Sl. Ingberker Anzeiger. der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal woöͤchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, Sonntags mit illustrirter Bei— age) erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonnementeopreis beträgt vierteljährlich A 40 B einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 146 60 4, einschließlich 10 J Zustellgebuhr. Anzeigen werden mit 10 —, von Auswaärts mit 15 fur die viergespaltene Zeile Blattschrist oder deren Raum, Reclamen mit 30 — pro Zeile berechnet. P 144. Samstag, den 10. September —1881. Deutsches Reich. München. Der neuernannte erste Präsident der Kammer zer Reichsräthe, Georg Frhr. zu Franckenstein, wurde am 2. Juli 1825 zu Würzburg als der Sohn des kaiserlich königlichen ʒsterreichischen Kmmerers und erblichen baherischen Reichsraihs darl Freiherrn zu Franckenstein geboren. Derselbe trat am 29. Zeptember 1847 in die Kammer der Reichsräthe ein. Am 18. Nai 1857 vermählte sich Freiherr zu Franckenstein mit Marie, brinzefsin⸗Oettingen-Wallerstein. Aus der Ehe sind 8 Soͤhne und Töchter entsprossen. Frhr. zu Franckenstein ist mit dem viel— ahrigen zweiten Präsidenten der Kammer, Karl Frhrn. v. Schrenk, erschwügert. Die Besitzungen der Familie, mit welchen die erb⸗ iche Reichsrathswürde verbunden ist, befinden sich in Mittelfranken. Freiherr zu Franckenstein nimmt theils dort (Ullstadt, Bezirksamt Scheinfeld), theils in München Aufenthalt. Im Reichstag vertrat erselbe den unterfränkischen Wahlkreis Lohr. München. Um eine Beeinträchtigung des Wahlrechts durch borladung Wahlberechtigter zu Gericht thunlichst zu vermeiden, hat as Justizministerium sämmtliche Gerichte angewiesen, bei Bestim— nung der Termine zu mündlichen und Haupt-Verhandlungen in Fivil⸗ und Strafsachen, sowie aller sonstigen Termine auch in den nicht zur ordentlichen streitigen Gerichtsbarkeit gehörenden Angelegen— jeiten künftighin die Freilassung der bekanntgegebenen Wahllage aach Möglichteit anzustreben. Berlin. Auf der hiesigen russischen Botschaft herrscht nläßlich der Kaiser-Entrevue eine so rege Thätigkeit wie seit langem cicht zu bemerken war. Fast das ganze hier anwesende Botschafts- ersonal wird die Fahrt nach Danzig unternehmen. Dem Bot— chafter Herrn von Saburoff schließen sich der Botschaftsrath Herr von Arapoff und die Sekretäre an. Während der russische Marine— ebollmächtigte Herr v. Nevakhowitsch von hier direkt nach Danzig ahrt, wird der russische Militärbevollmächtigte Fürst Dolgorucky den daiser Wilhelm erst nach Konitz zum Manöver begleiten und dann nit der kaiserlichen Suite sich nach dem Orte der Entrevue begeben. Zur Zweikaiser-Begegnung. Unsere Offiziösen grollen zarüber, daß Nachrichten über die bevorstehende Zusammenkunft mseres Kaisers mit Czar Alexander III. in die Oeffentlichkeit ge— rungen sind. Wenn man ihnen glauben dürfte, so würde nun ur Strafe für das, was sie „die indiskrete Reklame der Danziger zeitung“ nennen, Danzig bei der Entrevue ganz unberücksichtigt leiben. Die armen Danziger, und sie hatten sich schon so sehr arauf gefreut. Daß überhaupt Nachrichten über diese Zusammen— unft in die Oeffentlichkeit gedrungen sind, ist, nach dem Danziger Holksblatt, die Folge einer allerdings sehr entschuldbaren Indis— retion, welche in einer dortigen höheren Lehranstalt ihre Fortsetzung and und von da aus „in alle Welt“ getragen wurde. Inzwischen st in Danzig, trotz jener angedrohten Strafe, Alles für die Vor— ꝛereitungen zum Empfange thätig. In amtlichen Kreisen hält man es nunmehr für sicher, daß ie Ernennung des Grafen Hatzfeldt zum Staatssekretär und Staatsminister noch im Laufe dieses Monais erfolge. Die Session des Bundesrathes für 1881 -1882 beginnt iesmal dem Vernehmen nach erst im Monat Oktober, während sie n den früheren Jahren gewöhnlich schon im September ihren Unfang nahm. Wie verlautet, hat man den Termin dieses Jahr bäter angesetzt, weil die verflossene Session erst Mitte Juli, fast inen Monat nach jener des Reichstages schloß und dann, weil nan die Vorbereitung neuen Materials noch zu einem solchen Ab— hlusse bringen will, daß der Bundesraih sofort in Thätigkeit reten kann. Trotzdem der Bundesrath vor seiner Vertagung noch me Anzahl von älteren Gegenständen erledigte, sind doch noch inzelne Vorlagen zurückgeblieben, z. B. der von einer besonders erufenen Kommission vorbereitete Entwurf über Vorschriften be— reffend Vorrichtungen zum Schutze gewerblicher Arbeiter gegen Ge⸗ ahren für Leben und Gesundheit. Von den ordentlichen Arbeiten er laufenden Session dürfte der Reichshaushalt den Anfang machen. — In der ganzen Armee findet mit dem Schluß der Ma— över die Entlasfung der Reserven statt; dieselbe wird ich in der letzten Woche dieses Monais üherall vollzogen haben. Am J. October erfolgt dann der Eintritt der einjährige⸗freiwillig »ienenden und der zu Oekonomiehandwerkern eingezogenen Mann— chaften; die letzteren werden sechs Wochen hindurch für den Dienst nit der Waffe eingeübt; die Einstellung der Rekruten wird in der ersten Novemberwoche stattfinden. Als eventueller Nachfolger des Gesandten in Washington, Herrn v. Schlözer, wird in auswärtigen Blättern auch Graf Herbert Bismarck genannt. Es wird daran erinneri, daß »or Monaten schon von einer Versetzung desselben als Gesandt— chaftssekreiär nach Washington mit der Anwartschaft auf baldige Beförderung zum Chef jener Mission die Rede war. * Zu den bevorstehenden Vermählungsfestlichkeiten am bad i— schen Hofe wird sich der französische Botschafter in Berlin, zraf v. Saint-Vallier, begleitet von dem Botschaftssecretair Grafen don Laugier-Villars und dem Attaché Jeannequin, mit außerordent⸗ liicher Vollmacht nach Karlsruhe begeben. Auslaud. Paris. Das Kriegsschiff „Tarn“ brachte am 6. ds. 1000 Mann von Toulon nach Goletta (Tunis). Die neue sechste Ver— stärkungs-Brigade wurde theils in Toulon, theils in Marfeille for⸗ mirt; fie beträgt 4000 Mann und 278 Offiziere. Die Rede Gambettas in Neubourg hat in Paris zurch ihre Bescheidenheit überrascht. Gambetta hat gesagt: „Ein yolitisches oder ein Regierungsprogramm entwerfen wollen, hieße einen Eingriff in die vollziehende Gewalt machen.“ Das „Jour— nal des Débats“ faßt dies so auf: Gambetta ist noch nicht mit ich einig, wie weit er gehen will, weil er noch nicht weiß, wie veit die neue Kammer mit ihm gehen wird! Daher lavirt er. Das „Parlament“, ein Organ des linken Centrums, beurtheilt die Rede ihnlich; es schreibt: „Gambetta schwebt sichtbarlich seit einigen Monaten zwischen zwei entgegengesetzten Richtungen. Im Begriff, das Ruder zu ergreifen, merkt er, wie schwierig es ist, zu regieren, venn man alle Sprungfedern des Staates außer Stand versetzt oder versetzen läßt. Allein die Erinnerung an seine früheren Er— lärungen, Angewohnheiten und gewisse Einflüsse halten ihn zurück »der treiben ihn zuweilen sogar nach der äußersten Linken. Der Mann der radicalen Opposition und der Regierungsmann streiten niteinander, bald trägt der eine, bald der andere den Sieg davon. Am Sonntag hat der Regierungsmann die Oberhand behalten, ind wir wünschen von ganzem Herzen, daß der Redner von Neu— hourg am allerersten die guten Rathschläge benutze, die er sich elbst gegeben hat!“ Aus Rom wird telegraphirt: „Die „Italie“ sagt, die deut— ichen Bischöfe wurden ermaͤchtigt, künftig bei der preußischen Re— jierung die Zustimmung zu den Pfarrer-Ernennungen vor der anonischen Einsetzung dieser Geistlichen einzuholen.“ Damit wäre Papst Leo XIII. auf sein erstes und später zurückgezogenes Zugeständniß wieder zurückgekommen und hätte damit dem defini— iven Frieden zwischen Staat und Kirche um ein gut Stück Vor— chub geleistet. Petersburg, 7. Sept. Ein Extrablatt des, Regierungsboten“ meldet: Heute reiste Kaiser Alexander auf der Yacht „Derskava“ aus Peterhof nach Danzig ab zur Zusammenkunft mit dem Kaiser Wilhelm. Longbranch, 7. Sept. Nach dem gestern Abend 64 Uhr ausgegebenen offiziellen Bulletin war die Pulsbewegung beim Präsidenten Garfield, der Nachmittags 1 Uhr hier eingetroffen ist, in Folge der mit seiner Ueberführung hierher verbundenen Er⸗ regung und Reisebeschwerden auf 124 gestiegen. New⸗-Yortk, 7. Sept. Das über das Befinden des Präsi— denten Garfield gestern Abend ausgegebene Bulletin und die Meldung yon der erhöhten Pulsbewegung hatten große Besorgnisse hervor⸗ zerufen; die Aerzte sprechen indeß die Hoffnung aus, daß der Zu— tand des Kranken schon heute oder morgen ein besserer sein werde. — Aus Marquette in Michigan wird die Explodirung einer Pulver⸗ abrik gemeldet. wobei 11 Personen ums Leben kamen. 5 Vermme⸗s. *St. Ingbert, 8. Sept. Im Anschluß an die in Nr. 142 dieses Blattes enthaltenen Mittheilungen über die Verhand⸗ sungen des Delegirtentages der pvfälzischen Gewerhe—