St. Ingberler Anzeiger. der St. Iugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Vei—⸗ age) ericheint wochentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonuutag. Der Abonnementspreis betragt viertelijahrlich A 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1“6 60 —, einschließlich 40 H Zustellgebühr. Aunzeigen werden mit 10 8, von Auswärts mit 15 B fur die viergespaltene Zeile Blattschrit oder deren Naum, NReclamen mit 30 A pro Zeile berechnet. 48 102. Dienustag, den 28. Juni 1881. Deutsches Reich. (Bayerischer Ministerwechsel.) Die „Augsb. Allg. 3tg.“ meldet: Der König genehmigte unter huldvoller Auerkenn— ing u. s. w. das Gesuch des Ministers des Innern v. Pfeuffer im Enthebung vom Ministerposten und erhob denselben in den erblichen Freiherrnstand. Der König ernannte den Präsidenten der Regierung von Oberbayern, Freiherrn v. Feilitzsch, zum Minister des Innern und den bisherigen Minister des Innern, .Pfeuffer, zum Präsidenten der Regierung von Oberbayhern. die Ernennungen treten vom 1. Juli ab in Kraft. Wenn auch seit längerer Zeit, io wird dem „Pf. K.“ aus München geschrieben, wiederholt die Rede war, daß der Staats- ninister des Innern Frhr. v. Pfeufer die Absicht habe und zwar ius Gesundheitsrücksichten zurückzutreten, so ist doch der neu einge— retene Ministerwechsel ganz unerwartet gekommen und hat gerade in hohen Beamten⸗ und Gesellschaftskreisen am allermeisten über— rascht. Ist ein Wechsel in der Leitung des genannten Ministeriums zu jeder Zeit von großer Bedeutung, so ist das noch mehr der Fali, wenn derselbe unmittelbar vor den Landtagswahlen erfolgt, für welche ja der zurücktretende Minister alle Vorbereitungen ge— roffen und insbesondere die Wahlkreiseintheilung festgesetzt und rlassen hat. Unter diesen Verhältnissen müssen es jedenfalls sehr jewichtige Gründe sein, welche den Ministerwechsel gerade in diesem ugenblick herbeigeführt haben; welche aber, darüber verlautet vor— rst noch nichts Bestimmtes. — Frhr. v. Pfeufer war früher Poli— eidirektor in München, dann Regierungsdirektor in Augsburg und rierauf eine Reihe von Jahren Präsident der Pfalz; am 21. August 871 wurde er als Staatsminister des Innern in das an diesem TSag neu gebildete Ministerium Hegnenberg berufen. — Der neue Staatsminister Frhr. v. Feilitzsch war von 1870 Regierungsrath im Staatsministerium des Inneren, fungirte während des Krieges ils Civilkommissär in den Reichslanden, war dann mehrere Jahre Holizeidirektor und Polizeipräsident in München und seit 1. Jan. 1880 Präsident der Regierung von Oberbayern. Als künftiger Staatsminister des Innern isi Frhr. v. Feilitzsch übrigens schon uinige Male bezeichnet worden. Die an den Bundesrath gerichtete Eingabe des Vereins zeutscher Tabakfabrikanten und Händler wegen des Geschäftsbe— riebes der Tabakmanufactur in Straßburg ist zurückgewiesen porden. War leicht vorauszusehen; das Tabakmonopol rückt mmer näher. *St. Ingbert. Das von dem Vorstand des landwirth— chaftlichen Bezirksverein Zweibrücken, Herrn Gutsbesitzer Otis Freudenberg, an die hiesige Stadtverwaltung gerichtete Ersuchen, »ie Kosten, welche aus der Abhaltung eines landwirthschaftlichen Bezirksfestes dahier entstehen, aus städtischen Mitteln zu bestreiten, vurde am Sonntag vom Stadtrath wegen der Hoöhe der zu er— vartenden Ausgaben abgelehnt. Das Fest wird demnach ander— värts abgehalten werden. *— Der Komet, welcher seit sechs Monaten von unseren Antipoden beobachtet werden konnte, ist nun auch uns sichtbar ge⸗ vorden und wurde hier schon an mehreren Abenden gesehen. Er eht ziemlich tief im Norden in der Nähe der Capella, des hellsten -zterns in diesem Theile des Firmaments. Seine Beobachtung äßt sich bei wolkenlosem Himmel sehr leicht bewerkstelligen, da der euerige Weltenbummler sehr intensiv leuchtet und auch dem unbe— oaffneten Auge deutlich sichtbar ist. Er durchläuft dieselbe Bahn, vie der im Jahre 1807 beobachtete Komet. Da indessen der letzt⸗ enannte Komet der Berechnung nach eine Umlaufszeit von 1540 zahren braucht, so läßt sich annehmen, daß er mit demselben nicht dentisch ist, daß sich vielmehr die schon mehrfach beobachtete Er⸗ cheinung wiederholt, nach der zwei von einander unabhängige dometen dieselbe Bahn durchlaufen. * Am Sonntag wurde häer durch Hrn. Polizeikommissär Faerch aus Saarbrückeü mit Hilfe der hiesigen Gendarmerie in Gauner verhaftet, der, nachdem er erst vor kurzem eine zwei⸗ äͤhrige Gefängnißstrafe verbüßt hatte, am letzten Samstag aus dem Anwaltszimmer im Landgerichtsgebäude zu Saarbrücken einen Roöck der einem der eben plaedirenden Anwälte gehörte, nebst einem Zute entwendet und sich damit aus dem Staube gemacht hatte. Bei dem Diebe wurden bei der Verhaftung auch mehrere Stempel, velche jedenfalls zum Pässe-Ausfertigen bestimmt waren, vorgefunden, ** Aßweiler. (Wie eine Gemeinde ihren Lehrer ehrt.) Der Gemeinderath von Erfweiler-Ehlin gen bedachte purch einstimmigen Beschluß den Lehrern der obern Schule doct elbst, Herrn Zickgraf, mit einer ständigen jährlichen Theuer⸗ ungszulage von 108 Mark vom J. Januar 1881 an beginnend. Es ist diese Opferwilligkeit um so mehr anzuerkennen, als die Ge— neinde seit Jahren mit Umlagen, hervorgerufen durch Schulhaus— ind Straßenbauten, überreichlich gesegnet ist. Aus dem Bliesgau. Unsere Bevölkerung ist mit zrößtem Eifer mit der Heuernte beschäftigi, die Quantität läßt viel u wünschen übrig, da der Regen fehlte, die Qualität jedoch ist usgezeichnet. Wenn nur einigermaßen der Klee gedeiht, sowie das ßrummet, so ist kein Futterm ingel bei uns zu befürchten. MA Aus dem Blieskthal, 26. Inni. Der unsere zluren so sehr nöthige Regen ist bis jetzt noch immer ausgeblieben. die Leute haben deßhalb, um ihre Setzlinge versehzen zu können, Basser fahren müssen und trotzdem ist eine große Anzahl derselben verdorrt. Das Korn steht sehr gut, und nur der Weizen hätte degen nöthiger, damit er größer würde und in Folge dessen mehr Ztroh liefere. — Die Heuernte ist völlig eingetreten; die meisten Wiesen sind schon gemäht, viel schönes Heu ist schon eingethan ind wird das noch draußen sich befindende hoffentlich auch gut ingeheimst werden. Wenn es dies Jahr auch nicht fo viel Heu zibt, als in den 4 Vorjahren, so ist dessen Qualität, aber auch ꝛine weit bessere. — Kirschen gibts heuer bei uns so gut wie keine, !Aus dem Blieskhal. Mit sichtlicher Freude und inem behaglichen „endlich“ wird, wie ich von mehreren Freunden und Gesinnungsgenossen aus der Umgegend vernommen, ie Nachricht von der Annahme der Candidatur zum Reichstage Seitens des Herrn Oskar Krämer begrüßt. Nun ist der ebhafte Wunsch der meisten Bewohner unseres Wahlkreises in Er—⸗ üllung gegangen, was uns zu der Annahme berechtigt, daß Herr ). Krämer auch die meisten Stimmen erhalten wird. Besonders rfreut, sind die Leute darüber, daß nun ein Mann, der im Wahl⸗ reise ansässig ist und seine Verhältnisse aus eigener persönlicher Unschauung kennt, sich zu dessen Vertretung entschlossen hat. Be— eichnend ist in dieser Hinsicht die Aeußerung eines alten Freundes, Ausland. Paris, 25. Juni. In der Kammer und der Presse herrscht me erhebliche Aufregung wegen der Vorgänge in Algier. Die Blätter sind voll von Schilderungen der von den Horden Bon— Umemas verübten Schlächterei, in Folge deren übrigens auch nehrere Hunderte von spanischen und französischen Arbeitern, ferner Weiber und Kinder von den Arabern in die Wüste geschleppt durden, wo sie zweifellos in brutalster Weise mißhandelt werden. Die von allen algerischen Deputirten unterzeichnte Interpellation es Abgeordneten Jacques, deren Diskussion am Montag (gestern) be— zinnt, ist persönlich scharf gegen den Gouverneur von Algier, den Bruder »es Präsidenten, Albert Grevy, gerichtet. — Der „Voltaire“ und Temps“ organisiren eine Nationalsubskription für die algerischen Ipfer. — Die „Revolution sociale“, das Journal der bekannten ouise Michel, kündigt an: die versuchte Sprengung der Thiers— ztatue sei blos eine Vorläuferin größerer Ereignisse dieser Art ewesen. Vermischtes. * St. Ingbert, 28. Juni. Am Sonntag wurde in mserer Nachbargemeinde Rohrbach in herkömmlicher Weise das Fohannisfest gefeiert. Am Vormittage trafen von dort die n den preußischen Gruben beschäftigten Bergleute in geschlossenem zuge mit Musik und Patronatsfahne zum Besuche des Gottesdien⸗ ies hier ein. Am Nachmittage entwickelte sich am Orte selbst ein ebhaftes Treiben. Von auswärtigem Besuche waren die Wirth— chaften gefüllt und da auch das Wetter das Fest begünstigte, so aachten die Herren Wirthe vergnügte Gesichter.