7 — 8 hä — — * Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. FTt. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchenltich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag?und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 16 40 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 MA 60 H, einschließlich 0 Z Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr für die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten a us dec Pfalz 10 Z, bei außerpfälzischen und solchen, auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 15 A, bei Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 2 * M 30. 8. Pr. Innere und auswärkige Gefahren in Rußland. daß ohne das französische Kammervotum des 26. Januar, durch welches Gambetta gestürzt wurde, as Frühjahr wahrscheinlich schwere europäische gerwickelungen gebracht hätte, kann nach den jüngsten nthüllungen als feststehend angenommen werden. uch jetzt noch sind die Besorgnisse keineswegs ver⸗ hwunden. Die Gefahr liegt in dem Zusammen— reffen des Wiederausbruches der orientalischen zrisis mit den inneren Verwickelungen Rußlands. zchon mehrfach ist dieser Zusammenhang der Welt erhängnißvoll geworden. Die orientalische Frage t hinsichtlich der europäischen Türkei diejenige ach der Beherrschung der auf der Balkanhalbinsel vohnenden Slavenstämme; es ist die slavische Frage. diese aber hängt mit den Geschicken des größten lavischen Staates untrennbar zusammen. Man sagt immer, die innere Zerrüttung Ruß— ands hindere dasselbe an einer auswärtigen Aktion. lber dieser Satz ist ein rein hinfälliger Von zwei drisen kann ebenso gut die eine die andere auf— eben, wie sie sich vereinigen und dann allerdings in Land in den Abgrund stürzen können. Während uuf dem Konkordienplatz in Paris die Köpfe fielen ind in der Vendée der Bürgerkrieg raste, siegten ie Franzosen an Rhein und Schelde. Sogar aus mserer eigenen neuesten Geschichte haben wir einen bgeschwächten ähnlichen Vorgang zu verzeichnen. UInseren Bürgerkrieg hatten wir überstanden, aber s kann wahrhaftig nicht gesagt werden, daß Deutsch- md sich aus befriedigenden inneren Verhältnissen eraus erhob, um den französischen Angriff glorreich iederzuschlagen. Die Milizagitation in Württem— nerg, die bayerischen Kammerangriffe auf die Bünd⸗ iißverträge zeigten doch wohl keine vollständige be— riedigende innere Lage Deutschlands. Diese Bei⸗ piele wären leicht zu vervielfachen. Gerade die ezige innere Lages Rußlands aber könnte zu inem auswärtigen Waqniß herausfordern. Es ist n Rußland unleidlich geworden, unleidlich für sedermann, am unleidlichsten für den hinter einer reifachen Soldatenkette abgesperrten Zaren. Gewiß t derselbe ein Mann der Ueberlegung und der ?parsamkeit, nichts weniger als zu waghalsigen ntschlüssen angelegt, ein um die Heilung der inneren cchäden redlich bemühter Mann. Aber die Ver— ältnisse sind dem mittelmäßig befähigten und ur— prünglich als nicht zum Throne bestimmt, wenig interrichteten Herrn längst über den Kopf gewachsen. Lährend einer jetzt elfmonatlichen Regierungszeit t von den Versuchen zur Hersteliung der Ordnung ußer einiger Ersparung am Hofhalt auch nicht der eringste gelungen, vielmehr hat die Reformpolitik zer jetzt am Ruder befindlichen mit der Zerstörung es noch Vorhandenen angefangen. Ein Mann ꝛes Unfriedens ist gegangen; Gambetta wollte sich icht vor der Zeit abnützen lassen und ging. Aber yraf Ignatjew ist aoch am Ruder uͤnd er wird ch schwerlich im Frieden wollen verbrauchen lassen. je geringeren Erfolg er als Minister des Innern at, um so mehr wird er sich danach sehnen, an Ztelle des 83jährigen und geisteskranken Fürsten zortschakow wirklich auswärtiger Minister zu werden. r kann dieses am leichtesten im Falle einer großen zerwickelung. Dieselbe herbeizuführen ist in diefem lugenblicke keine Kunst; ihre Verhütung wäre eine rößgre aber auf diese verwendet offenbar Ignatjew eine Mühe und vielleicht wäre dieselbe selbst für ne Kräfte eines Bismarck eine zu schwierige Aukgabe. Samstag, 11. Februar 1882. 17. Jahrg. Anderweitige Symptome kommen hinzu. Seit Nonaten hat Michael Katkow in der „Moskauer zeitung“ zur Befreiung der slavischen Brüder Krieg segen Oesterreich und die Türkei gepredigt; nichts estoweniger ist Michael Katkow in . den geheimen tath des Zaren berufen worden. Der Prariser lufenthalt des Großfürsten Konstantin kann auf ein persönliches Verhältniß zu dem kaiserlichen deffen zurückgeführt werden; aber warum ging veneral Skobelew nach der gegen Oesterreich und deutschland gerichteten Toastrede des 24. Januar serade nach Paris? Entweder war seine dadurch servorgerufene Ungnade eine politische Komödie oder ein nun erfolgtes Ausscheiden aus der russ. Armee eugt von unhaltbaren Zuständen. Es ist nicht üblich, aß wegen eines bloßen Verweises ein General seinem driegsherrn den Stuhl vor die Thüre stellt, am venigsten in jenem Rußland, dessen Nikolaus ge— egentlich die Generäle noch kärperlich mißhandelte. Inverbürgt werden noch Alexander II. ähnliche dinge nachgesagt. Entweder war der Rücktritt aus »er Armee nach der einmal diplomatisch noth— vendig gewordenen Verleugnung des Generals -zkobelew lediglich ein willlommener Vorwand zur bariser Reise, oder die russische Armee ist desorga— tisirt und treibt Politik. General Skobelew hätte n diesem Falle zwar den Rock des Zaren ausge— ogen, aber er wäre in Paris als so etwas wie in Abgesandter der russischen Armee erschienen. das Letzere ist natürlich die bedenklichere Annahme. zn Rußland bildet die Armee den letzten Halte⸗ unkt gegenüber der Revolution; eben deshalb ist hre durch zahlreiche Zustimmungstelegramme an -zkobelew ausgedrückte kriegerische Stimmung ein o bedeutender Faktor. Auf den Zaren kommt es a zuletzt weniger an. Ob der Versuch zur Besiegung der inneren drisisdurch die auswärtige gelingen kann? Schwerlich. ber damit ist nicht gesagt, daß er nicht gemacht pird. Die menschlichen Dinge werden nicht blos uurch Verstand und Ueberlegung, sie werden auch urch Leidenschaft bestimmt und speziell in Rußland at man die nüchterne Ueberlegung von jeher als inen Charakterzug der gehaßten Deutschen ange— ehen. Im Uebrigen gibt es auch eine Politik der Zerzweiflung und von dieser Politik ist man in en entscheidenden russischen Kreisen wohl nicht mehr illzu weit entfernt. Aussicht auf die Stelle des Präsidenten des obersten Londgerichts sei. Ob das Gerücht von Dr. Fäustie's Rücktritt, welches von Zeit zu Zeit immer wieder in Umlauf gesetzt wird, diesmal einen reellen Unter—⸗ zrund hat, bleibt abzuwarten. Berlin, 8. Febr. Das Haus der Abge— ordneten verwies die kirchenpolitische Vorlage an eine 21gliedrige Kommission. Berlin, 9. Febr. Die Eisenbahn⸗Commission jat die Vorlage betreffend die Rhein⸗Nahebahn mit 10 gegen 8 Stimmen angenommen. Der nach Berlin neuernannte französische Botschafter Baron de Courcel trifft zur Uebet— reichung seines Beglaubigungsschreibens am Freitag, »en 10. Febr. aus Paris dort ein, gedenkt jedoch, obald er seine Creditive überreicht, erst noch auf urze Zeit wiederum nach Paris zurückzukehren. Ausland. Aus Petersburg wird gemeldet: Ein Ge— etz⸗ Entwurf betreff's Einführung der Erbschafts⸗ teuer ist am vorigen Samstag in der Vorberathung )es Reichsraths durchgegangen und kommt demnächst vor das Plenum des Reichsraths, wo die Annahme icher zu erwarten ist. Lokale und pfälzische Nachrichten * St. Ingbert, 10. Febr. Es ist bekannt, )aß die Direktion der Pfälzischen Bahnen illigen Wünschen des Publikums jederzeit gerne entspricht. So hat dieselbe neuerdings eine sehr ankenswerthe Neuerung eingeführt, nämlich Ni ch t⸗ raucher-Coupé's dritter Klasse. — Die „Pfälzische Kampfgenossen— schaft“, Provinzial⸗Verband pfälzischer Krieger⸗, Veteranen- und Kampfgenossen⸗Vereine, erhielt laut definitiver Mittheilung infolge ihres Vertrages mit der Feuerversicherungs-Gesellschaft Providentia“ in Frankfurt am Main zur Unterstützung der noth⸗ eidenden und kranken Mitglieder sowie der Witiwen und Waisen derselben, den namhaften Beitrag von 344 M. 6 Pf. für ihre Unterstützungskasse Alle Anerkennung bei solch schönem Resultat! — Aus Zweibrücken wird dem „Pf. K.“ zerichtet: Es stehen uns zwei causes célebres be⸗ vor. Die erste wird sich am 17. d. Mis. vor dem Prilitärbezirksgericht in Würzburg abspielen und »etrifft den Rittmeister Lehfeldt, Commandeur der jier in Garnison liegenden Schwadron des 8. Lhevauxleger-Regiments; derselbe foll einer größeren Anzahl zum Theil schwerer militärischer Vergehen ingeschuldigt sein. Der Herr erfreut sich in den iesigen Civilkreisen keiner Beliebtheit, und Fama erzählt von seinem Regime allerhand unerquickliches; er soll aber sonst ein tüchtiger, schneidiger Officier, nsbesondere ein feiner Pferdekenner uͤnd ausge⸗ eichnet in der Pferdedressur sein. — Am letzten Tag dieses Monats wird sich die Strafkammer inseres Landgerichts mit einer Sache zu befassen jaben, welche hier schon lange den Gesprächsstoff bildet. Der im nahen Ernstwejler wohnende pens. Artill.e Premierlieutenant Sperl soll s. 3. nach einer häkelei mit dem Directorium «der hiesigen Actien⸗ »rauerei Tivoli Anzeige bei der k. Staͤnlsauwali⸗ chaft dahier erstatiei haben, daß in diesem Geschäft Verfehlungen gegen das bayerische Malzaufschlag⸗ und das Reichs-Nahrungsmitielgesetz eingeleitet und dieselbe soll nun zu Erhebung der Anklage auf Frund der genannten Gesetze geführt haben gegen ʒen früheren und den gegenwärtigen Director und jegen den Braumeister. Wie man hört, sind die Vorladungen bereits ergangen. Man ist auf den Politische Uebersicht. Deutsches Reich. München, 8. Febr. S. M. der König wird in der Nacht vom 12. auf 13. Februar hier ein⸗ freffen und bis Mitte Mai hier verweilen München, 8. Febr. In der heutigen Sitzung hes betr. Ausschusses de Abgeordnetenkammer vpurde bei Stimmengleichheit durch die entscheidende Stimme des Vorsitzenden der Antrag Hafenbrädl's, nie Aufhebnung des siebenten Schuljahres betreffend, ingenommen. Minister Lutz nahm in einer. wohl⸗ notivirten, den Eindruck nicht verfehlenden Rede den prinzipiellen Standpunkt für das siebente Schul⸗ jahres ein, stellte jedoch Dispensation da in Aus— icht, wo ungerechtfertigte Härten hervortreten würden. Fr. 3tg.) Dem „Berl. Tagebl.“ wird aus München geschrieben: Die Berathung des Budgets des Justiz⸗ ninisteriums in der Abgeordnetenkammer verde wahrscheinlich mit dem Rücktritt des Justiz⸗ ninisters v. Fäustle endigen, welcher nicht ohne