St. Ingberler AAnzeiger. — — — — — — — — — der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ lage) erscheint woͤchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonunementépreis beträgt vierteljährlich 12 40 S einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 A 60 H, einschließlich 40 A Zustellgebühr. Anzeigen werden mit 10 —, von Auswärts mit 15 A für die viergesyaltene Zeile Blattschrist der deren NRaum. Reclamen mit 30 pro Zeile berechnet. — — — 6 rr — — — — 40 139. Donnerstag, den 1. September 18855 * Von Metz bis Sedan. Sachsen, Württemberger, Hessen und Thüringer standen Schulter an Schulter und hielten in ihrer Mitte das letzte Heer Napoleon's uind diesen selbst gefangen. Napoleon's Scepter war zerbrochen, ind der Aufrichtung des deutschen Kaiserthrones stand kein Hinder⸗ niß mehr im Wege. Dies ist die hohe Bedeutung des ruhmreichen Sieges von Sedan! Elf Jahre sind nun hinabgerollt seit der Zeit, wo jene für Deutschland ewig denkwürdigen Ereignisse stattfanden, welche dem Juslande die unüberwindliche Kraft der vereinigten deutschen Stämme zeigten und dem Vaterlande die politische Einigkeit als Frucht der heißen Kämpfe mit gebieterischer Nothwendigkeit in den Schooß eglen. Manches berühmte Stadium enthält die Kriegsgeschichte des Jahres 1870,71. Das höchste Interesse und die allgemeine Sensation erweckten aber die Kriegsereignisse von Metz bis Sedan. Wohl hatte das deutsche Schwert dem übermüthigen Gegner bereits zei Weißenburg, Wörth und Spichern wuchtige Schläge beigebracht, und die Siegeshoffnungen befestigten sich in Deutschland; aber die Epoche der Kämpfe von Metz bis Sedan zerbrach das französische Kaiserreich des dritten Napoleon und legte das Fundament für den neuen deutschen Kaiserthron. Noch stand am 14. August 1870 die Hauptmacht des französischen Heeres unter dem Marschall Bazaine unbesiegt vor Metz, und es galt die beispiellose Aufopfer⸗ ung der Truppen der 1. und 2. deutschen Armee unter den Gene— cälen v. Steinmetz und Prinz Friedrich Karl, um diese in günstigster Position sich befindliche französische Heeressäule zu bezwingen. Ob⸗— wohl Bazaine und seine Generaͤle der deutschen Heeresleitung nicht zewachsen waren, so war Bazaine doch der zäheste Gegner der deutschen Truppen. Festungsartige Stellungen hatte Bazaine vor Metz für seine Soldaten ausgewählt, und hier zeigte sich auch zum ersten Male die furchtbare Ueberlegenheit der Chassepotgewehre vor der Zündnadel und die schauderhafte Wirkung der Mitrailleusen, die fuͤr das terassenförmige Terrain vor Mezz wie geschaffen schienen. Doch weder die Arglist der französischen Anführer, noch die furcht⸗ zare Bewaffnung der franzöoͤsischen Soldaten konnten der Genial ität der deutschen Generäle und der eisemen Tapferkeit der deutschen Truppen erfolgreichen Widerstand leisten. In den ersten Kampfes— zagen vor Metz bei Vionville und Mars-la-Tours hielten sogar nut wenige deuͤtsche Armeecorps das Vordringen Bazaine's, der die Offensive ergreifen wollte, auf; die deutschen Truppen mußten zis auf die Reserven in's Feuer, und ganze Cavallerieregimenter dürzten sich der Unzahl der französischen Feuerschlünde entgegen, um den Feind kein Terrain gewinnen zu lassen. Heldenmüthig opferten sich am 18. August die preußische Garde, die Sachsen und Hessen bei St. Privat auf, und an demselben Tage wurde bei Gravelotte und St. Privat das Schichsal Bazaine's entschieden. Diese Siege der deutschen Truppen ahnte man in Paris noch nicht, als der Kriegsminister Palikao dem Marschall Mac Mahon, der im Begriff war, sich mit den Resten seines Heeres nach Paris zu⸗ rückzuziehen, den Befehl ertheilte, sich mit den Truppen m Lager von Chalons und einigen anderen noch verfügbaren Divi— iionen zu vereinigen und dem Marschall Bazaine zu Hülfe zu eilen, resp. durch eine kühne Schwenkung nach Norden den Deutschen in den Rücken zu fallen. Dieser Plan der französischn Kriegsleitung var gewiß ganz ausgezeichnet, wenn sie nur bessere Generäle und Soldaten und weniger iüchtige Gegner gehabt hätte. Indessen meldete schon unmittelbar nach der Schlacht bei Grabelotte der Chef des Generalstabs der kronprinzlichen Armee, General Blumenthal, daß er einen Umgehungsversuch Mac Mahon's vermuthe, da die vorhut der kronprinzlichen Armet auf ihrem Wege nach Paris fast zar keine franzöfischen Truppen mehr zu Gesicht bekomme. Der Meister der Stralegie, Graf Moltke, hielt anfangs eine solche Di⸗— version Mac Mahon's nach dessen Niederlage bei Worth gar nicht für möglich, aber bald brachten ausgesandte Cavalleriepatrouillen die Meisdung von Mac Mahon's Zuge nach Nordosten. Es er— wolgie nun plötzlich die berühmte Rechtsschwenkung der kronprinz- ichen Armee und der Abmarsch einer neugebildeten vierten Armee unter dem sächsischen Kronprinzen, jetzigen König Albert von Sachsen. Am 30. August bei Beaumont und am 1. September bei Sedan wurde Mac Mahon mit seiner Armee durch einen Fronte und Seitenangriff der deutschen Truppen überrascht und nach zweitägigem sampfe hatte sich, Dank dem ungestümen Vordringen der deuischen Truppen, ein eiserner Ring um Sedan gebildet. Preußen, Bayern, Deutsches Reich. Müuünchen, 30. August. Das Gesetz- und Verordnungsblatt zublicirt die vom Ministerium des Innern und vom Ministerium der Finanzen zum Vollzug des Gesetzes über die Gewerbesteuer er— assenen Vorschriften. Hiernach findet die Anlage der Ge— verbesteuer von zwei zu zwei Jahren in dem der Steuerperiode vorangehenden Kalenderjahre, sohin erstmals im Jahre 1881 für ie Steuͤerperiode 188283 stait. Die Uebersendung der gemeind— ichen Verzeichnisse und Steuererklärungen an die Rentämter soll m ganzen Königreich bis zum 31. October längstens bewerkstelligt ein. Den Regierungsfinanzkammern bleibt anheimgestellt, in stentamtsbezirken mit einfach gelagerten Verhältnissen einen kürze— en Termin anzuberaumen oder unter gegentheiligen Voraussetz⸗ ingen den Uebersendungstermin entsprechend zu verlängern. — zür die Einberufung der Ausschüsse zur Prüfung der Steuererklä— ungen und Festsetzung der Einträge in die Steuerliste sind von »en kgl. Regierungsfinanzkammern die Termine zu bestimmen, wo— hei auf die Erledigung der Verhandlungen der Einkommen- und Fapitalrentensteuer⸗-Ausschüsse einerseits, andererseits aber auf den Imstand Rücksicht zu nehmen ist, daß die Verhandlungen des Ge⸗ verbesteuerausschusses noch in dem der Steuererhebung vorange⸗ senden Kalenderjahre beendet sein sollen. Sobald die Steueran⸗ agen für sämmtliche Gewerbsteuerpflichtige des Rentamtsbezirkes exfolgt sind, hat das Rentamt den Gemeindebehörden außerhalb des Amtssitzes, denen die Auflegung der Steuerlisten obliegt, nebst den ninschlägigen Steuerlisten eine Bekanntmachung behufs ortsüblicher lerkündigung zuzufertigen. In ähnlicher Weise erfolgt die Bekannt- nachung des Reutamtes für die Gewerbsteuerpflichtigen des Amtssitzes. leber die Ergebnisse der Steueranlage ist noch vor der Auflegung der Steuerlisten seitens der Rentämter den Regierungsfinanzkam⸗ mern eine summarische Anzeige zu erstatten. Muͤnchen, 30. August. Die Entscheidung der schwierigen hagelversicherungsfrage wird bei der zu erwartenden Vorlage eines ckniwurfes über Crrichtung einer bayerischen Hagelversicherungsan— talt unter staatlicher Leitung eine die landwirthschaftlichen Interessen ief berührende Aufgabe der gesetzgebenden Faktoren sein. Der z„chwerpunkt der Frage liegt in der Durchführung mit oder ohne Zwang. Das General Comite des landwirthschaftlichen Vereins in Hayern, welches nach Erholung von Gutachten sämmtlicher Kreis— lomites an das Ministerium gutachtlichen Bericht erstattete, hat sich in Erwägung der großen Schwierigkeiten, welche mit der Errichtung iner Zwangshagelversicherungsanstalt unvermeidlich verbunden sind, gegen eine solche ausgesprochen. Mit Bezug auf die Naͤchrichten, daß in Baiern wiederum ein bedeutendes Deficit zu erwarten sei, wird berichtigt, daß unsere Staatseisenbahnen während der ersten sieben Monate dieses Jahres eine Mehreinnahme von rund 1,3500,000 M. gegenüber der gleichen Periode im Vorjahre zeigen. Desto besser! Ausland. Wien, 29. August. Die französische Regierung hat es nach der Ansicht hiesiger Politiker nicht mehr mit einem Aufstand der humirs zu thun, sondern sie steht dem Ausbruch eines Religions— rieges in Nordafrika gegenüber. Die Verhaftung des algerischen Scheils Mohammed durch die französische Gesandschaft zu Konstan— tinopel hat zur Entdeckung von Documenten geführt, die den Be⸗— weis dafür liefern. Vermischtes. „*. St. Ingbert, 31. Aug. Einem musikliebenden Pu⸗ blikum unserer Stadt können wir die erfreuliche Mittheilung machen, daß nächsten Sonntag, 4. Sept., Fräulein Malchen Lehmann