Sl. Inghexter Amzeiger. Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. Der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchenltich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs Blatt und Sonntags mit Sseitiger illuftrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 146 40 2 einschließlich Trügerlohn; durch die Post bezogen 1.& 60 B, einschließlich 40 Zustellungsgebüuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 8, bei außerpfälzischen und solchen, auf welche die Expedition Auslunft ertheilt, 15 , bei NReclamen 80. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. M 199. Dienstag, 29. November 1881. 16. Jahrg. — — 9 . C. Die Wähler und die Parteien. Weise bei den hundert Stichwahlen! ge— jehen, die vor wenigen Wochen für den deutschen Reichstag stattfanden. Die Sozialdemokraten, welche feinen einzigen positiven Sieg beim ersten Wahlgange davongetragen hatten, eroberten in den Stichwahlen mit Hilfe reichstreuer Parteien 14 Abgeordnetensitze und die Polen gewannen ebenfalls in den Stichwahlen mit Hilfe deutscher Patrioten 4 Mandate. Fürwahr ein betrübendes Bild von der politischen Reife vieler deutscher Männer! Wir wissen nun recht wohl, daß das politische Le⸗ hen wie alle anderen Gebiete menschlichen Wirkens von Verkehrtheiten niemals ganz frei sein wird, iber rathen möchten wir doch allen Wählern zur VBerminderung derselben nach besten Kräften beizu— ragen, so lange kein Wahlmodus eristirt, der jene Auswüchse unseres politischen Lebens unmöglich macht. (Wir bringen vorstehenden Artikel, mit dessen Ausführungen in verschiedenen Punkten wir durchaus nicht einberstanden sind, zum Abdrucke, um zu zeigen, welche Folgerungen in einem Theile der Presse an den Ausfall der letzten Reichstags— wahlen geknüpft werden. Die Red.) serslautern ⁊c. 33,500 M. Am Etat der Landesaustellung von 1882 in Nürnberg 7500 M. Am Etat für Straßen-, Brücken⸗ und Wasserbauten 400.000 M. Beim Etat des Cultusministeriums sollen gestrichen werden der Nebengehalts-Bezug des Ministers, der Dispositionsfonds und die Kosten für Prüfungen an sämmilichen Untertichtsanstalten mit 58,828 M. Ferner der Etat für die auf— zuhebende protestantische Universität Frlangen mit 78864 M. Am Etat der Kunst- gewerbeschule in München für einen aufzustellenden — Postulat für die Akademie der Wissenschaften, die aufgehoben werden soll, mit 9414 M. Am Bau⸗Etat des Cultusministeriums 26,000 M. für den Neu— hau der Sternwarte, 20,280 M. für eine neue Tentralheizung im Polytechnikum, 80,000 M. für Erweiterung der Anatomiegebäude, 60,850 M. für Reparaturen an der alten Pinako hek, 30,000 M. für ein neues Gymnasium in Würzburg. Am Etat der Universität München 6773 M. für Anschaffungen 2c. An dem der Universität in Würzburg 25,000 M. Am Etat des Generalconserdatoriums der vissenschaftlichen Sammlungen 3293 M. für Func⸗ tions⸗Gehalte und 28,308 M. für sachliche Ausgaben. Desgleichen am Etat der Kunstakademie 7020 M. Im Ganzen sollen am Etat des Cultusministeriums 1,381,900 M. abgestrichen werden. Anlangend den Ftat des Finanzministeriums sollen abgestrichen werden die Gehaltszulage des Ministers mit 10,800 M. (gerade so viel wie der Gehalt selbst) und dessen Dispositionsfonds mit 9170 M., dann 18,240 M. für neu zu ernennende Rechnungscommissäre. Im Etat für Reichszwecke sollen 10,000 M. für Diäten und Reisekosten des Bundesrathsbevollmäch— tigten abgestrichen werden, endlich im Pensionsetat der geforderte Mehraufwand von 717,780 M. Nach den Ausführungen des Organs der Rechten wäre diese Gesammtersparung von 4,357,000 M. gleichbedeutend mit dem Verschwinden des Deficits des Staatsvoranschlages ohne neue Steuer, ohne Steuererhöhung und ohne gedecktes oder ungedecktes Anlehen. Den statistischen Erhebungen über die Wirkung des erhöhten Malzaufschlags auf den Bierpreis, welche die bayerische Regierung ihrem Landtage vorgelegt hat, glaubt die „Nordd. Allg. Ztg.“ das Material entnehmen zu können, um eines der am hartnäckigsten eingewurzelten und deßhalb am chwersten zu verdrängenden Dogmen der Freihänd⸗ ler zu widerlegen: „die Lehre nämlich, „daß Zölle und indirekte Steuern stets und in vollem Betrag auf die Konsumenten übergewälzt werden.“ Im vorliegenden Falle soll der Umstand, daß die Er—⸗ höhung des, Malzaufschlags nicht gleichmäßig eine nisprechendẽ Erhöhung des Bierpreises nach sich gezogen hat — eine Erscheinung, deren Ursache nicht so ohne Weiteres festzustellen ist, das „frei⸗ hJändlerische Dogma“ zu erschüttern geeignet sein. Was von der Malzsteuer gilt, muß auch für die Branntweinsteuer gelten, und wenn die „N. A. Ztg.“ wirklich durch die in Bayern gemachten Erfahr⸗ ungen überzeugt worden ist, daß eine Erhöhung dieser Steuer das nach der Ansicht des Reichs— kanzlers dem ländlichen Arbeiter unentbehrliche Ge— tränk nicht vertheuert, so wird sie gewiß nicht länger zögern, eine Erhöhung der Branntweinsteuer zu befürworten und die Bedenken des Reichskanzler⸗ gegen eine solche zu beseitigen. Berlin, 27. Nov. Auch im Monat Oktober sind auf Veranlassung des kgl. Polizeipräsidium s die verschiedensten Nahrunas- und Genußmittel aus Die vielbeklagte und von allen Seiten anerkannte zerfahrenheit in unseren Parteiverhältnissen bewirkt 8, daß man nicht nur über diese Mißstände jam— mert, sondern auch nach Mitteln zur Abhilfe der⸗ elben sucht. Die Hauptursache der großen Zer—⸗ plitterung unserer Parteien, wie solche zumal im Reichstage zum Ausdrucke kommt, liegt nun wohl noch immer in der Gefolgschaft des alten uneini⸗ jen Deutschlands, aus dessen Zeiten uns Deutschen noch ziemlich viel Hader und Zwiespalt anzuhaften scheint. Thatsache ist es ja auch, daß das Partei— wesen trotz der seit 10 Jahren vollständig veränderten Lage in Deutschland doch immer noch nicht genügend mit der großen Errungenschaft des geeinigten Deutsch— lands rechnet und vielfach noch Gegensätze vertritt, die als ein überwundener Standpunkt betrachtet werden sollten. Eine Besserung in den deutschen Parteiverhältnissen ist daher auch nur allmälig mit dem Erblühen einer neuen Generation zu erwarten, die nicht, wie die gegenwärtige in Zwist und Un— einigkeit groß geworden ist. Immerhin halten wir es aber der Mühe werth, ane der Ursachen für die politische Zerfahrenheit in unserem Reichstage auf einem anderen Gebiete zu suchen und zwar in dem Wahlmodus, nach velchem wir unsere Reichstagsabgeordneten wählen. Fürst Bismarck der oberste Schöpfer der Reichsver⸗ 'assung hat selbst in letzter Zeit durch verschiedene Aussprüche erklärt, daß unser Wahlsystem in man— chher Beziehung verkehrt und ungerecht sei, indem, da schon eine einzige Stimme Mehrheit zum Siege verhilft, ganz große Minder—⸗ heiten der Wähler im Reichstage keine Vertretung finden. Nach dem Rechtsgefühle sollte aber die Stimme jedes Wählers im Reichstage vertreten sein und das kann dann nur dadurch geschehen, daß man nicht mehr nach Wahlkreisen und Mehr—⸗ Jeiten wählt, sondern einfach zuerst nach den Parteien wählt und dann jeder Partei nach Maß- jabe der auf sie entfallenen Stimmen die ihr ge— zührende Anzahl Abgeordneten zuerkennt, die dann von den Vertrauensmännern auserwählt werden. Auf diese Weise würde jeder Wähler im Reichstage hertreten sein und auch die zum Theil ganz wider⸗ värtigen Parteikämpfe sammt ihren persönlichen Widerwärtigkeiten, Vertretung einseitiger Lokalin— eressen und den häßlichen Stichwahlen in den einzelnen Wahlkreisen wegfallen. Damit wäre aber edenfalls schon Manches für die Heilung unserer holitischen Zersahrenheit gethan, denn daß bei un— erem jetzigen Wahlmodus Lokalinteressen, persönliche Gehäsfigkeiten u. s. w. nur zu oft eine ver— hängnißvolle Rolle spielen, ist zu bekannt um noch besonders erwiesen zu werden. Auch sind die Stichwahlen über alle Maßen widerwär⸗ liger Natur, hier begehen viele Parteien in den einzelnen Wahlkeeisen eine Art politische Ab— rünnigkeit und Selbstmord, indem sie oft nur zus Neid und Haß gegen einen der Kandidaten einen Gegner waͤhlen, den sie sonst stets bekämpfen würden. Für die Stichwahlen allein müßte man schon einen besonderen Wahlmodus haben, denn mit denselben wird offenbar ein großer Mißbrauch schon insofern getrieben, daß einzelne Parteien durch Aufstellung eines dritten und vierten Kandidaten absichtlich“ die Stichwahl und damit einen Sieg durch gegnerische Stimmen für sich herbeiführen vollen. Wo bleibt denn bei solchen Manövern eine gerechte Vertretung eines Wahlkreises oder der Wähler überhaupt? — Mon hat es in trauriger VPolitische Uebersicht. Deutsches Reich. München, 23. Nov. Wie verlautet, haben ämmtliche Gerichtsschreiber an den Oberlandesge⸗ richten, Landgerichten und Amtsgerichten des König— reichs an Se. Majestät den König die Bitte um VBerleihung des Titels „Sekretär“ gerichtet. (A. V.) Munchen, 27. Nov. Die mit der Lanze be—⸗ waffneten Mannschaften der Ulanenregimenter haben fünftig an Stelle des Kavalleriesäbels den Artille— äbel zu führen. Munchen. Wie schon wiederholt erwähnt, vill die Rechte dem Ministerium seine Stellung zurch Abstriche am Budget nicht blos ungemüthlich, ondern unhaltbar machen. Da ist es denn nicht minteressant, zu erfahren, welche Abstriche außer ven schon beschloössenen beabsichtigt sind. Wir er⸗ ahren das ofsicios aus einer Reihenfolge von Artikeln velche das „Münch. Fremdenblatt“ unter der Ueber⸗ chrift: „Ein Streichprogramm' bringt. Hier— aach sollen unbedingt gestrichen werden: alle Summen, die zur Schaffung neuer pragmatischer Beamtenstellen bestimmt sind, ferner alle Posten, welche lediglich im Dienste des liberalen Systems oder zu dessen Blorie“ verlangt werden. Gewisse Posten müßten nit Rücksicht auf die mißliche Finanzlage, andere ediglich dem gegenwärtigen liberalen Ministerium gestrichen werden. Am Etat der directen Steuern ollen 400,824 M. Tantiémen, am Etat der Zolle 148,000 M. für Gehalte und Bau⸗Adaptirungen, im Eisenbahn⸗-Etat 154,000 M. für Beamtenge— jatte, am Forst-Etat 92,000 M. fuür ebensolche u. A., am Etat des Stadtraths 46,800 M. für Beamtengehalte, am Landtags-Etat 190,000 M. ür den Umbau des Landtagsgebäudes, am Mini— terium des Aeußern 27,800 M. für Nebenbezüge des Ministers und Dispositionsfonds gestrichen wer— den. Am schlimmsten ergeht es dem Justiz⸗Etat: Die Abstriche sind auf 82,970 M. für Nebenbe— üge des Ministers, Gehaltsvermehrungen ⁊c. in Aussicht genommen. Außerdem am selben Etat noch 57,000 M. für die Gefangenanstalten. Dann folgt das Ministerium des Innern mit einem Ab— trich von 71,870 M. an Nebenzügen des Ministers Dispositionsfonds ꝛc. Am Etat der Gendarmerie ür Erhöhung der Officiersgehalte 5400 M. Am Fftat der Gewerbemuseen in Nürnbera und Kai—