗Abstimmung das ganze Gesetz. Im Reichstage sind die Bestimmungen nunmehr so ge— roffen, daß mit Zuhilfenahme von Abendsitzungen die nothwendi— en Arbeiten bis Ende der Woche erledigt sein können. Und da —D heschleunigung der Geschäfte in den Weg zu treten, so wird Sam⸗ iag den 18. d. M. als voraussichtlicher Schlußtermin der Session etrachtet werden dürfen. Kaiser Wilhelm ist am Vormittag des 12. ds. im esten Wohlsein unter unendlichem Jubel der massenweise herbei— strömten Bevölkerung in Emns eingetroffen. Auf dem Bahn— f waren zu seinem Empfange der Schwedenkönig und ie Spitzen der Behörden anwesend. Ausland. Der Regierungsrath in Zürich (Schweiz) hat das Abhalten ed socialistischen Congresses (der auf September ds. Is. anberaumt war) in Zürich verboten. In Liverpool (England) wurde am Sonntag der Ver⸗ such gemacht, zwei Individuen, welche das Stadthaus in die Luft u sprengen versucht hatten, aus dem Gefängnisse zu befreien. ẽtwa 300 Männer marschirten nach dem Gefängniß, aber die Behörden, rechtzeitig gewarnt, bewaffneten die Wärter und postir⸗ en dieselben vor dem Gefängnißgebäude. Die Männer zerstreuten ich, als sie die zum Schutze des Gefängnisses getroffenen Anstalten hemerkten. TM Vermischtes. * In der Diöcesansynode zu Homburg wurden als Ver— breter des Dekanats zur Generalsynode gewählt: Dekan Henn⸗ Homburg, Pfarrer Dahl-Wiesbach, Oekonom Pflu ger⸗Sand ind Bürgermeister Christ mann-Katzenbach. Ersatzleute: Pfarrer Jung-Waldmohr, Pfarrer Leonhardt Breitenbach, Oberförster Sch ütz-Landstuhl, Oekonom Schneider-Gei— Jardsbrunn. In den Synodalausschuß waurden gewählt: Pfarrer Dahl-Wiesbach, Oberförster Schütz- Landstuhl, Oeko— nom Pflütger-Sand und Steiger Zenmz-Bexbach. Im, Vollzuge der Art. 13, 16 und 17 des Dis zi p— inargesetzes für richterliche Beamte vom 26. März 1881 wurden nachbenannte Richterbeamte zu Mitgliedern, ꝛezw. stellvertretenden Mitgliedern der Disziplinargerichte vom 1. Juli l. Is. an auf die Dauer des von ihnen zu diesem Zeitpunkte jei den betreffenden Gerichtshöfen bekleideten Hauptamtes ernannt, ind zwar: für die Disziplinarkammer Zweibrücken: a. als Nitglieder die Räthe L. A. Molitor, J. Wolff, A. Schuler, K. Pössel, b. als stellvertretende Mitglieder die Raͤthe H. Hessert und F. Schmidt, sämmtlich bei dem Oberlandesgericht Zweidrücken. F An die Postboten! Vom Bureau der Kammer ꝛer Abgeordneten kam dem Unterzeichneten folgendes Schreiben zu: Die eingereichte Petition der Postbolen im Oberpostamtsbezirke der Pfalz um Einreihung in die Klasse der stabilen Verkehrsbediensteten ind Bewilligung einer fortlaufenden Enischädigung für die neu er— ichteten gerichtlichen Zustellungen wurde auf Grund des vom Finanzausschusse abgegebenen Votums der kgl. Staatsregierung zur enntnißnahme „hinuͤbergegeben.“ A. Speichel, Postbote, Edesheim. JVom mittleren Haardtgebirg. Das strenge Artheil des obersten Gerichtshofes in Leipzig, wonach der Wein— abrikant auch darüber zu wachen hat, daß sein Produͤct nicht als „Wein“ verkauft wird, hat doch Schrecken unter die Weinfabrikanlen jebracht. Eine der fleißigsten Firmen, junge Leute, die sich in venigen Jahren ein schönes Vermögen verdient haben sollen, ließen ich aus der Steuerliste streichen, d. h. wollen nicht mehr fabriciren. Das Product unserer Fabrikanten soll auch sehr im Preise gesunken ein; man spricht von 70 ja 50 Mark pro 1000 Liter. FIn Lud wigshafen starb am Montag im Spital ein dort in Arbeit gestandener Schustergeselle, welchem in der Nacht vorher bei einer Rauferei der Leib aufgeschlitzt worden war. Zwei indere Schustergesellen wurden bei dieser Geschichte minder schwer nverwundet. Ursache, wie gewöhnlich: cherchez la femme! 7 Die Schwurgerichtsverhandlung, in der sich der Redacteur der „Pfälz. Ztg.“ wegen ihm zur Last gelegter Uebertretung des Socialistengesetzes verantworten soll, findet am 22. Juni statt. — Die Einnahmen der II. pfälz. Kreisthierschau belaufen sich auf und 5000 M., die Ausgaben für dieselbe werden auf etwa 3000 M. geschätzt. Der Erlös aus der Abriß-Versteigerung der Ausstellungsgebäude u. s. w. dürft? sich auf 1600 M beziffern, o daß also das Deficit, welches die Siadt Speyher zu tragen jätte, sich auf rund 2500 M. belaufen würde. Aus Speyer meldet man der „Pfälz. Post“ einstweilen, daß im September ds. Irs. der Berliner Hofprediger Stöcker auf Finladung des „Handwerkervereins“ dort einen Vorkcag halten will. F Die Neunkirchner „Saar- und Blies-Zeituͤng“ schreibt: Aus drei verschiedenen, der deutschen Reichspartei sicheren Wahl— reisen ist der Herr Abg. Stu mm angegangen worden, das Mandat anzunehmen, doch ist derselbe nach wie vor entschlossen, sich vom politischen Leben zurückzuziehen. Dieser Entschluß wird