Sl. Ingberler AAnzeiger. Dder St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal woͤchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. ESonntags mit illustrirter Bei— lage) erscheint wöchentlich vViermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonuementspreis betragt vierteljahrlich 1M 40 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.A 60 H, einschließlich 40 Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 B, von Auswaͤrts mit 15 fur die viergespaltene Zeile Blattschrift ober deren Raum, Reclamen mit 30 4 pro Zeile berechnet. — Sonntag, den 21. August 1881. Deutsches Reich. Aus München, 16. Aug. schreibt man dem „Frk. Kur.“: Die Areise Sr. Maj. des Königs nach Paris hat nicht Statt zefunden. Ob die voreiligen Nachrichten in der Presse mit daran schuld waren, daß der Plan aufgegeben wurde, vermögen wir nicht zu beurtheilen.“ Nachrichten aus Berlin vom 18. Aug. zufolge ist der Termin tür die Reichstags-Wahl auf Montag den 17. Oktober fest⸗ gesetzt. Dem Reichstag wird in seiner nächsten Session ein Gesetz⸗ entwurf zugehen, welcher nach Analogie des Gesetzes über die Pen⸗ ionen der Wittwen und Waisen von Reichsbeamten, auch den hinterbliebenen der Offiziere und Beamten in Heer und Marine die gleichen Wohlthaten zu Theil werden lassen soll. * In der Abschiedsaudienz, welche der deutsche Kaiser dem nordamerikanischen Gesandten Mr. White auf Schloß Ba⸗ belsberg ertheilte, nahm der Kaiser Gelegenheit, seine lebhafte Theilnahme an dem schweren Schicksale des Präsidenten Garfield auszudrücken. Die Andienz schloß mit dem Wunsche des Kaifers, daß die Beziehungen zwischen dem Deutschen Reiche und den Ver— einigten Staaten dauernd so intime bleiben möchten, wie sie seit Friedrich U. immer gewesen seien. Vermischtes. *St. In gbert, 20. Aug. Vorgestern Nachmittag wurde von Hrn. Cafetier Ober hauser auf der Jagd bei Alschbach eine Brieftaube geschossen. Dieselbe trägt auf einer Feder des linken Flügels den Stempel des Brieftaubenvereins Gent A.St. Ingbert. Wie den Lesern dieses Blattes wohl Hekannt ist, herrschte im letzten Jahre besonders unter den im be— zachbarten Spiesen woͤhnenden Bergleuten eine ungewöhnlich tarke Auswanderungslust. Viele, von rosigen Berichten aus der jeuen Welt angelockt, verließen mit Weib und Kind ihre alte Heimath, um jenseits des Ozeans ein Glück zu suchen, das sie, vie fie glaubten, bei uns nicht finden konnten. Daß gar Manche att des erhofften Glückes das Gegentheil fauden und nun sich und ihre Familien bitterer Noth und großem Elende ausgesetzi sehen, beweist ein Brief, den vor Kurzem einer dieser Ausgewan⸗ derten aus Amerika an Bekannte in Spiesen schrieb. Der Mann, der sich immer durch Fleiß und solide Lebensführung auszeichnete und dem die größte Glaubwürdigkeit nachgerühmi wird, warnt auf das Eindringlichste alle verheirathelen Bergleute, so auf das Ungewisse hin mit der Familie nach Amerika auszuwandern. Seine eigene Lage schildert er als eine höchst traurige. Er hat vor, wieder zu⸗ rückzukehren, sobald er dazu im Stande ist. Wie uns mitgetheilt wird, hatte der Brief bereits die gute Wirkuug, daß Andere, die ebenfalls auszuwandern gedachten, diese ihre Gedanken fallen ließen und vorziehen zu bleiben, wo sie sind. — Die israelitische Cultusgemeinde Lan dau hat dem „Eilb.“ zufolge zum Zwecke der Erbauung einer neuen Synagoge ein zu 3 Proz. verzinsliches Anlehen von 70,000 Mk. bei der Firma H. Menner und Cie. daselbst aufgenommen. Dem Beispiele mehrerer Bahnen folgend, ist auch die Direc⸗ tion der pfälzischen Bahnen gewillt, die Personenwagen 3. Klasse mit Fenstergardinen zu versehen. 00 Durch Se. Excellenz k. Staatsrath und Regierungsprä⸗ identen der Pfalz, Herrn v. Braun, wurde dieser Tage dem ofälzischen Gewerbemuseum ein kostbares, altorientalifches Bronce⸗ »ecken übersandt, in reich ornamentirter maurischer Zeichnung, zum Theil mit Silberstreifen plattirt und mit Türkifen besetzt, das seine kgl. Hoheit Prinz Kudwig von Bayern, in Erinnerung an dessen Besuch am 1. Juni d. J., den Sammlungen des Museums zur Ergänzung der Bronce-Gegenstände und als Vorbild zum Ge⸗ chenke zu übermachen geruhte. F.Der zweite große Komet dieses Jahres ist nun ebenfalls dem unbewaffneten Blicke kenntlich geworden. Seine größte Helligkeit wird er bis 26. August entwickeln. Aufang näch—⸗ sten Monats wird er unseren Blicken entschwinden. F Der Quellenfinder Joseph Beraz in München hat wieder eine glänzende Probe seiner merlwürdigen und segens⸗ reichen Fähigkeit abgelegt. Gutsbesitzer Gerbel in Rorschach am Bodensee ließ auf Beraz' Versicherung hin bohren, und richtig wurde in einer Tiefe von 120 Fuß Geraz hatte 140 angegeben) die bezeichnete sehr ergiebige Quelle gefunden, deren Wasser über die Erdoberfläche emporsteigt. J — Zu der im nächsten Jahre in NuUrn ber g ubzuhallenden Bayerischen Landes-Industrie-Gewerbe⸗ und Kunst-Ausstellung sind zis jetzt 2025 Anmeldungen eingelaufen. Die von Sr. Maj. dem dönig gewährte Subvention von 25,000 Mk. hat in der Weise Verwendung gefunden, daß 440 Gesuche um Erlaß oder Ermäßigung der Platzmiethe berücksichtigt wurden. Kollektiv-Ausstellungen aus der Pfalz sind angemeldet von den pfälzischen Weinproducenten, den Tuchfabrikanten in Lambrecht und den Schuhfabrikanten in Pirmasens. Eine Blutvergiftung durch Hektographirtinte, welche in einem Bureau zu Ber lin in Folge geringfügiger Ver⸗ letzung eintrat, machte eine Amputation der linken Hand erforder⸗ lich und mahnt deßhalb zur größten Vorsicht! F Wie sonderbar manche Ehe entsteht, zeigt das Beispiel ei⸗ nes Pärchens in Berlhin. Der Mann ist 24 und die Frau 78 Jahr? alt; beide leben seit drei Jahren in schönster ehelicher Ge— meinschaft. Wie es aber zum Schließen dieser Ehe kam, lehrt Ausland. Während in den kleinen tschechischen Provinzialblättern Deutschenhetze weitergeführt wird, macht sich von Prag aus eine radikale Gegenströmung bemerkbar. Die dortigen Deut— schen haben anläßlich des Brandes des böhmischen Nationaltheaters eine sehr kluge Haltung bewahrt und besonders bei den zu Gunsten des Wiederaufbaues sofort eröffneten Subskriptionen massenhaft bei— gesteuert. Hierüber sind die Prager Tschechenblätter lief gerührt und erklären, daß man sich jetzt erst im Unglück habe kennen lernen und daß man sich über den Ruinen des tschechischen Kleinods die hand der Versöhnung reichen müsse. Morgen Sonntag finden in Frankreich die Deputirten⸗ wvahlen statt. Daß man das Resultat derselben auch in Deutsch— and mit Spannung erwartet, ist leicht begreiflich. * Der unerwartete Ausgang der von den Gambettisten o fiegesgewiß angekündigten Wahlversammlung im Pariser Stadt— ‚iertel Charonne, welche am Dienstag Abend staitfinden sollte, st ein neuer Beweis dafür, daß Gambetta von den Ultraradicalen ängst nicht mehr als der „Mann der Situation“ betrachtet wird. Trotz aller Anstrengungen Gambetta's gelang es ihm nicht, zum Worte zu kommen, und der große Redner von Cahors, Tours und helleville sah sich schließlich genöthigt, unter dem Hohngeschrei der ahlreich anwesenden Anhänger Clemenceau's und Rochefort's das Local zu verlassen. Welche Folgen für die Wahl Gambetta's in Belleville die Sprengung der Versammlung haben wird, läßt sich nicht berechnen, jedenfalls hat seine persönliche Eitelkeit eine tiefe und schmerzliche Niederlage zu verzeichnen, welche ihm den Beweis liefert, daß sein unerschuͤtterliches Vertrauen auf die Popularität, welche der Kammerpräsident früher in den Pariser Arbeitervierteln genossen hat, nicht mehr gerechtfertigt ist. Wie den „Hamb. Nachr.“ aus Petersburg mitgetheilt wird, herrscht dort lebhafte Erregung zufolge in hohen Kreisen ber⸗ breiteter Gerüchte über wachsende Unzufriedenheit des hohen Adels mit der Regierung Alexander's III.“ man will von einer Adels— erschwörung mit der Absicht der Beseitigung des Czaren und des zroßfürsten Wladimir wissen ꝛc. Handelt es sich dabei vielleicht wuch nur um vage Gerüchte, fügt der Correspandent hinzu, so vurden dadurch doch große Erregung sowie neue Maßregeln der dolizei hervorgerufen. Aus Tunis wird gemeldet, am 15. August sei ein Malteser Susa durch einen Tripolitaner getödtet worden; der Commandant s dort stationirten englischen Panzerschiffes habe darauf 300 Mann mm Schutze der Europäer ausschiffen wollen, sei jedoch vorerß »n abgestanden, als der tunesische General Bakusch versicherte, Ruhe auch ohne Beistand aufrecht halten zu können. die