diesem Jahre die ersten Waisen aufgenommen wer⸗ den. Die Reichs-Fechtschule hat die Verleihung on Corporationsrechten beantragt und hofft in sernüchster Zeit die Beilegung der Rechte einer arristischen Person vollzogen zu sehen. Dann wäre je erste Etappe glücklich vollendet, das greifbare hesyltat steht vor Augen und man kann die Zweifler nd Neider nach Lahr weisen und sagen: Seht, das wir mit unsern 30 Pf. pro Jahr Beitrag ge⸗ chaffen. — e In Auerbach's Keller in Leipzig finden ich folgende humoristische Verse: Wenn auch kein Rheinwein, Wenn der Wein nur rein; Wenn auch kein Mainwein, Wenn der Wein nur mein; Wenn auch kein Steinwein, Wenn nur kein Weinstein. So saß ich 'mal am Rheinfall, Da kam mir der Einfall, Wäre der Rheinfall ein Weinfall, Das wäre mein Fall. Der Aberglaube, daß demjenigen Ehepaare, welches zur Zeit des Vollmondes Hochzeit gehalten, as Glück besonders hold sei, wird in Krimmit— chau namentlich recht fest gehalten. Dort werden zheschließungen wie ein Krimmitschauer dem „Leipz. Tagebl.“ schreiht, fast nur bei zunehmendem Monde oljogen. Das Standesamt zu Krimmitschau ver⸗ nAfentlicht in der Nummer des „Krimm. Anz.“ dom 29. v. M. nicht weniger als 15 Paare deren Aufgebot in der Zeit vom 21.bis 27. April be⸗ vitit worden, und deren Hochzeiten in die Zeit des unehmenden Mondes fallen werden. GOie Jagersche Wollentheorie,) zerliner Blätter schreiben: Etwas anderes ist es Meinungen über einen Gegenstand zu haben, et⸗ vas anderes, Thatsachen zu konstatiren, und se mag man denn über die vielbesprochene, vielbespöt⸗ elie und vielbelachte Wollentheorie von Professor zäger in Stuttgart denken wie man will — die Thatsache verdient erwähnt zu werden, daß die Anhänger dieser Theorie in einem geradezu uner— örier Maße gewachsen sind. Die württembergischen Bebereien, welche die Jägerschen Wollkostüme, von yem intimsten Kleidungsstücke angefangen für die Jünger des Stuttgarter Professors Jäger herstellen, saben Tag und Nacht zu arbeiten, und die Zahl )erer, die sich nach Jäger'scher Wollentheorie kleiden, zählt in Deutschland gewiß schon nach Hundert⸗ ausenden. In unsern Parlamenten, an der Borse und unter unsern Künstlern — überall kann man deute finden, die nicht höher schwören, als bei der Jäger'schen Wollentheorie. Wir kennen einen der be⸗ anntesten deutschen Bühnenkünstler, der sogar eine — Uhrkette aus Wolle trägt, von dem wollenen Shlips, dem wollenen Hut mit dem wollenen Futter ind alle sonstigen wollenen Kleidungsstücken ganz u schweigen. Allgemein behauptet man, daß gegen lervosität, Rheumatismus, Vrustleiden, Fettleibig⸗ eit, Erkältungen und dergleichen die Wollenkleider qute Dienste erweisen. Ob die Erfahrung diese Rehauptung bestätigt, wird erst die Zukunft lehren. die Jäger'sche Wollentheorie ist nun aber einmal n Mode gekommen, von den wollenen Betten an⸗ angend bis zu den mit Wolle gefütterten Hüten. die Ozogenlampen, welche der Luft Sauerstoff zu⸗ ühren, und die ebenfalls Professor Jäger erdacht sat, sind gleichfalls in Aufnahme gekommen. Auch in Oesterreich und insbesondere in Wien hat die neue Wollentheorie schon zahlreiche Anhänger gefun⸗ ven; das „praktische Jägerthum“ macht sichtlich iortschritte. — (GAus dem Berliner Leben.) Richter; Sind Sie verheirathet?“ — Zeuge: „Nee, ick uich, ober meine Frau.“ — Richter: „Sprechen Sie keinen Unsinn.“ — Zeuge: „J, det wer' ick »och nich! Ick bin nämlich von meiner Frau eschieden Die hat sich nu wieder verheirathet, ick ibher nich. Also bin ick nich verheitathet. aber neine Frau!“ fEinernstes Eisenbahnunglückkwird uus Grimsby'gemeldei. Unweit dieser Station and am 15. d. M. Abends kurz vor 9 Uhr ein Zusammenstoß zwischen zwei mit Vergnügungsrei⸗ stark besetzten Zügen statt, wodurch 50 bis Personen mehr oder minder erhebliche Verletz⸗ ungen davontrugen. y . Die Untersuchung über die Farben der Haare, Hsaugen und der Haut der Schulkinder Festerreichs hat ergeben, daß in Oesterreich Procent blauäugige, 35 Procent grauäugige und 46 Procent braun⸗ und schwarzäugige Kinder; ferner 44 Procent blondhaarige und 56 Procent zunkelhaarige Kinder und 72 Procent mit weißer und 28 Procent mit brauner Haut gefunden wurden. 7 Aus Amsterdam bringt das Fr. J. über die Vertretung der deutschen Industrie auf der Colonialausstellung folgende Corre— pondenz: Die deutsche, speciell die rheinisch⸗ westfälische Eisen- und Stahlindustrie kann sich im besten Sinne des Wortes gratuliren, daß sie die Amsterdamer Ausstellung beschickt hat. deine andere Nation hat bis jetzt — was die Maschinenhalle bringen wird, müssen wir abwarten — auch nur annähernd eine solche Menge vorzüg⸗ icher Fabrikate in dieser Branche zur Ausstellung zebracht, als gerade die deutsche. Es kommt hinzu, daß Dank der überaus regen Thätigkeit des Herrn F. v. Dücker, den die Reichsregierung hierher depu⸗ irte, die deutsche Abtheilung neben der nieder— ändischen die einzige ist, welche man als voll⸗ tändig fertig bezeichnen kann. Zumal der Raum, n welchem die Ausstellungsobjecte der Eisen- und S„tahlindustrie (Burbacher Hütte, Duisburger Hütte, kschweiler Eisenwalzwerk, Hunil u. Lueg, Felten ind Guilleaume, Krupp, Gutehoffnungshütte in Iberhausen, Schulze-⸗Knaudt, Harkort, v. der Zypen ind Mulier u. a.) sich befinden, machte heute den Findruck eines Schmuckkästchens und war so besucht daß wiederholt vollständige Stauungen vorkamen. Man bezeichnet schon heute diese Abtheilung als das „quartier de l'industrie‘ — gewiß schmeichel— jaft genug für Deutschland. — Die Belgier, Eng⸗ änder und Franzosen sind allerdings nicht sehr darob erbaut; diese Länder haben sich eben mehr auuf den Jahrmarktscharakter, den solche internatio⸗ iale Ausstellungen mehr und mehr annehmen, ein⸗ jerichtet und sehen sich nun unangenehm durch das twas nüchterne Deutschland enttäuscht. Findet nan doch unter den ausgestellten Kohlen nur eutsches Product, was ein gutes Omen für die xrweiterung des Absatzgebietes unserer schmarzen Ddiamanten sein möge! — Auch die übrigen Gruppen )er deutschen Ausstellung fanden gestern und heute, veil gut geordnet, einen reichen Besuch. — Im ibrigen war das Leben in Amsterdam an beiden pfingstfeiertagen ein kaum beschreibliches. Pferde— zahnen, Caffé's, Restaurationen, Hotels, — alles überfüllt, auf den Straßen Scenen, die an die hol⸗ ändischen Kirmessen erinnern, Burschen und „Maisjes“ Arm in Arm singend und jauchzend die Straßen durchziehend. Dabei aber doch holländische Bemüthlichkeit, welche Rohheiten selten auflommen läßt. Alles in allem aber redet ganz Holland nur oon der Amsterdamsken Centrestelling und wir Deutsche können uns freuen, daß wir auf derselben so gut vertreten sind. Behandelt man die deutschen Aussteller auch gerade nicht liebenswürdig, achten nuß man sie doch und schließlich sagen wir: Dderint, dum metuant! F (Sensationeller Mord in Paris.,) Das Palas Royal war am Sonntag Nachmittag der Schauplatz eines mit unerhörter Frechheit aus⸗ geführten Verbrehens. Auf eine noch unerklärte Weise brachen am hellen Nachmittag mehrere Diebe in den Laden eines Juweliers in der Galerie Mont⸗ densier ein. Als auf das verursachte Geräusch die allein in der Wohnung anwesende Dienstmagd herbeieilte, türtzten sich die Kerle auf das schon bejahrte Mäd— hen, tödteten sie buchstäblich mit Fußtritten und chleuderten sie gegen den Feuerherd, an dem der Schädel der Unglücklichen zerschmetterte. Dann raubten die Diebe ungefähr für fünfzigtausend Franken Geldsachen und entfernten sich ungestört wieder. Erst um 11 Uhr Abends, beim Nach— hausekommen von einer Landpartie, constatirte der jestohlene Juwelier den Mord seines Dienstmädchens ind den ihm zugefügten Diebstahl. F Ein recht passendes Hochzeitsge— ichenk ward jüngst dem neuvermählten Herzog yon Genug und seiner Gemahlin von dem Offizier⸗ 'orps der italienischen Kriegsmarine, welcher Herzog Thomas angehört, dargebracht: ein paar herrlich zearbeitete, in Gold ausgelegte — Revolver. Wohl zuch das erste Mal, daß solche Mordwaffen Jung⸗ »ermählten als Hochzeitsgeschenke verehrt wurden — in Europa wenigstens. F Ein Strike ganz eigenihümlicher Art ist in Valladolid ausgebrochen. Dort besteht näm— lich ein königlich spanisches Zuchthaus und die In— sassen dieser Anstalt — elfhundert an der Zahl — haben nach gemeinschaftlicher Rerabredung plößz lich die Arbeit eingestellt. Sie verlangen Ver— kürzung des Normalarbeitstages, kräftigere Kost und Entfernung einiger mißliebiger Aufseher. Die Ver⸗ jandlungen zwischen der Direction und den Striken⸗ den sind im Gange. Ein bischen spanisch, nicht wahr? F Einer der ältesten Bäume auf Erden st nach der englischen Zeitschrift „Land“ der „Bo“ Baum in der heiligen Stadt Amarapura in Birma. kr warde im Jahre 288 vor Chrifti Geburt ge⸗ oflanzt und ist folglich 2171 Jahre alt. Das hohe Alter dieses Baumes ist durch historische Dokumente heglaubigt. Man nimmt an, es sei ein Zweig des Feigenbaumes, unter welchem Buddha in Urumelya ruhte. FGie längsten Tage in Europa.) Den längsten Tag hat die Stadt Reykjavik auf Island aufzuweisen; dort, wie überhaupt auf der zjanzen Insel dauert die Tageshelle drei und einen zalben Monat. Sodann folgt das in Norwegen am Waranger Fiord gelegene Städichen Vardöhus, vo es vom 21. Mai bis 22. Juli ununterbrochen Tag ist. Weiterhin kommt die schwedische Grenz⸗ tadt Tornea; hier zählt der längste Tag 2142, )er kürzeste dagegen 22 Stunden. In Petersburg ind Tobolsk in Sibirien währt der längste Tag 19 Stunden, dagegen hat der kürzeste Tag in diesen zeiden Städten nur 5 Stunden. In Stockholm und Upsola dauert der längste Tag 1813, der ürzeste 593 Stunden. In Berlin und London endlich beträgt die längste Tageszeit 179 Stunden. FNew⸗-York, 15. Mai. Kansas City, im Staate Missouri, wurde von einem heftigen Wirbel⸗ turm heimgesucht, bei welchem drei Personen ge— ödtet und eine größere Anzahl verwundet wurden. Der Verlust an Cigenthum wird auf 300,000 Dollars geschätzt. — Die Zahl der Einwanderer, velche im Monat April in den Vereinigten Staaten eintrafen, belief sich auf 78,475. f Werth der Lumpen.) In der Stadt Newyork gibt es 2000 Lumpensammler, deren Sammlungen einen Werth von Lst. 150,000 per ꝛnnum haben, während durch Handwagen jährlich dumpen im Gesammtwerth von Lst. 600, 000 ge⸗ ammelt werden. Der ganze Lumpenhandel der Bereinigten Staaten erreicht jährlich einen Umsatz in Höhe von 6 Millionen Pfd. Sierl. xIn der neuesten Nummer des amtlichen Organs »er Stadt Newyork, der City-Record ist eine Zu⸗ ammenstellung der während des Jahres 1882 in stewyork vorgekommenen Selbstmorde enthalten. Aus dieser amtlichen Zusammeustellung ergibt sich, daß von im Ganzen 199 Selbstmördern 79 also fast 60,0 pCt. ihrer Nationalität nach Deutsche varen, 49 also nicht ganz, 25 pCt. Amerikaner, 19, fast 10 pCt. Irländer und 11, etwas über 5 pCt. Engländer. Die übrigen Nationen lieferten aur vereinzelte Fälle. Von diesen 79 deutschen —AID nännlichen und 11 also c. 14 pCt. weiblichen Ge⸗ chlechts. Unter den 199 Selbstmördern waren iberhaupt 161 Männer und 38 Franen, von letzteren also 29 pCt. deutsche Frauen. Es ist dies ein weiteres deutliches, aber recht trauriges Zeichen für das Scheitern der von vielen Auswanderern senseits des Oceans erhofften Glückträumereien. .Ger Bockals Gärtner.) Eine diebische Polizei ist die der nordamerikanischen Bundeshaupt- stadt Washington. Daselbst haben neulich alle De— tectives entlassen werden müssen, weil sie mit den Dieben sich in die Beute theilten und die Raub— dläne selbst entwarfen, während die öffentlichen Po— izisten nie etwas herausbekamen. Auch der Prä⸗ ident der Distriktsverwaltung, West, wurde abge⸗ setzt und als der Mitschuld verdächtig in Unter⸗ inchung gezogen. Der Mutterwitz der Farbigen wurde kürzlich von dem bekannten Congreß-Humoristen S. S. Cox zum Thema einer Vorlesung gewählt, und For hatte folgende Beispiele mitzutheilen: Ein Farbiger, der kürzlich in Kentuky von den Baptisten jsetauft wurde, rief, als er aus dem Wasser kam: „Glory, Glory, Halleluja; hole es der Teufel, das Wasser ist ver . .. kalf.“ — Ich gab kürzlich einem Freunde in Washington ein kleines Glas Whiskey und bemerkte ihm, der Stoff sei 25 Jahre alt. „Das ist das kleinste Kind für sein Alter, das ich jemals sah“, sagte mein Freund. — Ein Farbiger war wegen seines ziemlich lockeren Lebens von einer Baptisten⸗ Gemeinde zurückgewiesen, von einer Methodisten-Gemeinde aber in der Hoffnung, zaß er sich bessern werde, aufgenommen worden.