vereine theilen wir nachfolgend noch den Wortlaut der Beschlüsse in der so wichtigen Lehrlingsfrage mit. Diese lauten: M Ueber das Verlragsverhältniß zwischen Meister und Lehrling, beziehungs⸗ weise dessen Eltern oder Vormündern, ist ein schriftlicher Contrakt zehufs seiner Unterstellung unter 8 130 der deutschen Gewerbe— Ordnung aufzunehmen. Derselbe erlangt nach sechswöchentlicher Probezeint Gültigkeit. 2) Die Lehrlinge, wie die jungendlichen Ar— Jeiter in Fabriken sind zur Erstehung einer Prüfung verpflichtet. Diese Prufung erstredct sich auf die praktische Ausbildung und auch auf die in der Fortbildungsschule erworbenen Kenntnisse. Die von den Lehrlingen unter Aufsicht der Kommission angefertigten Arbeiten verden öffentlich ausgestellt. 3) Das Ergebniß der Prüfung wird in das Arbeitsbuch eingetragen oder als eigenes Dokument ausge⸗ tellt. 4 Die Mitglieder der Prüfungskommission werden von In⸗ teressentenkreisen, Gewerbebereinen, beziehungsweise Meistervereinig⸗ umgen oder freien Innungen oder Handelsbereinen (für kaufmännische dehrlinge) gewählt, und der Vorsitzende vom Staate bestimmt. 5) Eine zeuweise Ausstellung von uͤehrlingsarbeiten hat sich als förderlich für das Gewerbe erwiesen und kann etwa von drei zu drei Jahren, mit Preisvertheilung, nur empfohlen werden. Bezirks— ausstellungen sind dabei Kreisausstellungen vorzuziehen. Der letzte Viehmarkt in Blieskastel am 6. ds. war mit zwei Kühen und zwei Schweinen befahren. Aus Flonsheim wird der „Pf. Pr.“ folgender Un⸗ zlücksfall berichtet; Die Frau des Müllers Wahl auf der Neu— mühle war am Montag Abend mit den beiden Söhnen von 12 indes Jahren (ihren einzigen Kindern) um die Petroleumlampe veschäftigt, als dieselbe plöhlich explodirte und die drei Personen n hellen Flammen standen. Die zwei Kinder sind am Dienstag Nachmittag ihren schrecklichen Wunden und Schmerzen erlegen, die Frau, hören wir, kann gerettet werden, es wird aber die Amputa⸗ sion des rechten Armes benöthigen. Nieéderhochstadi, 4, Sept. Ein schon längere Zeit zwischen einem hiesigen alten Ehepaar, dessen Kinder längst ver— heirathet sind, bestandener Familienzwist gelangte heute zu einem ntsetzlichen Ende. Der 64 Jahre alte Musikant Simson Heisel sounte die Entschädigung, die er zum Unterhalt seiner getrennt von ihm lebenden Frau zahlen mußte, nicht aufbringen, weßwegen ihm nuf deren Anstehen gepfändet worden war; in Folge davon ge⸗ rieth er in sehr bedraͤngte Lage, so daß er in der Verzweiflung beschloß, seiner Frau und sich das Leben zu nehmen. Heute Mor— gen 247 Uhr erwartete er seine Frau auf einem Weg, den sie, wie r wußte, zu gehen hatte. Er packte sie am Arm und schoß ihr zus einem mit gehadtem Blei geladenen Terzerol nach dem Kopf, so daß sie schwer verwundet ist und an ihrem Aufkommen gezwei—⸗ felt wird. Er ging dann eine Strecke weiter und schoß sich selbst n unmittelbarer Naͤhe des Dorfes in den Mund und starb an der Verwundung nach einer Viertelstunde. (L. A.) Speyer, 6. Sept. Die Anstellungsprüfung der Schul⸗ dienst⸗ Exspectanten und Erspectantinnen der Pfalz, welche im Jahre 1877 aus dem Schullehrer-Seminar entlassen wurden, sowie für jene, welche sich dieser Prüfung in früheren Jahren nicht unter— iehen konnten und durften, findet pro 1881 in Speher statt. Die chriftliche Prüfung nimmt am Moͤntag, den 10. October l. J. Hormittags8 Uhr, im Saale der Harmonie (Wittelsbacher Hof) hren Anfang, die mündliche Prüfung beginnt am darauf folgenden Tage, Vormuͤttags 8 Uhr, in den Raumen der kgl. Fortbildungsanstalt. In Speier, beschäftigten sich mehrere kleine Buben da— mit, an der Hafenspitze Holz zu sammeln. Unter diesen war auch, wie die „Rh. B.“ meldet, der Sohn des Tünchers Wagner, wel— her sein kleines Schwesterchen in einem Kinderwagen bei sich hatte. Dem 6Gjährigen Sohn des Lohndieners Hartmann fiel es ein, dem tleinen Fuhrwerk einen Stoß zu geben, daß dieses sammt dem Finde in den Rhein rollte. Auf den Lärm, den die Buben mach⸗ en, eilte der Bleicher Wilhelm Bärnklau herbei und konnte das Kind, welches, Dank dem im Wagen befindlichen Bettzeug, noch ober Wasser war, retten. Der Kinderwagen sank fofort unter. Ein ähnlicher Unglücksfall trug sich ebenfäͤlls neulich Nachmittags auf dem Hasenpfuhl zu. In der Nähe des Mittelstegs fuhr die Tochter des Schiffers Joh. Brendel mit zwei kleinen Kindern aus Unvorsichtigkeit in den Speierbach. Das Mädchen wollte den Kinderwagen noch anhalten, fiel aber dabei selbst ins Wasser. So— fortige Huͤffe wurde von dem Schuhmacher Ludwig Wagner und dem Sohn von Jacob Eppel geleistet. Die zwei älteren Kinder waren ganz durchnäßt, während das kleine Kind sammt Bettung auf dem Wasser schwamm. p Neunkirchen, 5. Sept. Bor zwei Jahren hatte Se. Maj. der Kaiser die Gnade, bei dem ach t en Söhnchen des Bergmannes Martin Keßler dahier eine Patenstelle zu über— nehmen. Am 15. v. M. nun wurde den Eheleuten Keßler wie— derum ein Knabe geboren und hat auf Ansuchen Se. Maj. der König Lud wig von Bayern für diesen neunten Sprößling ebenfalls die Patenstelle, unter gleichzeitiger Uebermittelung von 40 Mk. angenommen. (S.s u. Bl.e 3.) Merzig, 6. Sept. Gestern Abend kehrte ein hiesiger Küfer gegen 11 Uhr in betrunkenem Zustande nach Hause zuruͤck Es entspann sich zwischen Frau und den erwachsenen Kindern um dem Manne ein Streit, der damit endete, daß der Mann mit ei— jem Hammer der Frau den Hirnschädel einschlug. Sie liegt bewußtlos Zarnieder und ist an ein Aufkommen kaum zu denken. Der Manr nachte sich sogleich aus dem Hause und ist heute Mittag noch nich zurückgekehrt. Bis jetzt hat die Polizei vergebens nach ihm gesucht Möglich, daß der Mann in seiner Trunkenheit und in seinen Aengsten sich irgendwo ein Leid angethan hat. * Die Strafkammer in Mannheim verurtheilte in ihrer Sitzung vom 2. dis. den Direktor der Heidelberger Bank Henrici, wegen Bankerotts, Unterschlagung und Untreue zi Jahren Gefängniß und 3 Jahren Ehrenverlust. Vom' Khein, 7. Sept. Ein deutscher Mann in des Wortes bester Bedeutung, ein Fürst nach Geburt und nach dem Adel des Geistes und Herzens, vollendet heute sein 70. Lebensjahr. Karl Anton, Fürst von Hohenzollern, geboren am 7. Sept 1811 widmete, nachdem er 1848 der Souveränetät zu Gunsten Preußens und der Einigung Deutschlands entsagt hatte, sich dem Dienste des Ralerlandes als Soldat und als Staatsmann, ein leuchtendet Vorbild patriotischer Hingebung, seinen edlen und treuen Sinn stets und überall in Wort und That bekennend. Ein körperlichet Leiden nöthigte ihn vor einigen Jahren, den öffentlichen Dienst zu verlassen und seitdem lebt er auf seinem Stammsitz in Sigmaringer in stiller Zurückgezogenheit, aber in engster Verbindung mit der Ereignissen des Tages, seiner liberalen Gesinnung unwandelbar treu, hochgeachtet von seinem kaiserlichen Freunde und Herrn, all verehri im deutschen Vaterlande und weit über dessen Grenzer hinaus. Möge er seinem Hause, dem Kaiser und dem deutscher Haterlande noch lange erhalten bleiben in der seltenen Frische der Geistes, die er sich bei seinen schweren Leiden in so dewunderungs würdiger Weise zu bewahren gewußt hat! FVom Rhein. Im Laufe dieser Woche werden wop alle Weinberge im Rheingau geschlossen werden. Der Stand der felben ist durchgängig ein recht befriedigender. Die heißen Tao des Juli hatten die Trauben so gefördert, daß die rauhe Witterun des August bis jetzt keinen Schaden angerichtet hat. Bekomme wir im September und Oktober noch einigermaßen günstiges Wetter so erhalten wir einen ganz annehmbaren Wein. Der Quantite nach gibt es einen halben Herbst im Durchschnitt. — Zu de Vernichtungsarbeiten in den von der Reblaus infizierten Weinberger he der Laudskrone im Ahrthale sind auch die Herren Dr. Mor ind Weinbaulehrer Seucker vom vomologischen Institut in Geisen heim berufen worden. Das mittelrheinische Turnfest in Mainz hat einen Uebe schuß von 18,000 M. ergeben, der dem Fond zur Erbauung ein— Turnhalle zugeführt werden soll. FIngolstadt. Der Kronprinz des Deutschen Reich hat sich über unsere Truppen sehr lobend ausgesprochen; dersell ritt sogar während des Manoͤvprirens an einzelne Abtheilungt heran, um denselben mit „Brav, Kinder! Das habt Ihr gut « macht!“ direkt seine Anerkennung auszusprechen. Am Zentralbab hof, der prächtig dekorirt war, wurden ihm von einigen Dam prachtvolle Bouquets überreicht, die er dankend und sichtlich erkfren ntgegennahm und in sein Coupé bringen ließ. F Metz liegt inFrankreich; das haben die Franzoß zlücklich herausgebracht. Ein französischer Infanteriesoldat w desertirt und zwar nach Metz; auf der Desertion nach dem Au lande steht hoͤhere Strafe als auf eine solche im Inlande. 9 Vertheidiger aber erklärte, daß ein französischer Gerichtshof niem Metz als Ausland anerkennen könne und das Pariser Kriegsger rat dieser Auffassung durch Zuerkennung der milderen Strafe 6 Das crinnert an den Prozeß Ney 1815; als dieser eine unglückn Wendung nahm, sprach der Vertheidiger einem französischen Gerich jofe die Befugniß über Ney ab, da dieser in Saarlouis gebor— ind die genannte Stadt jetzt preußisch geworden sei. Da ste— der Marschall auf und erklärte, er wolle lieber als Franzose sterb nn als Ausländer leben. Natürlich eink abgekartete Rührscer xrschossen wurde Ney deßhalb freilich doch. Unterschiedliche deutse Zeitungen begehen die Abgeschmacktheit, an die jetzige Entscheidu enes Pariser Gerichtshofes hochpolitische Etwägungen anzuknüpft Was die Braunschweiger Wasserleitung spendet, darül chreibt das dortige „Tageblatt,: Unsere Wasserleitung hat sch Blutegel, Frösche und anderes Gethier gespendet. Werthvoller diese Gaben ist indeß die, welche einem Einwohner an der Sonn traße durch die Leitung zuging. Letztere war verstopft, weil sich nach langen und schwierigen Untersuchungen herausstellte, Aal voñ respektabler Groͤße in dem Rohre stack. Das Thier— ind war so stark, daß es in dem Rohre nicht mehr vor— cückwärts konnte. P Unverschuldete Strafe. In R eichenberg in Böh— joll am 16. September ein Dienstmann eine dreimonatliche antreten, der am 6. Juni 1875, von einem ihm unbekam